Bockhufschuh - Varianten

Alles was den Huf gesund erhält bzw. Hufkrankheiten
Martin
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Re: Bockhufschuh - Varianten

Beitrag von Martin » Do 6. Dez 2012, 17:49

Pferdefreund hat geschrieben:ich glaube in der Praxis ist es so dass es echte genetische Bockhufe mit echten verkuerzen Sehnen und Baendern nur recht selten gibt. Die meisten sind Faelle von Vernachlaessigung, verkuemmerte Straehle und damit Schmerzen bei der Trachtenlandung, und zu langen Trachten. Diese Pferde profitieren sicher von der Radikalmethode.

Aber, Martin, wenn einem Pferd nun die Trachte nach deinem trim 1 cm in der Luft haengt, ist dass dann nach Deiner Beobachtung wirklich der Heilung foerderlich? Ich frage jetzt nach erwachsenen Pferden, nicht nach Fohlen.

Ich habe letztens alle Videos von Gene Ovnicek angeschaut. Er hat auch ein paar Pferde mit Bockhufen getrimmt. Er hat 3-4 Merkmale aufgefuehr nach denen man erkennen kann ob es sich um einen echten Bockhuf handelt (die ich jetzt leider vergessen habe, da ich das Problem ja nicht habe), aber er hat dann mehrmals deutlich gesagt dass er es einen grossen Fehler findet den Bockhuf in eine andere Form zu zwingen. Er hat nun auch keine Studie vorzuweisen, lediglich 40 Jahre Erfahrung als Schmied und 2 Jahre "sabatical" um Wildpferde zu studieren. Die Pferde die er mit dem Bockhuf getrimmt hat liefen lahmfrei.
Ja klar, wir haben schon mal ein großes Definitionsproblem. Was ist genau ein echter Bockhuf und was ein falscher und trotzdem wird pauschal davor gewarnt Trachten schnell abzusenken, egal ob Bockhuf oder nicht. Es wird nicht differenziert.

Wenn ich Trachten kürze und der Huf bleibt in der Luft hängen, dann glaube ich nicht an eine echte verkürzte Sehne, die nicht mitgewachsen oder geschrumpft ist, sondern an eine Verklebung/Verwachsung der Sehne mit dem umgebenden Gewebe oder vielleicht ein Problem im Bandapparat. Diese Korrektur dürfte aber in jedem Fall schmerzhaft sein, egal ob langsam oder schnell, denn da muss wirklich was gedehnt bzw. sogar zerrissen werden. Also könnte man da begründen, dass man es lieber gar nicht erst macht, ähnlich einer Einschränkung der Beweglichkeit durch einen arthrotischen Vorgang.
Allerdings suche ich noch so einen Fall. Die paar, die ich kennengelernt habe (außer Fohlen!!), hatten wie Fraukes Beispiel andeutet, komplexe Mehrfachprobleme, wie Rehe, Arthrose, Hufknorpelverknöcherungen, Operationen usw..... Denen tat alles mögliche weh und da war vieles allein aus anderen Gründen blockiert.

Ich will in keinem Fall Gene Ovniceks Erfahrungen schlecht machen, zumal ich seine Definition von Bockhufen auch nicht mehr weiß. Ist zu lange her, dass ich seine Texte gelesen habe. Ich wundere mich bloß immer, dass ich als Allerweltshufraspelfritze scheinbar simple und scheinbar so logische Effekte nicht nachvollziehen kann. Immer wenn ich radikal kürze, passiert nichts von dem was da postuliert wird und da werden nun wirklich wahre Greulgeschichten erzählt.

@Ariane
In der Regel sage ich, dass High-Low Pferde einen Zustand haben, der mit Vorsicht zu genießen ist. Je extremer man sie belastet umso wahrscheinlicher erscheint mir eine frühe Schädigung. (Meiner Erfahrung nach immer zuerst auf dem flachen Huf). Wer also nicht in der Lage ist, diesen Zustand zu korrigieren bzw. in Grenzen zu halten, sollte sich nie ein solches Pferd als Distanzpferd kaufen. Und wenn man zwischen zwei gleich guten Pferden wählen kann, sollte man das Pferd ohne dieses Problem kaufen. Allerdings gibt es einige Pferde, die mit dieser Stellung sehr schnell, auch lange Distanzen laufen. Es kommt halt auf die Kapazität zur Kompensation an.

