Bockhufschuh - Varianten

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SilentDee
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Re: Bockhufschuh - Varianten

Beitrag von SilentDee » Di 4. Dez 2012, 00:51

So, wollte Euch mal an dem weiteren Verlauf des Bockhuf-Jährlings zeigen.

Bild

Der Wandverlauf ist optisch erst mal netter anzuschauen, aber gar so entspannt, wie es unten im Verlauf aussieht, ist es noch immer nicht, der obere 2,5 cm-Rand ist noch bedeutend steiler, wie man auch auf dem Foto erahnen kann.

Er hatte einen massiven Abszeß in der Zehenbereichssohle gehabt, als ich ihn übernahm, die Trachte berührte den Boden trotz super Steilheit nicht.

Die Sehne soll sich ja durch den Bockhufschuh dehnen, tut es auch, nur möchte man natürlich viel schneller viel mehr! :lol:

Und es handelt sich um einen Jährling. Bei einem Saugfohlen ist das besser, aussichtsreicher und schneller zu korrigieren.

Ich denke aber trotzdem, wir sind auf dem richtigen Weg. Andere Variante ist nur: Bockhufschuh plus Unterstützungsband-OP...

Da wir aber so Erfolge haben, beobachten wir noch 1-2 Monate den Wandverlauf oben und entscheiden dann. Zu lange darf man so eine OP auch nicht rauszögern, denn noch ist er im Wachstum, noch verwächst sich einiges... ;)

Was würdet Ihr machen? Weitere Ideen, Anregungen, andere Erfahrungen...?

LG

Heike4
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Re: Bockhufschuh - Varianten

Beitrag von Heike4 » Di 4. Dez 2012, 08:19

Wenn du jemanden fragst, der nichts von der Problematik weiß, der sieht den mal vorhandenen Bockhuf nicht.......
Ich find den Unterschied von Juni bis jetzt einfach nur irre krass. Es zeigt sich doch, dass das der richtige Weg ist und ich glaub jetzt ist nur noch etwas Geduld nötig, dann ist alles erreicht was erreicht werden kann. Oder??
Interessant hätte ich Fotos von Juni und von jetzt von der Sohle gefunden, hast du die auch?
Geht nicht, gibt es nicht.

Martin
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Re: Bockhufschuh - Varianten

Beitrag von Martin » Di 4. Dez 2012, 09:30

Sieht sehr gut aus. Ich würde das als Bestätigung für den richtigen Weg nehmen.

Ich glaube ja in solchen Fällen ohnehin nicht an eine echte Sehnenverkürzung. Denn warum sollte sich eine Sehne mit ein paar so schönen Muskeln dran nicht dehnen können? Das ist z.B. bei erworbenen Bockhufen ohne Problem möglich, selbst wenn die Pferde schon jahrelang fehlgestellt rumliefen.

Viel wahrscheinlich erscheinen mir in solchen Fällen mit Fohlen oder nach Verletzungen verkürzte bzw. verklebte Bänder oder diverse Verklebungen zwischen Sehnen, Sehnenscheiden, Bändern etc.. Ich kenne das bei Menschen nach Operationen an Gelenken. Direkt nach der OP lässt sich das Gelenk noch problemlos bewegen und dann steift es mehr und mehr ein bis fast gar nichts mehr geht. Erst wenn man dann das Gewebe rund um das Gelenk aufdehnt, ggf. sogar aufreißt (autsch!!), stellt sich nach und nach die Beweglichkeit wieder ein.

Martin

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SilentDee
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Re: Bockhufschuh - Varianten

Beitrag von SilentDee » Di 4. Dez 2012, 09:52

Ja, bei erworbenen Bockhufen denke ich ähnlich.

Aber bei Fohlen ist das nicht ganz so einfach, denn die sind ja im Wachstum, anfangs sind die Bänder noch sehr flexibel. Nun wachen sie teilweise sehr schnell, stehen aber mit etwas steilen Hüfchen auf viel zu weichem Boden, nass, halt die typische Fohlenwiese... Die Zehe sinkt ein, der Huf steht extrem steil, Fohli wächst. Der Sehnen- und Bandapparat wächt genau wie die Muskeln ja mit. Und durch die Fehlstellung, dass der Huf so "gemütlich" mit der Zehe in den weichen Boden einsinkt wächst es alles eben angepasst an die Beinhaltung...

