Anpassung des Hufwachstums an Haltungsbedingungen?

-Tanja-
Beiträge: 7
Registriert: Mi 22. Aug 2012, 08:19
Wohnort: Roundabout Karlsruhe
Kontaktdaten:

Anpassung des Hufwachstums an Haltungsbedingungen?

Beitrag von -Tanja- » Mi 22. Aug 2012, 09:49

Wir haben unsere beiden Pferde im eigenen OS stehen. Bilder, etc. gibt es auf unserer Homepage. Früher war die überdachte Fläche vor dem Stall mit Hackschnitzeln "befestigt" (was natürlich dauernd vermatschte). Wir haben dies vor fünf Jahren geändert und diesen Bereich gepflastert, gleichzeitig den Paddock um das Doppelte vergrößert und diese neue Fläche, wie beim alten Paddockteil auch, mit Sand (0,2er Körnung) ausgestattet.

Zwischenzeitlich haben wir das Problem, daß bei meinem Haflingerwallach das Hufwachstum stagniert - es ist kaum noch Sohlenwölbung vorhanden (Fotos s. ganz unten auf: http://pfinzgauranch.jimdo.com/galerie/amor/). Unser Hufschmied ist der Ansicht, daß dies durch die Haltungsbedingungen hervorgerufen wird (zu hoher Abrieb durch Sand und Pflaster). Ich habe immer mal wieder andere Hufbearbeiter zu Rate gezogen, welche unseren Stall besichtigt haben und eher der Meinung waren, daß sich das Hufwachstum irgendwann den äußerlichen Gegebenheiten anpassen würde. Daneben habe ich durch GPS-Messungen an unseren Pferden festgestellt, daß sie trotz OS-/Weidehaltung eben beileibe nicht soviel laufen, wie ich mir das gedacht hätte (auf der Weide zwischen 1,5 - 2,8 km/Tag).

Wie sehr Ihr das? Kann sich das Hufwachstum tatsächlich der Haltung zu einem gewissen Teil anpassen und kann man das durch geschickte Hufbearbeitung unterstützen? Und wie müßte die in Anbetracht der og. Fotos aussehen? Ich denke diesbezüglich gerade über einen Wechsel von unserem herkömmlichen Hufschmied (zu dem wir vor drei Jahren wegen des notwendigen Arthrose-Spezialbeschlags unserer zwischenzeitlich eingeschläferten Stute gewechselt waren) wieder zu einem Barhufbearbeiter nach.
Liebe Grüße,

Tanja


Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959

Benutzeravatar
Lesley
Administrator
Beiträge: 2935
Registriert: Mi 27. Jul 2011, 01:35
Einzugsgebiet: PLZ 10-17
Service: gewerblich: Hufbearbeitung, F-Balance, Hufschuhe, Kleben, angeh. THPin, Energiearbeit
Wohnort: bei Berlin
Kontaktdaten:

Re: Anpassung des Hufwachstums an Haltungsbedingungen?

Beitrag von Lesley » Mi 22. Aug 2012, 09:57

Woran machst du fest, dass das Hufwachstum stagniert?
Wie oft wird das Pferd bewegt? Welcher Boden?
"Experience is the hardest kind of teacher. It gives you the test first and the lesson afterward." ~Oscar Wilde

„If you are not willing to learn, no one can help you.
If you are determined to learn, no one can stop you.“

Benutzeravatar
charlsey
Beiträge: 1236
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 13:56
Einzugsgebiet: Remscheid, Wuppertal, Solingen, WK, Schalksmühle, Kierspe, Jülich, Nord-Eifel
Service: gewerbliche Barhufpflege,
F-Balance Professional,
Schulung und Beratung,
Bekleben mit Duplos und Gloves
Hufschuhberatung
Wohnort: Remscheid

Re: Anpassung des Hufwachstums an Haltungsbedingungen?

Beitrag von charlsey » Mi 22. Aug 2012, 09:59

Viel Sand - viel Pflaster macht ausgefüllte Sohlen. Das heißt ja nicht, dass das Pferd keine Sohlenwölbung hat, sondern, dass er sich nur eine orthopädische Einlage verpasst hat, um bei viel Pflaster dem Hufbein den nötigen Bodengegendruck durch Sohlenmasse zu geben. Würdest du die Pferde nur auf der Wiese halten, würde sich die Sohle langsam rauslösen.

Außerdem halten sich doch Wachstum und Abrieb im Gleichgewicht ... sonst würde er doch jetzt auf dem Hufbein laufen :mrgreen:
Viele Grüsse,

Claudia

-Tanja-
Beiträge: 7
Registriert: Mi 22. Aug 2012, 08:19
Wohnort: Roundabout Karlsruhe
Kontaktdaten:

Re: Anpassung des Hufwachstums an Haltungsbedingungen?

