Hoof guided Method

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SilentDee
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Re: Hoof guided Method

Beitrag von SilentDee » So 1. Sep 2013, 21:15

Das Pferd steht auf weicher, nasser Weide - ohne Abrieb.

Die Sohle ist eindrückbar, weil es eine massive Hufrehe bekommen hat mit Rotation. Und da drückt die Hufbeinspitze nach unten, weil das Hufbein rotiert ist und keinen Halt in der Hornkapsel mehr hat. Da die Wände leider eh glockenförmig auseinander waren, weil sie einfach zu lang belassen wurden, haben sie gehebelt, denn auch Weidepferde sollen ja ausgeritten werden können, und da hat der Schmied Angst gehabt, dass der Huf zu kurz wird...

Und nun ist das System kollabiert. Nun habe ich also den akuten Rehefall. Mit schon sehr dünnem Hornbereich im Sohlenbereich unter der Hufbeinspitze.
Trimme ich hier nun nach der HGM, wie ich sie verstanden habe (vielleicht habe ich sie auch missverstanden, dann bitte unbedingt korrigieren!), dann kürze ich die Trachten nicht, wenn sie nicht länger als 1/4 inch hoch sind. Also nicht kürzen. Nur angleichen. Aber an der Zehe würde ich trimmen. Nicht bis in die Lamellenschicht, aber dennoch...

Dieses Pferd hatte nun aber nur noch 4 mm Sohle... was wäre wohl passiert?

Ist halt echt ein zweischneidiges Schwert, ein Schema zum trimmen der Hufe zu bestimmen. Ein Schema geht halt nicht für alle Hufsituationen...

;)


Ach so, gesunde Weichbodenhufe können innerhalb von 2 Tagen Umbauten vornehmen, so dass sie über knüppelfrostboden laufen können... Kranke Hufe nicht unbedingt!
Unsere Pferde hatten vor drei Jahren auch noch etwas auf Mischform getrimmte Weichbodenhufe, und als Frost kam, sind die nach zwei Tagen in allen Gangarten über den Knüppelpaddock gerannt... ohne Probleme.

Wir Menschen sind d ganz schön rumgeeiert, mit der Schubkarre... :lol: Und die Schneegrip-Beschlags-Besuchpferde mochten da gar nicht drüber... Die Frostbeulen piekten wohl ganz schön rein in die Sohle und Strahl.

LG

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Re: Hoof guided Method

Beitrag von saskia » So 1. Sep 2013, 23:36

Hmja, ich weiss ja auch noch nicht ob ich die HGM richtig verstanden habe. Ich hab ja grad erst angefangen mich da durchuzlesen. Aber diverse Fallbeispiele schienen ja erstmal ganz interessant. - Langzeiterfolge... nun ja, das ist das Problem bei vielen Methoden, dass sie noch nicht lange genug kursieren, aber das heisst ja nicht automatisch dass sie nix taugen. Und wenn da sichtbare Erfolge über einige Wochen/Monate vorweisbar sind, warum soll man dann davon ausgehen, dass es nach diesem Start schlechter wird?

Und ja, du hast auch recht mit der Feststellung, dass vieles was dort gesagt wird, nicht neu ist. Aber mit der Feststellung von Maureen, dass viele Trimmer im Eifer des Gefechts overtimmen, hat sie sicher auch nicht ganz unrecht. Viele Profis meinen zu wissen, wie der Huf genau stehen muss, aber ob sie mit der Einschätzung immer richtig liegen? Pferdefreund, die die Methode als Erste hier erwähnte, hat sich ja auch mit einer tricky Hufsituation gegen die Ratschläge von etlichen Experten gestellt und HGM angewendet und - Erfolg damit gehabt. Also muss da doch "irgendwas" dran sein...? Irgendwas, was bei anderen Methoden fehlt?

Ich greife mal grad einiges aus dem Artikel über Rehe raus :
http://www.barefoottrimming.com/index.p ... uths-myths
Sie ist der Ansicht, dass Polster nicht ausreichend bzw nicht die korrekte Unterstützung bieten, denn entweder die Polster sind zu weich, und nützen daher wenig, oder sie sind zu hart und drücken zuviel auf Bereiche, in denen es dem Pferd nun nicht so angenehm ist. Darüber, wo das Pferd den Druck seines Gewichtes am besten verträgt, hat das Pferd u.U. eine andere Meinung als der Bearbeiter. Die bessere Unterstützung bietet ihrer Meinung nach den natürliche Boden (ich denke mal, da ist relativ weicher Boden gemeint, und auch andere Bearbeitungsweisen raten ja dringend, ein Rehepferd weich zu stellen), denn der bietet da Unterstützung wo der Huf sie braucht.

