Ich muss mich mal ausheulen - Rehe

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SilentDee
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Ich muss mich mal ausheulen - Rehe

Beitrag von SilentDee » Mi 13. Jun 2012, 22:00

Hallihallo!

Ich bin ja momentan immer und ewig mit Hufrehefällen konfrontiert.

Und ja schon länger frustriert von den Schulmedizinern, die mir dabei so begegnen. Warum bilden die sich nicht weiter???

Gestern hat mich eine Kundin von weit her bei anderen Kunden besucht, um mir Huffotos und einen Rehefall vorzustellen, der seit über 2 Wochen akut war, wo die Tierärztin in der akuten Phase einen Beschlag mit Polster und Platte empfahl (huhu, wann lernen die endlich, dass man erst beschlägt (wenn überhaupt!), wenn die akute Phase vorbei und die Entzündung abgeklungen ist? Wird ja sogar von den sich weiterbildenden Schmieden (Hufrehefachtagung usw.) bestätigt, warum kommt das nicht wenigstens mal bei den Tierärzten an??? :evil:

Das Pferd konnte dann kurzfristig laufen, aber dann plötzlich gar nicht mehr. Ich habe das Eisen gesehen. Hohe Trachten, Zehe gekürzt - Sinn ist mir absolut nicht schlüssig, soll das Pferd extra mit seiner Hufbeinspitze die Sohle durchschneiden, oder was??? Das Eisen ist ein ganz normaler (schlechter) Beschlag gewesen, der zurückgesetzt wurde, so dass die Zehenwand etwas schwebt. Darunter eine Platte mit Polster, aber das Eisen sitzt genau da, wo die Hufbeinspize drückt. Hey, was ist das für ein Schmied??? Wollte der das Pferd extra krank machen? Hufrehe ist schon ohne diese Maßnahmen ein lebensbedrohender Zustand für ein Pferd, da braucht es so etwas nicht auch noch.

Also hat meine Kundin alles versucht, Blutegel, den TA und Besi bekniet, die Eisen abzunehmen und dem Pferd ein Polster unter zu machen, evtl. Röbis und Trachten runter usw., aber man vertraut ja dem TA und Schmied, oder?

Jetzt, etwas über 2 Wochen nach dem Schub sieht der Kronrand so entzündet aus, als ob das Pferd bald ausschuht, und was unter dem Beschlag los war, konnte man ja nicht sehen - aber dem Pferd ging es massiv schlechter. Also hat meine Kundin von mir Krankenschuhe und Polsterung geholt, um es wenigstens da zu haben, falls die Besis umschwenken. Und heute ist das Pferd dann in die Klinik gefahren worden, mittlerweile ohne Eisen.

und dann? :(

Ist das Pferd eingeschläfert worden, weil das Hufbein schon fast durchgebrochen ist.

:angry-screaming:

Es gibt Hufrehen, da geht das schnell, da kann man nichts machen, das Hufbein rotiert aus der Beinachse nach hinten, und unterbricht den Blutfluß mit dem Strecksehnenfortsatz, drückt auf die Sohlenlederhaut, unterbricht ihn dort und schwupps, draußen. Wenn es 2 Wochen nach dem akuten Schub erst dabei ist, fast durchzubrechen - hey - dann ist das leider ein Vorgang, der durch falsche Bearbeitung und Behandlung so herbeigeführt wurde.

Ich bin sooooo frustiert, auch wenn ich das Pferd nie gesehen hatte. Diese Ignoranz mancher Tierärzte, die meinen, das, was man früher gemacht hat, gelte heute immer noch. (Es wurden dann Rivanolverbände angeraten - hat der TA Hufrehe mit Abszeß verwechselt, oder was?) und mancher Schmiede, die immer noch stur das machen, was sie vor Jahrzehnten schon gemacht haben, ohne sich mal an neuen Erkenntnissen schlau zu machen...

Wenn sich das ein Arzt im Menschenkrankenhaus erlauben würde, der würde verklagt!

ich bin ttoal sauer, frustiert und wütend!

Soviel von der Front!

Lieben Gruß,

Marina

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Re: Ich muss mich mal ausheulen - Rehe

Beitrag von Ponyschubser » Mi 13. Jun 2012, 22:28

oh man... :cry: :romance-caress:

Heike4
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Re: Ich muss mich mal ausheulen - Rehe

Beitrag von Heike4 » Do 14. Jun 2012, 08:08

Ich knuddel dich mal virtuell, nur dem armen Pferd hilft es leider nichts.....
Geht nicht, gibt es nicht.

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Re: Ich muss mich mal ausheulen - Rehe

Beitrag von FraukeBF » Do 14. Jun 2012, 08:30

Einfach nur zum Heulen ... Ich drück Dich :(
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Re: Ich muss mich mal ausheulen - Rehe

Beitrag von Anne & Shabou » Do 14. Jun 2012, 08:31

Oh Mann, bei uns am Stall laufen ja auch einige grauenvolle Hufe rum, die vom Tierarzt als "ist doch alles ok" abgezeichnet wurden. Nur immerhin haben die arme Pferde "nur" Sehnenschäden oder "Hufrolle" und sind nicht im Pferdehimmel...

Aber von mir ein riesen Danke, an alle, die so ausführlich ihre Fallbeispiele besonders zur Rehe einstellen. Gerade da muss es denke ich einfach schnell gehen, da hat man nicht noch üer Wochen Zeit Zwei- und Drittmeinungen von anderen Tierärzten ein zu holen. Und *auf ganz fest auf Holz klopf* falls es mein Pony mal erwischen sollte, weiß ich zumindest, was ich als Erstversorgung machen würde und wen ich dann alles ganz schnell anrufen würde! Mal davon abgesehen, dass man einfach für das Thema sensibilisiert wird und hoffentlich durch Vorbeugung eine Rehe vermeiden kann!

