Hufbearbeitung nach Biernat

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Pat
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Pat » Mo 28. Mai 2012, 23:21

Vita hat geschrieben: du meinst ein Sehnenstelzfuß, oder Bockhuf.

Den erkennt man aber am heraustreten des seitlichen Unterstützungsastes des Fesselträgers.
Du meinst sicher so einen Huf.
Bild

Hm, aber vielleicht sollte man den auch steiler stellen, damit die Fesselachse wieder stimmt... :shifty:

Vita
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Vita » Mo 28. Mai 2012, 23:23

radieschen das versteh ich jetzt nicht, dafür stell ich das Pferd doch möglichst gerade hin! Und nicht so das zum beurteilen das Bein zurück gestellt ist.

Mal abgesehen von der Huf Fesselachse, was hättet ihr an dem Huf anders gemacht und warum?

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Pat » Mo 28. Mai 2012, 23:24

Vita hat geschrieben:ok aber nagelt mich nicht auf den Millimeter fest, ich bin nicht so der Held was Bildbearbeitungsprogramme angeht...
so IN ETWA.
Ja, so in etwa hab ich mir gedacht, dass das dann aussieht. Solche Hufe bekomme ich dann zum Reparieren... die berühmten Coladosen.
Beispiel gefällig? Und alles von HOs aus der Liste... :?

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Vita » Mo 28. Mai 2012, 23:28

Pat wenn du weiter so unqualifiziert bist schreib ich hier nix mehr.

Du brauchst nicht gut finden was wir machen, aber bekehren wirst du uns auch nicht, denn wir sind schon von unserer Art der Bearbeitung überzeugt.

Das gibt sicher keine Coladose, wieso sollte es????? Echt, so ein Quatsch.

Kannst gern mal deine "reparierten" Fälle zeigen.

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von greenorest » Mo 28. Mai 2012, 23:35

Hallo,

eigentlich wollte ich gerade den Computer runterfahren, daher nur ein kurzer Einwurf:

Biernat spricht sich in seinem Buch eindeutig gegen die universelle Anwendbarkeit von Fesselstandstheorie und Mediolateraler Balance ("klassische Schmiedearbeit") aus - kurz weil es bei Fehlstellungen schlecht funktioniere.

Warum bezieht ihr euch dann so stark auf den Fesselstand?

Im Fall von Vitas Huf (der helle mit dem schwarzen Streifen) würde ich ebenfalls eine gerade Zehenwand anstreben, aber eine Trachtenlänge, so dass rundherum der gleiche Tragrandüberstand über der harten Sohle ist (weitere Anhaltspunkte sind die Strahlfurchen) und keinesfalls an den Trachten extrem viel mehr als an der Zehe.

Daher meine Frage: Gibt es lt. Biernat-Theorie ein Kriterium, wann Trachten zu lang sind - oder richtet ihr euch nur nach dem Fesselstand?

Gruß Tina
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Pat » Mo 28. Mai 2012, 23:36

Hupps, ich bin also unqualifiziert, weil ich anderer Meinung bin? Interessante Perspektive... :|

Hier mal mein Lösungsvorschlag für den Huf, türkise Linien

Bild

Du siehst, in der Zehenlinie sind wir uns einig. In der Trachtenhöhe nicht.

Und "bekehren" will ich niemanden. Ich sage lediglich, wie ich die Dinge sehe.
Zuletzt geändert von Pat am Mo 28. Mai 2012, 23:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Pat » Mo 28. Mai 2012, 23:38

Vita hat geschrieben:Das gibt sicher keine Coladose, wieso sollte es????? Echt, so ein Quatsch..
Wenn die Trachten und der gesamte Huf immer höher uns steiler gezüchtet werden gibt das eine Coladose.
Vita hat geschrieben:Kannst gern mal deine "reparierten" Fälle zeigen.
Kommt schon noch... ;)

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von SilentDee » Di 29. Mai 2012, 00:11

Oh, wow, man merkt, es sind Feiertage! :mrgreen:

Ich reiche pflichtbewußt die Sohlenaufnahmen nach zu den beiden Seitenaufnahmen, die ich ein paar Seiten vorab eingestellt habe:

Bild

und etwas schräg aus Trachtensicht:

Bild

Also, das Pferd lief fühlig zu dem Zeitpunkt, ich habe den Tragrand-Wandüberstand (gab mal Definitionsprobleme zum Wort Tragrandüberstand, also ich meine Wandhornüberstand) auf Sohlenniveau gemacht und vor allem die Seite, die nicht nach innen driftet, gekürzt, denn die Wand war dem Pferd so echt unbequem. Und ich finde es gerade bei jungen Pferden (Wallach ist 4 Jahre alt, noch roh) echt schlimm, wenn die Wände an eigentlich ganz geraden Beinen derart schief belastet werden, dass eine Wand hinter die Senkrechte driften wird.
Ich habe erst beim zweiten Mal einen massiven Toe Rocker angebracht, um die Zehe zurückzusetzen, denn die Sohle hatte sich aufgrund des Wandüberstandes als etwas weich erwiesen gehabt (mache bei der Erstbearbeitung immer eine Zangenprobe) und das Pferdchen sollte sich erst seine Sohle etwas aufbauen.
Er lief aber vom zeitpunkt des Sohlenniveaus an besser, der Strahl wurde endlich angegangen.

