Hufbearbeitung nach Biernat

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stormel
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von stormel » Di 29. Mai 2012, 15:07

Scheckenfan hat geschrieben: - Was hat Biernat für Methoden, um fühlige Pferde unfühlig zu bekommen? Oder wird es als "ist so" akzeptiert und so belassen? Letztlich will man als Besitzer doch ein gesundes, leistungsfähiges Pferd haben, und da gehören "funktionierende" Hufe für mich dazu, was m.E. beinhaltet dass das Pferd mindestens auf "ordentlichen" Böden (Wiese, Asphalt, Sand, Erde) unfühlig läuft. Ich persönlich möchte (und habe) ein Pferd, das auch über Schotterstraßen und einzelne Steine komfortabel läuft, einfach weil's davon zu viele Böden hier in der Gegen gibt. Sonst tu ich meinem Pferd letztlich keinen Gefallen mit den Barhufen, wenn der Laufkomfort leidet.
Also, was macht Biernat?

.

Wenn die Fühligkeit von der Sohle kommt:
Die Sohle nur sparsam bearbeiten aber Sohlenwülste möglichst entfernen da diese drücken können wie uns ein Stein im Schuh.
Ansonsten durch entsprechende Untergründe behutsam trainieren. Soll nicht zur Tierquälerei ausarten! Das Trainieren funktioniert relativ gut.
Eventuell auch vorübergehend mehr Tragrand stehen lassen.

Kommt die Fühligkeit von einer hebelnden Wand, so muß diese beseitigt werden.

Und, auch sehr wichtig, die Fühligkeit kann bei manchen Pferden auch mit dem Stoffwechsel zusammenhängen. Das muß abgeklärt werden.

Martin
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Martin » Di 29. Mai 2012, 16:43

Scheckenfan hat geschrieben: - Vor allem @ Martin: Vorausgesetzt es liegt wirklich "nur" an der Sohlendicke, ob ein Pferd fühlig ist oder nicht, wie stellst du dann eine dickere Sohle her?
Nach allem, was ich gelernt habe (in Anlehnung an NHC) wird die Sohle dicker, indem ich sie mehr belaste -> Tragrand (langsam) runter nehmen. Deine Empfehlung lautet, den Tragrand nicht runter zu nehmen - sondern?

.
Ich ging in meiner Argumentation von einem Pferd aus, dass genetisch oder aufgrund jahrelanger Fehlentwicklung (z.B. Beschlag sehr früh) keine dicke Sohle bzw. keine vernünftige Wölbung mehr ausbildet. Bei solchen Pferden akzeptiere ich einen höheren Tragrandüberstand. Es macht das Leben leichter. Will ich es trainieren, damit das bißchen Sohle sich wenigstens dem möglichen Optimum dieses Pferdes nähert, dann kann man das im Sand reiten oder einem feinen Schotter oder man kann auch mal einen Beschlag nehmen und ein Polster einfüllen. Letzteres führt bei einigen Pferden auch zu einer besseren Sohle. Das hat den Vorteil das Pferd nicht so quälen zu müssen, denn das Abhärten geht ja nie ganz ohne Autsch. Sehr hohe Tragrandüberstände kürze ich natürlich immer.

Ansonsten kenne ich Pferde, die laufen einfach besser mit Tragrandüberstand und andere besser ohne und wieder anderen ist es sowas von wurscht.
Ich kenne auch Pferde die laufen über übelsten Schotter völlig problemlos rüber, mögen aber keine Stoßbelastung, z.B. auf Asphalt imn Trab, während andere beim Schotter "autschen" aber locker über jeden Asphalt traben. Ich kann im Moment noch nicht sicher sagen, welcher Effekt was begünstigt und damit auch nie sicher sagen, welche Bedeutung dem Tragrandüberstand beizumessen ist.

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Pat » Di 29. Mai 2012, 17:21

Auch das Laufen mit Hufschuhen trainiert die Sohle. Gut, nicht ganz so stark wie ohne Schuhe, aber das Wichtigste ist, dass man die Pferde zum Laufen kriegt. Es nützt nichts ein Pferd nur 15 Minuten barhuf über Wiesen schleichen zu lassen, besser 2 Stunden über alles mit Puschen.

