Diagonalhuf/Bein-Konformation

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Diagonalhuf/Bein-Konformation

Beitrag von Pferdefreund » Do 2. Aug 2012, 19:43

ich denke mal das passt in diese Kategorie der Hufbearbeitung, obwohl ich meine Frage am Beispiel meiner Stute Molly (8 Jahre AQHA) stelle. Wer sich fuer ihre Abstammung interessiert:

http://www.allbreedpedigree.com/ima+gucci+kinda+girl


Ich hatte (habe) zahlreiche Schwierigkeiten damit gehabt ihre Hufe zu verstehen und letzlich genau zu wissen wie ich ausgleichend trimmen soll. Ich habe mal 3 Bilder gemacht. Das erste ist vom Juli 2010. LEIDER habe ich ueberhaupt keine Bilder von den Hufen aus dieser Zeit. Diese beiden Bilder sind die einzigen, wo man Molly zumindest auf einer ebenen festen Unterlage sehen kann, ansonsten habe ich nur Bilder im Sand oder hohen Gras. Auf jeden Fall denke ich sieht man ganz gut dass Molly ihre Hufe nach aussen hin wegdreht (zehenweit?). Zu dieser Zeit habe ich noch nicht selber getrimmt, ich habe erst im Januar 2011 angefangen, denn zu diesem Zeitpunkt hatte Molly eine auffaellige Assymetrie zwischen den beiden Vorderhufen entwickelt, der VR war eng und hoch, und der VL underrun und flach.

Ich habe dann ein Jahr so nach allgemeinem Schema getrimmt, mich hauptsaechlich auf das high-low Problem konzentriert, ohne Molly's Hufe und ihre Konformation wirklich zu verstehen. Ich wusste nur dass es irgendwie nicht einfach war sie zu trimmen, im Unterschied zu meinem Wallach (ebenfalls QH). Je mehr ich lernte desto mehr wollte ich verstehen und so habe ich im Maerz 2012 X rays machen lassen (zweites Bild). Diese zeigen recht deutlich dass Molly's "boney column" nicht gerade ist, sondern im Fesselbein befindet sich ein Knick. Das Kronbein und das Hufbein sind dann wieder gerade aber etwas versetzt zum Fesselbein. Rechts hat sie zusaetzlich HKV denn dieser (steile) Huf hat fuer den flachen mit den underrun heels kompensieren muessen.

Das letzte Bild zeigt Molly heute. Sie steht immer noch gleich, der VR ist immer noch etwas steiler, aber sie steht jetzt ganz haeufig geschlossen und nicht mehr so mit dem VR zurueck wie im ersten Bild.

Desweiteren kann ich sagen, dass Molly ueber die laterale Zehe abrollt bei BEIDEN Vorderhufen. Seit neuestem weiss ich dass ihr Muster "Diagonalhuf" heisst, in ihrem Fall erfaehrt die mediale Zehe und laterale Trachte zu wenig Abrieb. Dummerweise habe ich dieses Phaenomen fuer eine Weile auch noch verschlimmert, denn ich habe die laterale Seite noch zusaetzlich ausgeduennt.

Langer Rede kurzer Sinn, ich wuerde gerne verstehen auf welche Weise Molly's Bein Anatomy die Hufform beeinflusst. Ist eine solche Struktur konsistent mit einem Diagonalhuf? Gibt es irgendwelche trimming tips fuer eine solche Situation, ausser die weniger belastete Zehe und Trachte auszugleichen?



Noch ein anderer Gesichtspunkt hier: viele (alle?) Fohlen stehen auch so X-beinig da wenn sie geboren werden. Viel Bewegeung auf harten Boden bewirkt dass die Beine gerade werden (laut Pete Ramey). Molly ist auf einer weichen Weide in Michigan gross geworden mit Massen an Grass, hat sich also sicher nie viel bewegt zur Futtersuche (allerdings war sie auch nie in einer Box eingesperrt). Ich vermute mal dass sich deshalb ihre Beine nie richtig gerade gerichtet haben. Was haltet ihr von einer solchen Ueberlegung? Ist zwar nicht wirklich relevant zum Thema, aber ich wuerde auch gerne verstehen ob eine solche Bein Anomalie "hausgemacht" ist, was ich glaube (Fehler in der Fohlenaufzucht), oder einfach angeboren (deshalb oben pedigree).
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Zuletzt geändert von Pferdefreund am Do 4. Okt 2012, 01:44, insgesamt 2-mal geändert.