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Re: Ich muss mich mal ausheulen - Rehe

Beitrag von saskia » Do 14. Jun 2012, 09:28

Oha, ich bemerke diesen thread erst jetzt. Sonst hätte ich das Buchthema auch hier mit reingepackt (hatte es im anderen Rehethread gepostet). Tja - wenn soooviele Experten immer wieder das Falsche predigen, dann dauert es lange, lange, bis sich Zweifel breitmachen und sich das Neue durchsetzt. Gerade in der Reiterwelt (mit allen Branchen durmherum) ist die Masse anscheinend geistig extrem traditionsverbunden und entsprechend wenig an Neuem interessiert. Man bedenke nur, wie viele Jahrzehnte es gedauert hat, seit U.Bruns ein Umdenken in der Haltung eingeleitet hat, - und heute stehen immer noch Pferde 23 Std in Boxen....und das wird in 30 Jahren sicher immer noch so sein :(
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Re: Ich muss mich mal ausheulen - Rehe

Beitrag von Lesley » Do 14. Jun 2012, 09:47

Ich habe gerade gestern einen Satz in einem anderen Forum gelesen, wo es mir so richtig in den Fingern gejuckt hat... Ich musste mich echt zusammenreißen, nicht bösartiges darauf zu antworten:
Traut ihr dem Internet mehr als einem fast sechsjährem Hochschulstudium und vielen Jahren Berufserfahrung?
Nein, ich traue dem Hochschulstudium nicht (mehr)...
Ich habe selbst inzwischen von Tierärzten gehört, die es ank****, dass viele Kollegen so stumpfsinnig behandeln und neue Erkenntnisse so konsequent ignorieren. :evil:


Marina, fühl dich ganz doll gedrückt. Ich weiß, wie du dich fühlst.
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Re: Ich muss mich mal ausheulen - Rehe

Beitrag von stormel » Do 14. Jun 2012, 12:32

SilentDee hat geschrieben: Wenn sich das ein Arzt im Menschenkrankenhaus erlauben würde, der würde verklagt!

Ein Menschenarzt ist verpflichtet sich Fortzubilden, sonnst verliert er seine Zulassung !

Ist das bei Tierärzten anderst?

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Re: Ich muss mich mal ausheulen - Rehe

Beitrag von Annette » Do 14. Jun 2012, 15:40

Es ist einfach traurig, wie viele Pferde ihr Leben verlieren, weil die (u.U. einfache) Behandlung durch Fachleute!!! nicht fachgerecht ist.

Und es ist traurig, dass viele dieser Fachleute den Fehler nicht bei sich selbst suchen, sondern Misserfolge grundsätzlich als gottgegeben hinnehmen und den nächsten Fall wieder genauso behandeln.
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Re: Ich muss mich mal ausheulen - Rehe

Beitrag von SilentDee » Do 14. Jun 2012, 20:50

Tierärzte müssen sich auch fortbilden - aber keiner schreibt Dir vor, in welchem Thema. Es geht, glaube ich, um Stundenanzahlen oder Einheiten, weiß grad nicht, wie es aktuell ist.

Und dann gibt es tatsächlich "Fortbildungen", die von einer Handelsmarke abgehalten werden (in der Hufbranche sollen z.B. manche Luwex-Tagungen eher wie eine große Party sein heutzutage, hat mir ein Schmied erzählt), wo dann gegessen wird, wie auf einer Kaffeefahrt das Produkt vorgestellt wird, dann getrunken wird, Kontakte geknüpft und dann das Teilnehmer-Zertifikat ausgehändigt wird, damit dieser "Spaß" dann auch als Fortbildung angerechnet wird.
Habe da damals schon ein paar von mitgemacht, ich würde mich schämen, wenn ich mich als Fachmensch durch die Fortbildungs-Auflagen derart dreist schummeln würde.

Es geht immer wieder darum (wie eigentlich überall zu beobachten), dass man sich mit möglichst wenig Aufwand (und Geldeinsatz) die Vorgaben erfüllt.

Es müssten an den Unis und Fachhochschulen mal die neuen Methoden gelehrt werden, denn da geht es leider noch zu, wie vor 50 Jahren, jedenfalls vor einigen jahren, als ich da noch studiert habe.

Humanmediziner müssen sich auch fortbilden, aber deswegen wissen sie auch nicht alles - ich musste meinem Arzt mal erzählen, ich komme, um mir Penicillin abzuholen, weil mir eine wilde Katze im Tierheim bei der Medikamentengabe ins Fingergelenk gebissen hatte. :mrgreen: War mir erst mal egal, hauptsache, das Tier bekommt das AB... und wegen der Pasteurellen-Gefahr ging ich hinterher zum Arzt. Der wusste von nichts, obwohl doch gerade in Großstädten so viele Katzen wohnen, die auch alle mal Medis bekommen, und Bisse nicht so selten sind.

Man muss also überall kontrollieren, vor allem, wenn es um die Gesundheit geht. Selbst Herzschrittmacher nach Herz-OP's werden auf Notaufnahmen manchmal falsch verkabelt... (auch schon erlebt)

Es ist halt nur so schade, dass man das Gefühl hat, gerade in Deutschland hält man unendlich lange an althergebrachtem fest.

Und die Tiere sind uns völlig ausgeliefert!

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