Hufgeschwür

Alles was den Huf gesund erhält bzw. Hufkrankheiten
katiebell
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Re: Hufgeschwür

Beitrag von katiebell » Di 15. Jan 2013, 10:26

Plattfußindianer hat geschrieben:Mal ne Frage... hoffe das ist ok hier
kann man ein Hufgeschwür auch versuchen "so" rauszuziehen, also ohne Schneiden, nur vllt Sauerkrautwickel, Herpar sulf. etc?
Oder quält das zu sehr und vor allem lange?
Hätte echt bedenken beim Schneiden einen Huf komplett für Monate zu ruinieren... besonders wenn kein guter Ta oder Schmied da ist...
was kann man sonst noch tun?
Ich kenne das gar nicht anders. Bin aber auch wie pferdefreund in die USA orientiert. Das homöopathische Mittel habe ich auch für den Fall der Fälle im Haus.

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Pat
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Re: Hufgeschwür

Beitrag von Pat » Di 15. Jan 2013, 10:36

Das finde ich sehr spannend, dass man in USA gar nicht schneidet! Vielleicht sind wir Deutschen da einfach auch etwas übereifrig. Wäre ja nicht das erste Mal... ;)

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Re: Hufgeschwür

Beitrag von Annette » Di 15. Jan 2013, 11:12

Was ist, wenn das Pony nicht an Homöopathie glaubt?
Annette

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Re: Hufgeschwür

Beitrag von Pat » Di 15. Jan 2013, 11:13

Annette hat geschrieben:Was ist, wenn das Pony nicht an Homöopathie glaubt?
Man muß nicht dran glauben... ;)

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Re: Hufgeschwür

Beitrag von charlsey » Di 15. Jan 2013, 11:45

hmmm, das mit dem aufschneiden: mir sind desöfteren alte geschwüre entgegengekommen, die ich irgendwann beim bearbeiten "rein zufällig" eröffnet habe, weil sie nunmal so weit herausgewachsen sind. es sind dann mit schwarzem gammel gefüllte hohlräume, die sicherlich keinen ausgang gefunden haben, als sie sich gebildet haben. gut, viele von denen haben auch keine weiteren symptome gezeigt, höchstens ein ticken, was besser wurde.

bei mir persönlich hat sich durchaus ein abszess durch homöopathische gabe komplett zurückgebildet. ich hatte megaschiss vor'm schneiden... daher hatte ich's so versucht. ist also möglich. klappt nicht immer, mittel muß ja grad passen.
Viele Grüsse,

Claudia

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Re: Hufgeschwür

Beitrag von Martin » Di 15. Jan 2013, 12:09

katiebell hat geschrieben: Ich kenne das gar nicht anders. Bin aber auch wie pferdefreund in die USA orientiert. Das homöopathische Mittel habe ich auch für den Fall der Fälle im Haus.
Bin auch USA orientiert, kenne aber auch die Unterschiede in Haltung, Fütterung und Umgang mit Pferden und dann hätten wir natürlich noch ein paar Traditionen anderer Art.
Das alles hat Auswirkungen auf den Umgang mit Krankheiten. Wir sollten etwas vorsichtig sein, alles einfach zu übertragen. Natürlich sollte das andere Verhalten anderer Staaten uns durchaus infrage stellen.

Selbstverständlich ist es richtig, dass ein Hufgeschwür in der Regel kein großes Problem ist und in der allergrößten Mehrheit der Fälle sogar ohne Sauerkraut und Homöopathie auskommen dürfte.
Aber das trifft auf viele Erkrankungen zu. Koliken gehen oft auch von allein und Einschüsse auch. Aber jeder weiß, was passiert wenn nicht.

Und dann noch ein anderer Hinweis. Sooooo schlimm ist ein Loch in der Hufsohle auch nicht. Vielleicht muss ein Barhufforum hier etwas dramatisieren, aber wer mal mitbekommen hat, wie schnell Pferde regenerieren denen man die halbe Sohle wegnehmen musste, der sieht ein 1 Euro großes Loch als vielleicht überflüssig an, aber auch nicht wirklich schlimm.

