Ich verstehe irgendwie die Diskussion hier gerade überhaupt nicht!
Ich glaube, eigentlich haben alle in Wirklichkeit die gleiche Meinung, jedenfalls im Groben.
ich habe mir jetzt den überaus interessanten Link angeschaut, am meisten hat mich natürlich interessiert, wie nach dieser dort beschriebenen (Strasser, glaub ich) Methode gesunde Hufe aussehen.
Gesehen habe ich folgendes:
-Breite Strähle, aber auch tiefe mittlere Strahlfurchen und zerfledderte seitliche Strahlränder. Also nichts, was es nach der "Ich lasse die Eckstreben stehen"-Bearbeitung nicht ebenso zu sehen ist.
(Gerade nach den Frog-Artikeln zu urteilen müssten manche (nicht alle!

)diese Strähle trotzdem noch behandlungswürdig sein)
- Ungleich dicke Wände, im Zehenbereich dicker als im Trachtenbereich, und in den Seitenwänden am dünnsten... Die Seitenwände zeigen im Horn auch ein Hochschieben, obwohl der Kronrand oft gerade verläuft, was mich zu der Annahme bringt, dass der Huf evtl. einfach nur weich steht, und deswegen nicht hochdrückt (bricht ja auch dort oft weg, siehe Bilder dort von seitlichen Aufnahmen)
- Niedrige Trachten (ist ja unsere gemeinsame Meinung, dass das sein sollte!
- Eckstreben, die am Überlegen gehindert werden. (Mache ich ja auch, wegen des Drucks - und die TE hat das ja jetzt auch eingeleitet)
- Ausgegrabene Eckstreben habe ich da nicht gesehen. Nur etwas auf Sohlenniveau gekürzte Eckstreben, die sich nicht überlegen sollen. Die Hufe, die keine Eckstreben in Tragkraft haben, zeigen keine Schnittkanten, was mich zur Annahme bringt, dass die evtl. gar nicht mehr nötig waren und auch nicht massiv nachwachsen. Denn dass die Eckstreben bei einem gesunden Huf nicht aktiv Last tragen, da sind wir uns sicher alle einer Meinung, oder?
- Das verhältnis Strahl im Huf variiert bei den gezeigten gesunden Hufen massiv. Manche haben die (geschätzte) 2/3 zu 1/3 Proportion, manche haben aber auch massiv lange Zehen (vor dem Trimm) und langes Wandhorn nach vorne heraus, sehr breit erscheinend, weil da keine Zehenrichtung angelaufen ist (das Pferd läuft bestimmt entweder mit Boots oder nur auf weichem Boden, sonst hätte es eine Zehenrichtung wie manch anderer dort gezeigter Huf) und der Strajl ist eher unscheinbar klein im hinteren Hufbereich, wenn auch nett von der Form, aber dort das "lange-Zehe-niedrige-Trachte-Pferd", was man so oft stolpernd zu sehen bekommt in unseren Breiten hier. Bei zwei Bilder sehe ich ein anderes Bild, da ist die Zehenwand bis durch die Lamellenschicht an die Sohle geraspelt und zurüchgesetzt worden...
- Grundsätzlich sehe ich auf den Bildern relativ gesunde Weichbodenhufe. Mein persönlicher Eindruck.
Gepolstert sind Weichbodenhufe durch das Stehen und Gehen auf weichem Boden, in den sie einsinken, wie in ein Polster. Da entspannt sich der Druck auch nur, wenn der Huf angehoben wird, sobald er Bodenkontakt hat, gibt es Druck auf alle Strukturen des Hufes.
Ich bin der Meinung, dass das Ziel beider Methoden eigentlich grundsätzlich das gleiche (oder ähnliche) ist.
Hufstrukturen gesund zu haben, nicht nur die äußeren, auch die inneren Strukturen. Nur wenn beide gesund und gut ausgebildet sind, kann das Pferd auf gesunden Hufen schmerzfrei laufen.
Die eine Methode (ist das nach diesem Herrn, dessen Link Du eingestellt hast, auch so?) will über den 30° Kronwinkel den Huf zu dieser Gesundung führen und macht eher Eröffnungsschnitte im Trachtenbereich und gräbt die Eckstreben aus, wenn sie massiv sind - raspelt die Trachten auch in die lebende Sohle hinweg runter, im Lehrbuch von Frau Strasse steht explizit, dass selbst eine Blutung dort dann in Kauf genommen wird, weil jede Pulsation, Blutung usw. die Heilung im Endeffekt fördert... (ich weiß aber nicht, ob ich jetzt dem Herrn, dessen Namen ich mal wieder aus Versehen vergessen habe, Unrecht tue, wenn ich ihn mit dem Trimm aus dem deutschen Strasser-Lehrbuch gleichsetze)
Der Trimm, den ich z.B. mache, will den Hartbodenhuf und nicht den Weichbodenhuf in gesunder Form imitieren. Dazu wird angenommen, dass bei gesunden Strahl, Strahlpolster, Hufknorpeln, Bandverbindungen dabei, Schleimbeutel, Sehnen uvm die Eckstreben nicht derart massiv benötigt werden, wenn die Trachten zu lang sind, dann bröckeln die nämlich von allein weg und der Huf sieht aus, wie auf manchen der Bilder beim Link. Gleiches Ziel erreicht, nur eben auf dem Weg, dass das Pferd nicht in die Fühligkeit geschnitten/ geraspelt wird, sondern eine weiche Polstereinlage in den Hufschuh getan wird, und das Pferd damit bewegt wird, was die Durchblutung fördert (gleicher Ansatz), das Pferd aber dazu noch viele Kalorien verbrennen kann und Muskulatur aufbaut, Sehnen, Bänder usw. stärkt, und eben wie auf dem weichen Boden durch die Polsterung die Durchblutung und Massage der Strahlstrukturen bekommt, womit sich das Bindegewebe des Strahlpolsters aufbaut, die Bänder kräftigen, die Hufknorpel die Bewegung bekommen usw., damit sie ihre elastischen Fasern aufbauen und die Dämpfungsfunktion erlangen, die beim gesunden Huf gewünscht und angestrebt wird (und unerläßlich ist). Nur der weg dahin ist unterschiedlich. Und der Kronwinkel ist auch individueller geregelt. Denn die Winkelungen von Beingelenken, Schulter usw. sind ja auch rassebedingt und individuell unterschliedlich.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Huf, vor allem das Hufbein, sich vor zu starkem Einsinken im hinteren Teil schützt, indem es die Eckstreben massiv ausbildet, solange die inneren Strukturen sich noch nicht genügend umgebaut haben. Dazu baut auch manchmal die Sohle wie ein Stützfundament solche Zubildungen als Eckstrebenverlängerung.
Kürze ich die Trachten niedriger, als die Sohle es zulässt, wird das Pferd fühlig auf hartem Boden oder sogar klamm, mag nicht gesund und locker hintreten... Also kürze ich die Trachten nur auf das Niveau der lebenden Sohle, ohne einen bestimmten Winkel zu erzielen, so läuft das Pferd locker und frei. Wenn die Trachtenregion unterentwickelt ist, benutze ich Polster in diesem Bereich, um die Massage, die es auf nur weichem Boden bekommen würde, auch beim Laufen auf hartem Boden zu imitieren. dadurch kräftigen sich die inneren Strukturen, und der Strahlbereich wird kräftiger, die Trachten weiten sich, wenn die Seitenwand nicht gegenhebelt (!) und irgendwann bröckeln die Eckstreben weg, die Sohle zieht sich zurück, ich kann die Trachten noch weiter runter nehmen.
Dadurch habe ich dann ein durchweg ok laufendes Pferd ohne invasive Maßnahmen, die widernatürlich wären, weil sonst die Natur sie anders eingerichtet hätte. In der Natur muss das Pferd auch immer schmerzfrei laufen können, und wenn da mal etwas passiert, warum dem nicht so ist, wird versucht, es möglichst schnell zu ändern, damit das Pferd nicht gefressen wird.
Ich versuche also, die Selbstheilungskräfte der Natur zu unterstützen, damit es schneller geht.
Eine latente Entzündung durch Pulsation durch zu invasives Beschneiden bringt ja Entzündungsmediatoren im Blut durch den ganzen Körper... und die können wieder woanders in den Organen negative Auswirkungen haben, was ich vermeiden möchte.
So ist beim Menschen z.B. erwiesen, dass es Zusammenhänge zwischen Zahnwurzelentzündungen, die latent entzündet bleiben, und Herzklappendefekten gibt.
So lange da noch hohe und massive Eckstreben sind, ist der Huf noch nicht gesund, aber bei einem angepassten Hartbodenhuf mit ganz gesunden Strukturen haben auch die Eckstreben eine Funktion, nämlich den Schutz der inneren Strukturen, und deswegen gibt es die Eckstreben. Bei Weichbodenhufen bröseln sie raus, bei Hartbodenhufen sind sie dann ca auf Sohlenniveau oder sogar darüber, je nachdem, wie plan der harte Boden ist...
Die Polsterung wird so eingebracht, dass sie beim Anheben des Hufs natürlich keinen Druck ausübt, also nur am angestellten Huf, und man muss natürlich schauen, was die Sohle und der Strahl, die Knorpel und Polster usw. in der Lage sind, zu ertragen. Bei dünnen Sohlen usw. muss es viel weicher und nachgibiger sein als bei harten Sohle... Sonst besteht tatsächlich die Gefahr der Lederhautentzündung, und das ist ja wieder völlig kontraproduktiv!
Den gesunden mittelweg zu finden ist die Kunst des Hufe machens! Deswegen wird immer gegen Schema F gewettert, weil man, wenn man blind ein Schema (egal, welches und wo) anwendet, den Individualfall außer Acht lässt. Und dann treten alle Risiken stärker in Kraft und es geht mal schief.
Ich habe z.B. einen extrem verformten Trachenzwanghuf, der sich weitet, seit der Strahl behandelt wird und die Seitenwände nicht mehr einrollen. Das Pferd wird in der Zehe massiv zurückgenommen, in den Trachten auch, aber die Eckstreben habe ich belassen, das Pferd bekommt Polsterung, und nun seit ein paar Wochen sogar Führmaschine auf Gummimattenboden. Und: Beide Seitenwände und Trachten hebeln nicht mehr nach innen (Teilziel erreicht), die lamellenschicht und alles drin im Huf wird dadurch nicht mehr gequetscht und entzündet, nun muss der Strahl wachsen, und das tut er seit der Polsterung, die Furche soll zu sein - bin total gespannt auf die Woche nach Ostern! das Pferd entlastet nicht mehr so krass den hinteren Bereich. Das war (und ist) ein extrem kranker Huf, und den muss man anders behandeln als einen gar nicht so schlimmen, der nur wenig aus der Form ist usw.
Hach, jetzt habe ich wieder ein Buch geschrieben und mich total verzettelt im Inhalt.

Sorry.
Ich glaube jedenfalls, dass vielleicht mehrere Wege nach Rom führen, und wenn sich alle schon mal einig sind, dass sie sich in Rom treffen wollen, ist viel gewonnen. Wie steinig, anstrengend, autschend oder locker der weg dahin bewältigt werden kann, das werden wir uns in Rom erzählen, vielleicht mit Reisefotos und Berichten, und dann kann man nämlich aufgrund dieser Erfahrungen vergleichen und eigene Wegstrecken vielleicht sogar in Frage stellen usw.
Voraussetzung ist, dass man sich in Rom auch trifft!
Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass manche unterwegs entweder verschütt gehen oder aufgeben und gar nicht ankommen.
Ich bin total interessiert an Vorgehensweisen und Erfolgen durch andere bearbeitungsformen. ich würde dafür aber gern auch den gesunden Endhuf mal zu sehen bekommen! und dann das Fallbeispiel dahin!

Solange Ziele nicht erreicht wurden, weiß man doch gar nicht, ob man tatsächlich ankommt.
ich glaube, das Ziel ist bei uns allen irgendwie schon gleich!
Und um wieder bei Toppic zu landen: Ich achte mal drauf, habe in den letzten Tagen aber nichts dergleichen gesehen...
Lieben Gruß,
Marina