ich habe folgenden Fall:
Isländer, 28 Jahre, Cushingpatient. Das Pony wurde von der jetzigen Besitzerin aus schlechten Händen gerettet, es lief jahrelang mit stark deformierten chronischen Rehehufen herum, zeitweise laut Bericht mit schlechtem Rehebeschlag. Alte Röntgenbilder (analog, ich habe sie nur kurz gesehen) zeigen eine starke Rotation, ob eine Senkung vorlag ist aufgrund der Qualität der Bilder nicht zu beurteilen.
Huffotos von Heute, vorne rechts, links ist genauso: (Behang habe ich hochgebürstet, damit man die Hufe besser sieht). Sorry für die Fotoqualität, es war gerade nur die Handykamera greifbar. Wenn ihr auf den Fotos nicht genug seht, mache ich nochmal welche mit der richtigen Digitalkamera.





Das Pony ist nicht im besten gesundheitlichen Zustand: Es ist zu dünn (trotz ausreichender Fütterung) und leidet unter Durchfall/Kotwasser, der nicht wirklich auf Behandlung anspricht. Es schaut meist unglücklich und eher teilnahmslos. Wenn man es reitet oder führt läuft es jedoch lahmfrei und flott vorwärts. Es wird sehr leicht gearbeitet, d.h. regelmäßige Spaziergänge im Schritt und kurze, langsame Ausritte mit einer sehr leichten Reiterin. Ich vermute, dass es "sehr hart im Nehmen" ist und Schmerzen kaum zeigt - auch einen völlig vereiterten Zahn (wurde behandelt) hat man dem Tier nicht angemerkt.
Ich bearbeite das Pony seit Oktober letzten Jahres. Es war barhuf und lief grottenschlecht. Mit Polster und Hufschuhen konnte das Laufverhalten sofort verbessert werden. Leider habe ich zu Beginn keine Fotos gemacht.
Im Laufe der Bearbeitung konnte ich die Hufform verbessern, Zehen- und Seitenwände verlaufen nun gerade, die Winkelung ist immer noch sehr flach, aber wesentlich besser als vorher. Die Blättchenschicht ist geschlossen, Hinweise auf eine Rotation gibt es an der Hufform nicht. Aktuelle Röntgenbilder können aus finanziellen Gründen nicht angefertigt werden.
Das Problem: Die Sohle ist nach wie vor drastisch zu dünn. Ich kann sie mit den Händen eindrücken, insbesondere vorne hinter der Zehenschwiele (Pferd zeigt keine Schmerzreaktion). Dennoch bildet sich an der Sohle Zerfallshorn. Auch bei sehr günstigen Wetterbedingungen für "Sohlenaufbau" (lange Trockenheit) passierte nichts, lediglich dass die trockene Sohle natürlich härter ist als eine feuchte.
Ich habe den Huf schon mehrere Wochen mit Sole-Guard gepolstert, die Sohle wurde vielleicht etwas dicker, aber so richtig durchschlagend war der Effekt nicht.
Merkwürdigerweise läuft das Pony trotzdem nicht fühlig (Starke Fühligkeit verschwand ca. 4-6 Wochen nach erster Bearbeitung). Das Laufverhalten im Offenstall (Sand, Plaster, Schotter) ist völlig unauffällig, ebenso vortraben/tölten auf Asphalt. Im Gelände trägt es immer Hufschuhe.
Die Hinterhufe - die nie von Rehe betroffen waren - sind übrigens bombenstabil mit dicker Sohle. Da kann ich selbst mit einer Abtastzange nichts eindrücken.
Habt ihr auch schonmal einen solchen Fall erlebt? Wie seid ihr vorgegangen und habt ihr eine Erklärung dafür gefunden, dass sich keine vernünftige Sohlendicke mehr bildet?
Wie würdet ihr weiter mit der Hufbearbeitung vorgehen? Ich überlege, ob ein Beschlag sinnvoll wäre, um die dünne Sohle zu schützen und dem Huf ggf. ohne ständige grenzwertige Belastung die Chance zum Aufbau von mehr Material zu geben. Zusätzlich hätte ich hier die Chance, den Abrollpunkt etwas radikaler zu versetzen, als das Barhuf möglich ist.
Andererseits läuft das Pony Barhuf ja ganz gut...
Freue mich auf Anregungen.
Gruß Tina