Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Alles was den Huf gesund erhält bzw. Hufkrankheiten
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Martin
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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Martin » Di 11. Jun 2013, 08:51

Tic hat geschrieben:Martin... Glauben ist was für Sonntags (hat mein Mathelehrer früher immer gesagt :) ) Glaubst du also, dass es keinen wesentlichen Unterscheid macht ob wir vor uns einen Sohlengänger oder Zehenspitzengänger haben ? (vielleicht mag ja wieder jemand beides als Zeichnung malen ??)

Wenn ein Pferd ein Sohlengänger wäre, wäre es dann nicht völlig egal ob der Hufbeinträger defekt ist oder nicht? Wie kommts, dass auch gut laufende Barhufpferde, mit dicker Sohle, trotzdem Schmerzen haben wenn sie eine Hufrehe bekommen und nicht laufen können? Wie entsteht eine mechanische Rehe?
Mathelehrer sind ja auch keine Naturwissenschaftler, die kennen die Grenzlinie zwischen Glauben und Wissen nicht. Das ist bei Biologen anders. ;)

Verzeih mir, wenn ich einmal durch die Baupläne der Natur querdenke, bin halt Biologe, da kann man nicht anders. Es ist für mich ein Unterschied, ob sich ein Prinzip durch viele Baupläne der Natur durchzieht oder nur in einem vertreten ist. Ich leite daraus Fragen ab. Das ist legitim, jedenfalls in der Biologie so zu denken.

Es kann ja sein, dass der Hufbeinträger wirklich ein Hufbein trägt. Das will ich gar nicht ausschließen und es gibt ja auch gute Argumente dafür. Aber dasselbe Hufbein steht nun mal auch auf Sohle und Strahl und da ist es schon interessant, wie die ideale Druckverteilung ist. Und wir werden sicherlich bald feststellen, wo @Nupur sein Polster und seinen Stützapparat hinpackt und wo @Silent Dee ihre Polster. Mal sehen, ob sie sich treffen.

Es ist natürlich ein Unterschied ob ich einen Sohlengänger oder einen Zehenspitzengänger habe. Aber vielleicht nicht so sehr bezogen auf den notwendigen Schutz des Knochens.
Wir haben ja auch ausreichend Zehenspitzengänger ohne Hufkapsel. Es geht also und das ist eben nicht von diesem Bauprinzip abhängig.

Der Schmerz ist ein schwaches Argument. Wenn etwas entzündet ist, dann tut es immer weh, da besagt noch nicht, dass die Sohle nicht das tragende Element ist.

Martin

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Martin » Di 11. Jun 2013, 09:07

SilentDee hat geschrieben:
Nupur hat geschrieben:So ist das nicht gemeint. Sondern so:
Nupur hat geschrieben:Eine wie auch immer geartete "Unterfütterung" des Hufbeins, die Absenkung oder Rotation verhindern könnte, gibt es meiner Meinung nach nicht! Wenn man von unterwärts mit Gegendruck arbeitet, dann erzielt man bestenfalls Lederhautquetschungen.
Also ein hartes Polster, oder ein metallener Steg, mit dem Ziel, das Hufbein zu fixieren. Nicht zu verwechseln mit einem weichen, schützenden Polster, Styrofoam oder Sand, oder einem Rehepolster in der hinteren Hufhälfte.
Ich gehe damit nicht konform. ;) Nur, wenn der Gegendruck unter der rotierten Hufbeinspitze ist (darf ja nicht) oder das Hufbein nicht physiologisch hingestellt wird. ;) (Meine individuelle Meinung und auch individuelle Erfahrung)

Und ich frage mich, wie man ein innen in der Hornkapsel liegendes Hufbein, was sich von der Hornkapsel am Lösen ist oder gelöst hat, mittels metallenem Steg fixieren kann. :doh: Bin ich zu blöde, ich versteh es leider nicht. Bitte erkläre es noch mal. :)
Nagelst Du auch weiter hinten, um den Hufmechanismus einzuschränken? Nimmst Du in der hinteren Hufhälfte ein weiches Polster, und dann ein härteres vorne, oder ein Eisen mit Steg unter der Hufbeinspitze?

