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Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Verfasst: Do 31. Jan 2013, 03:34
von SilentDee
So, ich war am 27.01.2013 wieder dort.

Die Stute lief super, hatte keinen Puls mehr, das war nach der Erstbearbeitung natürlich erst mal anders.

Sie stand und lief zwar nur minimal vorsichtiger, hatte aber etwas Pulsation, das war nach 2-3 Tagen nach der Bearbeitung. Dann nach Tag 5 war das wieder weg und Pferd lief supi. Hatte in den Pulsationstagen dann eben Polsterschühchen dran, um das abgesunkene und rotierte Hufbein zu schützen vor dem Bodengegendruck.

Wird natürlich nicht gearbeitet, ist ja logo. Da ist ja nicht viel Halt zwischen Hufbein und Hornkapsel. ;)

Sie steht auch noch nicht wieder in der Herde. Noch ist absolute Grasdiät angesagt.

Also wieder bearbeitet, wieder kurz, es ist massig Horn nachgekommen, der Huf wächst oben noch etwas steiler raus. Hab leider wieder keine Röbis gesehen, also wieder nur eine Verdachtsbearbeitung.

Zehenhebel weg, Trachten zurück, Eckstreben etwas von der Sohle genommen...

Nach der Bearbeitung sah es dann so aus.

vorne rechts, der flachere Huf:
Bild

und vorne links, der steile Huf mit dem starken Sohlengeschwür:
Bild (Könnte noch nen Tick kürzer, insgesamt, und in den Trachten noch mehr zurück, aber ich will Röntgenbilder sehen, ist besser, und ich möchte die Sohle noch etwas vom Boen weglassen, weil da noch die Abszesshöhle ist... unter der Sohle. man sieht das deutlich in der Sohlenaufnahme. Ich möchte verhindern, dass es zu schnell rausfluppt...

Bild

Es ist in den beiden rot eingemalten Kreisen rausgesubbscht, aber eben auch am Kronrand rausgekommen, also eine sehr große, umfangreiche Höhle, die da "wohnt". ;)

Und, wie vermutet und leider wieder erwartet, erst mal wieder etwas vorsichtigeres Laufen (klar, Wand trägt nicht mit, Hufbein drückt von innen) und etwas Pulsation.

Die Besi hatte gehofft, sie direkt nach dem Tauwetter wieder in die herde integrieren zu können... aber wir warten damit, bis die Pulsation wieder weg ist und lassen sie noch 2-3 Tage mit Polsterpuschen laufen.

Ich habe eindringlich vor jedem Grasham gewarnt. Kalter, nasser Matsch im Auslauf ist ok - aber die Winterweide macht mir sehr große Sorgen! Und hoffentlich ist die Herde so ruhig, dass Stütchen nicht viel gescheucht wird, wenn sie wieder eingegliedert wird. bewegung ist gut, aber nur so viel und stark, wie das Pferd ohne Druck laufen mag.

Mal schauen. :?

Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Verfasst: Do 31. Jan 2013, 12:56
von xeide
Spannend spannend! Ich bin gespannt auf Röntgenbilder ...
Winterweide? Ist das üblich? Das Gras, dass da jetzt rumgammelt ist doch eigentlich pures Gift oder?
Vor allem wenn die Morgensonne dann auch noch drauf knallt ... *hm*

Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Verfasst: Do 31. Jan 2013, 14:34
von Laddie
Oh ja, Röbis :clap: Ich weiß ja immer nicht ob ich dazu die Nerven hätte :oops: Ich mach einfach mal im Sommer eine Weiterbildung bei Dir, Marina :dance:

Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Verfasst: Do 31. Jan 2013, 15:20
von Voegelchen
xeide hat geschrieben:Spannend spannend! Ich bin gespannt auf Röntgenbilder ...
Winterweide? Ist das üblich? Das Gras, dass da jetzt rumgammelt ist doch eigentlich pures Gift oder?
Vor allem wenn die Morgensonne dann auch noch drauf knallt ... *hm*
Unsere Pferde haben auch eine Winterweide direkt am O-Stall angeschlossen. Ist ein knapper Hektar für 12 Hottis, damit sie sich einfach mehr bewegen und verteilen können. Da wächst allerdings echt kaum was. Das ist viel Matschwüste und minimal Grün.
Die Weide bleibt aber komplett offen und zum Frühjahr hin wächst da dann immer ein Mini grüner Rasen. Bisherher - toitoitoi - nix gewesen. Die Pferde bekommen aber auch satt Rauhfutter, so dass da nur aus Langeweile genascht wird...

Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Verfasst: Do 31. Jan 2013, 15:43
von SilentDee
Die Frage ist eben, ist dieses Pferd stoffwechselkrank und kann es nicht ab, oder doch, und die Rehe hatte andere Ursachen...

Wenn sie stoffwechselkrank ist, dann kann minimal Gras einen erneuten Schub auslösen. Und der Huf sieht ja nun nicht so aus, als ob es eine einmalige Geschichte war, oder was meint Ihr?

Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Verfasst: Do 31. Jan 2013, 18:58
von xeide
nja, er ist schon recht deformiert aber ich bin kein Fachmensch, ich kenn mich eigentlich Nüsse aus. Würde ich den Huf nur von unten sehen, würde ich zB nix erkennen außer das die Zehe im Vergleich mit dem Strahl halt recht lang ist.

Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Verfasst: Do 31. Jan 2013, 19:07
von Laddie
SilentDee hat geschrieben: Wenn sie stoffwechselkrank ist, dann kann minimal Gras einen erneuten Schub auslösen. Und der Huf sieht ja nun nicht so aus, als ob es eine einmalige Geschichte war, oder was meint Ihr?
Nee, ganz sicher nicht ;)

Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Verfasst: Fr 1. Feb 2013, 00:36
von Scheckenfan
Ich hau hier mal kurz mit meiner Frage dazwischen, wenn ich darf - mag kein eigenes Thema dazu machen:

Mal davon ausgegangen, dass die Hufverformungen bei Rehe ursprünglich (= in der Wildnis) mal eine sinnvolle Bewandtnis hatten - denn warum sollte sich die Natur das anders einrichten? - wo liegt der Sinn darin, dass das Pferd so ungemein viel Trachte schiebt?
Wenn die Behandlung von Rehe erfordert, dass die Trachten stark gekürzt und die Zehe weitestmöglich zurückgesetzt wird - warum macht dann der Huf von sich aus das Gegenteil?

Grüble da schon seit Stunden immer wieder drauf rum und komm nicht drauf... :shifty: Wer hilft? :pray:

Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Verfasst: Fr 1. Feb 2013, 01:41
von SilentDee
Ich mutmaße einfach mal wild herum, habe da nämlich einen anderen Ansatz.

In der Evolution überlebt das Tier, was robust ist, sich schnell an Änderungen anpassen kann oder eben dass gesund und leistungsfähig ist. Es geht hier ja um Arterhalt und nicht um das Indiviuum.

Krankheiten und Schwäche kommen natürlich in der Natur auch vor.

Und ein Stoffwechsel passt sich an seinen Lebensraum an - ökologische Nische, usw.

So hat das Pferd einen riesigen Blinddarm zur Verdauung der pflanzlichen Zellwände mit Hilfe von Bakterien... wir haben uns anders entwickelt, unser Blinddarm wurde lange nicht benutzt... ist lediglich ein funktionsloser Wurmfortsatz, der sich ab und an mal entzündet und dann eben lebensbedrohend ist. Oder sich vielleicht ja auch, wenn man es unbehandelt überleben würde, zersetzt? :roll: Die lieben kleinen Entzündungs- und Fresszellen, die da "angerannt kommen", haben eben auch Hunger... Dafür haben Wiederkäuer die drei Vormägen usw.

Wenn sich nun der Lebensraum ändert, kommt der Organismus Pferd da nun entweder mit klar (vielleicht auch über Anpassung) oder er wird krank. Dann freut sich jemand anders, fressen und gefressen werden, die Pferde, die mit dem neuen Lebensraum nicht klarkommen, sterben eben, die anderen überleben und pflanzen sich weiter fort.
Es gibt eigentlich Niemanden, der die Schwachen schützt und aufpäppelt... das ist kontraproduktiv für den Arterhalt einer Tierart.
Das machen nur wir Menschen, mit unserer Art (um dies mal naturwissenschaftlich zu betrachten, nicht extrem, oder so, versteht das jetzt nicht falsch, bitte, und mit den geliebten Tieren machen wir das auch! ;) )

Wenn ein Pferd nun eigentlich nicht mit den neuen Futterbedingungen klar kommt, eine Stoffwechselentgleisung dazu führt, dass sich das Hufbein von der Kapsel löst, also Hufrehe entsteht, dann überlebt das Pferd nur, wenn es Glück hat, grad kein hungriger Räuber vorbeikommt, und es möglichst schnell wieder mobil wird, denn wer wegrennen kann, überlebt, und er kann auch Futter und Wasser erreichen.
Also verlagert er sein Gewicht auf den Hufteil, der am wenigsten weh tut und versucht alles, um möglichst mobil zu bleiben damit. Es geht immerhin ums Überleben. Und es stellt sich z.B. in einen Fluß... usw. risst entsprechende Rinden/ Kräuter usw.

