Hufgeschwür

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Plattfußindianer
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Re: Hufgeschwür

Beitrag von Plattfußindianer » Mo 14. Jan 2013, 23:05

Mal ne Frage... hoffe das ist ok hier
kann man ein Hufgeschwür auch versuchen "so" rauszuziehen, also ohne Schneiden, nur vllt Sauerkrautwickel, Herpar sulf. etc?
Oder quält das zu sehr und vor allem lange?
Hätte echt bedenken beim Schneiden einen Huf komplett für Monate zu ruinieren... besonders wenn kein guter Ta oder Schmied da ist...
was kann man sonst noch tun?

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Pat
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Re: Hufgeschwür

Beitrag von Pat » Mo 14. Jan 2013, 23:19

"So" wird es nicht funktionieren... :) Der Eiter muß schon austreten können.
Günstig ist es, wenn er oben am Kronrand rauskommt, denn da heilt es schnell wieder zu, und die Pferde sind dann meistens recht schnell wieder fit.
Mit den Wickeln und den hom. Mittels kann man sehr günstig beeinflussen, ganz ohne Öffnung (egal ob jetzt geschnitten oder ob der Ausgang sich von selbst bildet) wird es nicht gehen.

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Plattfußindianer
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Re: Hufgeschwür

Beitrag von Plattfußindianer » Di 15. Jan 2013, 00:21

Aber theoretisch ist es möglich, dass sich der Abzess selbst öffnet und je nach Fall ist es auch keine Quälerei, wenn man es nicht aufschneiden lässt?

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Pat
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Re: Hufgeschwür

Beitrag von Pat » Di 15. Jan 2013, 00:31

Man muß schon genau schauen, wie es sich entwickelt. Ich würde keinesfalls einfach "irgendwo" rumschneiden. Entweder weiß man genau, wo der Herd sitzt, dann braucht es keine große Öffnung oder es kommt oben von selber durch.
Ich hab schon Fälle gehabt, wo der Abszess sich von selbst den Weg gebahnt hat, ohne dass man scheiden mußte.

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Re: Hufgeschwür

Beitrag von Pferdefreund » Di 15. Jan 2013, 00:40

ja, absolut. Ich habe noch nie ein Hufgeschwuer aufschneiden lassen. In den USA macht man das irgendwie nicht. Ich kenne niemand der Hufgeschweure aufschneiden laesst. Beim ersten habe ich den TA geholt, aber nicht mal der hat aufschneiden wollen. Meine Stute hatte ca 5 Hufgeschwuere in den letzten 4 Jahren, alle sind innerhalb von 5 Tagen von alleine rausgekommen. Am Anfang habe ich noch Fussbaeder in Epsom salt (weiss nicht wie das heisst, und ob ihr das in D auch habt) versucht, aber meine Stute stand nie gescheit hin und das war immer ein Kampf. Also habe ich auch das nicht mehr gemacht und der Natur einfach ihren Lauf gelassen. Das wichtigste ist dem Pferd Bewegung zu ermoeglich, dass sich das besser rausarbeiten kann. Nicht reiten, aber Auslauf nach freiem Willen, ein bisschen Anreiz kann man auch schaffen indem man das Heu in verschiedenen Ecken verteilt :-)!

Das wichtigste ist zu verstehen warum und wo die Abszess auftauchen und aus meiner Erfahrung waren das Probleme mit der ML balance. Z.B. wenn alle Abszesse in der medialen Eckstrebe auftauchen heisst das dass da dort zu viel Druck herrscht. Im Prinzip ist ein Abszess nichts anderes als der Versuch des Hufes dort geziehlt Material loszuwerden.

Sobald die ML Probleme abgestellt sind gibt es auck keine Hufgeschwuere mehr. Gut es kann mal vorkommen, das Pferd tritt auf einen riesen Stein oder so, aber das sollte sehr selten sein.

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Re: Hufgeschwür

Beitrag von SilentDee » Di 15. Jan 2013, 02:23

ich glaube, da meint Ihr Beide das gleiche.

Nur so, ohne Schneiden, das geht, aber dann sucht sich der reife Eiter den Weg und den Ausgang... und eröffnet das Hufgeschwür von innen.
Es wird immer einen Ausgang geben.

Nun gibt es aber auch den besonderen Fall, dass sich die Ledehaut komplett entzündet, und die Entzündung nach innen aufsteigt. Aber das habe ich noch nie erlebt... Ich denke, da spielen Hygiene, Hufbalance, Bewegung und eben auch Stallhygiene und Durchblutung am Huf eine Rolle. Hat das Pferd "Hufmechanismus", dann kann der Huf genug Selbstheilungskräfte aktivieren, dass das eben nicht passiert.

Ich schneide eigentlich so gut wie nie. ;) Manchmal aber ein bischen in die Richtung, damit der Weg raus nicht soooo dick und anstrengend (und zeitintensiv) ist. Hab eine ganz böse Hufuntersuchzange, damit kann man ganz gut lokalisieren, wo es sitzen müsste, und ganz ehrlich, meist guckt man den Huf an und weiß, woran es liegt... :( Z.B. entlastet das Pferd den seitlich-hinteren bereich, und das ist dann auch genaud er bereich, an dem die Eckstrebe massiv drückt und über die Sohle gewachsen ist. Schneidet man die Eckstrebe dahin, wo sie hingehört, eröffnet sich das geschwür manchmal ganz allein, weil es darunter schon am reifen war, und der Huf hat gar kein großes Schnitzloch.
Es ist echt zumeist eine Ursache in der Hufbearbeitung und Balance. (klingt jetzt vielleicht irgendwie blasiert, aber ich übernehme oft Pferde mit Hufgeschwürproblematiken, und dann vertreiben wir sie und zwar eigentlich für immer... hatte nur einmal ein Sohlengeschwür bei einer uralten Oma, die massive Tellerhufe hatte und Gammel bis ins Leben. Und zu wenig Hygiene, da sind die Bakterien einfach drinnen angekommen. *Grummel*

Und oft findet man bei der normalen Hufzubereitung so klitzekleine Geschwürhöhlen... das sind dann meist die leichtes Ticken-Variationen.

