Hufrehegefahr bei Schnee

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Birgit & Iltchy
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Hufrehegefahr bei Schnee

Beitrag von Birgit & Iltchy » Fr 25. Jan 2013, 22:40

Wie macht ihr das denn im Winter?
Hier bei uns im Bergischen Land liegen nun die Weiden bei Minusgraden unter einer 10 cm dicken Schneedecke und meine 3 Ponys genießen den Winter.
Alle leben im Offenstall mit angenzendem Paddock und Weiden und dürfen zur Zeit rein und raus, wie sie wollen. 3mal täglich bekommen
sie aus engmaschigen Netzen spät gemähte Heulage ( nicht klein geschnitten, sonder sehr lange Halme ). Oft toben alle im wilden Galopp
über die Weide, ansonsten stehen sie und buddeln nach Gras. :clap: Tatsächlich finden sie auch noch genug, wie gesagt, unter dem Schnee. Dort
war noch vom Herbst genügend Gras stehen geblieben, da ich immer zuviel habe. :shifty:
Nun zu meinem Problem: wie ist das mit dem Fruktangehalt unter Schnee? Liegt kein Schnee, es ist kalt und die Sonne scheint, dann dürfen
die 3 nur auf dem Trail um die Weide laufen. Steigt der Fruktangehalt den auch unter Schnee an oder brauche ich mir da keine Sorgen machen?
Wir haben zwar noch nie Hufrehe gehabt, aber ich will sie auch auf keinen Fall haben. :hand:
Der Trail ist im Moment nicht zu nutzen, weil er durch die Herbstbeweidung zu buckelig ist, der innere Teil der Weide ist natürlich super glatt und
eignet sich zum Toben. Sagen muss ich noch, dass ich zwei 2,5 jährige Ponys habe, die einfach viel Bewegung brauchen. Der Dritte im Bunde ist mein
17- jähriger, den ich auch schon seit 16 Jahre habe.

radieschen
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Re: Hufrehegefahr bei Schnee

Beitrag von radieschen » So 27. Jan 2013, 18:39

hm, also ich würd meinen, das gras braucht licht um zucker zu bilden. ist es eingeschneit, bekommt es kein licht ab, ergo kein zucker.
frage wär höchstens, wie es sich verhält, wenn vor dem schnee die sonne geschienen hat, das gras noch zucker produziert und gespeihcert hat und dann der schnee drauffällt. ob der zuckergehalt dann bestehen bleibt? keine Ahnung.
ist jetzt aber alles rein spekulativ...

Evolution
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Re: Hufrehegefahr bei Schnee

Beitrag von Evolution » So 27. Jan 2013, 19:44

radieschen hat geschrieben: ob der zuckergehalt dann bestehen bleibt? keine Ahnung.
Ja. Weil's zu kalt ist, um den Zucker weiter zu "verarbeiten".
Außerdem kann auch unter dem Schnee Photosynthese betrieben werden, wenn die Schneedecke dünn genug ist und die Sonne ordentlich draufscheint. Das Licht reicht dann aus und CO2 ist auch da, da ja der Schnee locker liegt. Die Pflanzen können den gebildeten Zucker dann eben bloß nicht in Wachstum resp. längerkettige Kohlenhydrate umsetzen.
Will heißen: die Gräser fahren ihren Stoffwechsel im Winter herunter auf den Erhaltungsbedarf. Die Photosynthese läuft weiter, aber sehr reduziert. Bei "besonderen Bedingungen" (nur ein bißchen Schnee, aber ordentlich Sonne) können dann aber noch Fruktane gebildet werden - von allen Gräsern, die noch grün sind.

Ob das ausreicht, um real eine Hufrehegefahr zu bedeuten, ist sehr von den tatsächlichen Umständen und der Empfindlichkeit des jeweiligen Pferdes abhängig. Für nicht hochgradig gefährdete Pferde, also für alle, die keine Rehe-/EMS-/Cushing-Vorgeschichte haben und einigermaßen normalgewichtig sind, finde ich das aber nicht so dramatisch, da durch die Buddeltätigkeit eh nicht so große Mengen aufgenommen werden können.

radieschen
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Re: Hufrehegefahr bei Schnee

Beitrag von radieschen » So 27. Jan 2013, 19:58

okay, ich war grad von den bei uns rumliegenden 30cm schnee ausgegangen - die reichten, damits in meinem eingeschneiten Auto arg dunkel war, also eher keine Fotosynthese mehr. dass der Restzucker von vorher drin gespeichert bleibt, leuchtet durchaus ein =)

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Re: Hufrehegefahr bei Schnee

Beitrag von Cate » So 27. Jan 2013, 20:00

Ich hab zwei Rehepferde im Stall, eine Norikerstute und ein Shettymixpony.

