da wir ja in einigen anderen Themen immer mal wieder auf das Thema HKV gekommen sind, mache ich dazu mal einen eigenen Thread auf, damit auch später für alle anderen Betroffenen schnell was zu dem thema zu finden ist und wir es wiederfinden, denn bei einzelnen Pferdebeurteilungen ist in einem Jahr die Übersichtlichkeit weg.
Also, bitte, jede schreibt hier nochmal das, was er/sie dazu weiß, stellt Bilder und Röbis ein, damit wir dazu mal ein gesammeltes Wissen erstellen können.
Die Frage kam immer wieder auf: Wodurch entsteht HKV?
Ich stelle jetzt mal meine ureigene Theorie und Gedankenwelt dazu ein, denn ich glaube, es gibt noch gar nicht DIE EINE RICHTIGE Antwort auf die Frage: Warum bekommen Pferde HKV.

Existierende Ursachenvarianten in der Schulmedizin sind ja:
- Pferde, die viel auf hartem Boden rennen müssen, bekommen HKV, also bloß weicher Boden, harter Boden macht Hufe evtl. krank.
- genetisch wird das angeblich wohl auch vererbt, weswegen sie in manchen Ländern wohl bei manchen Rassen schon HKV beurteilen für die Zuchtauswahl. (wurde, glaub ich, schon angesprochen)
Den zweiten Punkt kann ich nicht widerlegen, keine Ahnung, kann ich mir aber irgendwie nicht vorstellen...
Den ersten Punkt unterschreibe ich zum Teil!

Jetzt kommen meine Gedanken, also nicht als unbedingt richtig annehmen.
Ich glaube auch, dass HKV durch Überlastung entsteht.
Wie überall im Körper (auch beim Menschen und anderen Tierarten) ist der Knochenstoffwechsel sehr aktiv. Wo Knochen überlastet wird, baut er sich dicker, um, verformt er sich (Hufbeinspitze, Sehnenansatzstellen), wo er nicht mehr in der Funktion benutzt wird, baut er sich ab. (Kann man beim Menschen z.B. im Kiefer nach Zahnextraktionen beobachten, würde jeder Schulmediziner bestätigen), aber auch verknöchern andere Bindegewebsfasern, wenn sie überlastet werden.
Hat man mal bei der Kavallerie gefunden, so eine Metaplasie, da bekamen die Menschen nach ewigen Tagen und Monaten im harten Militärsattel einen kleinen Knorpel-Knochen unter'm Sitzbein.

Wir beobachten so etwas beim Pferd, dass nach sehnenverletzungen Verkalkungen an den Stellen entstehen.
Und wir beobachten HKV. Eine Verknöcherung eigentlich beweglicher Knorpelspangen seitlich am hinteren Hufbereich.
Ich beobachte HKV vor allem bei sehr schweren Rassen, sehr steilen Hufen mit verkümmerten Strählen, Trachtenzwanghufen, eingerollten Trachten und Wänden einseitig, Arthrosepferden, Zehenfupenden Pferden noch ohne andere Befunde, starker ML-Imbalance, machen Hufrollepferden, Kutschpferden, die viel auf Asphalt laufen usw... und bei den Brumbies (da hab ich sie nicht beobachtet, das habe ich gelesen

(Wo beobachtet Ihr sie?)
All diese Pferde haben gemeinsam, dass der dämpfende Hufbereich überlastet wird. Denn die Hufknorpel sind sehr existentiell wichtig, vor allem im Dämpfungsmechanismus.
Der Hufknorpel hängt da nicht nur so herum, nein, es gibt viele ihn mit den Nachbarstrukturen verbindende Bänder, so die
- Hufknorpel-Kronbeinbänder (medial und lateral jeweils)
- Hufknorpel-Hufbein-Fesselbeinbänder
- Hufknorpel-Hufbeinbänder
- Hufknorpel-Strahlbeinbänder
- gekreuzte Hufknorpelbänder (ziehen an die Hufbeinäste der anderen Seite)
- Hufknorpel-Hufkissenband
Wenn da nun also eine Überbelastung ist in dem Bereich, eine Überanstrengung einzelner Bandstrukturen, dann lagert der Körper hier natürlich auch Knochenzellen ein. Und der Hufknorpel verknöchert.
Nun gälte es also zu klären, ob denn wirklich Hufknorpelverknöcherungen unterschiedlich ausgeprägt sind. Also müssten wir ganz viele Röbis vergleichen, und mal schauen, in welchem Bereich und in welche Richtung (Band?) verknochert denn der Hufknorpel genau bei diesem Fall. Und passt das zum Belastungsverhältnis?
Ich habe mittlerweile das "Hobby" mal zu schätzen, wo wohl in welchem Ausmaß der HK verknöchert sein könnte, wenn ich höre, es werden Röbis gemacht.


