Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Alles was den Huf gesund erhält bzw. Hufkrankheiten
Antworten
Lilli
Beiträge: 684
Registriert: Fr 19. Aug 2011, 11:57

Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Lilli » Mi 19. Jun 2013, 12:14

Nupur hat geschrieben:Dann werde ich mich auch mal versuchen.


Bei der Wahl der Einlage stellt sich die Frage nach Trachtenerhöhung oder nicht. Grundsätzlich ist es so, daß eine Erhöhung im Sinne einer Überkorrektur des Fesselstandes 1. mehr Gewicht auf die Trachten verlagert, und 2. den Zug der Tiefen Beugesehne am Hufbeinträger verringert. Die verbreitete Meinung, das Hufbein würde in steiler Stellung auf der Spitze "stehen" und damit Druck erfahren, ist ein physikalischer, meßbarer und logischer Irrglaube. Das wissen wir spätestens seit der Dallmer-Studie, und die ist bereits uralt. Daher kann eine Trachtenerhöhung um mehrere cm im akuten Stadium tatsächlich eine Rotation verhindern.
Du meinst jetzt aber nicht die hier? http://www.hufschuh.de/cms/attachments/ ... 2dpi-b.pdf

Was mich auch immer wieder verunsichert, die eine Studie sagt, Trachten hoch-kann Rotation verhindern und andere sagen Trachten runter-eine Rotation wird nicht durch den Sehnenzug ausgelöst :think: Bleibt dann wohl reine Glaubensfrage....oder kann jemand etwas deutlicher belegen?
"Alles wird gut" (Anna und TinaH)

kelte
Beiträge: 1276
Registriert: Mi 13. Mär 2013, 19:24
Einzugsgebiet: Wien, Nö
Service: individuelle Beurteilung und balancierte Bearbeitung, Umstellungen
Beklebe
Einzelschulung und Kurse
Hufschuhberatung
TENS, EMS
McMaster Eizählung
Wohnort: westlich von Wien

Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von kelte » Mi 19. Jun 2013, 13:57

Servus!

Für mich ist es eigentlich eindeutig, hohe Trachten verlagern den Schwerpunkt nach vorne.
Man stelle sich nur ein Pferd vor, dessen Trachten z.B. am Vorderhuf länger sind. Um das auszugleichen muß es leicht rückständig stehen, d.h. die lotrechte Kraftlinie wandert nach vor und die Zehe wird mehr belastet.
Ich habe sogar schon einmal eine Druckplatte von der Sattelanpassung unter einen mit zusätzlichen Keilen beschlagenen Huf gelegt, Druckspitze war im Zehenbereich. Nach der Eisen- und Keilabnahme, OHNE Bearbeitung lagen die Druckspitzen deutlich weiter hinten am Huf.

Grüße

Benutzeravatar
greenorest
Beiträge: 814
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 22:32
Einzugsgebiet: Landkreis RW
Service: (neben)gewerbliche Hufbearbeitung und Hufkurse
Wohnort: Eschbronn
Kontaktdaten:

Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von greenorest » Mi 19. Jun 2013, 20:00

Für meine Entscheidung ist wichtig, welche Art von Knochenlageveränderung vorliegt. Reine Sinker oder Kapselrotationen reagieren kaum positiv oder sogar schlecht auf die Keile. Die klassische Hufbeinrotation jedoch sehr gut. Da es mir im Rehabilitationsstadium nicht mehr primär um den Zug der TBS geht, welchen ich ja sowieso durch den optimierten Abrollpunkt herabsetze, bleibt die Überlegung der veränderten Lastverteilung - weg von der Zehe, auf die Trachten. Daher entscheide ich mich meist für eine gängige Keilplatte, die eine Erhöhung von 8 - 10mm aufweist.
Hallo,

die Logik hinter diesem Zitat verstehe ich nicht. Nurpur verwendet also bei einem Pferd mit klassischer Hufbeinrotation (d.h. Fesselachse auf dem Röntgenbild nach hinten gebrochen) Keile, nicht jedoch bei einem Pferd mit Kapselrotation (Fesselachse auf dem Röntgenbild normal). Gehen wir für die Diskussion mal davon aus, dass das Pferd vor der Rehe eine normale Anordnung der Zehenknochen zeigte, also z.B. keinen Bockhuf) und seit dem akuten Schub schon einige Wochen vergangen sind.