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Vita » Di 29. Mai 2012, 19:04

Scheckenfan hat geschrieben:Uiuiui, jetzt wird's hier ja richtig spannend. Ich hoffe, wir schaffen es alle bei einem netten Tonfall zu bleiben - Ärger hilft uns ja allen nicht weiter und letztlich sind wir ja hier um den Pferden gute Hufe zu verschaffen und zu lernen.
Bei ein paar Punkten möchte ich gern nachhaken:

- Was hat Biernat für Methoden, um fühlige Pferde unfühlig zu bekommen? Oder wird es als "ist so" akzeptiert und so belassen? Letztlich will man als Besitzer doch ein gesundes, leistungsfähiges Pferd haben, und da gehören "funktionierende" Hufe für mich dazu, was m.E. beinhaltet dass das Pferd mindestens auf "ordentlichen" Böden (Wiese, Asphalt, Sand, Erde) unfühlig läuft. Ich persönlich möchte (und habe) ein Pferd, das auch über Schotterstraßen und einzelne Steine komfortabel läuft, einfach weil's davon zu viele Böden hier in der Gegen gibt. Sonst tu ich meinem Pferd letztlich keinen Gefallen mit den Barhufen, wenn der Laufkomfort leidet.
Also, was macht Biernat?
JB macht das was er immer macht, einen funktionellen Tragrand herstellen (falls möglich - nicht unabdingbar), Hebel abstellen und an der Sohle nur die Schwielen wegnehmen. Und die Eckstreben so hinstellen das sie Last aufnehmen können. Und natürlich weist er die Besitzer auf die Notwendigkeit der unterschiedlichen Böden hin.-

Scheckenfan hat geschrieben:Vor allem @ Martin: Vorausgesetzt es liegt wirklich "nur" an der Sohlendicke, ob ein Pferd fühlig ist oder nicht, wie stellst du dann eine dickere Sohle her?
Nach allem, was ich gelernt habe (in Anlehnung an NHC) wird die Sohle dicker, indem ich sie mehr belaste -> Tragrand (langsam) runter nehmen. Deine Empfehlung lautet, den Tragrand nicht runter zu nehmen - sondern?
Eine dickere Sohle, ich weiss nicht ob das geht. Nicht jede dicke Sohle ist hilfreich, irgendwann fängt die an zu drücken. Wenn man die wegschneidet kommen Einblutungen zu Tage. Schätze das ist wirklich von Haltung und Fütterung abhängig, sowie der genetischen Anlagen.[

Scheckenfan hat geschrieben:Noch zum Thema Rückständig: Ich hab ein Bild von einem rückständigen Pferd gefunden: http://www.gesundepferde.eu/resources/r ... rbeine.jpg
Diese Pferde sind dann oft nur schwer dazu zu bewegen, den Fuß direkt unter den Körper zu stellen - zumal das meines Erachtens dann nicht aussagekräftig ist. Man will ja nicht wissen, wie das Bein stehen könnte, sondern wie es vom Pferd belastet & hingestellt wird. Bei einem bodeneng stehenden Pferd stelle ich die Füße ja auch nicht weiter auseinander (oder macht ihr das???)
Die Rückständigkeit KANN durch den Körperbau bedingt sein, meist sind es aber doch die Hufe = zu hohe Trachten und/oder zu lange Zehe.
Und hat dieses Tier für dich zu lange Zehen oder zu hohe Trachten?



Anmerkung Mod: Zitat repariert.

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Vita » Di 29. Mai 2012, 19:08

Mascha hat geschrieben:
Vita hat geschrieben:Aber, wenn man so einen Huf wie ich hat, mit aufgerissenem Fesselträger von mehr als einem cm, dann seh ich schon mehr als deutlich das der Huf steiler will...
Jetzt ganz unabhängig von diesem Einzelfall. Dir ist aber schon bewusst, dass eine steile Stellung die Beugesehne entlastet und den Fesselträger belastet?
Mascha ich weiss nicht, denke wenn die steile Stellung angeboren ist und nicht künstlich hergestellt (geht eigentlich auch gar nicht, der Huf würde in Kürze einem Sehnenstelzfuß ähneln..) ist sie nicht mehr oder weniger für den Fesselträger belastent als eine weichere Fesselung.