Beitrag von -Tanja- » Mi 22. Aug 2012, 10:17

Lesley hat geschrieben:Woran machst du fest, dass das Hufwachstum stagniert?
Das ist die Aussage unseres Hufschmieds, der seither auch nur noch den Strahl ausschneidet und an der Sohle gar nix mehr schnitzt. Seiner Aussage nach würde er da gerne immer noch was machen, aber es sei zu wenig da. Lt. dem Hufschmied müßte er eigentlich lahm gehen, weil viel zu wenig Material/Tragrand da sei. Deshalb pinsle ich jetzt seit längerem schon mit Terrahipp-Huffestiger, aber bislang noch ohne Erfolg.
Lesley hat geschrieben:Wie oft wird das Pferd bewegt? Welcher Boden?
Wenns ganz gut läuft, wird er 4x/Woche bewegt, durchschnittlich aber eher nur 3x/Woche, wobei ich dann 1-2x ins Gelände gehe (hier trägt der Renegade-Hufschuhe an allen vieren, wir sind immer ca. 1,5 Stunden und 8,5 km unterwegs - ich messe per GPS-Logger meistens mit) und 1x auf unserer Reitwiese (wir haben keine Halle und keinen Platz, nur diese recht ebene Wiese, die auch nur im Sommer bereitbar ist) longiere oder reite, dann natürlich ohne Hufschuhe.

Charlsey: So hab ich das noch nie betrachtet... :think: :doh: :shifty:
Liebe Grüße,

Tanja


Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959

Benutzeravatar
charlsey
Beiträge: 1236
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 13:56
Einzugsgebiet: Remscheid, Wuppertal, Solingen, WK, Schalksmühle, Kierspe, Jülich, Nord-Eifel
Service: gewerbliche Barhufpflege,
F-Balance Professional,
Schulung und Beratung,
Bekleben mit Duplos und Gloves
Hufschuhberatung
Wohnort: Remscheid

Re: Anpassung des Hufwachstums an Haltungsbedingungen?

Beitrag von charlsey » Mi 22. Aug 2012, 10:35

-Tanja- hat geschrieben:Charlsey: So hab ich das noch nie betrachtet... :think: :doh: :shifty:
Meine Aussage bezogen auf die ausgefüllten Sohlen konnte ich bei gaaaanz vielen pferden "untersuchen" : in Georgia, auf den quietschegrünen Weiden, hatten alle Pferde Sohlenwölbung (mal mehr mal weniger ausgeprägt... da Weichboden eher weniger ausgeprägt) - aber chronische Rehe. In Utah auf dichtem festen Staubsand (und im Winter auf meinem Paddock... Rasengittersteine u Gummimatten) hatten alle Pferde ausgefüllte Sohlen. Am Verlauf und der Tiefe der Strahlfurchen war aber die eigentliche Sohlenwölbung gut zu erkennen.

Meine scheinen im Winter auch nicht wirklich zu wachsen (kein Wandüberstand ersichtlich). Der wird halt auf dem steinigen Paddock gleich platt gemacht. Aber laufen tun sie im Winter am besten (keine Fühligkeit) ... und das Hufbein ist mir noch nie entgegen gekommen *scherz*
Viele Grüsse,

Claudia

Benutzeravatar
Lesley
Administrator
Beiträge: 2935
Registriert: Mi 27. Jul 2011, 01:35
Einzugsgebiet: PLZ 10-17
Service: gewerblich: Hufbearbeitung, F-Balance, Hufschuhe, Kleben, angeh. THPin, Energiearbeit
Wohnort: bei Berlin
Kontaktdaten:

Re: Anpassung des Hufwachstums an Haltungsbedingungen?

Beitrag von Lesley » Mi 22. Aug 2012, 10:38

-Tanja- hat geschrieben:
Lesley hat geschrieben:Woran machst du fest, dass das Hufwachstum stagniert?
Das ist die Aussage unseres Hufschmieds, der seither auch nur noch den Strahl ausschneidet und an der Sohle gar nix mehr schnitzt.
Das sagen viele Hufschmiede, aber so pauschal kann man das nicht sagen.
Der Huf passt sich (bis zum gewissen Maße) an den Abrieb an. Wenn wenig Abrieb da ist, wächst der Huf langsamer.
Dein Hufschmied könnte jetzt durchs Raspeln Abrieb simulieren und damit den Huf zum wachsen anregen. Wenn er nichts macht, hat der Huf auch keinen (zusätzlichen) Wachstumsanreiz. ;)

Ich habe einige Kundenpferde, denen wenig Wachstum unterstellt wurde. Die Besitzer waren ganz erstaunt, was da so wachsen kann, wenn man dem Huf "sagt", dass er wachsen soll. ;)

Seiner Aussage nach würde er da gerne immer noch was machen, aber es sei zu wenig da. Lt. dem Hufschmied müßte er eigentlich lahm gehen, weil viel zu wenig Material/Tragrand da sei. Deshalb pinsle ich jetzt seit längerem schon mit Terrahipp-Huffestiger, aber bislang noch ohne Erfolg.
Wieviel Tragrand ein Pferd braucht, ist individuell verschieden, aber meist ist es weniger als viele Hufschmiede meinen. Damit will ich sagen, dass viele Hufschmiede zuviel Tragrand stehenlassen. Folge: weniger Hufwachstum, weil der Huf ja schon "zu" lang ist, Verbiegungen, Risse, Ausbrüche (--> kann passieren, muss aber nicht sofort).