Bitte erkläre doch mal für Nichtbeschlager, wie Du jetzt genau rangehst. Finde ich spannend. Und entweder ich hab's überlesen, oder nicht so ganz kapiert. :D :oops:

LG
Ich denke Du hast das falsch verstanden. @Nupur meint vermutlich, dass z.B. ein harter Steg ohne Schutz kontraindiziert ist, da er höchstens eine Lederhautquetschung erzeugt, aber nicht wirklich das Hufbein stützt. Das Hufbein muss schon weich unterpolstert werden.

Aber ich fasse nochmals zusammen um einen Überblick zu bekommen:

1. Silent Dee und Nupur polstern beide das Hufbein, fragt sich nur wo genau.
2. Nupur beschlägt dabei, Silent macht es anders
3. Nupur arbeitet vermutlich ohne Steg etc. aber vermutlich mit Platte. Tic's Chefschmied macht das genau anders. Er nutzt eine Metallstabilisierung.
4. Silent arbeit mit Casts und Hufschuhen etc.
5. Nupur stellt einen akuten Rehefall steil um den Zug der tiefen Beugesehne zu senken, damit die Rotation nicht weiter fortschreitet. Silent macht das meines Wissens nicht?
6. Nupur und Silent gehen davon aus, dass der Hufbeinträger bei einer Rehe komplett entzündet/minderdurchblutet ist. Nupur geht wegen starken Hebel im Zehenbereich von einer mechanischen Trennung aus, die sich an dieser Stell zuerst zeigt. Schreitet die Trennung weiter fort, kommt es zum "Sinker". Was hier Silent denkt weiß nicht nicht.

Hab ich was vergessen oder falsch beschrieben?

Martin

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Mascha » Di 11. Jun 2013, 09:13

Ich verstehe gerade das Verständnisproblem nicht.

Beim Cast mit Polster wird die Wand aus der Last genommen, das Hufbein zieht nicht mehr durch das Pferdegewicht am Hufbeinträger und die Entzündung kann sich beruhigen.

Beim Beschlag kann die Wand nicht komplett aus der Last genommen werden, da die Nägel ja in ihr befestigt sind. Das Hufbein zieht also durch das Gewicht des Pferdes weiter am Hufbeinträger, wodurch sich die Entzündung dann nicht so gut beruhigen kann. Das wiederum führt dann auch dazu, dass das Hornwachstum weiter sehr stark ist, was wiederum unter Beschlag negativ ist, da die Stellung dann schnell entgleitet.

(Natürlich gehört es in beiden Fällen dazu, dass das Hufbein wieder in eine einigermaßen physiologische Position zu stellen, damit es nicht mit der Spitze auf die Sohle drückt.)
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Lesley » Di 11. Jun 2013, 10:58

Tic hat geschrieben:Martin... Glauben ist was für Sonntags (hat mein Mathelehrer früher immer gesagt)
Ich würde es anmaßend finden, wenn jemand behauptet, etwas genau zu wissen bei solchen Themen.
In der Mathematik ist 1+1 immer 2, in der Naturwissenschaft kann es auch mal 0,9 oder 1,1 oder ganz anders sein. Ich würde mich nicht darauf verlassen, dass wir zu dem jetzigen Zeitpunkt sehr viel wissen über Hufe.
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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Martin » Di 11. Jun 2013, 11:30

Mascha hat geschrieben:Ich verstehe gerade das Verständnisproblem nicht.

Beim Cast mit Polster wird die Wand aus der Last genommen, das Hufbein zieht nicht mehr durch das Pferdegewicht am Hufbeinträger und die Entzündung kann sich beruhigen.

