Hufabszesse, lahm auf allen 4 Hufen "trotz" Spezialbeschlag

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SilentDee
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Hufabszesse, lahm auf allen 4 Hufen "trotz" Spezialbeschlag

Beitrag von SilentDee » Mo 14. Jan 2013, 01:00

Hallihallo!

Da ich mir diese Kategorie ja gewünscht hatte, um auch mal ganze Fälle vorzustellen, wollte ich mal einen fast abgeschlossenen "Fall" schildern.

Hab den auch als Fallbeispiel auf der Homepage, aber gerade die neusten Bilder von der Speicherkarte geholt und nun mal hier anhand von einem Huf geschildert.

Damals wurde mir das Pferd vorgestellt für eine Hufschuhanpassung von einer völlig fertigen und besorgten Besitzerin. Das Pferd hat regelmäßig Hufgeschwüre/ Abszesse gehabt, Verdacht auf Hufrehe, aber keiner war sich sicher, Spezialbeschläge unter mittlerweile Sedierung waren auch kaum noch möglich, ich glaube mich zu erinnern (kann es aber auch mit einem anderen der Sedierungs-Beschlagspferden verwechseln, dann sorry), dass das Pferd sich nicht mal mehr gut sedieren lies, sondern sich steigend der Hufbehandlung entzog und sich sogar mal überschlug.
Die Frage war also, komme ich überhaupt dran? So ganz ohne Sedierung? Und warum Hufschuhanpassung? Beschlag ging eben nicht mehr, und das Pferd lief nicht.


Der erste Termin zeigte dann 4 ganz kranke Hufe. Habe damals leider keinen Fotoapparat dabei gehabt. War ein einmaliger Hufschuhberatungstermin... ;)

ABER: Dabei blieb es dann nicht, denn einen gut passenden hufschuh zum reiten fand ich irgendwie sinnlos und fast unmöglich, denn das Pferd hatte Pulsation, 4 kranke Hufe, und ich bin zu wenig geschäftsfrau, als dass ich einem kranken Tier einen Schuh verkaufe... Das Tier muss unbedingt erst mal gesund werden! Wor einigten uns dann auf Hufbearbeitung mit der Option, später einen Hufschuh anzuziehen, damit es möglichst schnell wieder in die Gänge kam, erst mal mussten die Hufgeschwüre raus und ein paar cm gutes Horn wachsen.

Mir zeigten sich viel zu lange Hufe, lange Zehen, einseitig belastet, daher total schief, nach innen gedriftete Wände, Einblutungen, unterentwickelter Strahl usw.
Als ich den Huf anheben wollte, wurde das Pferd nervös und wollte steigen.

Der erste Termin der Hufbearbeitung dauerte knapp 2,5 Stunden. War aber erfolgreich. Ohne echtes Steigen. :dance: Das Pferd tat mir unendlich leid.

Nach 6 Wochen war ich erst wieder da. (ging leider nicht anders)

Da sah der eine Vorderhuf dann so aus:
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Deutlich, dass er oben am Kronrand schon viel steiler nachwuchs, den Absatz erkannte man anfangs nicht. Sah relativ gerade aus...
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Sie (Stute) lief grottig, die anderen Hufe waren nicht besser. Ich habe damals immer für mich nur vorher-Bilder gemacht. Alle Bilder zeigen also immer den Zustand, den ich wieder vorgefunden habe, bevor ich dann die Rapsel angesetzt habe.
Unter Homöopathie reiften diverse Hufgeschwüre und traten aus. 12 Wochen nach Erstbearbeitung sah er dann schon so aus:

