Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

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SilentDee
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Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Beitrag von SilentDee » Do 27. Dez 2012, 17:41

Hallihallo!

Ich möchte mal einen ganz neu übernommenen Fall zu einem Komplettfall machen, denn er ist sehr häufig, und daher bestimmt interessant, mal durchgehend die Entwicklung mitzuschauen.

Beginnen möchte ich mit den Infos, die mir gegeben wurden. Erst mal ohne Wertung, gehört zur Anamnese:

Warmblut Stute, noch nicht als, (mein Gedächnis, puh, 6 bis 8 Jahre als, hab's vergessen, liefere ich nach), lebt seit einiger Zeit in einem Offenstall mit 24 Stunden Weidezugang, dazu ein Sandpaddock.
Im April dieses Jahres ein Reheschub, komplett ausgeheilt, wurde mit Beschlag wieder voll geritten, bis vor ca 4-6 Wochen ein massives Sohlengeschwür dem Ganzen ein Ende bereitet hat. Pferd lag nur noch. Daher nachts Box mit weicher Späneeinstreu, draußen für tagsüber ein extra angelegter Einzel-Sandpaddock, gegen Verfrieren mit Magnesiumchlorid bearbeitet. Ca 20 m Weg zwischen Box und Paddockstückchen.
Vor dem Reheschuh immer barhuf gewesen ohne Probleme.
Schmied, mit dem die besi immer zufrieden war, sieht jetzt seit der Rehe keine Chance mehr auf barhuf. Huf sei zu deformiert dafür. Dünne Sohle. Geschwür usw. Tierarzt hatte Geschwür eröffnen versucht, aber es ist dann schlußendlich doch noch was am Kronsaum rausgekommen...
Pferd war laut Besi zu dick gewesen, aber jetzt runtergebracht von Gewicht seit dem Reheschub. seit ca 1-2 Wochen ohne Pulsation laut Besi, die supüer bemüht ist, alles auffahren lässt (Sandpaddock, Einstreu usw.) und den Eisenweg nicht gehen möchte.

Als ich mir das Pferd (leider im Dunkeln) anschauen fahre, kann es schon wieder stehen, gibt die Hufe. Zwischendurch absetzen ist natürlich erlaubt. Gemütlich und schmerzfrei sind die Hufe nicht. Latenter Puls ist noch zu fühlen, aber ich habe auch geübte Pulssuchfinger. :mrgreen:

Und so sehen die Hufe aus. Schaut selbst. Da mein Kameraakku den geist aufgegeben hatte, ist es nur handyfotographie, nie ganz in der gewünschten Persopektive, und nicht sooo hübsch, aber es reicht, denke ich, aus zur Grundbeuretilung. ;)

Vorne rechts:

Sohle: Bild

Schräge Aufnahme: Bild

von vorne:Bild

von der Außenseite:
Bild

Den nächsten Vorderhuf packe ich in den nächsten Post... Hab mich mal nur mit den Vorderhufen begnügt. hinterhufe natürlich ähnlich, aber nicht so extrem.

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SilentDee
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Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Beitrag von SilentDee » Do 27. Dez 2012, 17:50

Vorne links war es dann ähnlich, wenn man auch einen Zustand vor dieser, räusper, Problematik (oder sollten es mehrere sein?) erkennen kann.

Sohlenbild mit Tierarzt-Schnitzkunst wegen dem Sohlengeschwür: Bild

von vorne: Bild

von der Außenseite:Bild


So sahen Sie vor der Bearbeitung aus. Pferd konnte im Schritt über harten Boden gehen (grober Beton) und hat relativ plan aufgesetzt, leicht Zehe schlabbernd nach vorn vor dem Aufsetzen.

So, da wir ja alle lernen wollen, sagt und schreibt, was Ihr seht, was warum wie ist, was wir eigentlich gehört, mit welcher prioritätenliste wir an die Hufe herangehen wollen, und ich schreibe dann hinterher mal, was ich gesehen habe, was ich warum wie gemacht habe, und dann habe ich (extra für Euch :lol: ) auch noch nach der Erstbeareitung Fotos gemacht.

Lieben Gruß, bin gespannt, wer hier alles mitmacht. Ist jetzt quasi, wenn die Besi mitmacht und durchhält, ein Jahreskurs zu dieser Problematik... :D Wurde mir zu Weihnachten geschenkt, dieser Fall, und mit Euch teile ich meine Weihnachtsgeschenke doch gern! :mrgreen: Vor allem, wenn es evtl. anderen Pferdebesitzern mit ähnlichen Fällen helfen kann, Möglichkeiten, Gefahren und Risiken zu sehen, und auch sehen kann, wie es besser wird und diese Hufe sich wieder zu guten, gesunden und bequemen, wahrscheinlich leistungsstarken Barhufen entwickeln werden.