Beim Beschlag kann die Wand nicht komplett aus der Last genommen werden, da die Nägel ja in ihr befestigt sind. Das Hufbein zieht also durch das Gewicht des Pferdes weiter am Hufbeinträger, wodurch sich die Entzündung dann nicht so gut beruhigen kann. Das wiederum führt dann auch dazu, dass das Hornwachstum weiter sehr stark ist, was wiederum unter Beschlag negativ ist, da die Stellung dann schnell entgleitet.

(Natürlich gehört es in beiden Fällen dazu, dass das Hufbein wieder in eine einigermaßen physiologische Position zu stellen, damit es nicht mit der Spitze auf die Sohle drückt.)
Exakt das ist gemeint.

Wenn ich jetzt @Nupur richtig verstehe, dann ist bei der Mehrzahl der Rehefälle aber der Hufbeinträger im Wandbereich noch ziemlich intakt. Die großen Probleme entstehen ja tatsächlich im Bereich der Zehe. Wenn es richtig ist, dass dies mal primär durch die mechanische Belastung entsteht und weniger durch die Entzündung ansich, weil im Bereich der Zehe die Hebel am fatalsten wirken, dann kann das mit dem Beschlag natürlich schon gut funktionieren. Man baut ein Exoskelett, was die Kräfte anders verteilt, die Expansion der Kapsel reduziert und den Huf vom Boden wegbringt. Er steht damit, bezogen auf die fußende Fläche, immer eben, kann sich also z.B. nicht mehr einseitig hochschieben.

Ich habe ja schon oft berichtet, dass sich Distanzpferde auf starren Beschlägen oft wohler fühlen, als auf beweglichen. Ich nahm dabei an, dass sie bezüglich der Stoß- und Druckbelastung sich dann besser vor der Extrembelastung geschützt fühlen.
Ich nenne das den "Bergstiefeleffekt". Da schränken die Bergsteiger ja auch für eine ungewöhnliche Belastung die Beweglichkeit bewusst ein.

Vielleicht ist das der wesentliche Effekt des Beschlages, die Kapsel starr machen.

Martin

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Nupur » Di 11. Jun 2013, 11:40

@SilentDee
Total falsch gelesen. Ok, Dein Posting hat eine ungewöhnliche Uhrzeit ;-)
Ich überlege mir meistens ziemlich genau, was ich schreibe. Es macht aber nur Spaß hier fachliches Input zu bringen, wenn es auch richtig gelesen wird. Ansonsten ist es Zeitverschwendung. Verständnisfragen sind natürlich ok.


Übrigens, wenn wir von Beschlag sprechen: Ein Beschlag ist per Definition (nicht von mir) jeder Hufschutz außer Hufschuhen. Und genauso meine ich es, wenn ich darüber schreibe. Die Materialwahl ist dann wieder ein spezielles, eigenes Thema. Weil hier so viele kleben, nageln und wickeln ist das eigentlich ein Hufbeschlagsforum. Deswegen habe ich mich angemeldet.

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Nupur » Di 11. Jun 2013, 11:47

Martin hat geschrieben:Wenn ich jetzt @Nupur richtig verstehe, dann ist bei der Mehrzahl der Rehefälle aber der Hufbeinträger im Wandbereich noch ziemlich intakt. Die großen Probleme entstehen ja tatsächlich im Bereich der Zehe. Wenn es richtig ist, dass dies mal primär durch die mechanische Belastung entsteht und weniger durch die Entzündung ansich, weil im Bereich der Zehe die Hebel am fatalsten wirken, dann kann das mit dem Beschlag natürlich schon gut funktionieren. Man baut ein Exoskelett, was die Kräfte anders verteilt, die Expansion der Kapsel reduziert und den Huf vom Boden wegbringt. Er steht damit, bezogen auf die fußende Fläche, immer eben, kann sich also z.B. nicht mehr einseitig hochschieben.

Ich habe ja schon oft berichtet, dass sich Distanzpferde auf starren Beschlägen oft wohler fühlen, als auf beweglichen. Ich nahm dabei an, dass sie bezüglich der Stoß- und Druckbelastung sich dann besser vor der Extrembelastung geschützt fühlen.
Ich nenne das den "Bergstiefeleffekt". Da schränken die Bergsteiger ja auch für eine ungewöhnliche Belastung die Beweglichkeit bewusst ein.