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Leider hatte sich das Hufgeschwür den Weg bis zum Kronrand raus suchen müssen, denn die Besi kam gar nicht an die Hufe zu dieser Zeit. Tierärztin auch nicht. Es wurde also weder geschnitten, noch Sauerkraut oder Leinsaat gegeben. Die anfänglich verabreichte Mischung aus Schmerzmittel/ Entzündungshemmer wurde zwischenzeitlich abgesetzt... Es muss nun mal raus und reifen, alles andere verzögert es nur und es flammt immer wieder auf. Gemein für das Pferd für den Augenblick, langfristig aber besser so. Denn sie kommen dann nicht wieder, denn die Hufbearbeitung hatte den Anreiz, alle Druckverhältnisse zu normalisieren...
Man erkennt wunderbar die Austrittstelle, die nach 12 Wochen schon etwas heruntergewachsen war:
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Ich habe zu der zeit immer die Trachten ausbalanciert, zurückgesetzt, den Strahl entgammelt und desinfiziert (aber einmal alle 6 Wochen hilft leider nicht,) Priorität war aber nun, erst mal die Hufe so zu gestalten, dass das Pferd schmerzfrei drauf stehen kann und damit dann auch gut geben kann.
Denn das Steigen und Entziehen nach oben hinten war eindeutig keine Widersetzlichkeit mit Ungehorsam, sondern massive Angst vor Schmerzen.
Die Hufe taten massiv weh, wenn ein Pferd sein Gewicht dann auf nur 3 Hufen verteilen muss, weil es einen geben soll, tun diese 3 Hufe noch mehr weh. Für das Pferd untragbar. Also zieht es weg. Darf es nicht. Zwangsmaßnahmen vom Schmied - der hatte ganz schön festzuhalten. Schlinge... Schläge irgendwann auch mal. Gemecker. All diese Zwangsmaßnahmen machen dem Pferd dann Angst, es will fliehen, denn ohne diese Zwangsmaßnahmen tut es eben weniger weh. Dazu dann noch der Klopfschmerz bei Nageln... das Aufbrennen...

Sie hatte die mega-Panik, dass ihr der Huf festgehalten wird.

Ich habe also so lange gebeten, dass sie ihn kurz hochgehoben hat, dann habe ich gelobt wie blöde und runter gelassen... immer mal 2 Raspelstriche... Puh, war ätzend anstrengend. :lol: Aber die Stute hat gelernt, dass ich sie nicht zwinge. Sondern lobe. und sie hat dann Vertrauen gefasst. Und mir immer den huf angeboten, der gerade am besten ging. ich bin hoch beeindruckt von diesem Pferd. Dieses Pferd geht bestimmt durch's Feuer, wenn sie einmal Vertrauen gefasst hat. Die hat echt tief eingeatmet, dann Gewicht verlagert und mir auch den schmerzendsten huf kurz gegeben. Kurz abgesetzt, von vorne... bis er fertig bearbeitet war. Zwischenzeitlich habe ich sie natürlich in weiche Hufschuhe gestellt bei den anderen 3 Hufen, damit es aushaltbar war, die Hufe zu geben.

Dann so:
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natürlich wächst die Statik immer wieder hin, also haben wir sehr lange immer wieder die gleichen Sachen zu machen: Huf kurz (kranke Hufe wachsen meist extrem schnell, wollen ja gesund werden) und eben die Zehe/ Trachten zurücksetzen.

Aber es wächst schön herunter und raus. ist leider immer das Problem, man möchte zaubern können, aber leider geht das nicht...

Das Pferd hatte in der Zwischenzeit mal an diesem, mal jenem Huf leichte Abszesse. Die besitzer mussten quasi lernen, wegzugucken. Das Pferd hatte natürlich auch Grasdiät usw. Halt wie ein Rehepferd... Denn abgesunken war das Hufbein auch, und Wandrotiert. Warum, weiß man nie sicher, also Hufreheannahme wegen Stoffwechsel, zumal das Pferd deutliche Anzeichen der berühmt-berüchtigten fettpolster hatte... EMS stand im Raum. Und es wird jetzt sein Leben lang so gehalten. :clap: Umbaumaßnahmen, Offenstall usw., Fressbremse...


Bald sah es so aus:

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Und nochmal den Verlauf - wieder vorher-Bilder. Auffällig ist, dass die Hufe gar nicht mehr ganz so hoch werden... innerhalb von 6 Wochen. Ich war manchmal zwischendrin übrigens doch mal 3wöchentlich da, nur um mal schnell die Raspel zu schwingen.
Es gab auch lahmfreie Zeiten, aber da alle 4 Hufe kaputt waren, und eben die Stoffwechselgeschichte da kmit reinspielte, war immer mal an diesem oder an jenem für ein paar tage ein Ticken... Ich habe viele, viele kleine Abszesshöhlen gefunden...