Nun steht doch bei einem Pferd mit klassischer Hufbeinrotation das Hufbein bereits zu steil. Wenn ich zusätzlich noch Keile anbringe, steht es noch steiler, häufig dann in Winkeln zum Boden die völlig außerhalb jedes normalen Maßes liegen. Selbst ein normaler, an sich gesunder Huf verformt sich, wenn ich eine solche Stellung durch lange Trachten und/oder Keile erzeuge - meiner Beobachtung nach bildet sich häufig ein Schnabel an der Zehe und die Blättchenschicht ist verbreitert/defekt/gammelig. Zudem zeigen die Pferde beim Laufen und Stehen Unwohlsein mit der Hufsituation.
Warum soll eine solche Stellung mit sehr steilem Hufbein dann beim Rehepferd erstrebenswert sein? Wann im Laufe der Rehabilitation würde denn wieder der Winkel der Hufbeinbodenfläche, der vor der Rehe bestand, wiederhergestellt?

Ich persönlich habe beobachtet, dass eine "Trachtenerhöhung" während des akuten Schubes vom Pferd selbst erzeugt wird, wenn es sich in feuchten Sand (oä.) stellen darf. Dies bringt dem Pferd offensichtlich Erleichterung, zusätzlich zum Effekt, dass Strahl und der hintere Teil der Sohle in diesem Untergrund mittragen.
Bei chronischen Rehepferden, auch solchen mit klassischer Hufbeinrotation, habe ich jedoch häufig beobachtet, dass eine steile Stellung kontraproduktiv war. Teilweise über Jahre bestand keine feste Verbindung an der Zehenwand/ein Schnabel/chron. Rehehuf. Ab dem Tag, an dem die Trachten so gekürzt wurden, dass die Hufbeinunterseite einen (annähernd) normalen Winkel zum Boden einnahm, wuchs der Huf fest angebunden heraus, nach dem Durchwachsen entstanden wieder normale Hufe.

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

Benutzeravatar
Nupur
Beiträge: 431
Registriert: Fr 7. Jun 2013, 00:53
Einzugsgebiet: Region Hannover

Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Nupur » Mi 19. Jun 2013, 23:50

Laddie hat geschrieben:In welchen Intervallen betreust Du ein Rehepferd, das sich in dem von Dir beschriebenen Stadium befindet? Und welche Art von Pferden sind das in der Regel? Alles quer durch den Garten, oder vorzugsweise Sportpferde?
So über den Daumen nach maximal 6 Wochen. Hängt aber von der Entwicklung und dem Wachstum ab. Meine Kunden sind in 1. Linie verfettete Kindersatze.

Lilli hat geschrieben:Du meinst jetzt aber nicht die hier? http://www.hufschuh.de/cms/attachments/ ... 2dpi-b.pdf

Was mich auch immer wieder verunsichert, die eine Studie sagt, Trachten hoch-kann Rotation verhindern und andere sagen Trachten runter-eine Rotation wird nicht durch den Sehnenzug ausgelöst :think: Bleibt dann wohl reine Glaubensfrage....oder kann jemand etwas deutlicher belegen?
Doch, die meine ich. Welche "Studie" besagt denn Trachten runter? Ich kenne keine, nur Einzelmeinungen.

