Danke nochmal für all Eure Tipps. Um auf die Fragen einzugehen, muss ich etwas weiter ausholen. Ich wollte Euch eigentlich einen Roman ersparen, aber Ihr habt es so gewollt, jetzt müsst Ihr auch da durch.
Pferdefreund, danke für den Link, das ist sehr interessant, aber leider ist mein Englisch nicht sehr gut. Das was dort beschrieben ist, setze ich im kleinen Stil bereits um. Ich führe das Pferd täglich mindestens 30 Minuten ohne Schuhe über verschiedene Böden. Pflaster, Kies, Wiese, Matsch, Beton, Rasengitter-Steine. Sobald er auf einem Untergrund autscht, höre ich auf. Mehr ist nicht drin, ich muss eh schon hetzen, dass ich täglich zum Stall komme. Beruflich ist das eigentlich nicht drin.
Ich habe das Pferd vor einem guten halben Jahr gekauft. Trotz der schlechten Hufe in vollem Bewußtsein. Es ist das vierte VB in meinem Leben und alle vorher habe ich auf Barhuf umgestellt bekommen. Damals war ich halt noch jung und dumm und in meiner Arrogranz habe ich gedacht, ich bekomme das hin. Hufkurse habe ich und ich war guten Mutes. Ich habe übrigens niemals erwartet, dass das in 4 Wochen funktioniert. Dass der Huf 1 bis 2 mal durchwachsen muss, bis alles im Lot ist, war mir immer bewußt.
Die Eisen hat noch der Schmied vom Gestüt des Vorbesitzers abgemacht. Entgegen meiner ausdrücklichen Ansage, nur die Eisen runter und sonst nichts machen, war der Huf bearbeitet. Aber o.k. Ich habe die elend lange Zehe gekürzt und einen 45° Schnitt vorne bis zur weißen Linie gesetzt, die Eckstreben über der Sohle habe ich runter geschnitten, die Trachten massiv eingekürzt. 3 Tage später hatte das Pferd eine massive Lederhautentzündung. Ich habe einen Huftechniker dazu geholt. Mit Absicht jemanden der Barhuf bearbeitet, aber auch in der Lage war, im Notfall zu kleben oder kalt mit Kunststoff/Alu zu beschlagen. Dieser Mensch hat dem Pferd eine Mustang-Roll verpasst, danach ging das Pferd vollends lahm. Junges Pferd stand in der Box und ist schier explodiert. Huftechniker angerufen, der hat mich sitzen lassen, er weiß auch nicht mehr weiter und will nicht mehr kommen. Toller Kundenservice.
Nach 7 Tagen Equipalazone wurde es nicht besser, ich habe den TA geholt, weil ich eine Fesselträger-Entzündung vermutet habe. Der TA hat geröngt, die Sohle war noch 4 mm dick, er hat weiter Equi verordnet. Ich habe die Hufe täglich mit der Zange abgedrückt. Nach 2 Wochen habe ich ein Hufgeschwür gefunden, dessen Reifung wohl durch das Equi verzögert wurde. Huf eingpackt, HG kam am Ballen raus. Pferd ging weiter lahm. Wieder abgedrückt, nächstes Hufgeschwür gefunden, kam aus einem alten Nagelloch raus. Pferd ging erstmals klar. TA und SB haben beide gesagt, so schnell wie möglich vorne Eisen drauf. Also habe ich aufgegeben und beschlagen lassen. Der 9. Schmied, den ich angerufen habe, hat noch neue Kunden angenommen. Er kam zwei Tage später. Alus sind Quatsch, Kunststoff hält eh nicht, kleben kann er auf die dünnen Wände nicht, Kaltbeschlag ist hirnloser Blödsinn. Heißbeschlag wollte ich nicht, also Schmied weg geschickt und nächsten Schmied gesucht, der hat dann kalt beschlagen. Am nächsten Tag war Pferd lahm. Vernagelt, nächstes HG, Eisen wieder runter. Schmied angerufen, das ist ihm zu kompliziert, er kommt nicht mehr.
Nächsten Schmied gesucht. Der hat dann mein Pferd mit Alus und dünnen Nägeln beschlagen. An sich hatte ich einen guten Eindruck von ihm. Die Eisen haben anfangs 6 Wochen gehalten, dann hat das Pferd sie immer öfter verloren. Jedes Mal hat der Schmied sie irgendwie wieder drauf geflickt, z.T. mit Platten und Sole Guard und allen möglichen Tricks. Nach einem halben Jahr hat dieser Schmied mir gesagt, wenn das Pferd nochmal ein Eisen verliert, brauche ich ihn gar nicht mehr anrufen, dann kann er auch nichts mehr machen. Ich soll das Pferd 3 Monate in die Box stellen bis das Horn nachgewachsen ist und mich dann wieder melden.
Eine Woche später hat mein Pferd ein Eisen verloren und dabei viel Wand mit runter gerissen. Das war vor 4 Wochen. Jetzt läuft also der nächste Barhuf-Versuch trotz widriger Bodenverhältnisse. Eigentlich wollte ich bis zum Frühjahr warten. Leider ist meine Knochenerkrankung inzwischen weiter fortgeschritten. Ich bin dadurch nicht stark gehandicapt, kann auch etwas raspeln und ausschneiden, aber keine umfassende Hufbearbeitung an 4 Hufen mehr machen, das würde meine künstlichen Knochen zu stark beanspruchen.
Außerdem zweifle ich inzwischen nicht nur an allen Hufmenschen, sondern auch an mir selbst. Bisher haben mich alle Hufbearbeiter in meinem Elend sitzen lassen, wenn's brenzlig wurde. Wobei ich an dieser Stelle zugebe, dass ich sicher kein einfacher Kunde bin.
Diese HO, die ich jetzt habe, wurde mir von einem Rennstall empfohlen. Sie stellt seit vielen Jahren die ausgedienten Rennpferde auf Barhuf um. Sie war die einzige, die sich an ein VB ran wagt und die auch das Pferd vorher genau untersucht hat. Erst dann hat sie entschieden, dass es Barhuf mit meinem Pferd klappen kann, dass es ein steiniger Weg ist und sie die Bearbeitung übernimmt. Das hat mir imponiert. Also nicht jemand der rumpfuscht und mich dann sitzen lässt. Es ist inzwischen auch so, dass ich nicht nur eine HO für's Pferd brauche, sondern auch psychologischen Beistand für mich. Und diese HO habe ich in den letzten Wochen zweimal angerufen, wenn mir mulmig war und sie hat mir jedes Mal geholfen und angeboten, dass sie am nächsten Tag kommt. Und das rechne ich ihr hoch an, denn das ist für mich inzwischen nicht mehr selbstverständlich.
Leider habe ich hier niemanden gefunden, der Kusto klebt. Bzw. die, die es machen, haben sich die Hufe angeschaut und mir abgeraten. Ich bin eigentlich jemand, der durchaus auch mal radikale Schritte befürwortet. Ich habe diesem Pferd aber inzwischen so viele Schmerzen beschert, dass mir jetzt der Mut für massive Veränderungen fehlt. Soviel mal zum Hintergrund.
Wenn ich Euch richtig verstehe, würdet ihr noch mehr Trachten weg nehmen. Dann steht das Pferd ja aber noch flacher, oder?
Und ich danke Euch nochmal ganz herzlich für Eure Tipps und Euren Zuspruch.