Thorsten

Re: Diagonalhuf/Bein-Konformation

Beitrag von Thorsten » Do 2. Aug 2012, 22:07

Kannst du mal bitte die beiden vorderen cannon bones nachmessen? Entweder ist es der Aufnahmewinkel oder die sind wirklich deutlich ungleich lang.

Was hat der vet zu den sidebones gesagt? Sie scheinen ja immerhin in 2 Jahren nicht gewachsen zu sein.

Ich schau mir die Bilder morgen nochmal im DICOM an.

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Re: Diagonalhuf/Bein-Konformation

Beitrag von Pferdefreund » Do 2. Aug 2012, 22:40

mach ich. Ich glaube das ist ein Kamerawinkel Artefakt aber gemessen habe ich noch nie.

Der Vet hat gar nix gesagt, der hat es aufgegeben sich mit mir ueber Hufe zu unterhalten :D Der hatte noch nie quarter relief gesehen hat sich also gewundert warum sie keinen komplett platten Huf hatte.

Aber ich koennte ihn nochmal spezifisch fragen was er zu dem bone alignemnt sagt. Da Molly keine wirklichen Probleme hat (ausser dass sie ihre lateral toe pillars so ablaeuft) hat der sich auch gar nicht viel dabei gedacht. Und da ich noch nie sowas ueberhaupt gesehen habe hatte ich auch keine spezifischen Fragen. Das waren nur X-rays weil ich einfach mal die Knochen sehen wollte.


Zum sidebone haben wir keine Referenzbilder. Ich bin aber ziemlich sicher dass er 2007 schon da war, wuerde jetzt zu weit fuehren zu erklaeren warum ich das denke. Er hat allerdings gesagt, dass der sidebone sehr diffus ist und noch nicht wirklich so knochen-artig wie man sonst so sieht. D.h. vielleicht sind sie noch nicht echter Knochen und koennen sich zurueckbilden. Ich gebe ihr Chinesische Kraeuter, die angeblich helfen sollen. Naechsten Maerz werden wir nochmal Bilder machen und sehen ob die zurueck gegangen sind oder mehr geworden sind.

Oh ja, das waere toll wenn Du dir das in dem DICOM anschauen koenntest. Verstehe davon allerdings nix und kann mir das gar nicht vorstellen dass das mit diesen Bildern geht. Aber toll wenn doch!

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Re: Diagonalhuf/Bein-Konformation

Beitrag von Pferdefreund » Do 2. Aug 2012, 23:20

also, 30 cm, beide gleich. Soweit ich das messen kann. Habe mit den Finger die Enden der Knochen gefuehlt und dann dort Kreidestriche angemalt, dann gemessen. Es haengt ein bisschen davon ab wie sie genau steht. Leider nicht GANZ geschlossen. Das Bein dass dann jeweils hinten ist ist 2 mm kuerzer, denn mit dem Massband kann ich nicht die Form des Knochens genau nachvollziehen. Also ich denke mal wir koennen annehmen das sie gleich sind.

Thorsten

Re: Diagonalhuf/Bein-Konformation

Beitrag von Thorsten » Fr 3. Aug 2012, 08:02

Das sehe ich:
Splint LF
Fetlock joint lateral full compression LF
Coffin joint medial full compression RF
RF steht schlechter da als LF und LH weist die zu RF korrospondierenden Probleme auf.
RF ist der Sidebone lateral auch ohne x-ray ersichtlich.

Stammt die Achseneinzeichnung (rote Linie) von dir?

Ich hab nicht so ganz kapiert wo das IMA in dem Namen deines Pferdes herkommt.

Sidebone ist nichts ungewöhnliches und vor allem nicht in deinem ranch horse pedigree. Die wurden extra auf dicke Knochen gezüchtet, damit sie einen fetten Cowboy tragen können. Es ist eher schwierig zu behandeln, aber ich meine schonmal was von einer erfolgreichen alternativen Behandlung in einem minderschweren Fall gelesen zu haben.

