Hufbearbeitung nach Biernat

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Vita
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Vita » Do 21. Jun 2012, 10:18

Danke Stormel, wär auch schön wenn du auch den Part übernehmen könntest zu erklären wie JB eine Absenkung oder die nicht vorhandene Hufbeinrotation erklärt ;) :D

Lieber Admin, ich komm damit gar nicht klar, weiss nie welche Klammern und Zahlen ich so löschen muss das es passt.

Deswegen hier jetzt meine Antwort für Silent Dee.

Das Du Probleme mit hebelnden Tragrandüberständen hast kann ich voll und ganz nachvollziehen. Die hätte ich auch.
Unser Sinn und Ziel ist es deswegen einen kleinen Tragrandüberstand herzustellen bei dem mit dem Rieddach alle noch so kleine Hebel ausgeschalten sind. Das ist Huforthopädie in unserem Sinn. Wie lang der ist hängt von vielen Faktoren ab, wie zb was die Sohle erlaubt (wo nix ist darf auch keine Sohle weg um einen Tragrand herzustellen), und wie viel das Tier arbeitet, wie es gehalten wird etc.
Die Rehepferde die du ansprichst, die im Winter zu dir als Neukunde kommen haben kein Tragrandproblem. Die haben ein extremes Hebelproblem!!!! Und das kann man auch mit Tragrandüberstand und Rieddach in den Griff bekommen. Der Tragrand trägt ja nie alleine, meist ist er etwa 3mm hoch , der Strahl möglichst genauso hoch oder gern auch noch etwas höher. ;) also liegt die Last niemals nur auf dem Tragrand, aber er federt schon einiges ab und schützt so die Sohle.
Die, so dick oder tragfähig du sie auch machst, max 1-1,5 cm dick ist und null unterpolstert.

Nochmal zu den Hebeln, die sind NIEMALS aufgrund eines Hebels oder Druckes plötzlich mitten in der Wand zu sehen. Das geht nicht, dies Horn wird ausschliesslich im Kronrand gebildet, die Einblutung ist also schon viel länger vorher passiert. Aber auch hier aufgrund von Druck oder Hebeln.

Zum Thema Rehe, sorry der Zucker sollte als Beispiel für eine Vergiftung stehen, was ich damit sagen wollte war das eine Rehe ausschliessliche eine Stoffwechselstörung ist, natürlich auch ausgelöst durch die von dir aufgelisteten Gründe. Aber immer eine Vergiftung. Niemals ausgelöst nur durch eine Mechanik.

Dein Hartbodentrimm funktioniert ja auch nur bedingt wenn das Pferd 365 Tage auf der Koppel gehalten wird. Wenn da der Besitzer nicht mitmacht in Form von Haltungsänderung oder Reiten auf hartem Boden kann das sicher auch nicht funktionieren.
Ihr schaltet einfach die Hebel aus indem ihr den Tragrand komplett weg macht, wir schalten sie mit dem Rieddach aus. Weil wir eben der meinung sind das ein Tragrand (ohne Hebel) immer besser ist als das laufen ohne einen Tragrand.

Und warum sollte JB nicht versuchen eine Bearbeitugsform zu finden die den Tieren das Laufen leichter macht? Wir haben eben keine wilden Naturzustände bei uns. Und der Besitzer will reiten! Ob Pferd nun weich oder hart steht. Und die Haltungsbedingungen sind leider auch selten optimal.

LG

stormel
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von stormel » Do 21. Jun 2012, 11:05

Vita hat geschrieben:Danke Stormel, wär auch schön wenn du auch den Part übernehmen könntest zu erklären wie JB eine Absenkung oder die nicht vorhandene Hufbeinrotation erklärt ;) :D

Gerne, aber dafür werde ich wohl erst nächste Woche Zeit haben.
Zuletzt geändert von stormel am Do 21. Jun 2012, 12:20, insgesamt 1-mal geändert.

stormel
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von stormel » Do 21. Jun 2012, 11:16

Bezüglich Hebel:

Durch unsere Raspeltechnik versuchen wir Hebel zu minimieren. Das geht natürlich nicht immer sofort auf Null.

