Negativer Palmarwinkel

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katiebell
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Re: Bin Anfänger im Hufebearbeiten und bitte um Feedback!

Beitrag von katiebell » Di 9. Jul 2013, 08:30

Nupur hat geschrieben:
katiebell hat geschrieben:Also den Zusammenhang zwischen "fleischigem" bodentiefem Strahl und neg. PA verstehe ich nicht. Kannst du das mal erklären?
Das gehört eigentlich zu den Grundlagen, welche Hufformen zwingend welche Proportionen nach sich ziehen. Enger Huf und tiefer Strahl gehen im Normalfall nicht zusammen. Daher macht man sich Gedanken, wenn es doch auftritt.
Das kommt aber nicht gerade selten vor. Der Strahl versucht dann trotzdem, den Boden zu erreichen, und muss gekürzt werden.
Nupur hat geschrieben:
Angesichts der in den meisten Fällen unterschiedlichen Form des Hufbeins von Vorder- und Hinterhufen ist das für mich schwer nachvollziehbar, wieso man die Hinterhufe flacher stellen möchte als die Vorderhufe.
Ist mir auch schleierhaft. Und ebenso, wie Du darauf kommst?!
Und ich persönlich möchte das Hufbein wenige Grad positiv ohne Belastung, nicht bodenparallel. Ich sehe auch kein Indiz dafür, dass das anders sein sollte.
Wer möchte das nicht? Dummerweise haben DAS Buch nicht alle Pferde gelesen...
Zum ersten Punkt:
Nupur hat geschrieben:Ich würde vielleicht nicht so weit gehen, daß es sich dabei jedesmal um negative plantare Winkel handelt, aber es stellt sich schon die Frage, ob ein etwas flacherer Hufbeinwinkel als am Vorderhuf einfach nur physiologisch ist?
Du hast es selber geschrieben, dass du keinen Handlungsbedarf siehst? Oder habe ich das falsch verstanden?


Zum zweiten Punkt:
Nee, dummerweise haben das viele Trimmer und Schmiede nicht gelesen. Ein neg. PA ist ja i.d.Regel hausgemacht. Immer schön Trachten runter, und dabei vergessen, die Zehenhöhe im Auge zu behalten. Dann, wie man in vielen wenn nicht den meisten Fällen sehen kann, wird die Zehe zu hoch und der Huf kippt irgendwann nach hinten.
(Damit rede ich vom Beginn, der dann zum neg. PA führt, nicht vom "fertigen" neg. PA mit Begleiterscheinungen wie konvexe Zehenwand und untergeschobenen Trachten- kippt der Huf dann nach hinten, kommen die offensichtlichen Symptome ja dazu)

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Nupur
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Re: Bin Anfänger im Hufebearbeiten und bitte um Feedback!

Beitrag von Nupur » Di 9. Jul 2013, 12:25

katiebell hat geschrieben:Das kommt aber nicht gerade selten vor. Der Strahl versucht dann trotzdem, den Boden zu erreichen, und muss gekürzt werden.
Du redest von Deformationen bzw. irgendwie langen und verwachsenen Hufen, ich von der grundsätzlichen, vom Knochen vorgegebenen Hufform. Riesenunterschied!

Du hast es selber geschrieben, dass du keinen Handlungsbedarf siehst? Oder habe ich das falsch verstanden?
Ich habe eine theoretische Überlegung in den Raum gestellt. Wie kannst Du da eine Ansicht oder ein Unterlassen hineininterpretieren??