Weiterhin wird gesagt, dass die Wände auf Sohlenniveau getrimmt werden müssen, damit sich die Kapsel nicht weiter am Hufbein hochschiebt. Stimmt ja mit den anderen Methoden überein. Dann folgt ein Röbi, links ein gesunder Huf, rechts ein Langzeit-Rehehuf (Hufbein stark deformiert, die Situation bestand schon als sie das Pferd übernommen hatte und das Pferd wurde eingeschläfert nachdem endlich ein Röbi geliefert wurde. Diese Situation hat also nicht HGM verschuldet, - bei Übernahme gab es noch kein Röbi und es wurde lediglich nach HGM bearbeitet, der Fall wird hier ausführlicher dokumentiert.) Der Röbi-Vergleich soll zeigen, dass Trachten-runternehmen keinen Einfluss auf die Position des Hufbein in der Kapsel hat, denn bei dem Rehehuf wurde von dem vorigen Bearbeiter nur ständig die Trachten runtergenommen - aber die Zehe nicht gekürzt. Das ist natürlich ein Bearbeitungsfehler des Vorgängers, soll hier nur zur Illustration dienen wie wenig Einfluss das Trachtenkürzen hat. (Meine persönliche Anmerkung : wenn der vorige Bearbeiter die Zehe ebenfalls gekürzt hätte plus die Trachten runter, ob der Erfolg dann prozentual höher dem Zehenkürzen und prozentual weniger dem Trachtenkürzen zuzuscheiben gewesen wäre?

Ein paar Abschnitte weiter auf dieser Seite (nach figure 10), die ebenfalls bei anderen Bearbeitungsweisen bekannte Feststellung : ein Rehepferd mit schmerzenden Trachten wird trotz schmerzender Zehe eine Zehenlandung zeigen. Wenn man also die Trachten runternimmt, fördert man womöglich den Schmerz im hinteren Hufbereich und das Pferd weiss gar nicht mehr worauf es laufen oder stehen soll bzw belastet vermehrt die Zehe.

Figure 11 zeigt den Huf von fig.10, einen Monat später. Obwohl nur die Zehe zurückgesetzt wurde und an den Trachten nichts gemacht wurde, hat sich der Kronrand, der auf fig.10 noch vornüber geneigt war, zumindest bodenparalel ausgerichtet. Nicht optisch schön, aber immerhin eine Veränderungstendenz ohne dem Pferd evtl schmerzende Trachten zu bescheren, innerhalb von 4 Wochen. Der Zehenwinkel scheint sich auch von senkrecht in eine normalere Winkelung zu begeben, aber das mag evtl auch wieder am Foto liegen?

Hier gibt es noch eine Röbi-Kontrolle, was die HGM bewirkt, nämlich trotz unsymetrisch wirkender Hufkapsel parallele Gelenkspalten :
http://www.barefoottrimming.com/index.p ... line-works (aber kann natürlich sein, dass das "zufällig" ein unkomplizierter Huf war.... Ich weiss nicht was ich von den gegensätzlichen Methoden halten soll.... die Schulmedizin bemängelt ja auch, dass es gar nicht wissenschaftlich nachweisbar ist, dass Homöopathie und andere alternative Methoden funktionieren und dass deren vermeintliches Funktionieren nur auf der Einbildung des Patienten(besitzers) beruht. Trotzdem helfen diese Methoden vielen Menschen/Tieren....
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Re: Hoof guided Method

Beitrag von saskia » Di 3. Sep 2013, 12:43

katiebell hat geschrieben:Es gibt auch Erfahrungswerte mittlerweile, und einige Trimmer, die die Hufe zu trimmen bekommen, um sie wieder auf den richtigen Weg zu bringen, bei denen Maureen sich versucht hatte. .
Was waren denn die Probleme der Hufe, die die Anderen korrigieren mussten?
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Re: Hoof guided Method

