Hahnentritt

Bearbeitungstechniken
Paule
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Hahnentritt

Beitrag von Paule » Fr 7. Sep 2012, 12:11

Hallo, eine Bekannte von mir hat einen Warmblüter mit Hahnentritt hinten rechts. Da er Probleme hat auf diesem Bein zu stehen, läßt ihr Schmied die Bearbeitung des linken Hinterhufes schon mal ausfallen. Nun fragte sie mich, ob es Tricks gibt, dem Pferd das Stehen zu Erleichtern. Ich habe selbst eine Idee, wüßte aber gerne von euch, ob ihr damit Erfahrungen oder Vorschläge hättet?
Vielen Dank, falls ja, Birgit

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Re: Hahnentritt

Beitrag von Pat » Fr 7. Sep 2012, 12:20

Ich hab vor ein paar Tagen ein Ömchen bearbeitet, das so stark arthrotisch war und den Huf kein bisschen heben konnte. Da hat der Schmied dann auch nichts mehr gemacht und so sah der Huf dann auch aus... :shock:
Das Pferd war aber sehr kooperativ, es wußte, was ich wollte und war sehr bemüht. Es stellte dann den Huf auf die Zehenspitze und ich konnte am Boden liegend den Huf zerhacken. Das war sehr rührend... :D

Will damit sagen, man muß ausprobieren, wie es dem Pferd leichter fällt.
Vielleicht an die Wand lehnen, oder jemand anders lehnt sich an die Kruppe dagegen, Huf minimalst anheben.

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Re: Hahnentritt

Beitrag von Silke & Abai » Fr 7. Sep 2012, 12:59

Oder Pferd hinten auf Styroporplatten stellen, dann kann man um den Huf rum wegschneiden und dann raspeln. Abai hebt die Hinterbeine auch nicht mehr gut und ich bin sehr dankbar für meine Akkuflex, mit der ich in wenigen Handgriffen ruckelfrei schaffe, was vorher deutlich länger dauerte und auch nicht wackelfrei ablief.
Viele Grüße

Silke

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Re: Hahnentritt

Beitrag von Lesley » Fr 7. Sep 2012, 13:05

Ich habe auch ein stark arthrotisches Kundenpferd, das von dem vorherigen Hufbearbeiter dann hinten gar nicht mehr bearbeitet wurde. :|
Ganz langsam habe ich mich da rangetastet. Die Hufe hinten am Anfang nur auf dem Bock bearbeitet (das ging) und als das Pferd dann mehr Vertrauen hatte, versucht, den Huf nach hinten aufzunehmen. Es geht nur den Huf wenige Millimeter über dem Boden zu halten und am besten gar nicht wirklich festhalten damit das Pferd wegnehmen kann, wenn es möchte. Am Anfang war sie sehr unruhig, wahrscheinlich hatte sie Angst, dass ich ihr wehtue. Inzwischen klappt das richtig gut! Ist für mich zwar anstrengend, aber das sollte es einem wert sein.

Dann habe ich ein anderes Kundenpferd, das aufgrund schlechter Erfahrungen die Hinterhufe nicht nach hinten geben wollte. Ich habe dann angefangen, da mit diesem Hinterhufaufsatz für den Hoof-Jack zu arbeiten. Auch hier bin ich langsam und vorsichtig vorgegangen. Inzwischen klappt das richtig gut!

Nicht aufgeben und auch mal ungewöhnliche Wege versuchen. Vor allem aber dem Pferd Zeit lassen, so dass es merkt, dass nichts passiert. Dann finden sie oft Vertrauen und arbeiten richtig gut mit soweit es eben geht.

Viel Erfolg!
"Experience is the hardest kind of teacher. It gives you the test first and the lesson afterward." ~Oscar Wilde

„If you are not willing to learn, no one can help you.
If you are determined to learn, no one can stop you.“

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Re: Hahnentritt

Beitrag von Pat » Fr 7. Sep 2012, 14:25

Und dann gibt es noch eine Methode, den Huf zu kürzen, wenn er am Boden steht. Da wird der Nipper aufrecht am Boden und Huf angelegt und dann geknippst. Versteht Ihr, wie ich meine?
Seht zwar nicht schön aus, aber das ist dann das kleinere Übel.

Thorsten

Re: Hahnentritt

Beitrag von Thorsten » Fr 7. Sep 2012, 15:09

Ich muss mal kurz ganz dumm fragen, warum ihr hier auf die Arthrose aber nicht auf den Hahnentritt eingeht. Mir ist ja klar, dass der unbehandelte Hahnentritt die Arthrose in der Folge haben wird, aber vielleicht fehlt mir hier gerade auch einfach etwas Hintergrundwissen.

Also Hahnentritt ist doch eine Nervenkrankheit, bei der das Pferd unkontrolliert diesen Zuckfuss hat, oder nicht? Als Behandlungsmethoden stehen dann die OP oder Alternativbehandlungen wie bspw. Akupunktur oder Ozontherapie etc. zur Verfügung.

Jetzt frage ich mich gerade ob es da nicht sinniger ist erstmal die Krankheit zu kontrollieren und sich dann mit dem Huf zu befassen. Hab noch kein Pferd mit sowas gehabt und kenn mich damit deswegen auch nicht aus, aber das wäre jetzt halt so meine erste Überlegung.