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Scheckenfan » Di 29. Mai 2012, 19:23

Vita hat geschrieben: JB macht das was er immer macht, einen funktionellen Tragrand herstellen (falls möglich - nicht unabdingbar), Hebel abstellen und an der Sohle nur die Schwielen wegnehmen. Und die Eckstreben so hinstellen das sie Last aufnehmen können. Und natürlich weist er die Besitzer auf die Notwendigkeit der unterschiedlichen Böden hin.
Funktioniert das deiner Erfahrung nach?
Ich denke mir eben, dass der Huf die Schwielen nicht ohne Grund bildet...
Vita hat geschrieben:Eine dickere Sohle, ich weiss nicht ob das geht. Nicht jede dicke Sohle ist hilfreich, irgendwann fängt die an zu drücken. Wenn man die wegschneidet kommen Einblutungen zu Tage. Schätze das ist wirklich von Haltung und Fütterung abhängig, sowie der genetischen Anlagen.
Hm, tut sie das? Mein Pferd ist auf Marschwiesen aufgewachsen und hatte völlig ausgeflügelte Hufe. Habe die Sohle nie abgedrückt, hatte damals keine Ahnung von Hufen - aber die Sohle war sicherlich enorm dünn.
Inzwischen ist die Sohle richtig dick und wird immer, immer dicker. Pferd läuft wie verrückt und ich habe noch NIE Einblutungen an der Sohle gefunden. Wohl aber mal in der Wand, wenn ich die zu lang gelassen habe.
Ich denke, dass man an der Sohlendicke doch enorm was machen kann! Fütterung und Haltungsbedingungen sind nämlich nicht soooooo anders geworden.

Vita hat geschrieben:Und hat dieses Tier für dich zu lange Zehen oder zu hohe Trachten?
Auf dem Bild sehen die Hufe ok aus, aber wer weiß, wie das auch vernünftigen Huffotos aussieht? Evtl. ist auch der Strahl nur sehr schmerzhaft und das Pferd steht deshalb rückständig? Alles Spekulation!
Aber wie würdest du auf so eine Körperhaltung eingehen? Oder wird das weiter nicht berücksichtigt? Stellst du das Pferd zum Beurteilen absichtlich anders hin?

Find das total spannend, zumal ich gerade eine Selbstrasplerin bei mir zu Hause sitzen hab, die ihre Pferde nach Biernat macht.
Allerdings haben beide Pferde eine Zehenfußung und relativ schmale Strähle - liegt's am Können oder an der Methode? Das würd ich halt gern rausfinden.

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Vita » Di 29. Mai 2012, 19:29