Huffestiger kannst du getrost weglassen, das hilft nur dem Hersteller.
"Experience is the hardest kind of teacher. It gives you the test first and the lesson afterward." ~Oscar Wilde

„If you are not willing to learn, no one can help you.
If you are determined to learn, no one can stop you.“

Benutzeravatar
Silke & Abai
Beiträge: 994
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 08:16
Einzugsgebiet: Rhein-Erft-Kreis, Köln
Service: Hilfe bei Hufbearbeitung, Hilfe bei Klebetechniken, Hilfe bei Hufschuhen
Wohnort: Bergheim bei Köln

Re: Anpassung des Hufwachstums an Haltungsbedingungen?

Beitrag von Silke & Abai » Mi 22. Aug 2012, 11:24

Vielleicht hast du Lust, mal ein paar Fotos einzustellen? Dann könnte man mal sehen, wie "kurz" der Huf wirklich ist.
Viele Grüße

Silke

-Tanja-
Beiträge: 7
Registriert: Mi 22. Aug 2012, 08:19
Wohnort: Roundabout Karlsruhe
Kontaktdaten:

Re: Anpassung des Hufwachstums an Haltungsbedingungen?

Beitrag von -Tanja- » Mi 22. Aug 2012, 11:52

Silke & Abai hat geschrieben:Vielleicht hast du Lust, mal ein paar Fotos einzustellen? Dann könnte man mal sehen, wie "kurz" der Huf wirklich ist.
Ganz oben im ersten Post hab ich einen Link eingestellt. Da gibts Fotos vom Hafi-Tier, ganz unten sind die Huffotos vom Beispiel-Huf vorne links.
Am Verlauf und der Tiefe der Strahlfurchen war aber die eigentliche Sohlenwölbung gut zu erkennen.
Wie muß ich mir das denn vorstellen? Kannst Du mir das anhand der og. Huffotos erklären?
Liebe Grüße,

Tanja


Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959

Benutzeravatar
Silke & Abai
Beiträge: 994
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 08:16
Einzugsgebiet: Rhein-Erft-Kreis, Köln
Service: Hilfe bei Hufbearbeitung, Hilfe bei Klebetechniken, Hilfe bei Hufschuhen
Wohnort: Bergheim bei Köln

Re: Anpassung des Hufwachstums an Haltungsbedingungen?

Beitrag von Silke & Abai » Mi 22. Aug 2012, 12:56

Sorry, du hast recht, habe ich jetzt erst gesehen. Die Sohlen- und Ballenasicht sind sehr gut, wenn du allerdings die Fotos von vorne und der Seite noch mal machen könntest, wäre es toll, wenn du die Kamera wirklich auf den Boden stellst und exakt im rechten Winkel zum Huf bist. Auf den Seitenfotos wirkt es so, als wäre die Zehe sehr lang und nach vorne rausgezogen, aber die Perspektive könnte täuschen. Bei den Sohlenbildern bin ich mir nicht sicher, ob da nicht wirklich kompromiertes Zerfallshorn drin ist. Rund um den Strahl sicherlich, das sieht man schon an den dunklen "Äderchen". Wenn allerdings das direkt innerhalb der weißen Linie feste Sohle ist, dann ist tatsächlich recht wenig Sohlenwölbung da und die Sohlenwölbung reicht nicht bis an die weiße Linie ran. Laut Pete Rameys neuem Buch kann das ein Hinweis auf eine dünne Sohle in dem Bereich sein. Habt ihr den Huf mal mit einer Zange abgedrückt? Wie beweglich ist die Sohle? Wie fühlig reagiert das Pferdchen dabei?
Viele Grüße

Silke

-Tanja-
Beiträge: 7
Registriert: Mi 22. Aug 2012, 08:19
Wohnort: Roundabout Karlsruhe
Kontaktdaten:

Re: Anpassung des Hufwachstums an Haltungsbedingungen?

Beitrag von -Tanja- » So 26. Aug 2012, 20:38

Silke & Abai hat geschrieben:Habt ihr den Huf mal mit einer Zange abgedrückt? Wie beweglich ist die Sohle? Wie fühlig reagiert das Pferdchen dabei?
Habe mir nun extra eine Hufabtastzange gekauft. Grundsätzlich habe ich nun keine große Ahnung, wie man da abtastet. Habe heute mal an beiden Vorderhufen die Zange mittig vor der Strahlspitze angesetzt und kräftig gedrückt. Die Sohle gibt nach, Herrn Hafi hat das gar nicht gejuckt - keine Reaktion. Auch links und rechts davon habe ich mal angesetzt: Ergebnis dasselbe, am anderen Huf ebenso.

Fotos mache ich nochmals.
Liebe Grüße,

Tanja


Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959

Antworten