Nach 1/2 Jahr lief das Pferd das erste Mal für 6 Wochen echt lahmfrei... Dann einmal noch getickt, hinten, einmal plötzlich richtig lahm vorne, aber da war sie auch hingefallen auf der Koppel beim herumtollen, vielleicht hatte sie sich da auch vertreten... Wenn man mal anfängt, die Hufe zu sehen und zu begreifen, dann schiebt man alles auf die kranken Hufe. ;) Gefahr, dass man anderes übersieht...
Jedenfalls ist es so, dass, sobald das neue, tragfähige Horn im Trachtenbereich den Boden berührt, die Wand das Hufbein wieder mit hoch nimmt...

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Ganz häufig wird mir dann, sobald das Pferd wieder läuft, die Frage gestellt, ob wir denn wirklich alle 6 Wochen dran müssten... Es breche ja noch gar nichts aus. Aber ja! Das Ausbrechen kann auch gut sein, denn wenn ein Huf zu lang ist, soll er sich bitte unbedingt kürzen dürfen. Ich raspele ihn so, dass er nicht ausbricht, was aber nicht heisst, dass er nicht auch zu lang sein kann. Und eine Woche später dann doch ausbrechen würde. :D Ist ja klar, dass ich versuche, einzuplanen, wie weit der Huf nachwachsen würde in den folgenden 6 Wochen, so dass ich ihn so hoch beraspele, dass die Hebel im Verlauf der zeit bis zu neuen Bearbeitung gar nicht zuuuu extrem werden können. :lol:0

Man sieht ja deutlich, dass er schnell wieder gekürzt werden muss - lieber wären mir viel kürzere Intervalle gewesen.

Aber man bekommt nicht alles, was man will... Immerhin bekam ich alle Hufe der Stute ohne Zögern... :mrgreen: Strahl tamponieren usw ging immer noch nicht. ich bin die, die an die Hufe darf, Frauchen nur manchmal. (Hab ich schon gesagt, dass ich diese Stute so richtig gern habe? :mrgreen: Toller Charakter - Prinzessin Eisenherz)

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hach, jetzt hab ich mal ein nachher-Bild gemacht: :lol: So sieht der Huf dann nach meiner Bearbeitung aus. ist schon ein Unterschied, oder? In der Kürze liegt die Würze. Und die Stute bekam zwischenzeitlich Hufschuhe zum Reiten - Renegades. und ging ihr erstes Ringreittunier mit... Ohne Lahmheit. Und sie galoppiert angeblich nicht langsam und schonend, sondern extrem raketenhaftig-feurig... :dance: Ich hab mich soooo gefreut - nehme nämlich alle kranken Pferde immer mit nach Hause in Gedanken...

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von vorne sieht man deutlich die Schiefe...
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An der Sohle eroffnete sich die Abszesshöhle, die rauswuchs, der damals am Kronrand rauskam. Man sieht mal, wo es saß... Rechnet mal zurück...also in den Zentimetern unterhalb des Austrittspalts am kronrand. Warum findet amn wohl manche Hufgeschwüre nicht, wenn man in der Sohle herumschnitzt??? Warum reagiert es trotzdem auf die Zange an der Schnitzstelle? ist doch logisch, die Zange drückt doch auch auf die Hufwand mit dem anderen Zangenarm...

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Sohlenwölbungsbild mit Hufabszesshöhle.
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Und wieder ein Vorher-Bild: :dance:

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von vorne, da reisst natürlich die dünne Zehenwand bis zum Geschwürspalt langsam ein... Bin ja nicht 14-tägig zum Raspeln da...
Ist aber egal, ist Luftloch! ;)
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Nahaufnahme der "Belüftung":
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So, der Sicherheit halber speichere ich diesen Beitrag erst mal und schreibe gleich weiter... also, Werbung! :mrgreen:

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Re: Hufabszesse, lahm auf allen 4 Hufen "trotz" Spezialbesch

Beitrag von SilentDee » Mo 14. Jan 2013, 01:19

Weiter geht's. Verzeiht bitte Tippfehler - ich schau da nachher vielleicht noch mal drüber, bin aber schon ganz schön müde... :)

Der Huf sah dann bald so aus, das ist nämlich wieder nach der Bearbeitung, also ca 10 Minuten später am gleichen Huf:
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Hab das Luftloch mal etwas verschönert und erweitert... Find ich ganz toll, mal zu sehen, wie die Abszesshöhle nun aussieht, wenn man die Wand wegnimmt...