Nee, dummerweise haben das viele Trimmer und Schmiede nicht gelesen. Ein neg. PA ist ja i.d.Regel hausgemacht. Immer schön Trachten runter, und dabei vergessen, die Zehenhöhe im Auge zu behalten. Dann, wie man in vielen wenn nicht den meisten Fällen sehen kann, wird die Zehe zu hoch und der Huf kippt irgendwann nach hinten.
(Damit rede ich vom Beginn, der dann zum neg. PA führt, nicht vom "fertigen" neg. PA mit Begleiterscheinungen wie konvexe Zehenwand und untergeschobenen Trachten- kippt der Huf dann nach hinten, kommen die offensichtlichen Symptome ja dazu)
Hm, hm... Wenn das ausschließlich hausgemacht wäre, dann wäre es nicht so schwierig zu korrigieren. Abgesehen davon führt meiner Meinung nach das Stehenlassen deformierter Trachten zum Kollabieren des hinteren Hufbereich und dann zu einer plantaren Absenkung. Was die Zehenlänge betrifft, so ist das wohl weniger ein Zu-lang-lassen, als eine Folge zu langer Bearbeitungsintervalle.

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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von stormel » Di 9. Jul 2013, 13:17

@ Yvonne:

Könnte es sein das bei deinen Bespielbildern die Zehenwände alle so beraspelt sind das sie konvex aussehen?
Die haben gewisse Ähnlichkeit mit HO-bearbeiteten Hufen. ;)

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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von katiebell » Di 9. Jul 2013, 16:23

@Nupur: dem ersten Punkt kann ich nicht folgen.
Zweiter Punkt: ich habe dich dazu befragt, damit ich nicht hineininterpretieren muss. Verstanden hatte ich das von dir zitierte, "ob ein etwas flacherer Hufbeinwinkel als am Vorderhuf einfach nur physiologisch ist", und für mich ist physiologisch= kein Handlungsbedarf, da physiologisch vorgegeben. Es wäre schön, wenn du das dann mal aufklären würdest.
Hm, hm... Wenn das ausschließlich hausgemacht wäre, dann wäre es nicht so schwierig zu korrigieren. Abgesehen davon führt meiner Meinung nach das Stehenlassen deformierter Trachten zum Kollabieren des hinteren Hufbereich und dann zu einer plantaren Absenkung. Was die Zehenlänge betrifft, so ist das wohl weniger ein Zu-lang-lassen, als eine Folge zu langer Bearbeitungsintervalle.
Nö, es ist auch nicht schwierig zu korrigieren, wenn man nicht zu lange wartet und das Problem überhaupt mal erkennt. Hier sind aber immer wieder Hufe vertreten, die auf dem Weg in diese Richtung sind, und bei denen kein Handlungsbedarf gesehen wird.
Deformierte Trachten stehenlassen? Wer will das denn?
Kollabierte Trachten heisst, der hintere Hufbereich ist kollabiert und plantar abgesenkt. Nicht, dass es dazu führt. ;)
Und die Zehenlänge meinte ich nicht, sondern die Zehenhöhe. Das hat nichts mit den Bearbeitungsintervallen zu tun, sondern nur wieder damit, dass das Problem nicht erkannt wird und nicht rechtzeitig in Angriff genommen wird.

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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von Jouna » Di 9. Jul 2013, 17:34

Ich finde es auch bei einigermaßen normalem Terminabstand nicht so einfach zu korrigieren. Ich war heute gerade wieder bei einer Quarter-Stute, die lange hinten Eieisen hatte um dem entgegenzuwirken. Natürlich mit dem gegenteiligen Ergebnis.

Wie sieht denn deine detaillierte Korrektur aus ?

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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von saskia » Di 9. Jul 2013, 23:05

Ich weiss nicht ob es hier schon erwähnt wurde (vermutlich hab ich es überlesen) : wie sieht das Fussungsverhalten bei NPW eigentlich aus? Irgendwie streikt mein Vorstellungsvermögen gerade. Also wenn die Hufbeinäste eh schon zu niedrig sind, wird es mit der Trachtenfussung wohl hapern? Zehenfussung kann ich mir bei der Hufbeinlage auch irgendwie nicht vorstellen. Welche Auffälligkeiten kann man also am Gangbild feststellen (abhängig davon, ob der NPW hinten, vorne oder überall ist)?
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von Nupur » Mi 10. Jul 2013, 02:12