Habe übrigens ein paar Easyboots RX für den Notfall da gelassen, denn das Pferd steht fast 60 km entfernt von mir. Lieber einmal zu viel anziehen, als einmal zu wenig. Aktuell wollte ich aber lieber kühlen, nassen Sand und Luft für die Hufe.

Jetzt seid Ihr dran.

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Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Beitrag von Lesley » Do 27. Dez 2012, 18:52

Ich hatte mir zuerst lange die Bilder von unten und von vorne angeguckt und muss sagen, dass ich ziemlich erschrocken war, wie die Bilder von der Seite aussehen. :shock:
Man konnte es ahnen, aber so krass?!

Von wem (TA, HS?) stammt denn diese
SilentDee hat geschrieben:komplett ausgeheilt
Feststellung?

Also, das sieht doch echt auch ein "Rehelaie" wie ich, dass die Rehe nicht ausgeheilt sondern chronisch/latent (?) vorhanden ist. :(

Was wird denn als Ursache angegeben?
Gibt es Röntgenbilder?
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Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Beitrag von Pferdefreund » Do 27. Dez 2012, 20:31

ich wuerde sagen diese Rehe hat hauptsaechlich mechanische Ursachen, viel zu lange untergeschoebene Trachten, Eckstreben und Zehen. Mit einem SilentDee trim und 6-12 Monaten Zeit sind das sicher Bombenhufe danach. Die Sohle sieht schon jetzt gut aus, kein gelblich/oranges Entzuendungshorn zu sehen. Der Strahl ist ziemlich gesund, breit und eine offene mittlere Strahlfurche. Ich wuerde bei diesen Hufen, einer normal guten Fuetterung und Haltung ueberhaupt keine Probleme erwarten.

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Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Beitrag von Cate » Do 27. Dez 2012, 20:59

zu sagen trau ich mich dazu eher nix :shifty: , werd aber als Rehepferdbesitzer sehr interessiert mitlesen.

Wenn ich diese viel zu langen und bisher unzureichend bearbeiteten Hufe sehe, versteh ich aber, warum unser Hufbearbeiter meint, ich wäre oberpinglig bei meiner Stute ;)
Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock

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Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Beitrag von Voegelchen » Do 27. Dez 2012, 22:16

Ha, hab ja eben schon bei Facebook die Bilder gesehen und was geschrieben. Schön noch mehr Bilder zu sehen, dann lag ich vielleicht gar nicht so falsch mit meiner Vermutung. ;-)

Werde gespannt mitlesen.
Wir lernen und lernen und lernen ....

Neuigkeiten vom Krummbein hier: https://picasaweb.google.com/101126478638499918145

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Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Beitrag von Heike4 » Do 27. Dez 2012, 23:22

Ich bin wie Lesley erst an den beiden ersten Bildern hängengeblieben, dachte noch, naja soooo schlimm sind sie nicht, bis dann die nächsten Bilder kamen, grusel.....
Ich glaube auch, dass der Fortbestand der Rehe mechanische Ursachen hat und die Hufe nach einer Rekonvaleszenz wieder gut werden.

Ich ärgere mich, dass ich nicht mit dir mitfahren konnte, denn du bist ja direkt nach mir dort hin. Das hätte ich zu gerne in natura gesehen. Mir fiele sogar ein passender Schmied ein, der da am Werke gewesen sein könnte.....

Was man macht, na, Hebel abstellen, Trachten kürzen, Eckstreben entsprechend kürzen, häufige Hufbearbeitung. Wenn aua kommt, Polster und Hufschuhe, evtl. doch mal Egel.

Da du schreibst, dass die Hinterhufe auch unschön aussehen, wenn auch nicht so krass wie vorne, denke ich, dass der Hufbearbeiter einen großen Anteil an der Misere hat.
Geht nicht, gibt es nicht.

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Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Beitrag von Mascha » Fr 28. Dez 2012, 00:45

Meine Herren... ich bin echt sprachlos bei so was. Das muss doch spätestens dem TA auffallen, wenn schon der Schmied es nicht merkt...

Ich würde die Trachten auf Sohlenniveau kürzen, die Zehe dann von vorne senkrecht beraspeln. Die Eckstreben wird man vermutlich auch etwas kürzen müssen wenn man die Trachten herunternimmt, wobei ich an den Eckstreben vorsichtig wäre und nicht zu viel machen würde, weil das Pferd die Stabilität durch die Eckstreben möglicherweise noch braucht. Mit dem Strahl hat das Pferd ja noch Glück im Unglück, mit einiger Zeit Polster und etwas Pflege wird der sicher nach einem Monat schon Gewicht aufnehmen können. Die Sohle sieht auch erstaunlich gut aus, hat sogar etwas Gewölbe, wenn ich das richtig erkenne auf den Bildern.