Scheckenfan hat geschrieben:
Vita hat geschrieben: JB macht das was er immer macht, einen funktionellen Tragrand herstellen (falls möglich - nicht unabdingbar), Hebel abstellen und an der Sohle nur die Schwielen wegnehmen. Und die Eckstreben so hinstellen das sie Last aufnehmen können. Und natürlich weist er die Besitzer auf die Notwendigkeit der unterschiedlichen Böden hin.
Funktioniert das deiner Erfahrung nach?
Ich denke mir eben, dass der Huf die Schwielen nicht ohne Grund bildet...
Doch bestimmt macht er diese Schwielen aus einem Grund. Aber hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, nicht alles wegnehmen aber so viel wie nötig damit es nicht drückt, denn drücken tut es auf jeden Fall wenn es nur eine punktuelle Schwiele ist. Sonst hätt ja das Hufbein an dieser Stelle eine Einkerbung die diese Schwiele benötigen würde :mrgreen:
Scheckenfan hat geschrieben:
Vita hat geschrieben: Eine dickere Sohle, ich weiss nicht ob das geht. Nicht jede dicke Sohle ist hilfreich, irgendwann fängt die an zu drücken. Wenn man die wegschneidet kommen Einblutungen zu Tage. Schätze das ist wirklich von Haltung und Fütterung abhängig, sowie der genetischen Anlagen.
Hm, tut sie das? Mein Pferd ist auf Marschwiesen aufgewachsen und hatte völlig ausgeflügelte Hufe. Habe die Sohle nie abgedrückt, hatte damals keine Ahnung von Hufen - aber die Sohle war sicherlich enorm dünn.
Das ist jetzt aber auch Spekulation ;) woher willst du wissen ob sie damals nicht auch schon so dick war???
Scheckenfan hat geschrieben:Inzwischen ist die Sohle richtig dick und wird immer, immer dicker. Pferd läuft wie verrückt und ich habe noch NIE Einblutungen an der Sohle gefunden. Wohl aber mal in der Wand, wenn ich die zu lang gelassen habe.
Ich denke, dass man an der Sohlendicke doch enorm was machen kann! Fütterung und Haltungsbedingungen sind nämlich nicht soooooo anders geworden.
Scheckenfan hat geschrieben:
Vita hat geschrieben:Und hat dieses Tier für dich zu lange Zehen oder zu hohe Trachten?
Auf dem Bild sehen die Hufe ok aus, aber wer weiß, wie das auch vernünftigen Huffotos aussieht? Evtl. ist auch der Strahl nur sehr schmerzhaft und das Pferd steht deshalb rückständig? Alles Spekulation!
Aber wie würdest du auf so eine Körperhaltung eingehen? Oder wird das weiter nicht berücksichtigt? Stellst du das Pferd zum Beurteilen absichtlich anders hin?
Wenn das Pferd sich immer wieder so hinstellt ist dies für mich die gegebene Stellung.

Scheckenfan hat geschrieben:Find das total spannend, zumal ich gerade eine Selbstrasplerin bei mir zu Hause sitzen hab, die ihre Pferde nach Biernat macht.
Allerdings haben beide Pferde eine Zehenfußung und relativ schmale Strähle - liegt's am Können oder an der Methode? Das würd ich halt gern rausfinden.
Zehenfussung haben meine zwei auch, aber einer hat richtig dicke Strähle, nämlich der mit der flachen Sohle :shifty:


Anmerkung Mod: Zitat repariert.

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Scheckenfan » Di 29. Mai 2012, 19:39

Ja, ist Spekulation.
Mir geht's hier auch nicht ums Rechthaben, sondern um den Gedankenaustausch. Bin einfach irre neugierig (sorry) :roll:

Die Zehenfußung macht dir scheinbar keine Sorgen? Oder versuchst du auch, zu einer zehenfußung zu kommen? Wenn ja, wie?

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Vita » Di 29. Mai 2012, 20:04

warum soll mir die Sorgen machen?

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Scheckenfan » Di 29. Mai 2012, 20:20

Naja, vom Hufaufbau her find ich's schon sinnvoll, dass die Hufe auf dem weichstenm nachgiebigsten Teil - dem Strahl mit zugehörigem Strahlpolster - zuerst belastet werden, damit dieses den Aufprall abfängt. Dann dürfen Wände und je nach Methode Eckstreben und Sohlenrand die Belastung übernehmen.
Wenn die Zehe zuerst auffußt, geht der Aufprall direkt in Gelenke und Sehnen, da ist einfach wenig Stoßdämpfung.

Habe übrigens gerade beim Nachlesen der vielen Threads ein schönes Beispiel davon gefunden, wie Hufstellung die Stellung der Vorderbeine beeinflusst: http://www.forum.keinhorn.de/viewtopic.php?f=10&t=337 (runterscrollen zu den Fotos)
Erst steht das Pferd deutlich Rückständig, dann stehen die Beine ziemlich lotrecht.
Egal, welches von beiden nun "richtig" oder "falsch" fürs Pferd ist: Es IST durch die Hufbearbeitung bedingt. Mindestens in diesem Fall, aber ich denke das ist eher die Regel als angeborene Stellungsfehler.

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