Einblutung in der WL

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Nupur
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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von Nupur » Mi 25. Sep 2013, 22:58

Nicht unbedingt. Eine dicke Sohle schützt zwar vor Verletzungen durch Steine etc., das hat aber nichts mit der individuell ausgeprägten Empfindlichkeit auf Druck zu tun. Das Pferde, denen der Wandhornteil des Tragerandes entweder aufgrund von Hornqualiät, oder von starkem Berunden, fehlt, trotz kräftiger Sohle auf hartem Boden fühlig gehen, ist ja nicht gerade selten. Denn wie stark ist denn in dem Fall die lasttragende Fläche reduziert, verglichen mit einem intakten Huf auf penetrablem Boden, wo Wandhorn, die ganze Sohle und der Strahl tragen? Auf die Trachtenecken, den Strahl und eine schmale, halbkreisförmige Sohlenregion an der Zehe.

Abgesehen von dieser Logik legten auch die Messungen von Brian Hampson nahe, daß die Sohle zumindest nicht für Dauerdruck ausgelegt ist. Er stellte nämlich eine durchblutungsstoppende Quetschung der Sohlenrandarterie im Zehenbereich fest, bei Pferden, welche extrem berundet waren.

Aber Du hast natürlich Recht. Klassischerweise hat man das Problem bei zu kurzen Hufen und zu dünner Sohle.

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Pferdefreund
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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von Pferdefreund » Mi 25. Sep 2013, 23:10

das wurde glaube ich auch schon 2007 festgestellt. Dieses Zitat habe ich mir gemerkt:

The germinal layer of the sole needs a certain amount of space between the coffin bone and the hard layer of horn; otherwise compression impedes its blood supply and sole growth is slowed. (Floyd & Mansmann, Equine Podiatry, 2007)

Leider habe ich die Original Referenz nie gelesen. Der Satz stammt aus dem Artikel von Thorsten, der in THH veroeffentlicht wurde.

kelte
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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von kelte » Do 26. Sep 2013, 14:58

Wenn das stimmt, warum haben dann nicht alle Pferde ohne Tragrand, bzw Tragrand auf Sohlenniveau, diese Einblutungen in der WL?
Meine eigenen Schwergewichte haben prinzipiell keinen Tragrand, er würde augenblicklich wegbrechen, oder Wandverbiegungen verursachen. Trotzdem hatte ich noch nie solche Einblutungen.
Sollten daher nicht auch noch andere Parameter ausschlaggebend sein, wenn bei "guter" Sohle so etwas passiert?

Grüße

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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von radieschen » Do 26. Sep 2013, 15:19

na, ein "Tragrand" auf Sohlenniveau ist ja immer noch ein tragender Teil des hufes - grad bei deinen Großen dürfte die Wand dann ja auch entsprechend dick sein. also kommt noch ein Mehr an Fläche dazu, das Gewicht tragen kann. Scheint tatsächlich ja eher die Pferde zu betreffen deren Tragrand dann noch bis an die WL berundet ist (oder wie beim Rehepferd eben senkrecht bis in die weiße Linie abgeraspelt ist damit die Zehenwand nicht zerrt - aber den Hotties verpasst man dann ja einen irgendwie gearteten Hufschutz oder stellt sie auf weichen Boden, sodass es wieder unproblematisch ist)

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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von Pferdefreund » Do 26. Sep 2013, 15:35

Ja, so sehe ich das auch. Das hauptsaechliche Gewicht soll von der waterline getragen werden, aber nicht von der Sohle (weissen Linie).

Hier sieht man es ganz gut:

Bild

Das ist ja kein Tragrand Ueberstand, jedoch traegt die Waterline das Hauptgewicht und die Sohle ist ca einen halben Millimeter passiv.

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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von katiebell » Do 26. Sep 2013, 18:19

Aber das stimmt doch nur solange der Boden völlig glatt und steinhart ist. Wie Asphalt z.B.

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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von TinaH » Do 26. Sep 2013, 19:09

Die beiden Pferde, die ich spontan als vorübergehende Raspelbeteiligung (bis die Besitzerin es selber kann) übernommen habe, die hatten beide (leichte) Einblutungen an der WL der Zehe. Aufgetreten ist das nach Wechsel des Hufbearbeiters. Der neue hat den Tragrand recht lange stehen lassen und die Wand sehr, sehr hoch massiv beraspelt.
Woher kommt das? Hat durch das Beraspeln der Wand die Verbindung gelitten?

Ich glaube, ich war Anfang Juni das erste Mal dort und mittlerweile sieht die WL wieder gut aus.
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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von kelte » Fr 27. Sep 2013, 07:58

@ Pferdfreund

Ich habe es aber auch nicht bei Kundenpferden, denen ich die Zehe bis IN die WL beschleifen muß, weil sie z.B. einen npW haben.
Abgesehen davon sind wir auseinander was Haupttraglast anbelangt. Für mich trägt die Waterline mit, die Hauptlast tragen für mich Sohlenrand (je nach Fall mehr oder weniger breit), Strahl und dann erst Waterline und Eckstreben.
Ich habe immer noch Bowkers Satz im Kopf, er habe bei sämtlichen Untersuchungen keinerlei Anhaltspunkte dafür gefunden, daß die Laminae jemals für Traglast gedacht war.

@ TinaH

Wenn man die Wand hoch hinauf beraspelt, schwächt man sie natürlich, dann reicht auch schon wenig Druck, um sie wegzuhebeln. Insofern kann ich mir dein Beispiel gut erklären.

Grüße

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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von Pferdefreund » Fr 27. Sep 2013, 14:03

KC LaPierre sagt, dass sie die laminae Hauptschockabsoprtionsmechanismen sind, zusammen mit dem Strahl. D.h. sie sind weniger statischer "Traeger" als dynamische "Federn". Was fuer einen Sinn sollte diese Struktur sonst haben? Diese stark verzweigten Aestchen muessen eine wesentliche Funktion haben, und die wird (meinem Verstaendnis nach) am besten durch die Stimulation der waterline bewirkt. In gesunden Hufen beobachtet man eine breite waterline und eine enge white line.

Ich persoenlich habe auch bei den Mustangs keinen einzigen gesehen, der nicht auf der waterline gelaufen ist. Habe leider nur zwei Bilder wo man das einigermassen sehen kann.

http://1.bp.blogspot.com/-elS0xGMH0EA/U ... lide02.jpg
http://1.bp.blogspot.com/-WzJfqE3FiIk/U ... lide13.jpg


Was Bowker genau meint weiss ich nicht. Ich habe mehrmals versucht ihn anzuschreiben, er antwortet mir leider nicht ;-)!
Zuletzt geändert von Pferdefreund am Fr 27. Sep 2013, 14:14, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Einblutung in der WL

Beitrag von Pferdefreund » Fr 27. Sep 2013, 14:09

Jamie Jackson glaubt das uebrigens auch. Er betont auch haeufig dass der Strahl bei Mustangs passiv zur Wand ist (kann ich ebenfalls von meinen eigenen Beobachtungen bestaetigen), aber dass wenn man die Waende zu stark berundet, der Strahl of massiv wird. Der Huf hat halt viele Adaptations Mechanismen, und das ist einer. Das heisst aber nicht dass er dazu auch unbedingt ausgelegt ist, die Hauptlast zu tragen.

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