Die Annahme von Ramey ist glaub ich bislang nicht empirisch nachgewiesen, birgt aber eine gewisse Logik. Allerdings kenn ich nicht gerade wenige Sprösslinge der Vorfahren deiner Molly und ich glaube ich habe kaum eines mit geraden Beinen erlebt. Mein Nachbar hat rund 200 QH aus der Zuchtrichtung und ich hab mich immer über die X-Beine aufgeregt; es dann aber irgendwann auf die Zuchtlinie geschoben. Harter Boden ist da übrigens mehr als genug vorhanden.

Ist sie hinten eigentlich tatsächlich, so wie ich das gerade annehme cow-hocked oder macht sie das nur im Stand und zeigt keinerlei paddling im Schritt?

Ich könnte mir vorstellen, dass sie mit einer leichten Variation des Trims wieder etwas gerader wird, aber wegbekommen wirst es m. M.nicht. Wenn du an den Gelenkpunkten mal weisse Punkte aufmalst und sie dann trabst (Video machen), dann wird es leichter das alles nach zu vollziehen.

Eine gewisse imbalance (vorne nach hinten) herrscht da schon, aber nichts schlimmes (bezieht sich auf die alten Bilder).

Sie steht ja nach wie vor toed-out also kannst du lateral mehr material lassen. Damit kommt dann auch die Zehe gerader.

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Re: Diagonalhuf/Bein-Konformation

Beitrag von Annette » Fr 3. Aug 2012, 15:06

Ich habe vor einigen Jahren mal einen Vortrag vom HS Stefan Becker (tätig im Raum Hannover und hier rel. bekannt) gehört, wo er beschrieb, dass Fohlen zunächst x-beinig stehen und wenn der Schmied dies überkorrigiert und sie geradestellt, dann mit zunehmender Muskulatur O-Beine entstehen und deswegen rel. viel Pferde über den großen Onkel laufen. Ich denke, das deckt sich mit dem, was Ramey beschreibt?
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Re: Diagonalhuf/Bein-Konformation

Beitrag von Pferdefreund » Fr 3. Aug 2012, 16:35

Hallo Thorsten,

danke! Super dass Du dir die Zeit genommen hast. Ich muss jetzt erst mal wieder eine Weile research machen um das alles zu verstehen, wenn ich Fragen habe melde ich mich wieder.

Um Deine Fragen zu beantworten. Ja, den side bone sieht man sogar von aussen, allerdings heute kaum noch. Im Anhang ein Bild. Das laterale x-ray ist auch angehaengt. Die Bilder sind nicht toll, mein Vet hat keine mobile digital unit, deshalb ist das nur ein Film den ich abfotographiert habe. Aber ich denke im Vergleich kann man schon sehen, dass der side bone irgendwie diffus ist.


Molly's name ist: Ima Gucci Kinda Girl, soll heissen: "Ich bin so ne Art Gucci Maedchen" (IMA fuer "I am a"). Ziemlich bescheurt wie ich finde :D

Interssant fuer dich als Zuechter vielleicht auch dieses Seite:

http://www.inphc.org/guccionly.html

Da sieht man haargenau die gleichen Assymetrien wie bei Molly, der HR medial viel hoeher und der VR so aufgewoelbt und gedreht an der lateralen Seite. Da Molly den VR meist nach hinten stellt beim Grasen ist der HR automatisch vorne.

Das spricht dann doch wieder fuer Genetik.

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Re: Diagonalhuf/Bein-Konformation

Beitrag von Pferdefreund » Fr 3. Aug 2012, 16:41

Annette, was meinst Du mit "ueber den grossen Onkel" laufen?

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Re: Diagonalhuf/Bein-Konformation

Beitrag von Lesley » Fr 3. Aug 2012, 18:35

Über die Zehe innen abrollen.
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If you are determined to learn, no one can stop you.“

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Re: Diagonalhuf/Bein-Konformation

Beitrag von Annette » Fr 3. Aug 2012, 20:48

Genau, zeheneng sozusagen, also das Gegenteil von x-beinig oder nach außen gedreht.
Annette

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