Vielleicht ist das der wesentliche Effekt des Beschlages, die Kapsel starr machen.
Freilich. Zumindest bei Eisen oder Alu. Schön bildhaft erklärt übrigens.

Was an Bewegungseinschränkung der Hornkapsel durch einen starren Beschlag am gesunden Huf von Nachteil ist, ist am erkrankten genau der Vorteil.

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Lesley » Di 11. Jun 2013, 12:17

Nupur hat geschrieben:Ein Beschlag ist per Definition (nicht von mir) jeder Hufschutz außer Hufschuhen. Und genauso meine ich es, wenn ich darüber schreibe.
Das ist wichtig zu wissen, denn ich vermute mal, dass das sonst zu Verständnisproblemen führt. ;)
"Experience is the hardest kind of teacher. It gives you the test first and the lesson afterward." ~Oscar Wilde

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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Tic » Di 11. Jun 2013, 17:57

Lesley hat geschrieben:
Tic hat geschrieben:Martin... Glauben ist was für Sonntags (hat mein Mathelehrer früher immer gesagt)
Ich würde es anmaßend finden, wenn jemand behauptet, etwas genau zu wissen bei solchen Themen.
In der Mathematik ist 1+1 immer 2, in der Naturwissenschaft kann es auch mal 0,9 oder 1,1 oder ganz anders sein. Ich würde mich nicht darauf verlassen, dass wir zu dem jetzigen Zeitpunkt sehr viel wissen über Hufe.
Ja, du hast sicher recht...

Mein Gedanke dazu, das Gegenteil von anmaßend könnte man verantwortungsvoll nennen... : ursprünglich ging es in der Diskussion um ein rehepferd, dessen Problem sicher auch einen erfahrenen hufbearbeiter vor eine nicht unerhebliche Herausforderung stellen würde. Statt vertrauen zu vermitteln, sich mit solch einem Problem an erfahrene hufbearbeiter zu wenden, wird eher vertrauen aufgebaut, dass das in Eigenregie gelöst werden könne. Zu wissen was im Huf passiert wenn man aussen das ein oder andere macht - Nebensache. Es wird vertrauen vermittelt, dass auch einschlägige Fach Meinungen nur Theorien sind. Wie oft sie erfolgreich waren - Nebensache.
Theorien werden in den Raum gestellt, die nicht nur nicht bewiesen sind, sondern auch nicht begründet werden können. Das ist aber eigentlich auch gar nicht so wichtig, denn wir können die Theorie ja auch einfach mal am Tier versuchen .

Findest du, das das eine verantwortungsvolles handeln ist?

Mein antrieb zu schreiben war ursprünglich mein Mitgefühl für das rehepferd, um das es ja leider schon lange nicht mehr geht....
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Re: Hufrehe - Behandlungsmöglichkeiten

Beitrag von Martin » Di 11. Jun 2013, 19:40

Tic hat geschrieben:
Lesley hat geschrieben:
Tic hat geschrieben:Martin... Glauben ist was für Sonntags (hat mein Mathelehrer früher immer gesagt)
Ich würde es anmaßend finden, wenn jemand behauptet, etwas genau zu wissen bei solchen Themen.
In der Mathematik ist 1+1 immer 2, in der Naturwissenschaft kann es auch mal 0,9 oder 1,1 oder ganz anders sein. Ich würde mich nicht darauf verlassen, dass wir zu dem jetzigen Zeitpunkt sehr viel wissen über Hufe.
Ja, du hast sicher recht...