Wenn es jetzt aber nur darum geht, dass das Pferd halt nicht auf dem Bein stehen kann, dann kann man es auch einfach in Schlingen packen.

Beispiel 1
Bild

Beispiel 2
Bild

Alternativ dazu, kann man Pferde auch im Liegen die Hufe machen. Ist ja jetzt nicht wirklich schwierig ein Pferd mittels dickem Baumwollseil zum Hinliegen zu bekommen, oder es ihm beizubringen.

Paule
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Re: Hahnentritt

Beitrag von Paule » Fr 7. Sep 2012, 15:24

Vielen Dank für die vielen Antworten. Ich habe mich vor ein paar Minuten bereit erklärt, dieses Pferd aufgrund von Krankheit des Schmiedes am Sonntag zu bearbeiten und bin gespannt, wie ich das hinkriege. Sonst mache ich ja nur meine eigenen. Natürlich hat Thorsten völlig recht, was die Gedanken bzgl. der Grunderkrankung angeht, wäre es mein Pferd wäre das auch klar die Priorität.
In Bezug auf die Probleme des Stehens auf dem rechten Bein, gibt es schon Parallelitäten zu Athrose und ich hatte auch die Überlegung, den linken Hinterhuf auf einen Backstein oder einen Styrodurausschnitt zu stellen. So habe ich es auch mit unserer alten Stute gemacht.
Pat, das mit dem Nippern am Boden kann ich mir grad nicht vorstellen, denn das ist im Notfall ja auch eine Lösung. Magst Du mir das nochmal erklären?
Der Aufsatz für den Hufjack ist generell eine gute Idee, die ich mir endlich mal zulegen muß!
So eine Aufhängung hätte ich für unsere alte Stute bauen müssen...
Viele Grüße, Birgit

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Re: Hahnentritt

Beitrag von Pat » Fr 7. Sep 2012, 17:36

Thorsten, es wurde nach der Hufbearbeitung gefragt. Klar kann man bei jedem Thread bei Adam und Eva anfangen, aber das Predigen überlass ich dann den Selbstdarstellern hier... ;)
Ja, so eine Schlinge ist toll. Natürlich haben deine Kunden alle so eine Schlinge, oder? Ich kenne leider niemanden, der so eine hat.
Und wieder ja, man kann ein Pferd ablegen oder umschmeißen. Viele stark arthrotische Pferde können dann aber nicht mehr aufstehen. Was dann?

Paule, ich versuche gleich mal ein Foto zu basteln um diese Technik zu zeigen.

Edit:
Da ich schon Feierabend habe, müssen ein paar Statisten herhalten... :lol:
Der Schuh ist der Huf und diese niedliche Kneifzange ist der Nipper, das Sofa ist der Boden... ;)
Bild
Und so geht man knipps-knapps um den Huf herum. Mit so bearbeiteten Hufen gewinnt man keinen Schönheitspreis, aber alle bösen Hebel können entfernt werden. Diese Technik ist auch recht brauchbar bei Rehepferden.
Zuletzt geändert von Pat am Fr 7. Sep 2012, 19:05, insgesamt 1-mal geändert.

Thorsten

Re: Hahnentritt

Beitrag von Thorsten » Fr 7. Sep 2012, 19:04

Pat hat geschrieben:Thorsten, es wurde nach der Hufbearbeitung gefragt. Klar kann man bei jedem Thread bei Adam und Eva anfangen, aber das Predigen überlass ich dann den Selbstdarstellern hier... ;)
Ja, so eine Schlinge ist toll. Ich kenne leider niemanden, der so eine hat. Natürlich haben deine Kunden alle so eine Schlinge, oder?
Und wieder ja, man kann ein Pferd ablegen oder umschmeißen, viele stark arthrotische Pferde können dann aber nicht mehr aufstehen. Was dann?

Paule, ich versuche gleich mal ein Foto zu basteln um diese Technik zu zeigen.
Danke Pat ich find dich auch super...

Da du es aber gerade so hervorhebst einfach nochmal für die, die es noch nicht kapiert haben. Neurologische Erkrankung hat erstmal nichts mit Arthrose zu tun. Soweit verstehst das hoffentlich noch.

Die Frage ist doch nicht ob der Kunde eine solche Schlinge hat. Entweder hat man das selbst, leiht es sich aus, kauft es, baut es oder verweist an einen Kollegen.

Ist ein Pferd so arthrotisch, dass es nicht mehr aufstehen kann, dann ist es wohl auch nicht mehr zu verantworten es am Leben zu halten. Soviel dann vom Selbstdarsteller. Sorry, aber ich schreib um zu helfen. Da brauch ich mich von dir sicher nicht sowas gefallen lassen. Kann mich hier aber auch raushalten, denn brauchen tu ich das sicher nicht.

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Pat
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Re: Hahnentritt

Beitrag von Pat » Fr 7. Sep 2012, 19:10

Thorsten, es wurde gefragt, was man tun kann, wenn ein Pferd den Huf nicht heben kann... ;)
Wann ein Pferd euthanasiert wird ist nicht die Entscheidung des Hufbearbeiters, sondern des Besitzers.

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