Beitrag von Pferdefreund » Di 3. Sep 2013, 13:58

es gibt mittlerweile ein paar reviews ihres Buches auf Amazon:

http://www.amazon.com/Natural-Barefoot- ... Descending

katiebells Aussage ist fuer mein Empfinden nicht sehr hilfreich. Wir wissen fast nichts ueber diese "Faelle" (ich weiss nur von einem), die sie scheinbar nicht richtig bearbeitet hat. Ausserdem sagt sie selber dass sie viele Irrwege gelaufen ist. Soweit ich weiss ist der eine Fall, auf den sich katiebell bezieht, und der auch mir bekannt ist, 8 Jahre her. Und selbst ueber den wissen wir nichts. Z.b. wie haeufig sie das Pferd ueberhaupt getrimmt hat.

Der founder trim ist am kontroversesten. Ich kann dazu nichts sagen, denn ich habe keine Erfahrung damit. Die Bilder ueberzeugen mich ebenfalls nicht und es gibt keine Langzeitstudien. Aber selbst das heisst nicht dass es nicht funktioniert. Ich sehe allerdings auch hier im Forum selten Bilder von super-straigtforward Entwicklungen von Rehe Hufen und in sofern ist ihre Aussage, dass bei ihrem trim die Pferde unmitelbar laufen und nicht liegen fuer mich schon zu registrieren.

Ich persoenlich habe gesehen, wie bei meinem Wallach nach einem trim von lediglich der Zehe nach dem sole ridge, mit viel hartem Zerfallshorn in der Sohle, dieses nach 1 Woche einfach rausgefallen ist, zusammen mit kruemeligen Eckstreben. Ohne dass ich was an der Sohle machen musste. Ich denke mal es ist diese Sichtweise, dass man es dem Huf ermoeglichen kann sich selber zu trimmen, was mich so anzieht. Diese Sichtweise war mir so bisher nicht bekannt. Pete Ramey sagt zwar auch dass Eckstreben/Sohle kruemeln wenn das Pferd sie nicht mehr braucht, aber er sagt nicht dass das sozusagen die unmittelbare Folge der adaequten Zehenlaenge ist, und innerhalb von ganz kurzer Zeit zu erreichen ist. Bei mir nach ca einer Woche nach dem Zehenbevel. Und immerhin diesen Effekt habe ich nun schon 2 mal beobachtet. Ob ich die Trachten nie kuerzen muss weiss ich noch nicht. Bei einem ueberwachsenen vernachlaessigten Huf laesst es sich u.U. nicht vermeiden. Fuer mich macht mir ihre Erklaerung des Effektes des Bodens unmittelbar Sinn. Der Boden hat eigentlich keinen Abrieb Effekt auf Trachten, sondern nur auf die Zehe. D.h. wenn die Trachten mal an dem Ort sind wo sie sein moechten muss man sie evtl wirklich nicht trimmen. Bei meinem Wallach habe ich die Trachten seit 2.5 Monaten nicht angeruehrt, ich wuerde sagen die sehen in der ganzen Zeit unveraendert aus. Bei meiner Stute kann ich es noch nicht sagen. Sie zeigt immer noch keine 100% saubere Trachtenlandung, u.U. weil die Trachten fuer sie einfach immer zu kurz waren, und vielleicht bekommen die Trachten dann enfach nicht das richtige Signal vom Boden, um sich mit dem Wachstum drauf einzustellen.

Ich denke mal es gibt keine Methode, bei der man blind einfach so folhgen kann. Wir haben ja alle unterschiedliche Verhaeltnisse, jedes Pferd is anders, etc. Und das ist ja das tolle an uns "Selbstrasplern". Wir koennen das alles genau an einem Fall dokumentieren, da wir unsere Pferde so gut kennen wie sonst niemand.

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Re: Hoof guided Method

Beitrag von saskia » Di 3. Sep 2013, 16:31

Ja das hatte ich auch in Erwägung gezogen, dass ihre "misslungenen" Fälle evtl aus ihrer Lernzeit waren. Trotzdem wäre es ja interessant, wenn katiebell sich noch genauer dazu äussern würde. Wie ihr schon sagtet : keine Methode passt für alle Fälle, und da wäre es ja sinnvoll, zu erfahren was wann warum nicht funktioniert hat, denn auch daraus kann man lernen.

