charlsey hat geschrieben:da mag ich mich mit einer frage mal anhängen. genau über dieses problem der verstellungen sinniere ich in letzter zeit immer wieder. zuletzt war ich nochmal auf einem barhufseminar und es ging darum, die hufe korrekt zu stellen - einer zehenengen richtung wurde entgegengearbeitet, weil man der ansicht war, dass sich auch in fortgeschrittenerem alter noch knochen umbauen und man dem pferd mit einer "besseren" fußung helfen kann. das wurde dann u.a. als "ausbalancieren" bezeichnet. mir macht das ganze eher bauchschmerzen. in einem anderen thread hier schrieb auch noch jemand, dass er zunehmend bei quartern eine zehenweite stellung wahrnimmt. das deckt sich auch mit meiner beobachtung, dass ganz viel quarter auf teufel heraus versucht werden gerade zu stellen, obwohl die eindeutig zeheneng stehen wollen. dieses "geradestellen" scheint soooo verbreitet zu sein, dass ich schon an mir zweifel, ob ich das denn in die richtigen bahnen lenke, wenn ich die zehenenge stellung zulasse. warum wird immer so eine riesenhype darum gemacht, wenn ein pferd zeheneng steht? das scheint für die meisten ein riesenproblem zu sein: oh gott, der steht so zeheneng, den müssen wir ausbalancieren, damit er richtig geradeauslaufen kann...
Hier meine Erfahrung aus dem Distanzsport:
Man darf relativ viele Fehler in der Stellung eines Pferdes in Bewegungsrichtung machen und trotzdem halten das die Gelenke aus. Also untergeschobene Trachten, lange Zehe, zu steil oder zu flach, fast alles wird kompensiert, sieht man von den unvermeidbaren Beeinträchtigungen der Bewegungsabläufe und der erhöhten Gefahr der Sehnen-/Bänderschäden ab.
Aber Fehler in der mediolateralen Stellung können sehr schnell zu massiven Gelenkproblemen führen. Bei einigen Pferden reichen da minimale Abweichungen vom Optimum und die kommen keinen Distanzritt an. Haben sie ihr Optimum laufen sie völlig problemlos, in hoher Geschwindigkeit schwerste Ritte.
Folgerichtig versuche ich immer die vorgegebene Stellung zu akzeptieren, egal ob zeheneng, gerade oder zehenweit und habe damit schon einige Pferde wieder an Laufen gebracht. Allerdings ist es nicht immer einfach die korrekte Stellung zu treffen, da uns Pferde auch gut täuschen können. Die Sache mit der Stellung am hängenden Bein ist ein guter Hinweis, aber keine 100 % -Methode, weil ein Bein unter Belastung sich dann doch wieder ein wenig anders verhält.
Bei
stark zeheneng oder zehenweit stehenden Pferden müssen wir dann auch die Verformung der Hufkapsel akzeptieren. Sieht nicht schön aus, funktioniert aber. Dann ist eben eine Wand länger und verbogen und die andere kürzer und steil.
Ich kann nicht so ganz nachvollziehen warum man ein Bein unbedingt gerade machen will. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass z.B. zeheneng stehende Pferde früher kaputt gehen, als gerade. Das wird nur immer behauptet, weil es so schön logisch klingt. Ich kenne viele zeheneng stehende Distanzpferde, die viele Jahre bestens gelaufen sind.
Außerdem sollte jeder mal auf die Stellung der Beine unter dem Pferd schauen. @Kelte weist in seinen Kommentaren gerne darauf hin und nimmt es als ersten Hinweis für eine gute oder weniger gute Hufbearbeitung. Das entspricht auch meiner Erfahrung. Interessanterweise stellen zehenenge/zehenweite Pferde ihre Beine wieder harmonisch unter den Körper, sobald sie gemäß ihrer Stellung bearbeitet werden. Versuche ich die Beine gerade zu stellen, stellen sie diese nicht mehr unter den Körper, sondern daneben.
Martin