Das geht nur wenn der Tragrand NHC mäßig eine Schwebe bekommt(wenn ich es richtig verstanden habe).

ABER: Wenn ich eine Schwebe in den Tragrand feile, so kann dieser Bereich keine Last mehr aufnehmen!
=> D.H.: Andere Bereiche müssen mehr Last tragen, können überlastet werden! Meist kurz vor und hinter der Schwebe.

Deshalb versuchen wir zu vermeiden einzelne Wandabschnitte KOMPLETT aus der Last zu nehmen.

Ich schreibe selbstverständlich für den Normalfall. Bei uns ist ALLES erlaubt wenn es mal nötig ist.

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von SilentDee » Do 21. Jun 2012, 15:46

Erst mal danke für's Reparieren! :D Ich gelobe, das mal zu üben! :D

und danke für die Mühe, mir die JB-Art erklären zu wollen, ich weiß, ich bin da sehr schwierig! ;)

Ich glaube, ich verstehe, was Ihr meint, und wie die Hintergedanken dazu sind, aber mir erschliessen sie sich aus anatomischer, physiologischer und auch physikalischer Sicht nicht in allen Bereichen. Ich glaube, das ist einfach so, weil da einfach die Ansätze und das Verständnis der Anatomie echt auseinander gehen.
Aus Eurer Sicht heraus verstehe ich, warum dann wie gearbeitet wird.

Da mir eigentlich ja egal ist, welchen Weg nach Rom man nimmt, wenn man auf diesem Weg auch tatsächlich ankommt in Rom, interessieren mich nun natürlich Fallbeispiele und die fertigen Hufe, die nun über jeden Boden laufen, und zwar schon länger als ein Jahr, also mich interessiert, wie sieht der gesunde Huf nun aus nach JB-Art? Irgendwelche Winkelangaben gibt es bei Euch ja auch nicht, denke ich, was mir damals die Methode so sympathisch machte. :)

Und da ich immer die echt schlimmen Fälle bekomme, bin ich natürlich auch an den echt schlimmen Fällen interessiert und der Therapie pathologischer Zustände.

Mögt Ihr da vielleicht mal ein paar Fallbeispiele einstellen, so nach dem Motto: Pferd xy hatte dieses Problem (Foto), so (weitees Foto nach der Bearbeitung) habe ich es bearbeitet, damit der Vorgang xyz das so und so korrigieren kann, und so (weiteres Foto) hat sich der Huf dann entwickelt...

Am liebsten auch Hufrehefälle, Trachtenzwanghufe, usw., denn Erhaltungstimm bei gesunden Hufen ist nicht so spannend... ;) Einen würde ich mir natürlich auch gerne anschauen. :lol:

Bin total gespannt, Euren Weg nach Rom mal im verlauf zu betrachten. Würdet Ihr bitte, bitte, bitte? :pray:
Manchmal machen Fotos das dann auch plötzlich logisch, und man erkennt dann ja auch mal, dass etwas tatsächlich funktioniert, was einem in der Theorie anders erscheint...

Lieben Gruß

stormel
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von stormel » Mi 4. Jul 2012, 13:25

Rehe:

Also ich habe es so gelernt das eine Rehe eine beginnende bzw. schon erfolgte Zusammenhangstrennung des Hufbeinträgers von der Wandlederhaut ist. Hervorgerufen durch eine Entgleisung der Enzyme bei der Hornbroduktion in der Lederhaut als Folge von Stoffwechselproblemen ( zuviel Insulin, Vergiftung, ... ).
Oder durch eine zu geringe Durchblutung der Lederhaut auch als Folge von Stoffwechselproblemen. Jeh nach Theorie.
Auf jeden fall kommt es zu einer nicht bakteriel hervorgerufenen Entzündung.
Eine Rehe kann auch schon vorliegen wenn es noch nicht zu eine Hufbeinrotation/-absenkung gekommen ist.

stormel
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von stormel » Mi 4. Jul 2012, 13:26

Also ich kann leider nicht mit Bildern dienen da ich SEHR fotographierfaul bin. Das kostet so viel Zeit. :shifty:

stormel
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von stormel » Mi 4. Jul 2012, 13:40

Vita hat geschrieben:
SilentDee hat geschrieben:
Sind dann Hufe, die nur auf harten Böden leben, gesund? Wie steht die HO-Theorie dann zu der Brumby-Untersuchung und den Pathologien an den Hartbodenhufen?
Kenne die Studie nicht.