Martin

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Re: Bockhufschuh - Varianten

Beitrag von Pferdefreund » Do 6. Dez 2012, 18:20

Wenn man Zahnspangen als analog nimmt, dann weitet man die auch in Etappen und nicht auf einmal.

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Re: Bockhufschuh - Varianten

Beitrag von Mascha » Do 6. Dez 2012, 21:39

Pferdefreund hat geschrieben:Wenn man Zahnspangen als analog nimmt, dann weitet man die auch in Etappen und nicht auf einmal.
Weil man eine Operation machen müsste, um die Zähne von jetzt auf gleich gerade zu bekommen. Wenn das einfach so, ohne chirurgischen Eingriff ginge, würde man das sicher machen und vielen Teenagern die unbequemen Jahre mit Zahnspange ersparen. :)
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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Re: Bockhufschuh - Varianten

Beitrag von SilentDee » Do 6. Dez 2012, 22:26

Deswegen bin ich ja krz davor, jedem Bockhufpferd, was mir vorgestellt wird, dessen Trachte hinterher in der Luft hängt, einfach schnwuppdiwupp, eine Superfast-Zehe zu bauen...

Nichts anderes mache ich ja bei den Bockhuffohlen. Da natürlich tierärztlich gesegnet. ;)

Es ist aber auch wirklich so, dass man im Wachstum manchmal nicht gleichmäßig in allen Strukturen wächst. Mir ist mit 14 Jahren immer mal die Kniescheibe zur Seite gesprungen... Puh, Schmerzen, hasskappe auf die eigenen Knie,... Das sei ein Wachstumsproblem, und so war es auch.

Bei Pferden wachsen die Sehnen natürlich nach der Spannung, und die hängt schon davon ab, wie die Hufe stehen, denn wenn die Zehe immer einsinkt, dann nimmt das ja die Spannung. Und die Sehne bekommt gar nicht die Reize, die es bräuchte, um die eigentlich benötigte Länge zu erhalten. Kommt das Fohli dann irgendwann extrem bockhufig von der Fohlenweide, ist erst mal ein Sehnenproblem da. Nun wächst das Fohli ja aber auch noch. Und genau deswegen baue ich quasi die manipulierte Stellung, die Sehne ist schon erst mal überlastet, hat man auch gemerkt, aber dann bekommt sie durch die neue Stellung ja mehr Zug (da wirken echt krasse Kräfte anfangs auf den Bockhufschuhbereich - und Fohle stolpert anfangs, die Zehe stöhrt, die Beine werden entlastet, weswegen ich immer in mehreren Etappen vorgehe, und oft erst mal den einen huf ( den schlimmeren) beginne und den anderen normal belasse, damit es das gewicht auch mal verlagern kann.
Hatte schon öfters Physios usw dabei, die nur in einem Fall eine Verklebung gefunden hatten.

Oft, denke ich, sind auch die h-l-Hufvariationen durch die Aufzucht auf weichem Boden begründet... ein Huf wird vorgestellt, einer zurück, damit Rassepferdchen trotz langer Beine unten ankommen kann... und dabei bohrt sich ja oft auch noch die Zehe am zurückgestellten Bein in den Boden.

In der Klinik hatten wir aber auch Neugebohrene Fohlen mit zu kurzen Sehnen, das sind nach der Geburt noch keine Bockhufe, sondern abgeknickte Beine, die nicht gerade werden können... Weil die Sehnen noch sehr weich und flexibel sind, gipst man die ein. Und dann macht harter Boden für den Zehenaspekt auch sehr viel Sinn, sonst hat es grade Beine mit Bockhufen unten dran. :mrgreen:

Also, eines unserer Forschungsthemen. Lasst und dann Schlachtpferde kaufen, und erforschen... In unserem Institut.

Suchannonce: Suche Schlachtpferde mit hochgradigen echten Bockhufen und Hufrehe/ Hufrollepferde.

LG

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