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Re: Hufgeschwür

Beitrag von Jouna » Di 15. Jan 2013, 12:18

Ich habe gute Erfahrungen mit Angussverbänden und Hepar sulfuris gemacht. Ich denke bei so einem durchgeweichten Huf ist es leichter möglich eine Öffnung zu schaffen. Angießen mit Kanne Ferment flüssig. Habe noch nicht unmengen an Pferden so behandelt, aber bei denen , wo ich es so gemacht habe ist das Geschwür nach 2 Tagen aufgegangen und viel länger würde ich auch nicht warten.

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Re: Hufgeschwür

Beitrag von esmehexe » Di 15. Jan 2013, 14:06

Marats letztes im Reihe von Hufgeschwüren nach einer 12-wöchigen Vom TA verordneten Raspelpause aufgrund einer Fissur hat auch nach einem Tag Sauerkrautverband kapituliert. Es waren aber schon genügend potentielle Ausgänge vom TA in der Sohle angelegt worden...
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Re: Hufgeschwür

Beitrag von Pferdefreund » Di 15. Jan 2013, 15:23

also nehmen wir uns mal die Faelle aus dem Forum so vor, welcher Fall war da nach dem Aufschneiden "straight-forward" (ohne Probleme) danach? Myriel's vielleicht. Bei dem Pferd dass diesen Thread ausgeloest hat, war es zwei Tage ok, dann wieder lahm. Es ist durchaus moeglich dass das Aufschneiden zusaetzlichen Keimen den Eintritt verschafft hat. So sauber kann man dann auch in einem normalen Stall nicht unbedingt arbeiten. Vielleicht ist es gerade unter diesen Bedingungen, wo dann die Entzuendung irgendwann auf das Hufbein uebertritt? Insbesondere mit verordneter Boxenruhe und Eisenbeschlag als Folge. Da ist dann die Durchblutung verhindert, und damit die Immunreaktion und die Heilung. Ich meine da gab es noch zahlreiche andere Faelle, wo das genau so war.

Es ist halt ein Abwegen und ich wuerde sagen in 99% der Faelle ist das Problem das Mitleid des Besitzers und nicht der Abszess selber. Aber natuerlich muss ich auch SilentDee Recht geben, wenn man dann das Pferd mit massiv ueberlagerten Eckstreben "ausschneidet" ist das was total anderes. DAS verschafft Erleichterung, allerdings ohne unbedingt bis auf die Lederhaut zu schneiden. So ein Schneiden wuerde ich auf jeden Fall unterstuetzen. Ein "Erleichterungsschneiden", sozusagen., das es dem Huf ermoeglicht, den Rest alleine zu schaffen.

Meine Stute hat bei allen ihren Abszessen wunderbar gefressen, hat ihre kleinen clicker training Spielchen gemacht zur Ablenkung. Sie ist halt fuer 5 Tage SEHR vorsichtig gelaufen, das war alles.

Meine Erfahrung soll ja auch nur zeigen, dass man nicht zwangslaeufig aufschneiden MUSS. Natuerlich gibt es auch Ausnahmefaelle.

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Re: Hufgeschwür

Beitrag von SilentDee » Di 15. Jan 2013, 15:53

Ich habe damals an der Uni ja auch das Lokalisieren und Aufschneiden gelernt. War fast so eine Studenten-Taufe, wenn man frontal zur Sohle konzentriert in den Huf säbelte, und dann kam der Eiter... :lol: Wobei der Geruch ja nun krasser ist als die Menge... ;)

Ich habe auch Sorge vor dem nach-Innen-ausweiten.