Was meint Ihr, wie viele Pferde leicht ticken, und man findet nur eine gammelige Lamellenschicht??? Es gibt gaaanz viele unerkannte Hufgeschwüre.

Das Pferd geht mittlerweile dauerhaft lahmfrei - es hat ganz andere Gänge entwickelt, tritt schön und schwungvoll und vor allem herzhaft mit geradem Bein auf, und hat einen Trab, da träumen die Reiter von. Gar kein Vergleich zu früher, bevor es so lahm ging unter dem klinikempfohlenen Spezialbeschlag.
Viele Steifheiten und Rittigkeitsprobleme sind in den Hufen verursacht, Pferde kompensieren total viel, bevor sie ticken, bevor sie lahm gehen.

Man denkt, huch, hole ich mal den Zahnarzt/ sattler/ einfach regelmäßig osteo/ Physio... vertreten auf Koppel, mehr Futter/ Magnesium... Selen.... irgendwas zufüttern...

Hmm, wer macht richtige Huffotos vom eigenen Pferd und guckt einfach mal, ob die Hufe gesund sind??? :naughty:

Sollte jeder verantwortungsvolle Pferdebesitzer mal machen. Wie man regelmäßig den Sattel überprüft...

Vor ein paar Tagen war ich wieder bei Prinzessin Eisenherz. Mittlerweile macht sie sich einen Spaß daraus, mir mal einen anderen huf anzubieten. ;) Gibt alle brav. Nun gehen wir die anderen Hufprobleme an. Strahl usw. Sie lässt jeden ran! Sie geht Ringreiten, Hufschuhe nur für den Festumzug... Und die werden nach der nächsten saison abtrainiert, erst mal darf sie noch den Strahl aufbauen und die anderen Strukturen kräftigen, soll jede Idee von schmerzhaftem laufen vergessen... und die Anschaffung soll sich ja auch gelohnt haben, oder?

So sahen die Hufe vor der Bearbeitung aus:
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Bild
(Wir haben noch gaaanz viel vor mit diesen Hufen, nicht wahr??? :lol: Aber die Schiefe ist schon viel besser geworden, sie werden viel gleichmäßiger belastet. )

Und so nach Bearbeitung:
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Ist doch eine schöne Entwicklung, oder? ;)

Weil die Besitzer durchgehalten haben und mir sehr vertraut haben. ich weiß nicht, ob ich an deren Stelle das geschafft hätte, bin so misstrauisch. Aber wir haben jedes Mal geguckt, ob die Entwicklung positiv verläuft.
Blindes Vertrauen ist nicht gut!


zur Erinnerung noch mal das Anfangsbild 6 Wochen nach Erstbearbeitung:

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und der andere Vorderhuf mal anfangs und jetzt:

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Bild Die rite kleine lokale Einblutung ist übrigens eine Stoßverletzung... Aber so kann auch mal ein kleines Geschwürchen aussehen... in diesem Fall aber nicht so gewesen..

So, Fragen, Kommentare, Ideen.... Anmerkungen, Verbesserungsvorschläge, ähnliche Fallbeispiele?

Immer her damit!

Lieben Gruß

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Re: Hufabszesse, lahm auf allen 4 Hufen "trotz" Spezialbesch

Beitrag von aswat » Mo 14. Jan 2013, 09:29

Erstmal: RESPEKT!!!!!

wahnsinn was mit richtiger Hufbearbeitung alles möglich ist!
Wer weiß wie es ohne dich für die Stute geendet hätte.....
Liebe Grüße, Lena


"Dumm ist der, der Dummes tut." Forest Gumpp

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Re: Hufabszesse, lahm auf allen 4 Hufen "trotz" Spezialbesch

Beitrag von Lesley » Mo 14. Jan 2013, 10:01

Ich finde die Entwicklung echt unglaublich. :clap:
"Experience is the hardest kind of teacher. It gives you the test first and the lesson afterward." ~Oscar Wilde

„If you are not willing to learn, no one can help you.
If you are determined to learn, no one can stop you.“

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Re: Hufabszesse, lahm auf allen 4 Hufen "trotz" Spezialbesch

Beitrag von Laddie » Mo 14. Jan 2013, 10:15

Boah, super! :D

Aber trotzdem mental doch irgendwie schwierig sowas, wenn ein Pferd so lange schlecht läuft, oder? Wie war die Erwartungshaltung der Besi?
Viele Grüße, Ariane

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Re: Hufabszesse, lahm auf allen 4 Hufen "trotz" Spezialbesch

Beitrag von Voegelchen » Mo 14. Jan 2013, 14:38

Wow, es ist echt toll, was für Veränderungen da bewirkt werden können. Ach wär ich doch eher aufs Thema Hufe gekommen.

