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von SilentDee » Mo 2. Apr 2012, 12:47
Ich würde grundsätzlich den Schnabel komplett weg machen, dann kann sich der Huf beruhigen.
Man sollte bei einem Rehehuf nicht in erster Linie daran denken, dass das Pferd möglichst schnell wieder läuft, als wenn nichts wäre (hätten die Besitzer immer gerne, ist ja klar), sondern klar machen, dass das Pferd schwer krank ist und erst mal vorher gesund werden muss.
Dazu muss die Ursache der Rehe gefunden und absolut beseitigt werden, sonst beginnt mit der Hufbearbeitung eine Odyssee an immer wiederkehrenden Reheschüben und dadurch Schmerzen. "Nur" eine Hufkapsel wieder gesund zu machen, reicht da leider nicht.
Gerade bei chronischen Rehehufen würde ich keinen Duplo kleben, denn damit hat die Sohle und der Strahl keinen richtigen und für die Gesundung wichtigen Bodenkontakt.
Röntgenbilder sind wichtig, Du kannst nur erahnen, wo das Hufbein genau sitzt. Es rotiert ja nicht nur die Wand weg von der Hufbeinkontur, sondern manchmal auch das Hufbein weg von der Wand nach hinten, dann ist die Beinachse gestört. das sieht man nicht unbedingt von außen.
Ich lasse einen Sandpaddock unter Wasser setzen, wenn da noch Entzündung ist, der Sand massiert und entlastet, das Wasser kühlt langfristig. (Ist noch Entzündung? gerade ein Schub? Pulsation?)
Der Schnabel wird komplett entfernt. Das bringt massive Erleichterung. Wasser und Futter in diesem Sandpaddockbereich, das Pony muss nicht zur Bewegung gezwungen werden, wenn es nicht mag. Kein, abolut kein, Kraftfutter, kein Mineral, nur Heu, wenn es um Kohlenhydrate gehen kann, in der Akutphase sogar gewässertes Heu, was pinibel auf Giftpflanzen untersucht wird.
Dann schaue ich, ob eine Strahlpolsterung angenehm oder unangenehm empfunden wird, oft reicht der nasse, tiefe Sand und ein Krankenschuh ist in der akuten Phase oft noch zu warm... Ansonsten nehme ich die Last komplett weg von den Wänden, die Trachten werden zurückgesetzt, der Huf unter ein massives Strahlpolster gesetzt. Das versucht das Pferd ja mit der Entlastungshaltung auch, zu erreichen.
Aber es hängt immer von der individuellen Situation ab. Manche Pferde finden den nassen sand am besten, manche wollen mehr Polsterung, manche brauchen anfangs die schwebende Zehe (Polster- Panzertape-Geschichte) andere eben gar nicht. Die Schwiele unter'm Hufbein wird nur bei weichem Bodenkontakt gebildet. Ohne Gegendruck bricht es oft durch.
Auf jeden Fall erst mal Eisen ab, Zehe ab, gucken, wie es steht und geht, Röntgenbilder, Ursache erkunden, nach dem Röbi Trachten runter, dann Strahlpolster (Gips, Rehepolster, nassen Sand, Krankenschuh mit Polsterung... je nach Situation) und Fütterung auf Mindestmaß mit den KH.
Fotos, bevor Du irendwas machst, Fotos direkt danach, evtl. Blutegel, usw. Die Entzündung muss sich beruhigen, das ist das wichtigste vorerst neben der Schmerzentlastung.
Da jedes Rehepferd anders auf die Polstergeschichten reagiert, muss man das individuell entscheiden. Hufuntersuchzange ist Pflicht! dann weisst Du, wo es drückt und schmerzt.
Lieben Gruß,
Marina