Die Norikerin hatte 09/2011 einen Reheschub, ist normalgewichtig, hat wieder gute "normale" Hufe und kommt im Moment ca. 1h am Tag auf die Weide, sonst haben sie Heu ad. lib. (vorsorglich auf Holz klopf *toitoitoi*)
Das Pony hatte bereits mehrere Reheschübe, hat zwar bereits gut abgenommen, hat aber immer noch einen Speckkamm und Polster an der Schweifrübe, hat leider viel zu lange und schlecht bearbeitete Hufe, kommt auch ca. 1h am Tag auf die Weide und hatte vergangene Woche bei dem hart gefrorenen Boden nach nur ca. 30 min Weide einen neuen Reheschub. :(
Also scheint Gras auch unter Schnee gefährlich zu sein, zumindest dann, wenn mehrere Rehe begünstigende Faktoren zusammenkommen. :think:
Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock

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Re: Hufrehegefahr bei Schnee

Beitrag von Wurzl » So 27. Jan 2013, 22:10

Letztes Jahr durch die extreme Kälte im Februar bei minus 10-20° hab ich bei einigen Pferden einen deutlichen Knick in der Zehenwand feststellen können (ca 2-3 Monate später sichtbar), u.a. bei meiner Stute. Das würde ich zwar noch nicht als Rehe ansehen - aber es ist trotzdem eine Störung in der Lamellenschicht.
Ich hatte lange drüber nachgedacht und denke, dass es durch den verlangsamten Stoffwechsel / Durchblutung im Huf mit anschliessender starker Durchblutung (als es wieder warm wurde) und somit evtl. Anstau von Giftstoffen verursacht war.
Was denkt ihr ?

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Re: Hufrehegefahr bei Schnee

Beitrag von radieschen » So 27. Jan 2013, 23:29

diesen Ring/Knick, den ich auch auf Februar zurückdatiert hätte, hatten unsere zu der zeit noch 6 Pferde (meins plus 5 einstaller, 4 davonvon mir bearbeitet, 2 durch einen kollegen) und diverse Kundenpferde auch. bin sicher, dass da irgendwas stoffwechselmäßiges passiert ist, ja!
Wobei ich sagen muss, dass wir da nicht viel schnee hatte - so 5-10cm denk ich. insofern könnte es durchaus sein, dass das Gras noch Licht abbekommen hat, wie Evolution wieter oben schrieb.

Gut zu hören, dass ich damit nicht allein da stehe, die Kollegen hier fanden die Idee abstrus

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Re: Hufrehegefahr bei Schnee

Beitrag von SilentDee » So 27. Jan 2013, 23:47

Ich denke, dass diese Knicke eher mit dem härteren Frostboden zusammenhängen, denn den haben auch Pferde, die vorher rein weich standen, und keine Winterweide zur Verfügung hatten (Gras fällt also aus) dafür aber gefrorene Paddockböden...

Außerdem habe ich z.B. fast schon mehr Angst vor den Mykosen und den Gräsergiften. Teilweise langes Gras rottet herum. Fehlgegorenes und verfaultes einfach nicht mehr frisches Futter kann ja auch Rehe auslösen...

Und das Gras will ja auch nicht verbissen werden.

Außerdem liegen Blätter mit drauf und verrotten... Hat man Bergahorn in der Nähe der Koppel, hätte ich sogar extreme angst vor der atypischen Weidemyoglobinurie - hab ich auch ohne Bergahorn... ;) Steht ja nur in Verdacht, es auszulösen in Kombi mit nem Pilz... und ist nicht bewiesen.

Und schlussendlich angegammeltes, halbverrottenes Gras im Dunkeln und Feuchten... mit sehr viel Sand/Erde durch das Buddeln... kann ja auch Magen-Darm-Geschichten machen, die wiederum Rehe auslösen können.

Vor allem, wenn der Huf voller Hebelwirkungen über Frostboden läuft und lange Zehen zum hebelnden Buddeln eingesetzt wird... :shock:

Unsere Pferde bekommen eigentlich genauso viel Weidezeit wie in den Sommermonaten. Dazu immer, wie auch im Sommer, heu ad libitum und eben den Zwang, den Rest des Tages, der nicht auf der Weide verbracht, eben im paddock mit Heu zu verbringen.

Ich mache da keine Unterschiede zum Sommer. Finde ich irgendwie nett, dass so der Organismus dann doch ein bisserl die Jahreszeiten mit deren Flora-Zustand mitbekommt... :D Im etwas kontrollierteren Heufressmodus.

