Langzeitmanagement von Magen-Patienten

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Anne & Shabou
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Langzeitmanagement von Magen-Patienten

Beitrag von Anne & Shabou » Mo 12. Jan 2015, 22:10

Hallo ihr Lieben,

ich könnte mich in den Hintern treten. Ich habe dieses Mal Shabous unterschiedlichen Magensymptome viel zu lange nicht zusammengebracht und es mit Pronutrin etc. versucht. Und nun ist es richtig schlimm. Tierärztin war gerade da und hat erst einmal 24h Heu, kein Kraftfutter etc. und mind. 10 Tage Gastrogard verschrieben. Ggf. länger, wenn dann nicht komplett symptomfrei.

Tja, und jetzt mein Problem und Bauchgefühl. Shabou steht in einem echt netten Aktivstall. Riesige befestige Flächen, genug Unterstellmöglichkeiten, lange Laufwege. Zugang zum Heubereich automatisch, getrennt in Ranghoch und Rangnniedrig. D.h. die Rangniedrigen haben 2h Eingangszeit und können ins Heu. Dann kommt 2h keiner rein. Dann das gleiche folgt dann für die Ranghohen. Die Pferde kennen den Rhythmus sehr gut und gehen normal direkt zur Eingangszeit ins Heu. D.h. dann hätten sie 4h Zeit bis die Ranghohen kommen und dann weitere 4h bis sie wieder ins Heu dürfen. Da ausreichend Platz ist, überzieht Shabou seine Heuzeit gerne in die Zeit der Ranghohen und hat somit unter 4h Fresspause. Geht er aber aus irgendeinem Grund (z.B. Durst, Erschreckt) schon nach gut 2h raus, sind es bis zu 6h Leerzeit. Stroh ist immer verfügbar.
Shabou in der Vergangenheittrotz 24h schon immer Mal leichte Symptome gezeigt, die jedoch bisher nach spätestens 2 Tagen Magnoguard oder Pronutrin weg waren. Unsere Tierärztin glaubt daher auch, dass er sehr magenanfällig ist und auf jeden Fall immer 24h Heu braucht. Mein Bauch sagt eigentlich das gleiche.

Da der Stall sonst aber einfach super ist und ich inzwischen sehr nette Lange-Mitreiter habe, möchte ich ungerne weg. Umzug ist ja auch wieder Stress. Mein Stallbesitzer hat aber recht deutlich gemacht, dass Shabou kurzfristig 24h ins Heu darf, langfristig nicht. Habt ihr Magen-Patienten die mit solchen Futterpausen langfristig klar kommen?

Und für die Zeit nach dem Gastrogaurd, wäre ich interessiert, wie ihr eure Magenpferde dauerhaft gesund haltet: Was füttert ihr (Grundfutter, Zusatzfutter), wie reitet ihr usw.? Dauerhaft Pronutrin oder Magnogard? Wie geht ihr mit Stresssituationen (Transport, Stabwechsel) um? Gebt ihr vorbeugend etwas? Was gebt ihr alternativmedizinisches dazu? Alleine das Thema Haferschleim ist ja recht unterschiedlich vertreten. Die einen sagen, der Schleim tut gut; die Gegenfraktion, dass alles Getreide schlecht ist. Ähnlich bei (entzuckerten) Rübenschnitzeln.

Von daher würde ich mich über euren langfristigen Erfolgstipps, aber gerne auch die No-Gos freuen!

Liebe Grüße,
Anne

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Mascha
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Re: Langzeitmanagement von Magen-Patienten

Beitrag von Mascha » Mo 12. Jan 2015, 22:39

Hat er denn, in der Zeit, die er nicht ans Heu kommt, Zugang zu Stroh? Das funktioniert bei meinem Pony ganz gut.

Außerdem ist es viel besser, seit ich sie eindecke. Die Plüschkugel hat nun trotz sehr langem Fell, auf das jeder Eisbär neidisch wäre und mit dem sie auch auf keinen Fall friert, seit einiger Zeit eine 150g Decke drauf und es geht viel besser. Das habe ich durch Zufall herausgefunden, da ich sie mal ein paar Tage eingedeckt hatte, als sie eine Kolik hatte und sie damit trotz Futterentzug besser drauf war, als uneingedeckt in normalem Zustand und mit Rauhfutter. Und das obwohl sie auf keinen Fall friert ohne Decke. Sie bekommt ohne Decke im Winter auf Rücken und Kruppe einen Eispanzer, wenn es schneit, sie scheint also sehr gut isoliert zu sein. Sie hat auch nie Anzeichen gehabt, dass ihr kalt ist. Trotzdem geht es ihr Magentechnisch mit Decke besser.
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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Anne & Shabou
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Re: Langzeitmanagement von Magen-Patienten

Beitrag von Anne & Shabou » Mo 12. Jan 2015, 22:47

Ja, Stroh ist immer da. Und ein Deckchen (50-100g) hat auch mein Plüschpony drauf, er fühlt sich damit einfach wohler :D

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Re: Langzeitmanagement von Magen-Patienten