Die Wand wächst schlagartig gerade herunter. Ich mache bald mal aktuelle Fotos, habe damals noch nur vorher-Aufnahmen gemacht, die reichen mir immer, um einen Fortschritt und eine Teilzielerreichung für mich zu dokumentieren... ;)
Es gab trotz der nun kurz gefeilten (und genipperten) Hufen keinen einzigen Hufabszeß mehr, vorher waren es innerhalb kurzer Zeit zweu oder drei.

Und das Gangbild ändert sich zum Positiven, weil die Wände nun passender zur Beinachse gerade herauswachsen. Bald ist kein Charlie Chaplin Araberchen mehr unterwegs. :lol:

Ich fand den Huf grottig schlecht bearbeitet und die Einblutungen (kann man die sehen?) sprachen damals eine deutliche Sprache. Das Pferd lief trotz der langen Zehe in Zehenfußung, irgendwie, etwas merkwürdig, kann man kaum beschreiben. Mittlerweile fußt er gesund auf, was natürlich auch den Hufrollenbereich zuträglich ist.

Ich persönlich verstehe es leider noch immer nicht, wie ein Tragrand-Wandüberstand eines zu lang gewordenen Hufes sich durch anraspeln selbst kürzen soll, wenn der Hebel immer noch bestehen bleibt, und dadurch immer weiter den Kronrand und die Lamellenschicht reizt...
Ein etwas minimierterer Hebel ist immer noch ein Hebel.Zwar mit etwas weniger Kraft, aber eben immer noch hebelnd. Und dadurch sich negativ auswirkend auf die Lederhäute.

Vielleicht habe ich aber auch einen Denkfehler.

Ich hatte diese Unterhaltung mit einem sehr netten JB-Bearbeiter vor kurzem, der mir auch erklärte, dass man Wände nicht ganz aus dem Hebel nimmt, weil man den Reiz erhalten möchte. Auch das verstehe ich nicht.

Habt ihr mal Hufe von Pferden, die ihr schon länger bearbeitet und die ihr als gesund und fertig (nur noch Erhaltungstrimm) korrigiert anseht?

Die Beschreibung, was ein gesunder Huf ist, ist ja doch eigentlich ähnlich und das Ziel sollte also das selbe sein, denke ich. Und vielleicht führen ja auch in diesem Fall viele Wege nach Rom. (Ich begreife den mir beschriebenen anderen Weg irgendwie nur nicht! :D )

Ist das Ziel eines nach Eurer Methode gesundeten Hufes auch, dass dieser Huf über jeden Boden laufen kann? oder reicht es, wenn er auf weichem Boden läuft? Mir erscheint die Form der Hufe irgendwie immer eher als Weichbodenhufimitation. (Blödes Wort, soll heissen, man versucht, einen Huf durch Bearbeitung zu schaffen in der Form, der einem angepassten Weichbodenhuf nahe kommt - also keine negative Bewertung oder Betonung drin enthalten... ;) )

Bin total interessiert. Also, bitte nicht aufgeben, mit Erklärungen. Am besten mit Bildern, oder so.

Danke

Lieben Gruß,

Marina

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von SilentDee » Di 29. Mai 2012, 00:20

Vita hat geschrieben:ok aber nagelt mich nicht auf den Millimeter fest, ich bin nicht so der Held was Bildbearbeitungsprogramme angeht...
so IN ETWA.
Wie oft hast Du denn diesen Huf schon bearbeitet gehabt? Gerade erst übernommen? War da eine entzündliche Problematik gewesen, als Du ihn übernommen hast, oder bearbeitest Du den schon länger?