katiebell hat geschrieben:@Nupur: dem ersten Punkt kann ich nicht folgen.
In der klassischen Ausbildung werden mehrere Grundformen für Hufe definiert, denen bestimmte Winkel, Proportionen und Stellungen zugeordnet werden. Das hilft hervorragend dabei, adaptive Hufformen von Deformationen abzugrenzen. Diese anatomischen Zusammenhänge haben sich auch für mich als nachvollziehbar und richtig dargestellt. Vielleicht ist es sogar der wichtigste Teil unserer theoretischen Ausbildung. Ich behaupte, die Kenntnis (bzw. für Manche hier: die Anerkennung) dieser Regeln würde die Diskussionen und die dahinter stehenden Fragestellungen drastisch reduzieren.

Zweiter Punkt: ich habe dich dazu befragt, damit ich nicht hineininterpretieren muss. Verstanden hatte ich das von dir zitierte, "ob ein etwas flacherer Hufbeinwinkel als am Vorderhuf einfach nur physiologisch ist", und für mich ist physiologisch= kein Handlungsbedarf, da physiologisch vorgegeben. Es wäre schön, wenn du das dann mal aufklären würdest.
Ich habe eine Beobachtung aus der Praxis als theoretische Überlegung zur Diskussion gestellt. Das läßt überhaupt keinen Interpretationsspielraum im Sinne einer Anleitung! Das kann man auch nicht falsch verstehen, nur falsch lesen...

Nö, es ist auch nicht schwierig zu korrigieren, wenn man nicht zu lange wartet und das Problem überhaupt mal erkennt. Hier sind aber immer wieder Hufe vertreten, die auf dem Weg in diese Richtung sind, und bei denen kein Handlungsbedarf gesehen wird.
Das ist dann - bei allem Respekt - wohl eher eine Einzelmeinung.

Kollabierte Trachten heisst, der hintere Hufbereich ist kollabiert und plantar abgesenkt. Nicht, dass es dazu führt. ;)
Ähm, nein, da liegst Du falsch. Kollabierte Trachten kann man wegschneiden, dann sind sie wieder gut. Wenn der Zustand aber lange besteht, dann deformiert der hintere Hufbereich, Strahl- und Ballenpolster atrophieren, Wandhornröhrchen und Kronsaum verbiegen, Hufbeinäste brechen in die Sohle ein, unterschiedliche Sohlendicke und knöcherne Veränderungen entwickeln sich.

Und die Zehenlänge meinte ich nicht, sondern die Zehenhöhe. Das hat nichts mit den Bearbeitungsintervallen zu tun, sondern nur wieder damit, dass das Problem nicht erkannt wird und nicht rechtzeitig in Angriff genommen wird.
Zehenhöhe ist mir kein Begriff. Bitte grenze das einmal zur Zehenlänge ab, sonst sprechen wir verschiedene Sprachen.

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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von radieschen » Mi 10. Jul 2013, 07:52

bin nciht katiebell, hab aber grad hier ein Bild zur Hand, um Zehenhöhe (ROT) und Zehen länge (GELB) darzustellen.
esel14.jpg
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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von Sigu-lind » Mi 10. Jul 2013, 08:00

Für mich ist die Zehenlänge von Kronsaum bis Zehenspitze der Wand entlang gemessen. Das Gelbe ist für mich die Huflänge.

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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von saskia » Mi 10. Jul 2013, 08:46

Sigu-lind hat geschrieben:Für mich ist die Zehenlänge von Kronsaum bis Zehenspitze der Wand entlang gemessen. .
Dann hätte ein Bockhuf ja auch eine "lange" Zehe. Und lange Zehen sollte man kürzen, aber am Bockhuf wäre das ja reichlich contra-produktiv.

Bei der Benennung der gelben Linie stimme ich dir zu. Zehenlänge wäre meiner Meinung nach die hellblaue Linie, die ich hinzugezeichnet hab :
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