kelte hat geschrieben:Für mich ist es eigentlich eindeutig, hohe Trachten verlagern den Schwerpunkt nach vorne.
Man stelle sich nur ein Pferd vor, dessen Trachten z.B. am Vorderhuf länger sind. Um das auszugleichen muß es leicht rückständig stehen, d.h. die lotrechte Kraftlinie wandert nach vor und die Zehe wird mehr belastet.
Ich habe sogar schon einmal eine Druckplatte von der Sattelanpassung unter einen mit zusätzlichen Keilen beschlagenen Huf gelegt, Druckspitze war im Zehenbereich. Nach der Eisen- und Keilabnahme, OHNE Bearbeitung lagen die Druckspitzen deutlich weiter hinten am Huf.
Sehr witzig. Du vergleichst eine über längere Zeit bestehende fehlerhafte Hufsituation und die daraus entstehende Kompensation des Pferdes mit dem Zustand nach einer akuten Hufrehe. Ist das Dein Ernst? Aber eigentlich bestätigst Du meine Darstellung mit Deiner Beobachtung sogar: Wenn die hohen Trachten nicht zu stärkerem Druck und irgendwann zu Unbequemlichkeit führen würden, dann müßte ein Pferd es ja auch nicht durch Rückständigkeit ausgleichen. Nicht wahr? Im Falle des Rehepferdes will dieses aber gar nicht "ausgleichen", es nimmt das dankend an!


@greenorest
Was Du beschreibst trifft ausschließlich auf den Dauergebrauch so einer Maßnahme zu. Davon rede ich aber nicht. Es ist eine Maßnahme, um dem Pferd in der Schmerzphase zu helfen. Wenn die länger als eine Beschlagsperiode dauert, dann läuft ja wohl etwas falsch, oder? Außerdem sehe ich bei der Beurteilung in der Bewegung ziemlich gut, was angesagt ist. Eine harte, störende Trachtenfußung z.B. würde mich davon abhalten, den Keil zu verwenden.

Näheres dazu erläutere ich gerne noch im neuen Thema "Trachtenbelastung" - wenn ich wieder dazu komme.

Benutzeravatar
Pat
Beiträge: 2101
Registriert: Do 11. Aug 2011, 14:37
Einzugsgebiet: Heidekreis bis Hannover
Service: gewerblich; Barhufbearbeitung, Duplobeschlag, zertifizierte Duploanwenderin, Hufkurse; F-Balance Professional
Wohnort: Walsrode (Lüneburger Heide)
Kontaktdaten:

Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Pat » Do 20. Jun 2013, 01:38

Vielleicht erinnern sich einige IG-Mitglieder, als ich beim Treffen in Lindlar geschrieen habe... oder sogar gebrüllt :think: .
Ich hatte erst vergeblich versucht mir Gehör zu verschaffen, dass ich es auch so gelernt hatte:
Im *brüll/on* AKUTEN *brüll/off' Stadium werden die Trachten gekürzt und dann mittels eines Keiles hochgestellt.
Was das AKUTE Stadium ist, weiß hier ja jeder, oder? Sobald das akute Stadium abgeklungen ist, werden die Trachten wieder runter genommen.

Das ist doch das Entscheidende! In welchem Stadium befinden wir uns?

Dass es zahlreiche Fälle gibt, wo Trachten dauerhaft hoch belassen werden und damit desolate Hufsituationen hervorufen, wissen wir alle (auch Nupur!) und ist jetzt nicht Gegenstand der Diskussion.

Benutzeravatar
SilentDee
Beiträge: 2069
Registriert: Mi 7. Sep 2011, 01:03
Einzugsgebiet: Nord-westliches Hamburg und nord(westliches) Schleswig-Holstein, ganze Touren aber auch weiter: Sylt, Dannenberg usw.
Service: Gewerblich.
Barhufbearbeitung, Huftherapie (Rehe, Zwanghufe usw), Hufschuhanpassung und -Beratung/ Verkauf, natürlich auch reine Beratung und/oder Schulung auf Wunsch.
- sehr ausgebucht und schwer erreichbar -
Kontaktdaten:

Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von SilentDee » Do 20. Jun 2013, 01:57

Pat hat geschrieben:Was das AKUTE Stadium ist, weiß hier ja jeder, oder? Sobald das akute Stadium abgeklungen ist, werden die Trachten wieder runter genommen.