Die Trachte schiebt mehr Horn, weil da hinten die Durchblutung besser funktioniert (bedingt durch Aufteilung der Rami der Arterien und Venen, der vordere Ramus ist durch die Rotation ja meist gestört - vielleicht gibt es diese Aufspaltung ja genau deswegen auch?) - wobei ja erst mal die Frage ist, ob es wirklich mehr Horn an der Trachte schiebt, ich sage ja, dass es eher weniger an der Zehe bildet!
Es stellt sich also dahin, wo noch gutes Horn gebildet werden kann, und wo es weniger weh tut. Und baut ne Schwiele unters Hufbein.

Das Hufbein baut sich relativ schnell um, wenn es Druck bekommt... daher polstern wir, weil wir eben den Umbau nicht wollen... ;) Wir päppeln ja die Schwachen, nicht wahr? Und leider lassen wir Menschen ehemalige Rehepferde auch noch Fohlen bekommen später. :?
Das Pferd stellt sich aber ja nicht nur auf die Trachten, es entlastet ja die Zehe (nimmt den Druck da weg und verringert die Hebel vorne dadurch auch ) und hat dabei aber eine sehr angespannte Körperhaltung, die Hinterbeine stehen mittig unter'm Körperschwerpunkt.
Das ist anstrengend, hemmt wieder die Mobilität, das Pferd wird ja meist eh gefressen, denn nur die Stärksten und Robustesten pflanzen sich in der freien Natur fort. :cry: Es nimmt aber durch diese Körperhaltung auch die Position ein, die wir bauen, wenn wir die Trachten runter nehmen und Polster drunter tun, Wand aus Tragkraft mit Zehenwandhebelentfernung usw. Es soll ja nicht so angestrengt verspannt stehen, es soll keine bleibenden Schäden haben, es soll überleben und hinterher reitbar sein! Wir wollen das Pferd ja weiter benutzen. Und es nicht essen - das könnten wir ja wunderbar bei der natürlichen Rehehaltung... :evil:

Also, ich denke, es nutzt die ihm gegebenen Möglichkeiten zum Überleben der Krankheit - und der Körper versucht sich möglichst große Anpassungsfähigkeit zu gestalten (Arterienaufspaltung, Möglichkeit zum schnellen Sohlenschwielenaufbau usw), aber Krankheiten und Schwächen kommen in der Natur ja auch vor, und vor allem sehr häufig, wenn sich der Lebensraum ändert. wenn es sich schnell genug anpassen kann und nicht zu krank wird, dann überlebt es und kann sich fortpflanzen...

Es sind schon soooo viele Tierarten ausgestorben, weil sich ihr Lebensraum verändert hat... Noch bevor wir Menschen eingegriffen haben und das System "nur der Stärkste pflanzt sich fort und sichert so den Arterhalt" gestört haben.

Wollen wir das für unsere geliebten Pferde? Wir sehen das Individuum, bauen sogar extra Rassen, die in der Natur eh nicht lebensfähig wären... also sorgen wir dafür, dass es, wenn die Lebensbedingungen und die Ernährung so gar nicht zum Lebewesen passen, und es deswegen krank wird (Hochleistungsgräser, wenig Rohfaser, dafür viele Nährstoffe, wenig Bewegung, die die Verdauung beeinflusst beim Pferd , möglichst lange Hufe, oder sogar beschlagene Hufe mit schlechterer Durchblutung usw., lange Fresspausen, Magengeschwüre, viel zu einseitige Ernährung, Haut in Decken gepackt, eingesprüht, geschoren... usw), dass es überlebt und möglichst keine bleibenden Schäden behält und der zukünftige Lebensraum angepasst wird, damit es zukünftig gesund bleibt - oder dass es möglichst schnell wieder nutzbar wird, weil wir eben unseren Spaß haben wollen, und wenn es 1-2 Mal wieder gekommen ist, wird das Pferd eben gegessen (ab in die Wurst).

So, meine Meinung - ob sie stimmt, keine Ahnung! :mrgreen:

LG

Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Verfasst: Fr 1. Feb 2013, 02:04
von Scheckenfan
Du meinst also, dass sich ein Rehehuf in feier Wildbahn selbst regenerieren würde, wenn das nicht äußere Faktoren (Raubtiere, Unfall, weitere Reheschübe) verhindern?
Hachja, das würd ich zu gern mal sehen, und ne schicke Fotodoku draus machen...

Aber :naughty: natürlich würde ich keinem Pferd dabei zusehen, wie es sich so quälen muss, schon klar.
Aber spannend wäre es schon, oder? :shifty: