Nachdem ich mich nun durch viele Seiten, Links und selbst recherchiert habe möchte ich auch einmal meinen Senf dazugeben…
Bedingt durch meinen Beruf (Chemiker) bin ich evtl. etwas vorgeschädigt und habe auf das ein oder andere einen anderen Blick.
Ich finde das Konzept des Balancieren und der genaueren Betrachtung des Futters relativ schlüssig, aber hat es doch ein meiner Sicht ein paar gravierende Schwächen, insbesondere bezüglich der Eisenproblematik.
Wir reden hier immer wieder vom Mineralstoffgehalt des Futters und es fallen Angaben wie z.B. x mg /kg Eisen, oder als Tagesration x mg Eisen. Das ist aus meiner Sicht aber eine massive Vereinfachung. Zum einen wird dabei gar nicht die Oxidationsstufe (Beim Eisen +2 oder +3) und zum anderen das Gegenion berücksichtigt. Beides hat aber drastische Einflüsse darauf, ob besagtes Element resorbiert wird.
Beim Menschen ist z.B. hinlänglich bekannt, dass Hämin deutlich besser resorbiert wird als Eisenoxalat. Natürlich soll das Pferd jetzt kein Fleischfresser werden, aber hier gibt es sicher ähnliche Effekte, sodass ein Salz eines Elementes nicht die gleiche Wirkung hat wie ein anderes Salz des gleichen Elements. Bei manchen Mineralfuttern wird, darauf Rücksicht genommen, was gut ist, allerdings bedeutet das nicht, dass auch beim Heu das Element genau so gut resorbierbar ist. Dazu kommt der Punkt, dass Chelat nur eine Klasse von Liganden beschreibt und Oxalat ebenfalls ein Chelat-Ligand ist.
Somit ist das Balancieren zwar eine interessante Idee, aus meiner Sicht fehlt dafür aber die nötige Datengrundlage.
Bezüglich der Eisenproblematik habe ich zwei Einwendungen.
Zum einen zeigten zwei Dissertationen der LMU-München, dass eine Eisengehaltbestimmung bei Heu wenig sinnvoll ist. Es kann keine Korrelation zwischen Eisengehalt und Dünnung, Schnittzeitpunkt oder Rohfasergehalt festgestellt werden.
Eine mögliche Erklärung für die starken Schwankungen ist die Kontamination mit eisenreichem Boden. Dieses wird auch durch andere Forenbeiträge (in einem anderen Forum) unterstützt, die beobachtet haben, dass die ermittelten Eisengehalte der gleichen Probe sich drastisch unterscheiden, je nachdem ob selbige gewässert wurde oder nicht.
Da es sich bei Eisen im Boden in der Regel um kaum resorbierbares Eisen handelt, ist daher der hohe Eisengehalt effektiv gar nicht so hoch.
Zum anderen konnte ich keinen Beleg dafür finden, dass es bei einem gesundem Säugetier keinen Mukosablock gibt. Resorbiertes Eisen kann somit zwar nicht aktiv ausgeschieden werden, aber die Resorption gesteuert werden. Ja es gibt Studien die auf eine Diabetischefolgeerkrankung beim Menschen bei überhöhtem Ferritinspiegel deuten. (Mittlerweile auch welche mit Pferden). Allerdings korreliert die beim Menschen mit einer genetischen Vordispositionen (HFE-Gen etc.)... Beim Pferd habe ich die Studien noch nicht im Detail durchgelesen, allerdings sind die Studiendauern überschaubar und auch die Stichprobengröße relativ klein.
Zum Thema Haaranalyse. Diese ist neben der Urinanalyse aus meiner Sicht schon eine relativ aussagekräftige Methode um insbesondere Überversorgungen zu bestimmen. Es ist hinlänglich bekannt, dass der Körper nicht verstoffwechselbare Schwermetalle in dem Langhaar einlagert. Insofern kann eine Langhaaranalyse durchaus eine Überversorgung anzeigen. Während die verstoffwechselbaren Schwermetalle und die meisten Leichtmetalle über den Urin nachgewiesen werden können.
Unterversorgungen nachzuweisen sind dagegen deutlich schwieriger, es gibt zwar Zielwerte, dass eine Unterschreitung selbiger automatisch gesundheitliche Probleme bedeutet, ist aber meines Wissens nach nicht eindeutig belegt.
Abschließend möchte ich zu meinem größten Problem kommen, nämlich der Datengrundlage. Am bekanntesten sind die NRC-Empfehlungen. Aber auf welcher Datenlage wurde diese erstellt und vor allem, wer hat diese Forschung in Auftrag gegeben/finanziert? Habe dazu einiges gesucht, aber leider nichts gefunden.
Bin gespannt auf die Diskussion

LG