Aber noch nie einen solchen Fall gesehen in meiner Laufbahn als Hufbearbeiterin. Aber was ich ständig sehe, wenn mir Abszesspferde das erste Mal vorgestellt werden sind gammelige Hufe mit massiven Eintrittspforten für jede Art Bakterien usw. Nagellöcher tun da oft auch "super" Arbeit, vor allem, wenn schon keine Nägel mehr halten und sehr hoch genagelt wird.
Oft findet man bei Eisenabnahme abgebrochene Nägel unter'm beschlag in einem, hmm, zweiten Loch... Es ist echt gruselig, was man alles findet. Das schürt wahrscheinlich sehr die Einstellung contra Beschlag, denn ich suche seit Jahren vergeblich einen echt nicht dogmatischen, selbstkritischen und gute Arbeit abliefernden Hufschmied in meiner Gegend. ;)
Strahlfurchen, die sich in die Tiefe gerottet haben, dass das Pferd beim Hufe auskratzen in die Knie geht (in den seitlichen Strahlfurchen auch! :shock: ) , und wenn man dann sauber macht findet man so was:
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Da hätte ich viel mehr Angst vor befallenen inneren Strukturen. Wie man sie in den Kliniken nach wochenlangen erfolglosen behandlungsversuchen dann sehen kann. da war aber meist Entzündungshemmer im Spiel und eine langdauernde Geschichte.

Oder es ist die gesamte Hornkapsel unterwandert, der Eiter kommt vorne, seitlich, hinterm Strahl und am Kronrand raus:
Bild
Bild
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Wenn man unten H²O² reinmacht, läuft es hinten und oben raus und anders herum... Die Kapsel wird jetzt ganz dolle enthebelt, damit sie nicht zu früh wegbricht... Wächst gut runter und Pferd läuft wieder, war aber sehr dramatisch... Trotz Schneiden, Eröffnen... Eiter muss eben leider reifen, und oft wird dies unterdrückt durch Schmerzmittel/ Entzündungshemmer. Leider. Dabei hätte ich Angst, weil es nicht einmal kurz dramatisch ist und dann wirklich raus, sondern eben eine ewig, immer mal wieder aufkochende Geschichte.
Die Probelmatik von Pferdeeiter, gekammerten Hufgeschwüren usw. lernt man ja auch schulmedizinisch... :( Ist eben echt ein schwieriger Bereich, vor allem wenn der Besi nicht sehen kann, wie das Pferd leidet - kennt man ja vom Herzschmerz, wenn es dem eigenen Hotte mal schlecht geht. Durchaus verständlich.

Oder ein Pferd steht bockhufig, das Hufbein viel zu steil, es gibt ständig Einblutungen unter der Hufbeinspitze, und es wird nichts geändert...
Bild

Ich habe einen Tinker übernommen, dem ist mal die halbe Hufkapsel abgefallen (länger vor mir) wegen einem generellen Geschwür, das die ganze Kapsel unterwandert hat. Und wie war die geplante schulmedzinische Herangehensweise? Stehen, Boxenknast, und Spezialbeschlag mit Kunsthornwandaufbau! :shock:
Wenn dabei nur ein einziges Bakterium überlebt hätte, dann wäre mit Sicherheit das Hufbein angegriffen worden, so schön luftdicht verpackt...
Die Besi hat sich damals für den Barhufweg entscheiden, es ist alles ganz schickilacki runtergewachsen... er läuft heute weiter barhuf ohne Hufbeinproblem. Ich werd sie mal fragen, ob sie uns ihren Fall hier mal mit Bildern vorstellen mag - sie hatte mir die Fotos bei Übernahme des Pferdes zur Bearbeitung gezeigt. ;)

Natürlich ist es jedes Mal eine Einzelfallentscheidung, so wie man ja auch die Hufbearbeitung etwas an z.B. Haltungsbedingungen anpasst. (je eckeliger die Haltungsbedingung, desto mehr schneide ich Strahlfurchen auf, z.B., damit möglichst kein Dreck hängen bleiben kann)
Man darf niemals pauschalisieren, weder in die eine noch in die andere Richtung. :mrgreen:

LG

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