Beitrag von Liese_Lotte » Mo 12. Jan 2015, 22:58

Ich kenne/kannte drei Magenpatienten, meiner wurde schnell wieder gut und blieb es auch wenn er immer Heulage zur Verfügung hatte. Im Winter und bei ungewöhnlich kaltem und nassem Wetter war er eingedeckt. Der zweite ist tot, hatte massive, sich zeitweise verschlechternde Magensymptome, der hatte mehrer Magengeschwüre und hat sich nicht erholen können, weil er Fresspausen hatte. Der hatte auch Stroh zur Verfügung, das hat aber wohl nicht gereicht. Der dritte ist auch nur gut, wenn er immer Heu hat. Hat er Pausen von mehr als 2-3 Stunden gehts ihm sofort wieder schlechter und die Besitzerin kann wieder anfangen ihr Geld in Gastroguard zu investieren... Der hat auch immer Stroh. Also, zusammengefasst, bei zwei von drei Pferden hat nur Stroh in den Fresspausen nicht ausgereicht um zu verhindern das der Magen wieder schlechter wird. Beide waren/ sind symptomfrei wenn sie auf der Weide mit gnügend Gras waren. Beide Pferde haben positiv auf gekochte Möhren als Futter reagiert. Mash, Haferflocken und unmelassierte Rübenschnitzel führten nicht zu einer Verschlechterung.

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Re: Langzeitmanagement von Magen-Patienten

Beitrag von Lesley » Mo 12. Jan 2015, 23:03

Ich habe ja auch einen Langzeit Magenpatienten.
Unsere Pferde stehen jetzt seit sechs Wochen zu zweit im Offenstall mit Paddock Trail. Meine Stute ist deutlich rangniedriger, aber die ranghöhere Stute scheucht sie auch nicht dolle rum.

Sie haben immer Heu zur Verfügung aus Heunetzen. Es gibt insgesamt 5 Heufressstellen, wovon immer mindesten zwei gefüllt sind, oft mehr. Sie sind allerdings auch gesittete Fresser und machen immer mal wieder (auch längere Fresspausen). Wie lange genau, kann ich nicht sagen, aber ich würde meinem Pferd keine Fresspausen von mehr als 4h zumuten wollen.

Wichtig ist meiner Meinung nach auch die Heuqualität. Das Heu, was wir momentan haben, ist mir stellenweise zu hart. Ich habe da schon nach besseren Heulieferanten gesucht und jetzt auch gefunden.
Bei zu stängeligem Heu sind meiner Meinung nach die Symptome schlimmer.

Stroh geht bei ihr nicht. Das frisst sie sehr ungern und ich finde auch, dass es die Probleme verschlimmert.
Auch Heulage und nasses Heu geht nicht.
Am besten ging es ihr magenmäßig auf der Wiese, aber auch da frisst sie gern gutes Heu zusätzlich.

Bei uns kommt noch eine ECS-Erkrankung hinzu, was das Fütterungsmanagement noch komplizierter macht.

Sie bekommt morgens:
- Reiskleie
- Luzerne ohne Melasse
- Sonnenblumenkerne
- Leinöl

und abends:
- Heucobs
- unmelassierte Rübenschnitzel
- geschrotete und mit heißem Wasser übergossene Leinsamen

Haferflocken gebe ich wegen dem ECS (momentan) nicht, bin aber am überlegen, es nochmal zu probieren, da sie damit figutmäßig recht gut aussah.
Wenn ich den Pamps von abends auch morgens füttere, kann ich ihr Gewicht nicht halten.

Wenn es ihr magenmäßig schlechter geht, dann mache ich eine Kur mit Süßholzwurzel. Aber Achtung, das darf man nicht überdosieren und nicht länger als zwei Wochen geben.

Nachdem sie sich an Silvester ziemlich aufgeregt hatte, ging es ihr magenmäßig gleich schlechter. Deswegen auch gerade wieder eine Süßholzwurzelkur.

Wenn ich weiß, dass es mal wieder eine stressige Situation geben wird, dann werde ich vorher Passiflora geben. Das soll sehr gut bei Stress helfen.

Ich finde auch wichtig, das Pferd einzudecken, wenn es eine Frostbeule ist. Muskelverspannungen durch Kälte verschlimmern die Probleme ebenso.
Außerdem wird sie regelmäßig physiomäßig durchgecheckt und bekommt auch Akupunktur und demnächst Magnetfeld. Okay, da habe ich den Vorteil, dass ich das selber machen kann.


Was gibst du an Kraftfutter?
Gibt es eine Möglichkeit zu kontrollieren, wie lange seine Fresspausen sind?
Was ist das Problem an 24h Heufütterung?
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Re: Langzeitmanagement von Magen-Patienten

Beitrag von myriell » Mo 12. Jan 2015, 23:53

Lesley hat geschrieben: Was ist das Problem an 24h Heufütterung?
Mein Tipp: Nicht möglich, weil das dann andere auch wollen und das System mit der Anzahl Raufen nunmal nur funktioniert, weil die Ranghohen und die Rangniedrigen immer abwechselnd ans Heu können.