LG

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Re: Hufgeschwür

Beitrag von diala » Di 15. Jan 2013, 05:05

ihr habt Nerven... ich habe zu viele Fälle gesehen, wo wegen Nichtbehandlung das Hufbein angegriffen war - heilbar oder unheilbar. Aber wenn heilbar, sehr sehr aufwändig und langwierig. Mag sein, dass das unter 1% aller Hufabszesse sind, aber für mich trotzdem ein Grund, jeden Abszess zu eröffnen und desinfizierend nachzubehandeln.

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Re: Hufgeschwür

Beitrag von myriell » Di 15. Jan 2013, 09:12

Am alten Stall musste letzten Sommer eine Stute letztendlich eingeschläfert werden in der Klinik, die wohl auch "nur" ein Hufgeschwür hatte. Wobei ich mich im Nachhinein schon frage, ob es wirklich eins war. Jedenfalls wurde bei der Stute mit Messer und anderen Werkzeugen nach dem Geschwür gesucht, nicht gefunden.. später nochmal gesucht, nicht gefunden.. irgendwann war das komplette Bein war bis oben hin dick und AB haben nicht mehr geholfen. Also ab in die Klinik, aber da war nichts mehr zu retten.

Deswegen war mir auch denkbar unwohl dabei, als ich einen TA an das Hufgeschwür lies, nachdem ich zuvor zwei Hufmenschen nicht am gleichen Tag an den Stall bekommen hätte und ich mir noch nicht sicher war, ob es sich bei der Lahmheitsursache "nur" um ein Hufgeschwür handelte, oder die Fissur massive Probleme bereitet, da es das gleiche Bein war. Das Geschwür hat der TA aber letztendlich gut behandelt, das muss ich zugeben.

Hat erst mit der Zange danach gesucht und an der betroffenen Stelle nur eine kleine Schicht abgehobelt. Darunter sah man schon das schwarze Loch, welches alles Unheil in den Huf befördert haben dürfte. Also immer wieder ein bisschen tiefer dem schwarzen Loch hinterher gegraben, bis er "unten" angekommen war (und ich musste wirklich die Zähne zusammen beißen). Dann gab's einen dicken, triefenden Rivanolverband, der bei jede Schritt das Loch einmal ordentlich durchspülen sollte und schon am nächsten Tag sprang mein Pony mit seinem dicken Hufverband fröhlich durch den Stall, von Lahmheit keine Spurmehr. Da ging es mir doch besser.
Ich weiß natürlich, dass es nicht immer so einfach zu lokalisieren ist.

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Martin
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Re: Hufgeschwür

Beitrag von Martin » Di 15. Jan 2013, 09:52

diala hat geschrieben:ihr habt Nerven... ich habe zu viele Fälle gesehen, wo wegen Nichtbehandlung das Hufbein angegriffen war - heilbar oder unheilbar. Aber wenn heilbar, sehr sehr aufwändig und langwierig. Mag sein, dass das unter 1% aller Hufabszesse sind, aber für mich trotzdem ein Grund, jeden Abszess zu eröffnen und desinfizierend nachzubehandeln.
Ich stimme Dir zu, es gibt Fälle mit üblen Folgen für das Pferd und da ich da so einige gesehen habe, schneide ich auch lieber auf, wenn ich das Geschwür identifiziert bekomme und der Besitzer mir vertraut.

Wir sollten auch aufpassen, zu pauschal zu argumentieren. Sicherlich reduziert perfekte Hufbearbeitung die Geschwürbildung gegen Null und das darf man gerne betonen. Aber wir haben mehrheitlich keine solche. Wer jetzt, trotz nicht optimaler Hufe auf die Idee kommt, ein Hufgeschwür zu unterschätzen, weil es ja "gar nicht so schlimm ist", der könnte im Extremfall daran sein Pferd verlieren. Solange ein Pferd fehlerhaft gestellt und unzureichend gehalten wird und dann vielleicht noch schlecht beschlagen, solange können Hufgeschwüre böse Dinge anrichten und brauchen den fähigen Tierarzt und/oder einen fähigen Hufbearbeiter.

Dann haben wir ja auch noch die beschlagenen Pferde. Ein falsch gesetzter Nagel kann die Wandlederhaut verletzen und zu einer wirklich sehr bösen Sache werden. Sicherlich, vielleicht auch ein Grund nicht mehr zu beschlagen, aber solange wir beschlagene Pferde haben, würde ich Hufgeschwüre immer versuchen differenziert zu betrachten.

Martin

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Re: Hufgeschwür

Beitrag von Pferdefreund » Di 15. Jan 2013, 10:10

ja, verallgemeinern kann man es natuerlich nicht. Ich kann ja lediglich meine Erfahrung schildern, und den generellen Konsens, der so auf dieser Seite des Atlantik herrscht. Da wird eher sehr selten geschnitten.

Auf dieser Webseite steht ein ganz guter Vergleich. "Abszess sind wie eine Erkaeltung, behandeln man sie dauert es eine Woche, behandet man nicht 7 Tage."

http://www.ironfreehoof.com/hoof-abscesses.html

Da ist dann auch noch die Frage ob man einen faehigen TA hat der auch behandeln kann, ohne riesen Schaden anzurichten. Da wuerde ich dann echt lieber noch erst roentgen bevor ich da was auf Verdacht aufschneiden wuerde.

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