Mein Gedanke dazu, das Gegenteil von anmaßend könnte man verantwortungsvoll nennen... : ursprünglich ging es in der Diskussion um ein rehepferd, dessen Problem sicher auch einen erfahrenen hufbearbeiter vor eine nicht unerhebliche Herausforderung stellen würde. Statt vertrauen zu vermitteln, sich mit solch einem Problem an erfahrene hufbearbeiter zu wenden, wird eher vertrauen aufgebaut, dass das in Eigenregie gelöst werden könne. Zu wissen was im Huf passiert wenn man aussen das ein oder andere macht - Nebensache. Es wird vertrauen vermittelt, dass auch einschlägige Fach Meinungen nur Theorien sind. Wie oft sie erfolgreich waren - Nebensache.
Theorien werden in den Raum gestellt, die nicht nur nicht bewiesen sind, sondern auch nicht begründet werden können. Das ist aber eigentlich auch gar nicht so wichtig, denn wir können die Theorie ja auch einfach mal am Tier versuchen .

Findest du, das das eine verantwortungsvolles handeln ist?

Mein antrieb zu schreiben war ursprünglich mein Mitgefühl für das rehepferd, um das es ja leider schon lange nicht mehr geht....
@Tic, Du nahmst an, dass einige von uns Schmiede hassen, jetzt vermutest Du, dass wir verantwortungslos sind. Kann es sein, dass Du die Philosophie dieses Forums nicht magst?
Könnte ich verstehen, aber vielleicht können wir Dir mal bei Gelegenheit erklären warum wir so handeln wie wir handeln.

Ich weiß nicht, ob Du von mir noch einen Ratschlag annehmen kannst. Aber sei vorsichtig mit dem Begriffen "Wissen und bewiesen". Gerade im Bereich der Hufbearbeitung ist noch relativ wenig wirklich bewiesen, jedenfalls nicht auf wissenschaftlicher Basis. Zusätzlich kann ich Dir als Naturwissenschaftler sagen, dass es oft sehr schwer zu erkennen ist, ob z.B. eine Untersuchung wissenschaftlichen Ansprüchen des Beweises genügt oder eben nicht und noch schwieriger ist es in einen wissenschaftlich daherkommenden Artikel die Fehler zu finden. Einer meiner genialen Professoren pflegte seine Vorlesungen oft mit dem Satz zu beginnen : "Ich glaube zu wissen, dass....." Das drückte seinen ständigen Zweifel an fremden aber auch seinen eigenen, sehr fundierten und sehr umfangreichen Untersuchungen, aus. Die Wissenschaft hatte ihn bescheiden werden lassen.

Dann kann ich Dir versichern, dass z.B. Silent Dee mit ihrer Form der Rehebehandlung sehr großen Erfolg hat. Das kann sie ziemlich gut per Fotos belegen. Was ich von Nupur gesehen habe, sah aber auch nicht schlecht aus. Beide arbeiten aber anders als z.B. Dein Chefschmied, meine ich jedenfalls zu wissen. Machen Sie es deshalb automatisch falsch?

Mitgefühl ist eine gute Sache, aber helfen noch viel besser. Das versucht dieses Forum und es gelingt auch ziemlich oft, weil die meisten Leser sehr schnell erfassen, dass es verschiedene Wege zum Erfolg gibt und die Lösung keinesfalls immer nur darin liegt, alle Verantwortung an den sogenannten Fachmann abzugeben. Das kann der richtige Weg sein, muss es aber nicht und ist es auch oft genug nicht.

Ich gebe Dir recht, wenn Du kritisierst, dass sich an diesem Fall eine allgemeine Diskussion entfacht hat und der eigentliche Fall in den Hintergrund getreten ist. Das passiert in diesem Forum relativ oft. Du magst das vielleicht nicht, vielleicht bist Du das auch nur nicht gewohnt. Aber viele Leser wollen genau das. Sie haben längst begriffen, dass es zu vielen Themen viele verschiedene Lösungen gibt. Sie wollen genau das wissen und sich dann für eine gemäß ihrer Situation entscheiden. Wir haben nämlich die Erfahrung gemacht, dass viele Pferdebesitzer sehr viel mehr Verantwortung tragen können, als viele Hufexperten ihnen zutrauen.

Aber jetzt haben wir uns noch weiter vom Fall entfernt. Aber wer weiß wofür das gut ist. ;)

Martin

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