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Re: Langzeitmanagement von Magen-Patienten

Beitrag von TinaH » Di 13. Jan 2015, 08:36

Gibt es da denn verschiedene HIT-Modelle? Sorry, ich kenn ich damit null aus. War nur letztens auf nem Reitkurs in einem HIT-Aktivstall und hab mir das System erklären lassen. Dort ist das so, daß es "Heufutterautomaten" gibt, in die immer ein Pferd eingelassen wird und wo für jedes Pferd programmiert ist, wieviele Minten am Tag die Klappe hoch geht und dann gibt es dort noch einen Bereich, wo die Zugangskontrolle am Eingang ist und dort ist eine sehr große Heuraufe, die von allen Seiten zugänglich ist und wo es dann Heu ad lib gibt. Will sagen: Dort können die Besitzer entscheiden, ob ihr Pferd nur die Zeit an den Heuautomaten bekommt, oder auch noch freien Zugang zu der großen Raufe.

Ich hatte das so verstanden, daß genau DAS das HIT-System wäre, nachdem die Besitzer eines jeden Pferden individuell entscheiden können.

Ansonsten finde ich das ja echt sehr bescheiden, wenn man ein Pferd nicht 24h freischalten kann :(
Gesendet von meinem verkabelten Computer mit echter Tastatur!

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Re: Langzeitmanagement von Magen-Patienten

Beitrag von myriell » Di 13. Jan 2015, 10:05

Bei Anne am Stall ist nur der große, zugangsgesteuerte Bereich mit mehreren, mittelgroßen Raufen mit Heu adlib. Keine Fressständer mit "Rollo".

Bin ich froh, dass mein Pony mit den langen Heupausen bisher kein Problem hat und mit dem 24h Stroh gut zurecht kommt *aufholzklopf*.

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Re: Langzeitmanagement von Magen-Patienten

Beitrag von Anne & Shabou » Di 13. Jan 2015, 20:16

TinaH hat geschrieben:Gibt es da denn verschiedene HIT-Modelle?(
Ja, gibt es definitiv. Zeitgesteuerte Einzelständer, zeitgesteuerte Gruppenraufen, Selektionstore. Aus der HIT Technik baut halt jeder Stall das, was er haben möchte.

Leonie hat es schon ganz gut zusammengefasst. Die 4h Regel gibt es, damit die Pferde nicht 24h inhalieren und völlig verfetten. Klappte auch recht gut, in der Herde gibt es zwar ein paar Pummelchen, aber weniger überfettete Pferde als in anderen Ställen. Die Ausgangszeit wird aber nicht gemessen, d.h. ich kann nicht nachvollziehen, wie lang seine Fresspausen sind. Nur wenn ich komme sehe ich, wo er gerade steht. Am Stroh sehe ich ihn sehr selten, ich nehme an, dass er in den Fresspausen auf seine nächste Heuzeit wartet.

Und zum Teil verstehe ich den Stallbesitzer sogar. Das Konzept mit limitierter Heufütterung klappt ja für die meisten Pferde sehr gut und regt wirklich zur Bewegung an. Und Ausnahmen führen halt immer dazu, dass am Ende jeder eine Ausnahme haben will. Ist halt nur schade, weil der Stall sonst echt gut passt.

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Re: Langzeitmanagement von Magen-Patienten

Beitrag von Anne & Shabou » Di 13. Jan 2015, 20:27

Lesley hat geschrieben: Was gibst du an Kraftfutter?
Gibt es eine Möglichkeit zu kontrollieren, wie lange seine Fresspausen sind?
Was ist das Problem an 24h Heufütterung?
An Kraftfutter hat er im Aktivstall hat er 300g Hafer verteilt auf 10 Portionen bekommen. Von mir die Agrobs Heuschnipsel zum Verstecken. Mehr Kraftfutter braucht er nur bei langen Wanderritten. Als ich gemerkt habe, dass der Magen muckt, habe ich auf entzuckerte Rübenschnitzel mit Haferflocken/Leinsamenschleim gewechselt. Futterpausen und Gründe für limitiertes Heu siehe letzten Beitrag.

Da sich Tierärztin und deine Erfahrungen und auch die im Distanzforum mit getreidefrei und matschig decken, wird es nach der Gastrogard-Kurs entzuckerte Rübenschnitzel mit Heucobs geben um Pronutrin oder Magnoguard zu verstecken.

Süßholzwurz ist schon bestellt, hatte auch schon gelesen, dass man das nur kurweise geben soll. Hatte ich auch im Anschluss an Gastrogard geplant. Wie viel gibst du da pro Tag? Und was ist mit Isländischem Moos? Das ist der Hauptbestandteil im FTS Magenfutter.

Über etwas zur Entspannung hatten die Tierärztin und ich auch schon gesprochen. Ich hatte bisher an die üblichen Verdächtigen Magnesium und Tryptophan gedacht. Passiflora kenne ich noch gar nicht, ist aber auch eine Idee.

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