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Re: Hufrehegefahr bei Schnee

Beitrag von saskia » Mo 28. Jan 2013, 00:10

SilentDee hat geschrieben: ...die vorher rein weich standen, .......dafür aber gefrorene Paddockböden...

....Teilweise langes Gras rottet herum. ...

Und das Gras will ja auch nicht verbissen werden.

Außerdem liegen Blätter mit drauf und verrotten... Hat man Bergahorn in der Nähe der Koppel, hätte ich sogar extreme angst vor der atypischen Weidemyoglobinurie - hab ich auch ohne Bergahorn... ;) .....
Und schlussendlich angegammeltes, halbverrottenes Gras im Dunkeln und Feuchten... mit sehr viel Sand/Erde durch das Buddeln... kann ja auch Magen-Darm-Geschichten machen, die wiederum Rehe auslösen können.

Vor allem, wenn der Huf voller Hebelwirkungen über Frostboden läuft und lange Zehen zum hebelnden Buddeln eingesetzt wird... :shock:

.....
Ich frag mich grad ob die Dülmener Wildpferdeherde nun jeden Winter Rehe kriegen müsste. Oder die englischen Moorponys. Haben ja auch alle Weichbodenhufe die nicht bearbeitet werden (und daher Hebel bilden bis sie sich derer durch Ausbrechen entledigen?) und dann mit Frostböden zurechtkommen müssen, ernähren sich vom Wintergras usw usw, und werden höchstens in strengen Wintern mit Heu zugefüttert.

Ist jetzt nicht provkativ gemeint, es interessiert mich wirklich, inwieweit diese Komponenten nun so "schlimm" sind. Und sagt mir bitte nicht wieder, dass man "Wildpferde" nicht mit Hauspferden vergleichen kann, denn diese Rassen sind keine echten Wildpferde und leben nicht in den Rockies oder den Steppen, und unsere OS-Pferde sind ja auch keine verpäppelten Weicheier....
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Hufrehegefahr bei Schnee

Beitrag von SilentDee » Mo 28. Jan 2013, 00:23

Erst mal finde ich die Gedanken genau so spannend, wie Du! :mrgreen:

Aber ich meine, dass sie in extrensiveren Gebieten leben, solche Wildpferdemodelle laufen ja nicht auf ehemaligen Kuhwiesen, sondern auf großen Arealen mit Wald, Wiesen eher wie in Bundeswehrgebieten usw. Da sind die Grassorten komplett andere, und es sind viel mehr Auswahl an aufzunehmenden Pflanzen, dadurch auch Inhaltsstoffen... und das kann bestimmt viel ausmachen.

Zumal die Dülmener Pferde nicht 4 x die Woche über Schotterwege geheizt werden sollen, sie dürfen laufen, wie sie wollen, über die Schulter, haben rund um die Uhr ihr Futter - und mal ehrlich, ihre Hufe sehen teilweise sehr gruselig aus. Und genau da fällt dann auch auf, dass ja doch noch was fehlt bei unseren Wildpferdeimitaten. ;) Die Räuber, die die Pferde aus der Zucht rausnehmen, die ein Hufproblem haben... ;) Wir vermehrten in geschützten Bereichen alles, geregelte besuchszeiten, bloß kein Streß für die lieben Wildpferde, einmal im Jahr gibt es dann ein Spektakel der menschlich-wirtschaftlichen Art... :shock:

Es gibt auch andere Naturschutzgebiete, da werden sogar zu Forschungszwecken Pferdeherden (unsere Hausrassen) extensiv gehalten, es gibt extra Rehegruppen, und die erkranken in diesen riesigen und futterauswahlreichen Gebieten mit extrensivem Grasbewuchs à al Truppenübungsplatz nicht mehr an Hufrehe.

Bekommen aber auch keine gesteppten und gefütterten Regendecken und Winterdecken... z.B. Keiner stört sich am Grasbauch im Sommer und rippigen Pferd am Ende des Winters, es darf Winterfell aufbauen, bis kein Sommersattel mehr passt, und wenn es rennen muss, braucht es keine Ralleystreifen. :lol:Und die brauchen keine reitmuskulatur, die erhalten werden muss und bekommen kein teures Mineralfutter dazu. Mal mit Magnesium, weil der Osteo da war und Pferd verspannt ist, mal weil es schuppiges Langhaar hat...

Da ich mein Pferd das ganze Jahr über reiten möchte, muss ich ein paar Kompromisse eingehen. Und schon driften wir ab ins Unnatürliche. Und natürlich das alles auf monokultur-Kuhwiesen, die wir vielleicht schon ein paar Jährchen versuchen, zu Pferdeweide zu machen... mit Zuchtgräsern, die bei nichtdüngung Gifte bilden, mit Pilzen Symbiosen gebildet haben usw.

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