Anatomische Frage

Alles, was sonst nirgendwo reinpasst
Antworten
Hoppe Reiter
Beiträge: 44
Registriert: Mo 8. Okt 2012, 15:44

Anatomische Frage

Beitrag von Hoppe Reiter » Mi 7. Nov 2012, 19:33

Beim Lesen der CAVALLO bin ich auf ein Zitat von Jochen Biernat gestossen und frag mich jetzt seitdem was richtig ist.
Den Begriff Glasurschicht halte ich ebenfalls für falsch: Aus der Saumlederhaut wächst Saumhorn, ein etwa ein Zentimeter dicker Hornstreifen. Wenn er trocknet, zieht sich das Hornmaterial zusammen. Dadurch entsteht der sogenannte Trockenglanz.
Also ich versteh das jetzt nicht so ganz, denn wenn ich nach Glasurschicht in der Pferdeanatomie suche finde ich z. B. das hier: http://books.google.de/books?id=W1Nm9xP ... ie&f=false

Dort steht dass die Hufplatte aus drei Schichten, der äußeren Glasurschicht (Saumhorn), der dicken mittleren Schutzschicht (Kronhorn) und der inneren Verbindungsschicht (Wandhorn) besteht. Die Hufwand hat doch nur rund 15 bis 20 mm Stärke. Wie muss ich denn dann da die Aussage verstehen? Er meint doch sicher nicht in vertikaler Richtung, oder doch?

Wo anders hab ich gelesen, dass die Glasurschicht eigentlich nur bis etwa zur Hälfte des Hufes reichen soll, weshalb es nichts ausmacht im unteren Bereich etwas mehr zu feilen.

Kann mir das vielleicht jemand erklären? Mich würde jetzt auch interessieren wer da letztlich recht hat, oder ist das wieder so ein Bereich der nicht wirklich richtig definiert ist?

Benutzeravatar
Wurzl
Beiträge: 1517
Registriert: Fr 21. Okt 2011, 07:18
Service: Planungsaufträge für Häuser und Ställe. Holzbau.
Wohnort: Rot an der Rot

Re: Anatomische Frage

Beitrag von Wurzl » Mi 7. Nov 2012, 19:40

Hmmm, ich halte das mit der Glasurschicht eher für etwas zwischen Märchen und nicht so wichtig.
Wenn ein Pferd in Gelände unterwegs ist, das viel Abrieb auch an der Wand erzeugt - Geröll, Alpweide etc. - dann wird die Glasurschicht eh "verletzt" bzw. erfährt eben genauso Abrieb wie auch der Tragrand. Und das ist weder schädlich noch tragisch.

Die Erklärung von J.B. kann ich nicht nachvollziehen.

Tic
Beiträge: 162
Registriert: Mo 9. Apr 2012, 21:12

Re: Anatomische Frage

Beitrag von Tic » Mi 7. Nov 2012, 20:18

habe ein bisschen gegooglet und diesen Artikel gefunden:
http://dhgev.de/downloads/pressreview/T ... chicht.pdf

wahrscheinlich herrscht auch heute noch keine Einigkeit darüber :)
Akkreditiertes Mitglied der Wolf-Gang

Puschel
Beiträge: 343
Registriert: So 5. Aug 2012, 19:19
Einzugsgebiet: Raum Ingolstadt - Eichstätt - Neuburg a.d.Donau - Neustadt a.d.Donau - Pfaffenhofen
Service: gewerbliche Hufpflege
Wohnort: Ingolstadt

Re: Anatomische Frage

Beitrag von Puschel » Mi 7. Nov 2012, 20:32

Was genau seht ihr an der Aussage von J.B. denn als falsch/anders an? Er möchte einen anderen Begriff verwenden, ja mei soller doch. Aber da steht doch gar nichts zum Abrieb und zum Beraspeln der Wand von außen. Zudem raspeln HO ja auch recht hoch, wenn sie das Reetdach anlegen.
Ein Pferd, dass auf einem Sandpaddock steht oder auf einem recht tiefen Reitplatz geritten wird, hat die Glasurschicht/Saumhorn meist eh bis fast ganz hoch abgerieben, weil der Sand wie Schmiergelpapier ist. Gleichzeitig glättet das die Hornwand und der Glanz entsteht.
Akkreditiertes Mitglied der Wolf-Gang

Hoppe Reiter
Beiträge: 44
Registriert: Mo 8. Okt 2012, 15:44

Re: Anatomische Frage

Beitrag von Hoppe Reiter » Fr 9. Nov 2012, 11:41

Also wenn ich euch und den Artikel jetzt richtig verstehe, dann ist das wohl so, dass keiner tatsächlich weiß woher die Glanz-/Glasurschicht eigentlich wirklich kommt, sie zu haben oder auch nicht keinen echten Unterschied macht und man das irgendwie komplett vernachlässigen kann. Ist das insoweit richtig?

stormel
Beiträge: 230
Registriert: Mi 23. Mai 2012, 21:00
Einzugsgebiet: Ca. 100km Umkreis PLZ 17121 (Loitz)
Nehme aber keine Kunden mehr
Service: Gewerbliche Hufbearbeitung, ursprünglich nach Biernat, kombiniert mit Ideen der NHC
Wohnort: Loitz

Re: Anatomische Frage

Beitrag von stormel » Fr 9. Nov 2012, 22:58

Wenn ich es im Unterricht richtig verstanden habe, gib es laut Biernat keine Glasurschicht. Laut Ihm glänzt die Oberfläche von trockenem glattem Horn von selbst , ohne eine extra glänzige Schicht.
Nachweisen in einem mikroskopischen Bild konnte die wohl auch noch keiner. Habe mal nichts gefunden.
Da schreiben die Autoren der Anatomiebücher wohl einfach immer voneinander ab.
Und Hufe werden ja eigentlich auch ständig durch die Bewegung der Pferde pollier. Egal ob durch Sand oder durch die Kieselsäurezähnchen der Grashalme.

Aber dieser Glasurschichtglaube kann einem als Hufbearbeiter schon manchmal das Leben schwer machen.

Antworten