Hallo Vita ,
schau mal auf der DHG-Seite nach.

Infothek->Fachartikel->•Die Forschung an Wildpferdehufen und ihre Relevanz für die Veterinärmedizin und für die Hufbearbeitung

Muß leider zugeben das die DHG-Seite informativer ist als unsere.

stormel
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von stormel » Mi 4. Jul 2012, 14:15

SilentDee hat geschrieben:
Vita hat geschrieben:Das Hufbein ist fest mit dem Wand-, dem Sohlen- Ballen- und Strahlhorn verbunden. Und nicht nur an der Wand aufgehängt. Die Kronlederhaut bildet das Wandhorn welches senkrecht nach unten wächst. Die Wandlederhaut produziert das Begleithorn, Zwischenröhrchenhorn mit seinen primären und sekundären Begleithornplättchen. Dieses Horn ist das einzige was waagrecht wächst. Es verbindet so das Wandhorn mit dem Hufbein. Die Saumlederhaut (weich) verbindet sich mit dem Strahl und Ballenhorn, diese verbinden sich innen mit der Hufbeinrandlederhaut .


Die Hufbeinrandlederhaut habe ich in noch keinem Anatomiebuch gefunden. Was genau ist das? Ich kenne die Wandlederhaut, wo genau sitzt denn die Hufbeinrandlederhaut im Gegensatz zur Wandlederhaut? :think:
Ich werde das morgen mal ganz genau nachschauen, habe die komplette Nickel-Buchreihe hier, neben 4 anderen Anatomiebüchern, werde mir die mikroskopischen Schnitte noch mal genau zu Gemüte führen... das will ich jetzt ganz genau wissen. ;)
Und diese primären und sekundären Begleithornplättchen müsste man dann ja auch deutlich sehen können, wenn sie die einzigen sind, die waagerecht wachsen. Dass das Kronhorn, also die Wandhornröhrchen senkrecht wachsen, ist ja wohl eindeutig Unsinn, die wachsen schräg nach vorn, nicht senkrecht, sonst müsste das Hufbein massiv rotiert sein... *grübel*
Unbenannt7.PNG
Die Hufbeinrandlederhaut wirst Du vermutlich in den Anatomiebüchern nicht finden. (Oder doch: terminale Papillen der Coriumlamellen)

Sie füllt die Lücke in der Sohle die entstehen würde wo die Wandlederhaut endet.
Sie besteht auch aus Papillen und bildet mehr gummiartiges Sohlenhorn das man am Rand der Sohle sehen kann. Man kann bei einem sauberen Schnitt in der Sohle erkennen das die Hornröhrchen dort in anderen Winkeln zum Boden wachsen als der Rest der Sohlenhornröhrchen.


Und die primären und sekundären Begleithornplättchen wachsen nicht waagrecht sondern senkrecht am Hufbein.
Unbenannt8.PNG
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Vita
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Vita » Mi 4. Jul 2012, 14:38

Stormel Danke, super erklärt!

Und die Forschungsergebnisse Wildpferdehuf sind echt super spannend.
Naturhuf auf hartem Boden wie Modell Jackson:

"...nur bei drei von 100 linken Vorderhufen wurden keine Anormalien gefunden, 67% hatten Rehe-Anzeichen und 70% Hufknorpelverknöcherung"!

Martin
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Martin » Mi 4. Jul 2012, 15:45

Vita hat geschrieben:Stormel Danke, super erklärt!

Und die Forschungsergebnisse Wildpferdehuf sind echt super spannend.
Naturhuf auf hartem Boden wie Modell Jackson:

"...nur bei drei von 100 linken Vorderhufen wurden keine Anormalien gefunden, 67% hatten Rehe-Anzeichen und 70% Hufknorpelverknöcherung"!
Liest Du gerade nur Hampson oder das neue Buch von Ramey mit Hampson drin?

Martin

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