Den Wandverlauf würde ich wohl ähnlich anstreben, wie Du es eingezeichnet hast, nur eben leicht kürzer, sobald es die Sohle hergibt. Gerade so wachsen, sollte sie unbedingt! Lang ist er dann nach meiner Methode immer noch. Schau mal bei der Spanier Diego-Threadsache nach, da sind vorher und nachher-Bilder, wie ein extremer Radikaltrimm aussieht, wenn ich es gemacht habe! :D Das waren echt lange Hufe! ;)

Und nach meiner Auffassung stört ein Wandüberstand eben, weil er dann auch irgendwann wegbrechen würde. Ich hatte es vor vielen Jahren auf dem HO-Stand auf der Hansepferd mal so verstanden, dass nach JB auch ein Tragrand so bearbeitet werden kann, dass er schneller wegbricht. Ist das mittlerweile überholt? Oder hatte ich das falsch verstanden damals?
Sieht man bei manchen HO-Bearbeitern, dass die Hufe nach ca einer Woche wegbrechen, bei anderen sind solche langen Wände anscheinend gewollt... Sind das unterschiedliche Jahrgänge und hat JB seine Methode verändert über das letzte, hmm, Jahrzehnt, oder so? Oder sind das Zufalls-Beobachtungen und individuelle Bearbeiter-Weiterentwicklungen?


PS: Zu meinem Bildmaterial im Vorher-Beitrag: Die Hufbearbeitung war in kurzen Abständen, wie es die Bearbeiterin empfolen hatte, die Besi spart an nichts, wenn es um die Gesundheit ihres Lieblings geht! ;) (war, glaub ich, auch eine Frage gewesen)

Lieben Gruß

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Martin » Di 29. Mai 2012, 00:39

Vita hat geschrieben:die Kürzungslinie halte ich für sehr gewagt... :hand:
dieses komische rockerding brauch ich auch nicht wirklich, trägt aus meiner Sicht nichts dazu bei die Hufform nachhaltig zu verbessern.

Martin? Was sagst du denn? Hast immer so gute Ideen :)
Uii, dass ist ja wie beim Streit in "Im Namen der Rose", als die unterschiedlichen Mönchsgruppen diskutierten.
Aber bitte nicht die (Huf-)Inquisition holen und das Forum abbrennen. :naughty: :naughty: ;)

Ich bin nur sehr begrenzt für einen Streit der Schulen zu gebrauchen, weil ich zu keiner gehöre.
Mein Maßstab ist meistens die Brauchbarkeit im Distanzsport (und dann bin ich noch so ein Beschlagfan. :oops:)
Aus den Gründen gehe ich oft viel radikaler vor als die meisten Hufpfleger, egal ob NHC, Biernat oder Strasser und manchmal auch anders.

Ob der Toerocker so wirkungsvoll ist, habe ich noch nicht herausfinden können. Da habe ich auch so meine Zweifel. Auf der anderen Seite habe ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass HO's sich selten an die Trachten trauen, Panik bekommen, wenn kein Tragrand mehr da ist und sich zu sehr darauf verlassen, dass das System "Abrieb fördern" funktioniert. Ich denke das liegt unter anderem an dem veralteten Huffunktionsmodell von JB. Es war zu seiner Zeit sicherlich eine gute Alternative zu dem Modell von Strasser und damit historisch wertvoll. Aber seit Prof. Bowker liegt ein wissenschaftlich begründetes Modell vor, was man sehr ernst nehmen sollte. Und wenn man es ernst nimmt, dann kommt man an einigen Stellen zu anderen Bearbeitungsprinzipien, z.B. die eher niedrige Trachte als wichtiges Prinzip und den Parameter der "Trachten-zuerst-Landung" als hoch relevant. Beides hat meines Wissens bei der HO-Ausbildung kaum Bedeutung, oder?
Hier würde ich mir mehr Mut der HO-Seite wünschen, sich auch mal solche Modelle anzuschauen. Man muß es ja nicht gleich glauben, ist schließlich auch nur eine Theorie, aber doch eine interessante.

Das Arbeiten nach der Fesselstandstheorie ist nachweislich bei den Hufschmieden ziemlich komplett in die Hose gegangen. Es erscheint mir kein verläßlicher Parameter. Ich schaffe es jedenfalls nicht danach zu arbeiten, da kommt bei mir nur Murks raus, kann aber auch an mir liegen. Ich bin erfolgreicher, wenn ich mich an der Sohle bzw. am Strahl orientiere, auch das System von Daniel Anz scheint in vielen Fällen gut zu funktionieren.

Ansonsten habe ich die Erfahrung gemacht, dass so ein Huf sehr anpassungsfähig ist und zwar nicht nur an den Untergrund, sondern auch an den Hufpfleger. :lol: In gewissen Grenzen ist es dem Huf egal wo wir was raspeln oder schneiden, er gleicht es an anderer Stelle einfach aus. Das erklärt, warum wir uns alle so oft bestätigt fühlen, obwohl wir z.T. sehr unterschiedlich handeln.

Martin

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