Als es vor ein paar Wochen mal den Bockhufschuh verloren hatte (kommt mal vor, gerade bei Nässe, und da wirken ja total krasse Hebel drauf) war ein paar Tage die Trachte wieder unhübsch in der Luft. Senkte sich dann zwar wieder (ich war natürlich gerade wieder ein paar Tage weg zum Hufe machen), aber ist ein Zeichen, dass die Sehne immer noch zu kurz ist. Er muss jetzt quasi weiter wachsen mit diesem Bockhufschuh, damit sich dann im Wachstum alles an die nun geschaffene Haltung zurecht wächst...

Je jünger das Fohli bei Korrekturbeginn, desto schneller, einfacher und erfolgversprechender ist das Ganze.

Bei älteren Pferden kommt ja dazu, dass sich mit jeder Stellungsänderung, die evtl. durch Schmerzen/ Verletzung usw entstehen, bei länger andauernder erworbener Fehlstellung der Knochenapparat sich auch anpasst an die dadurch veränderten Belastungen und auch Überlastungen einzelner Strukturen... und wenn erst mal knöcherne Zuwucherungen vorhanden sind, hat man den Salat!

Ich hatte einen Auftritt bei einem Kunden, dessen Stute einen extremen Bockhuf hatte. Meine Fragen zu Länge, etwaigen Verletzungen, OP (hatte Narben gefunden) usw. wurden nicht ehrlich beantwortet. Angeblich hatte das Pferd nie ein Problem. Die TÄ, die dann kam, weil ich gern eine Abklärung gehabt hatte, rastete förmlich aus, denn das Pferd hatte Gelenkchips usw... Natürlich war erst mal die nicht anwesende Huftante böse, weil sie ja Eisen abgenommen hatte... dass die Besitzer sie nie gerufen hätten, wenn die böse barhuftante nicht wäre, wurde ihr natürlich auch vorenthalten! Man will ja auf sich selbst nichts kommen lassen als Besi. :evil:

Und warum man damals bei Bekanntwerden nichts sinnvolles gegen diese das Pferd anscheiend stark beeinträchtigenden Gelenkchips (wenn der Bewegungsablauf gestört wird, ist das echt langfristig schlimm!) unternommen wurde, tja, das ist mir bis heute ein Rätsel. Das Pferd mache ich nicht weiter, bin ja die böse Huftante. Bin aber echt froh darüber, mein Bauchgefühl hatte mich schon beim ersten Besuch gewarnt, das Pferd bei diesen Menchen nicht zu übernehmen. War ein Gefallen für meine andere Kundin (und die Hoffnung, dem armen Pferd helfen zu können....)

Na, ja. Egal. ;)

Martin
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Re: Bockhufschuh - Varianten

Beitrag von Martin » Di 4. Dez 2012, 10:20

Kann sein, dass Du es bezüglich der Fohlenhufe Recht hast, glauben tue ich es aber trotzdem nicht.

Denn was Du beschreibst wäre ja auch ein erworbener Bockhuf, früh im Leben, aber erworben. Davon hatte ich ein paar Pferde, sprich schon im Fohlenalter bockhufig. Die korrigierte ich ebenso wie alle anderen auch. Ergebnis: Alles lief so, wie es immer läuft. Selbst massive Kürzungen der Trachten wurden problemlos hingenommen. Da gab es keine Probleme mit Sehnendehnungen und alle Pferde liefen, reittechnisch gesehen, nachher besser als vorher. Ggf. war noch etwas Physiotherapie nötig, weil die Muskulatur sich umbauen musste, aber Sehnenprobleme gab es nie.