Oft findet man bei herkömmlich bearbeiteten Hufen (reingeschnitzte Sohlenwölbung) eine HKV, vor allem bei flacheren Hufen mit schwerem Pferd drauf. (Kalti, Quarter usw.) Hier scheint sehr viel Zug die Ursache zu sein, vor allem, weil wir zu viel Abflachung durch das künstlich hergestellte Sohlengewölbe haben, und dadurch diese Überbelastung der Strukturen.
Bei steilen Hufen mit ovaler Vorderhufform und unterentwickeltem Strahl sieht die HKV anders aus. Ist wohl eher Stauchung und dadurch Überbelastung.
ML-Imbalancen haben meist einseitige HKV, teilweise haben diese Verknöcherungen einen regelrechten Bogen auf der einen Seite.
In dem Maße, in dem man an den Sohlen Unterschiede im horn findet, je nachdem, ob wir einen Weichbodenhuf oder einen gewachsenen Hartbodenhuf haben, müsste auch die Barbeitung dementsprechend angeglichen werden. Und eben Strukturen belassen, die der Hartbodenhuf in einem anderen Maße braucht, als ein Hartbodenhuf.
Leider haben wir hier in deutschland ja meist die Mischformen, die wir wollen. Das andere wäre bedeutend einfacher.

Die Pferde wohnen weich, bauen also Weichbodenhufe, sollen aber über aufgeschotterte Wirtschaftswege und Asphalt laufen... und werden trotzdem meist nach Schema F beschnitzt.
Zumal, natürliche Pferderassen sind relativ klein, haben ein gutes Verhältnis zwischen Körpergewicht und Hufgröße. Und die Brumbis in der Felswüste, die müssen über den harten Boden donnern, weil es eben nur harten Boden gibt, und da brauchen sie diese verstärkung vielleicht einfach, damit die anderen Strukturen, die der Dämpfungsapparat im Huf ja schützt (und da gehören ja vor allem die Sehnen und Knochen dazu) von dieser permanenten Überbelastung nicht geschäduigt werden können. Die Sohle füllt sich also massiv, wird sehr dick, die HK verknöchern, und dadurch kann der harte Boden wunderbar kompensiert werden. M.E. eine Anpassung.
Ich glaube, wenn man diesen angepassten Brumbis nun ein künstliches Gewölbe schnitzen würde, weil sie ja auch so eine dicke Sohle haben, kann man das ja machen (

Ich vermute also (und das kann ganz falsch sein), dass der Körper diese Metaplasie zum Schutz anderer strukturen und zum Überleben in der jeweiligen Umgebung bildet. Diese Pferde laufen und wohnen nun nur auf diesem Boden, haben mal lange Zeiten ohne Wasser, müssen auch mal drüber rennen, weil es eben Fluchttiere sind, und wenn da zu viel Hufmechanismus stattfinden würde, würden die Hufrollenbereiche, die Beugesehne, der Fesselträger usw. überlastet und zu Schaden kommen. Und deswegen stärkt er lieber die Hufknorpel, damit gar nicht ganz so viel Bewegung da hinten drin ist. Denn anfangs werden da evtl. genau im HK und den Hufknorpelbändern, den bindegewebigen Strukturen, den Adern, die dort die hydraulische Stoßdämpfung bauen, usw. kleine Mikroläsionen durch die Überbelastung entstanden sein. Und die werden dann verstärkt, damit sie nicht mehr auftreten... wie eben nach Sehnenproblemen in der Sehne solche Verkalkungen entstehen...
Eine Distanzstute in meinem Kundenstamm, die einseitig belastet, eine sehr lange Zehe entwickelt hat und die einseitig eingerollte Wände gebildet hat (durch falsche Bearbeitung an dieser ML-Imbalance durch das schräge Gangbild bei eben nicht geradem Bein) hat einseitig so derbe HKV, dass man sie sogar sehen kann!
Da sind auch die Bandansatzstellen der anderen Bänder überbelastet und verknöchert ausgebildet.

Das ist alles nur meine Theorie. Jetzt seid Ihr dran. Was denkt Ihr?