Über welchen Zeitraum betreust du die Stute jetzt schon?
Wir lernen und lernen und lernen ....

Neuigkeiten vom Krummbein hier: https://picasaweb.google.com/101126478638499918145

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Re: Hufabszesse, lahm auf allen 4 Hufen "trotz" Spezialbesch

Beitrag von SilentDee » Mo 14. Jan 2013, 16:32

Laddie hat geschrieben:Boah, super! :D

Aber trotzdem mental doch irgendwie schwierig sowas, wenn ein Pferd so lange schlecht läuft, oder? Wie war die Erwartungshaltung der Besi?
Ja, also, sie war damals sehr verzweifelt, weil eben fast nichts mehr machbar war - und die Tierärzte auch nicht mehr richtiv weiter wussten, die Hufe auch nicht sooo schlimm fanden. Daher war ja auch der verdacht der leichten Hufrehe geäußert, die ich nun nicht sooo leicht, aber latent empfand. Und die Agressivität des Pferdes limitierte die Möglichkeiten natrülich zusätzlich.

Daher die Frage nach Hufschuhen...

Ich habe dann quasi folgende Erwartungen geweckt:
- wenn die Haltung/ Ernährung an die Problematik angepasst wird, und wir dem Pferdchen gesunde Hufe verschaffen, wird es wieder laufen und nett sein. :mrgreen: (Ich bin da selbst extrem überzeugt von. Erlebe das an sooo vielen Pferden! Ich stehe da wirklichn aus Überzeugung und Erfahrung hinter. Und wecke dann natürlich schon durch meine eigene Meinung/ haltung zum Thema solche Erwartungen.)
Allerdings habe ich von einem langen und schwierigen Weg gesprochen, denn nach innen eingerollte Wände (waren am weissen Huf massiver), die Wandrotation, die schon länger bestehenden immer mal wiederkehrenden Hufgeschwüre und die Optik des Pferdes, die an EMS erinnert hat, haben in Summe natürlich schon erwarten lassen, dass man nicht mit dem ersten Trimm dem Pferd die Hufe in Plüschpantoffeln packen kann... :(
Ich muss allerdings dazu sagen (für die, die mich noch nicht kennen ;) ): ich kann ganz viel reden. Und ganz viele Infos mal eben so mitteilen. Eher zuviele, als zuwenige. und ich wiederhole solche Dinge immer wieder, denn dann erst setzen sie sich fest. :lol:
Und ich bin selbst ein Mensch, der gern auf alle Eventualitäten hingewiesen wird, um nicht überrascht und unvorbereitet vor Situationen zu stehen.

D.h. ich erzähle den Besis immer vor deren Entscheidung, ob sie mich überhaupt machen lassen wollen, was alles schlimmstenfalls passieren kann. Wecke also auch Erwartungen an die schlimmstmöglichen Szenarien.

Dann möchte ich meist, dass sie da noch mal genau drüber nachdenken. Und sich dann entscheiden. Deswegen mache ich oft bei ersten Besuch nur das notwendigste... Und ratzeputz erst später.

Ich stecke Prioritäten, teile sie mit, mache Analysen, ob wir auf dem richtigen Weg sind, und zeige Zwischenergebnisse. Und prüfe mich selbst auch immer wieder gern, denn solche Fälle übernimmt man ja nun wirklich nicht aus wirtschaftlichem Denken heraus (Rückenschmerzen, Risiken der Verletzung (Pferd tritt einen dann auch mal panisch weg anfangs - die Besi hatte hier ofters mal Angst um mich, die Stute war aber soooo tapfer :clap: ) und stundenlangem Herumgemache am Pferd (irgendwie mag ich mich immer nicht stundenweise bezahlen lassen bei so was... bin eben aus idealistischen Gedanken heraus Huftante, und manchmal verfliert man dadurch nämlich Pferde an die Wurst, wenn die Besisi das nicht bezahlen wollen - ich bin Tierschützerin, arbeite dann auch mal aus solchen Lebensrettungsgedanken heraus ehrenamtlich, wenn es länger dauert, für das Pferd ;) ), sondern eben aus Tierliebe.