Bei dem jetzigen Fall vermute ich viel eher Defizite im Bereich der Bänder bzw. Verklebungen, die Du jetzt nach und nach aufreißt oder dehnst, denn es geht nicht schnell voran. Wenn es nur die Sehne wäre, müsste es meines Erachtens viel schneller gehen und vermutlich ganz ohne Vettec-Vorbau

Natürlich können es immer auch noch Gelenkdefizite sein und ein Pferd schont deshalb.

Wann wollten wir gleich noch das neue Institut gründen und das alles erforschen? ;) :D

Martin

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Re: Bockhufschuh - Varianten

Beitrag von SilentDee » Di 4. Dez 2012, 11:31

Hatten denn Deine erworbenen Bockhufe, denen Du die Trachten runter genommen hast, nie das Problem, dass die Trachten dann in der Luft hingen und das Pferd nur auf den Zehenspitzen gegangen ist?

*Forschungsmodus an* ;)

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Re: Bockhufschuh - Varianten

Beitrag von Martin » Di 4. Dez 2012, 12:56

SilentDee hat geschrieben:Hatten denn Deine erworbenen Bockhufe, denen Du die Trachten runter genommen hast, nie das Problem, dass die Trachten dann in der Luft hingen und das Pferd nur auf den Zehenspitzen gegangen ist?

*Forschungsmodus an* ;)
Nein nie, obwohl die schon jahrelang so standen. Aber an der Sehne hängt doch ein Muskel und der ist wirklich sehr dehnfähig. Gibt vermutlich Muskelkater, aber keine Sehnenprobleme. Umgekehrt müsste die andere Seite ja danach zu schlabbrig sein, gar ausgeleiert, ist aber auch nicht der Fall.
Und genau deshalb glaube ich ja bei "Deinem" Pferd nicht an die Theorie verkürzter Sehnen, die noch nachwachsen müssen usw.... sondern eher an andere Effekte, die aber umso problematischer sein können.
Und damit wären wir wieder bei Deiner Therapie und die ist, wie Angela Merkel immer so schön sagt, alternativlos und erfolgreich. Und damit wären wir wieder bei dem Punkt, dass man durchaus das Richtige auf Basis der falschen Theorie machen kann, mal angenommen ich hätte Recht mit meiner Theorie. ;) ;)

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Re: Bockhufschuh - Varianten

Beitrag von myriell » Di 4. Dez 2012, 13:01

Jetzt mal eine ganz blöde Frage.. aber darüber denke ich immer wieder nach. Wenn ein Pferd steil bergauf oder bergab steht/geht, dann werden die Sehnen/Muskeln doch auch entsprechend verkürzt/verlängert. Pferde, die auf Hangweiden stehen, sind viele Stunden täglich davon betroffen. Das ist doch auch unproblematisch, oder etwa nicht?

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Re: Bockhufschuh - Varianten

Beitrag von FraukeBF » Di 4. Dez 2012, 15:03

Ich sollte bei einem kleinen 12-jährigen Shetty mit Coladosenhufen die Füße machen. Die Besi hatte schon versucht, die Trachten runter zu bekommen indem sie alle paar Tage etwas weggeraspelt hat. Der Erfolg: Das Shetty hatte die Trachten in der Luft, weil dieser Zustand einfach schon zu viele Jahre vorhanden und eine entsprechende Anpassung erfolgt war.

Sie sagte mir, dass sie ihn vor ich glaube 7 Jahren schon mit solchen Hufen gekauft habe und daran nach Aussage des damaligen Schmiedes nix zu ändern sei. :roll:

Leider ist es dann bevor wir irgendetwas versuchen konnten an einem Reheschub gestorben (wobei ich ganz persönlich der Ansicht bin, dass im Endeffekt nicht der Reheschub, sondern Organversagen durch das hochdosierte Phenyl ursächlich war, habe leider schon einige Ponys mit Vergiftungen durch Phenyl erlebt .... :( )
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Re: Bockhufschuh - Varianten

Beitrag von Lesley » Di 4. Dez 2012, 16:19

Frauke, wie wärst du bei dem Shetty vorgegangen?
"Experience is the hardest kind of teacher. It gives you the test first and the lesson afterward." ~Oscar Wilde

„If you are not willing to learn, no one can help you.
If you are determined to learn, no one can stop you.“

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