Ich bin schon erstaunt, wie gut Sohle und Strahl beieinander sind, wenn man sich die Wandverbiegungen anguckt. Da sollte man meinen, dass das Hufbein auf die Sohle drücken muss. Gibt es denn Röntgenbilder davon?
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Beitrag von SilentDee » Fr 28. Dez 2012, 04:41

Ja, gibt es, habe ich aber noch nicht gesehen, weswegen ich auch extra wenig bearbeitet habe. Denn wo das Hufbein tatsächlich sich hinbewegt hat, sieht man halt nur im RöBi. ;)

Die Bearbeitungsfotos zeige ich Samstag, oder so, heute ist massiv ausgebucht. Urlaub, halt. :lol:

Der Tierarzt hatte halt gesagt, die Rehe sei ausgeheilt, Beschlag drauf, wieder reitbar, nun eben massives Sohlengeschwür an dem einen Huf. Und m.E. ein weiterer Reheschub, wie es ihn schon mindestens 2 x gab, nach den riesigen Kerben zu urteilen... Wand hat eigentlich nahezu keinen Halt am Hufbein...

Ist wieder eine Definitionssache. Wenn die Rehe nur die Lederhautentzündung ist, und die Entzündung beruhigt ist durch Entzündungshemmer usw., dann ist sie ausgeheilt... "nur" mit extrem hohen Rezidivrisiko, also dem Risiko der Rückfälle. ;) Also, lieber Beschlag drauf, damit das Hufbein weg vom Boden ist... und das Pferd wieder läuft erst mal.

Wobei man auch sagen muss, dass viele Pferdebesitzer genau das erwarten von einem Tierarzt. Anrufen, er kommt, soll Spritze geben, kassieren, und Pferd läuft wieder. Ähnlich ergeht es vielen Schmieden.

Erst mal wieder laufen machen, lautet die Devise. Ich mache gesund, auch wenn es länger dauert und mühsamer ist. Ist eben langfristiges Laufen machen und immer weiter laufen können... :lol:

Diese Besi ist nun aber total bemüht und hat den eigenen Weg eingeschlagen, gegen Schmied und TA-Meinung. Und macht alles, was nötig ist. Also hat das Pferd super Chancen, wieder ein gesunden Barhuf zu bekommen. Hatte es ja wohl mal, die Hufe sind ja nicht nur schlecht. Nicht wahr? ;)

LG

saskia
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Re: Kommt mit auf die Reise zum gesunden Rehehuf...

Beitrag von saskia » Fr 28. Dez 2012, 10:33

Heike4 hat geschrieben:Ich bin wie Lesley erst an den beiden ersten Bildern hängengeblieben, dachte noch, naja soooo schlimm sind sie nicht, bis dann die nächsten Bilder kamen, grusel.....
....
Ging mir ebenso, aber nach dem Betrachten der weiteren Fotos und wieder zurück zum ersten, sollte ich mir die Ohren langziehen, denn das hätte ich auch am ersten Foto schon erkennen können (wenn ich routinierter wäre). Denn die langen Trachten erkennt man auch da, und wenn die Trachten soo lang sind - wo wird dann die Zehe sein? Da die Trachtenenden nicht weiter an die Zehe ranrückten Richtung Bockhuf mit verkleinerter Bodenfläche, , kann es ja nur so sein dass die Trachten die Zehe vor sich herschieben und die Zehe nach vorne raus ist.

Die Wunderheilung innerhalb weniger Wochen hat mich auch verblüfft. Pferd lahmt nicht mehr zum Gotterbarmen, folglich ist's dann gesund (Methode Sani...) und man kann es ruhig wieder reiten.

(Eigentlich wollte ich hier gar nichts zu schreiben - bin immer noch ein wenig gefrustet wegen den vorigen Fällen, wo man auch erst lange warten musste und im 2. Fall ging es nach dem Startposting überhaupt nicht weiter. Das sind dann nicht echt Komplettfälle, wo man erfährt wie's ausging. Aber gut, hier wissen wir ja nun zumindest von Anfang an, dass wir nicht in ein paar Tagen erfahren wie's weiterging und ausging. Trotzdem interessant, aber ich hätt mir gewünscht, dass so'n Fall mal als echter abgeschlossener Fall kommt (wie's beim Erstellen dieser Rubrik doch anscheinend beabsichtigt war?), denn bis wir erfahren, wie obiges Pferd gesund wurde, ist's für manche ähnliche Fälle vielleicht schon zu spät.)
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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