Pferdefreund, ich hab gerade deinen Blog-Beitrag mit der Fehleinschätzung und Korrektur der Trachtenhöhe gelesen, - das wär das passende Beispiel für Mascha's Vermutung, dass man mit HGM die Trachten vermeintlich "symmetrisch" machen würde und damit aus der Balance brächte....

Ich erinnerte mich in den letzten Tagen auch viel an Thorsten's Bemerkungen (der ja leider auch nicht mehr hier schreibt) wegen LTLH (Long toe, low heel, = niedrige Trachte, lange Zehe). Wenn die Zehenwand bereits konvex geworden ist, ist es eigentlich schon zu spät. Und dass das Problem womöglich schon viel viel eher beginnt, bedingt dadurch, dass das Trachtenkürzen aus lauter Angst vor Bockhufen über-betont wird. Wenn man gleichzeitig die Zehe im Zaum hält, mag es gehen, aber wie oft habe ich es nicht schon gelesen, dass ein Pferd empfindlich reagiert auf das gleichzeitige Trachten- und Zehenkürzen. Und da das Trachtenkürzen wichtiger erscheint, wird's hinten immer niedriger und vorne schleichend länger....

Martin sagt, wir hätten hier in D traditionell zu hohe Trachten und müssten daher das Problem ganz anders angehen. Das mag sein, aber seit der NHC-Rage gibt es sicher auch hier "schön niedrige" Trachten - mit übersehener zu langer Zehe...?

Und nochmals : es wird nirgends auf der HGM-Site gesagt, dass man "nichts" an den Trachten machen soll. Doch, man darf sie kürzen, nur belässt man etwas mehr Wandüberstand als bei NHC (NHC erwähnt ja zuweilen auch was von 3 mm, - also strikt Sohleniveau muss es da auch nicht immer sein. Sollte es also wirklich so ein gigantisches Problem sein, wenn man mal probeweise 2-3 mm mehr stehen lässt?)

Übrigens sehe ich da auch irgendwie Parallelen zu dem Strahlmilch-Thread : auch bei diesen Problemen scheint zu hoher Druck eine (Mit-)ursache zu sein, - man könnte diesen Druck vielleicht normalisieren, indem man die Wand an den Trachten ein paar winzige Millimeterchen länger lässt. Zu hoher Druck scheint auch eine (Mit-)ursache bei Hufkrebs zu sein..... (Ich hatte heute mittag schon einen Beitrag zu dem Strahlmilch-Thread geschrieben, bezüglich Strahlfunktion und Druck, hab's dann aber in den Papierkorb geschmissen. Manchmal hab ich das Gefühl, die Profis hätten eh schon ihre Meinung gefestigt, und ich bin eh nur Laie, also behalte ich meine - womöglich naiven - Gedanken und Überlegungen lieber für mich. Die einzigen die ich noch um ihre Meinung dazu bitte, sind meine Pferde. Und ich denke/hoffe, dass ich inzwischen ausreichend gelernt habe, um zu beurteilen wann was nicht passt. Ich treffe vielleicht nicht immer auf Anhieb das Richtige, aber ich weiss wann ich das Falsche getroffen hab und bin in dem Fall bereit, umzudenken und nicht mit "aber es muss doch klappen" weiter und weiter zu machen.
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Re: Hoof guided Method

Beitrag von Martin » Di 3. Sep 2013, 17:10

saskia hat geschrieben:
Martin sagt, wir hätten hier in D traditionell zu hohe Trachten und müssten daher das Problem ganz anders angehen. Das mag sein, aber seit der NHC-Rage gibt es sicher auch hier "schön niedrige" Trachten - mit übersehener zu langer Zehe...?
Das ist absolut richtig. Marina und Pat haben zu solchen Fällen auch schon Fotos eingestellt. Ich bin in der letzten Zeit auf einige Pferde mit NHC-Pflege (NHC gelernt in D ) gestoßen, die aus Angst in die Sohle zu gehen, die lange Zehe gefördert haben. Die Pferde rutschten schon die Abhänge runter, weil sie anders nicht mehr laufen konnten und trotzdem wurde daran festgehalten, dass man nicht in die Sohle gehen darf, also nicht die Zehe kürzen. (Mal abgesehen davon, dass Ramey diese Pferde sehr wohl in der Zehe gekürzt hätte).
Ich schrieb ja zudem, dass ich Maureen verstehen kann, weil sie vermutlich auf Bearbeitungen nach NHC trifft, die sich strikt an irgendwelche inches über der Sohle halten und dabei die Trachten zu viel wegschneiden und die Zehe vernachlässigen.
Ich verstehe bloß nicht, was an ihrer Methode so neu ist, dass man daraus eine eigene Theorie macht bzw. sie überhaupt als neue Methode bezeichnet. Die Sache mit der Einwirkung des Bodens ist längst differenziert beschrieben. Ich kenne auch ausreichend Bearbeiter, die sich nicht an bestimmte mm über Sohle orientieren. Mir ist z.B. die Suche nach der lebenden Sohle echt zu mühselig. Das mache ich nur in Ausnahmefällen vorne im Zehenbereich. Ich lasse auch Trachten länger stehen, wenn sie stabil und nicht untergeschoben sind und mich stört auch nicht, wenn da ein nennenswerter Tragrandüberstand ist, solange halt stabil. Ich würde aber mal behaupten, dass das alles nichts Neues von mir Erfundenes ist, sondern schon in alten Schmiedebüchern beschrieben und vermutlich gibt es ein paar hundert US-NHCler die das auch so machen.