Das ist doch das Entscheidende! In welchem Stadium befinden wir uns?
Erschreckend, dass wir hier in unserem Forum davon irgendwie ausgehen, dass DAS jeder weiss, es aber leider in der Praxis fast nie angewendet wird... :(
Und das, obwohl wir ja ein Forum mit vielen Pferdebesitzern sind, das von manchen Seiten doch belächelt wird. :lol:

LG

Benutzeravatar
Pat
Beiträge: 2101
Registriert: Do 11. Aug 2011, 14:37
Einzugsgebiet: Heidekreis bis Hannover
Service: gewerblich; Barhufbearbeitung, Duplobeschlag, zertifizierte Duploanwenderin, Hufkurse; F-Balance Professional
Wohnort: Walsrode (Lüneburger Heide)
Kontaktdaten:

Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Pat » Do 20. Jun 2013, 02:06

Aber alle, die hier (halb)professionell am Huf schrauben, wissen doch, was das akute und was das chronische Rehestadium ist. Oder nicht?
Der Pferdebesitzer muß das nicht zwingend wissen. Aber schaden tut es auch nicht.

Silent, was sagst du denn zu den Bildern auf der Dallmerseite, wo der Huf hocgestellt wird?

Lilli
Beiträge: 684
Registriert: Fr 19. Aug 2011, 11:57

Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Lilli » Do 20. Jun 2013, 09:10

@ Pat....äham ja is gut :angry-extinguishflame:

Dies war jedoch, nach einem Studium an
einem Hufschnittmodell mit Herrn Prof. Dr.
Bodo Hertsch, für Herrn Dallmer und sein
Pferd Durban keine geeignete Therapie.

Das ist dann wohl die Dalmer Studie.....ja, da kann sich ein verfetter Kindersatz drauf verlassen..... :obscene-hanged:
"Alles wird gut" (Anna und TinaH)

Benutzeravatar
Ramona1974
Beiträge: 620
Registriert: Sa 16. Feb 2013, 14:09
Einzugsgebiet: Südliches Siegerland
Service: (neben-) gewerbliche Hufbearbeitung im südlichen Siegerland
Kontaktdaten:

Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Ramona1974 » Do 20. Jun 2013, 12:01

Ich werde am Stall immer belächelt, wenn ich sage, dass mein Pferd ein "chronisches" Rehepferd ist, obwohl sie ja seit
3 Jahren keinen Reheschub mehr hatte.....

Auch wenn ihre Hufe wieder "hergestellt" sind, bleibt sie doch ein chronisches Rehepferd, oder?

Also so definiere ich das.

Die chronische Form der Rehe beginnt doch unmittelbar nach abklingen der akuten Entzüdnungsphase,
also meist weniger innerhalb von weniger als 3-4 Tagen, dann, wenn auch eine Lageveränderung des Hufbeines stattgefunden hat.

Habe ich doch richtig interpretiert, oder ??? :think:

Benutzeravatar
greenorest
Beiträge: 814
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 22:32
Einzugsgebiet: Landkreis RW
Service: (neben)gewerbliche Hufbearbeitung und Hufkurse
Wohnort: Eschbronn
Kontaktdaten:

Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von greenorest » Do 20. Jun 2013, 13:00

Hallo,

die Differenzierung des Keileinsatzes zwischen akuter und chronischer Phase (die ich auch so verstehe wie Ramona) wurde mir aus Nurpurs Posting nicht klar.
Setzt Nurpur also Keile nur in der akuten Phase ein? Weiter vorne schreibt er allerdings, dass er Hufbearbeitung in der akuten Phase ablehnt. Kannst du das klarstellen, vielleicht etwas deutlicher ausdrücken bzw. ist die Interpretation von Pat richtig?

Ich sehe nämlich massenhaft Rehebeschläge, die in der chronischen Phase die Trachten erhöhen. Ich hatte bisher den Eindruck, dass dies der "gängigen Lehrmeinung" entspricht.

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

Antworten