Dauerhaft beschlagene Hufe und "trotzdem" Gesund?

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Martin
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Re: Dauerhaft beschlagene Hufe und "trotzdem" Gesund?

Beitrag von Martin » Do 3. Okt 2013, 23:14

SilentDee hat geschrieben:Die Öllövs haben, meine ich, ne Kombi aus rundum Metall plus Kunststoff/Gummi...

http://www.leather-import.de/hufschmied ... &Itemid=26 (keine Ahnung, ob die ne eigene HP haben, hab mal den ersten Link genommen, den mir google ausgespuckt hat. :lol: )

Die wären also rundum gleichmäßig, meine ich mich zu erinnern. Nicht nur im vorderen Bereich fester.

Martin, magst Du mir mal erklären, welche Gedanken dahinter stehen, warum ein starrer Beschlag an sich die Beugesehnen schonen soll? Also, ohne erst mal die superlangen Schenkel usw. nach hinten raus, nur die Material=starr=Sehnenunterstützung?

Hab das noch nie nachvollziehen können... Vielleicht, wenn Du die Gedanken dahinter mal formulieren würdest? ;) Würd es gern mal durchdenken...

LG

Die Gedanken der Hufschmiede und Tierärzte zu diesem Thema habe ich nie so ganz verstanden. Entweder bin ich zu dumm oder die die schreiben seit zig Jahrzehnten von einander ab.

Was ich sehe, ist das was man auch bei Hufen sehen kann, deren Fußungsfläche ich verlängere, sprich Trachten zurückraspeln: Das Pferd stellt dann seinen Huf anders unter den Körper. Der Huf wirkt dann oft steiler gestellt, als ohne diese Unterstützung. Nutze ich ein Stegeisen oder Eiereisen oder Heartbar oder eben einen Sneaker habe ich vergleichbare Effekte bzw. sie sind noch deutlicher. Das Pferd ändert die Positionierung des Beins unter dem Körper und schon sieht der Huf zumindest steiler gestellt aus. Mit einem Duplo ist der Effekt in der Regel nicht so deutlich, wie z.B. bei einem Sneaker, den man ja auch als spezielle Form des Eiereisens verstehen könnte. Welcher Anteil an diesem Effekt der Starrheit eines Beschlages zuzuschreiben ist und welchen Anteil die Verlängerung durch einen Beschlag hat, vernag ich nicht zu sagen.

Im Idealfall ist die Position des Beins unter dem Körper dann eine bessere, was einem Kräftegleichgewicht zwischen Streck- und Beugesehnen entgegenkommen würde. Aber mit dieser Vorstellung sollte man vorsichtig sein, denn wer sagt denn, dass man nicht mit dieser Manipulation die Stellung zu Lasten der Strecksehnen entwickelt. Ab dem Zeitpunkt werden dann halt diese mehr belastet.

Ich halte mich da im Moment an das Röhrbein als Bezugspunkt. Wenn das nach meiner Manipulation, egal ob nur am Huf oder mittels Beschlag lotrecht(er) unter dem Körper des Pferdes steht, dann hoffe ich damit dem Pferd geholfen zu haben. Sicher, dass das ein verlässlicher Parameter ist, der gar uneingeschränkt für alle Pferde gilt, bin ich mir nicht.

Martin

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Re: Dauerhaft beschlagene Hufe und "trotzdem" Gesund?

Beitrag von SilentDee » Do 3. Okt 2013, 23:27

OK, das ist logisch, aber da es genug Pferde gibt, die unter starrem Beschlag noch ein rückständigeres Stehen zeigen, denke ich, dass es eher an der Zubereitung unter'm Beschlag liegt als lediglich am Material... *grübel*

Ich stelle mir nämlich das Klirren und das relativ ungefederte Absinken des Hufrollebereiches beim Auffussen eher Sehnenschädlich vor, wenn da was Starres drunter ist.
Starr mit extremen Polster sieht da wieder anders aus. Und bei kurzen Intervallen kann ich da bestimmt viel schonen. Sobald die Wand länger wächst, so dass das Polster mehr Spielraum hat, wird der Effekt dann bestimmt wieder weniger...

Hab das bei so manchem Sehnenpferd beobachten können, bei denen der starre Beschlag ohne Polster zu verstärkter Pulsation geführt hat, die Beruhigung eher über die Bewegungslosigkeit kam und dann relativ schnell wieder losging, als Bewegung wieder stärker wurde - mit guter und stabilisierender Polsterung war das Absinken und Federn im Hufrollebereich herabgesetzt und abgedämpft und das war dem Pferd sichtlich angenehm.

*weiter drüber nachdenk*

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Re: Dauerhaft beschlagene Hufe und "trotzdem" Gesund?

Beitrag von Nupur » Fr 4. Okt 2013, 00:51

Ich kenne das so nicht.

Für jede der typischen uns betreffenden Erkrankungen gibt es bestimmte Parameter für die dazu passende Hufzubereitung oder den Beschlag. Die Entscheidung über Ausführung und Materialwahl fällt der Hufschmied aufgrund praktischer, handwerklicher, nutzungsbedingter, finanzieller etc. Kriterien. Dieses Recht behalte ich mir gegenüber dem Tierarzt auch ausdrücklich vor. Zwar darf er strenggenommen eine präzise Beschlagsanweisung aussprechen, jedoch sollte seine Aufgabe eigentlich eine exakte Diagnosestellung sein, sowie die Beschreibung der gewünschten Funktion und Wirkung eines Beschlages.

Die Auswahl aus der bunten Palette der Beschlagsmöglichkeiten treffe ich bestimmt nicht pauschal zum Krankheitsbild.

Den bekannten interdisziplinären Streit gibt es dabei übrigens nur zwischen Beteiligten mit unterschiedlichem Qualitätsniveau!

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