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Re: Hoof guided Method

Beitrag von saskia » Di 3. Sep 2013, 17:54

Martin hat geschrieben:.....und trotzdem wurde daran festgehalten, dass man nicht in die Sohle gehen darf, also nicht die Zehe kürzen.
Martin
Ah, und ich dachte, immer wenn ich von "in die Sohle gehen" las, dass damit vor allem oder gar ausschliesslich die Sohle im Trachtenbereich gemeint wäre....
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Re: Hoof guided Method

Beitrag von Martin » Di 3. Sep 2013, 18:26

saskia hat geschrieben:
Martin hat geschrieben:.....und trotzdem wurde daran festgehalten, dass man nicht in die Sohle gehen darf, also nicht die Zehe kürzen.
Martin
Ah, und ich dachte, immer wenn ich von "in die Sohle gehen" las, dass damit vor allem oder gar ausschliesslich die Sohle im Trachtenbereich gemeint wäre....
Das ist eines der Probleme bei NHC, dass es keine wirklich einheitliche Methode ist. Man müsste jeden NHC-ler noch beim Namen nennen, damit es wenigstens halbwegs einheitlich wäre. Also NHC-nach Ramey, NHC nach Poss, NHC nach Ovnicek usw.

Ich weiß nicht ob es in D so gelehrt wird. Vielleicht kann @Radieschen was dazu sagen. Aber mir ist es schon aufgefallen, dass Bearbeiter, die sich auf NHC berufen die gesamte Sohle schonen, auch wenn offensichtliche Fehlstellungen anderes einfordern. Außerdem scheinen sie oft die lebende Sohle gar nicht zu finden bzw. mit komprimiertem Bröselhorn verwechseln. Das kann sich sogar gut verstehen, weil ich mich damit auch schwer tue. Aus dem Grund gehe ich vorne wie hinten in die Sohle, egal ob das nun schon lebende oder nicht lebende Sohle oder getarntes Bröselhorn ist. Ich arbeite da eher wie ein Hufschmied. Es sei den der Huf hat Ramey gelesen und zeigt mir eine offensichtliche Trennlinie. Aber ich kann auch leichter so agieren. Bin ich zuweit gegangen, kommt halt ein Duplo drauf. :oops:

Martin

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Re: Hoof guided Method

Beitrag von SilentDee » Di 3. Sep 2013, 21:38

Böser Martin! :naughty:

:lol: :lol:

Nee, bitte Saskia, schreib unbedingt Deine Meinung. Immer und überall, egal, wie sie abweicht.

Selbst die Profis sind ja nicht alle einer Meinung, uns vereint doch nur, dass wir versuchen, alles zu hinterfragen, und eben Beobachtungen und Erfahrungen zu teilen, um der Wahrheit ein Stückchen näher zu kommen.

Ein Schema F gibt es ja leider noch nicht und ob es das je geben wird, ist doch echt fraglich, wenn man mal anschaut, was für unterschiedliche Hufe, Pferdekörper, Züchtungen, Gangbilder, Krankheiten, Haltungen, bewegungsmaße, Böden, usw. es gibt.

Und je mehr verschiedene Erfolge und Herangehensweisen man sieht und hinterfragt, desto besser kann man dann im individuellen Fall agieren.