Und es gibt keinen schöneren (und anstrengenderen) Beruf, als diesen, wenn man hoffnungslose Fälle, die bereits aufgegeben wurden von der Fachmenschenwelt, wieder zum laufen bekommt.

Ich kenne nur zwei Pferde, die aus Null-Bock-Haltung wegziehen beim Hufe machen... ;) Alle anderen haben Schmerzen und/oder Angst! Und das kann man beheben.

Ach, die Hufe mache ich seit Spätsommer 2011, also 1 1/2 Jahre.

Heute sind alle froh, diesen langen Weg gegangen zu sein. Und beim Ringreiten warten alle ganz engagiert darauf, dass Stute ihre kupferfarbenen coolen Schuhe angezogen bekommt, bevor der Umzug losgeht. :lol: Anfangs wurde das wohl nich belächelt, heute ist das normal geworden.
Da werden wir dann in einem Jahr noch mal für Furore sorgen, wenn die Stute dann plötzlich auch beim Umzug auf Schuhe verzichtet... ;)

Wobei ich es jetzt nicht schlimm finde, wenn ein Pferd für Ausritte auf anderem Boden, als dem Boden, auf dem es lebt, eben Schuhe angezogen bekommt. Aber wenn man den Hartbodentrimm imitiert, werden Hufe doch leistungsfähiger, als man denkt. Wenn man ihnen Zeit gibt und nichts überstürzt.

LG

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Re: Hufabszesse, lahm auf allen 4 Hufen "trotz" Spezialbesch

Beitrag von Cate » Mo 14. Jan 2013, 21:23

Wow, Donnerwetter, Respekt! :handgestures-thumbup: :handgestures-thumbup: :handgestures-thumbup:
Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock

Solveig
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Re: Hufabszesse, lahm auf allen 4 Hufen "trotz" Spezialbesch

Beitrag von Solveig » Mo 14. Jan 2013, 22:39

Wahnsinn! :shock:

radieschen
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Re: Hufabszesse, lahm auf allen 4 Hufen "trotz" Spezialbesch

Beitrag von radieschen » Di 15. Jan 2013, 19:39

Klasse! :clap:

Was ich bei diesen (und diversen Rehehufen auch) sehr interessant finde, ist, dass eigentlich immer irgendwann ein Punkt kommt, an dem die Trachte nochmal massiv nachschiebt, man hat sie über Monate runtergenommen und auf einmal ist sie innert drei Wochen wieder wahnsinnig davongeschossen. Hatte ich bislang bei sämtlichen Fällen mit steilen Hufen/Rotation/Absenkung. Habe mich da mit zwei Kolleginnen kurz geschlossen, die bestätigen diese Beobachtung auch.
Ich kann es den Besitzern inzwischen vorhersagen, dass der Punkt kommen wird und bitte sie dann um Geduld, denn danach gehts ja in der Regel wieder in die richtige Richtung.
Weiß jemand, woran das liegt?
edit meint: möglicherweise ist das auch der Zeitpunkt, wo die Trachte ein gewisses Stück in ihrem neuen Winkel nachgewachsen ist und es sieht lediglich so aus...? Hier finde ich sieht man das deutlich an den Bildern "nach 12 Wochen", wo die Trachte im Verhältnis schon niedriger scheint und dem bild vom 15.12.11, wo sie diesen "Wachstumsschub" gemacht zu haben scheint. könnte aber auch die Perspektive sein.

Zweimal war das aber bereits der Punkt, wo mir die Besitzer dann sagten; da gehts ja nciht weiter, bzw es wird wieder schlechter - wir suchen uns wen anders.
Beide Pferdchen gibt es heute nicht mehr, waren aber beides krasse Fälle mit jahrelanger Rehe-Vorgeschichte - also keine Ahnung, OB man sie überhaupt wieder hinbekommen hätte... aber eine der Besitzerinnen rief mich nach zwei Monaten an: Pferdi sei eingeschläfert, sie würden aber über ein neues Pferd nachdenken, ob ich das wieder machen würde, die anderen Bearbeiter hättens auch nicht besser gewusst.

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