Ich z.B. werde immer in die NCH-Schiene geschoben, bin es aber gar nicht. Irgendwie... :doh:

Ich finde ganz viele NHC-Hufe hier nicht gut in meiner Region, hatte gerade heute wieder eine Kundin da, die ich an der Zehe ihres Arabärchens nächste Woche noch mal "beglücken" darf, denn sie hat es erst selbst probiert und hatte jetzt 2 x eine super nette NHC'lerin da dran, aber die Zehe wird immer länger...

Ich nippere Sohlen weg, ich nehme Sohlen im Zehenbereich - irgendwo hatte ich mal ein Beispiel davon gezeigt, wie man total liegende Hinterhufe innerhalb von zwei Trimms dadurch aufgerichtet bekommen kann.
Der Besi, der selbst bearbeitet hat nach einer Strasser-NHC-Mischung hat fast geweint, als ich den Wandüberstand im Zehenbereich gebaut habe, um ihn dann wegzunippern... :lol:
Aber Sehnen, Gelenke, das Pferd an sich haben es gedankt.

Ich lasse auch mal Trachten länger, aber das sind Einzelfallentscheidungen. Man entscheidet irgendwie nicht nach einem Schema, sondern nach der Beurteilung vom ganzen individuellen Fall.

Es hört meist dann auf, wenn man ein Schema festlegen möchte, denn es hilft nicht in jedem Fall... leider. Wäre so schön einfach.

Die Sohle im Zehenbereich lesen können Viele, und arbeiten danach. Das macht die Dame, deren Namen ich grad mal wieder vergessen habe (von der HGM), ja nicht neu und als Erste...

Aber ich erkenne nicht so wirklich viele Erfolge bei den Fällen auf ihrer HP. :(

Bei eigentlich gesunden Strukturen kann man ganz viel machen, und die Pferde laufen dann gut, wenn man weniger macht... Bei akuten Rehen will ich das gern mal sehen, wie die Pferde mit dieser Methode laufen.
Ich hab noch nie eine akute Rehe in Zehenfußung gesehen...

LG

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Re: Hoof guided Method

Beitrag von myriell » Mi 4. Sep 2013, 10:07

saskia hat geschrieben: Ich hatte bisher immer gedacht, dass man natürlich den ganzen Huf bearbeiten muss, weil doch nicht nur die Zehe Abrieb erfährt, sondern alles was den Boden berührt. Nach dieser Skizzen-Erklärung ist es jedoch absolut logisch, dass die Zehe am meisten Abrieb bekommt, und bei mangelndem Abrieb auf Weichboden per Bearbeitung der natürliche Abrieb imitiert werden soll, und eben die Zehe mehr, die Trachten weniger beraspelt werden. Ich habe immer gedacht, dass man sich Bockhufe züchtet, wenn man an den Trachten nichts macht. Dass man "nichts" dran machen soll, verlangt Maureen ja auch gar nicht. Nur solle man sie nicht auf Sohlenniveau runterraspeln, sondern 1/4 inch Wandüberstand lassen (nur an den Trachten), ausser wenn der Huf sich selbst geringeren Wandüberstand anläuft.
Mein Pony hat ja eher einen Hartbodenhuf.. die Weide steht zwar 24/7 offen, jedoch halten sie sich auch viel auf dem befestigten Paddock auf, im Winter haben sie nur den befestigten Paddock.
Nun ist es so, dass ich auch feststelle, dass die Zehe mehr Abrieb erfährt.. so habe ich noch nie die Zehe von unten gekürzt, immer nur von vorne, die Trachten kürze ich aber hin und wieder (dabei handelt es sich auch nur um Millimeterchen). Nun habe ich seit über 2 Wochen nicht mehr geraspelt (was selten vorkommt) und schon brechen die Wände im seitlichen Bereich vor den Trachten aus, obwohl der Überstand an den Trachten immer noch relativ gering ist (vor allem im Vergleich zu Frieserines Vorderhufen).
Ich habe gestern von einem Vorderhuf Fotos gemacht, die ich allerdings gerade nicht zur Hand habe, kann ich nachher zeigen.

Wie würde das jetzt bewertet werden? Also das Wegbrechen von Tragrandüberstand in Trachtennähe bei weniger als 1/4" Überstand?
1/4" sind gute 6mm.. ich find das ganz schön viel.
Müsste mal den Überstand bei der Frieserine messen.

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