Distanzpferd

Benutzeravatar
SilentDee
Beiträge: 2069
Registriert: Mi 7. Sep 2011, 01:03
Einzugsgebiet: Nord-westliches Hamburg und nord(westliches) Schleswig-Holstein, ganze Touren aber auch weiter: Sylt, Dannenberg usw.
Service: Gewerblich.
Barhufbearbeitung, Huftherapie (Rehe, Zwanghufe usw), Hufschuhanpassung und -Beratung/ Verkauf, natürlich auch reine Beratung und/oder Schulung auf Wunsch.
- sehr ausgebucht und schwer erreichbar -
Kontaktdaten:

Re: Distanzpferd

Beitrag von SilentDee » Mo 15. Jul 2013, 15:11

Ich habe gerade vorgestern beim eigenen Pferd ganz lustige Fotos von den Hinterbeinen gemacht, die muss ich noch vom Handy runterholen. Er (Paint Horse, "Schotterbrecher" ;) ) stand am Fressplatz auf ebenem gepflasterten Boden und seine unteren Beingelenke waren so was von schief... :o er war um eine Ecke gelaufen, hat abrupt so gestoppt, und seinen Appetit am Heu aus der Raufe befriedigt... und sich dann nach ca 10 Minuten erst anders hingestellt. Da habe ich dann das normale Bein in gerade (geringgradig bodeneng, minimal zehenweit) fotografiert.
Beim ersten Bild würde man denken: krass, das Pferd muss anders hingestellt werden, beim zweiten denkt man: wow, steht echt schön gerade in den Gelenken! Gleiches Pferd, 10 Minuten dazwischen, keine Bearbeitung dazwischen. :lol:

Man darf also Fotos nur als Anhaltspunkt nehmen, da mal genau zu gucken. Sollte man aber ja immer machen, denke ich. ;)

Ich finde ein Huf muss eben zum Bein passen, und wenn er gleichmäßig belastet wird, sieht man das ja an der Hufkapsel.
Kann übrigens auch gaaanz viel sich ändern mit anderen Satteln, anderen Reitern, eben anderem Muskelzustand. ;)

Meine Distanzkundin, die wieder 120er läuft, obwohl das Pferd letztes Jahr in der Klinik stand und unklar war, ob es je wieder leistungsmäßig geritten werden könne, hat ja durch zu lange Zehe und nach innen gekippte Wand massive Probleme gehabt und eine Hufknorpelverknöcherung ausgebildet. Wurde aber dieses Jahr das erste mal für best condition nominiert, oder wie das heisst. :lol: Da sahen die Hufe auch hübsch gerade aus (HO-Werk), haben sich aber innerlich negativ entwickelt, anscheinend. Inklusive Gelenkentzündungen usw. Ist damit aber auch ein paar Jährchen ganz gut gelaufen. Langzeitfolgen sind m.E. das Zauberwort. Eben weil Pferde sehr viel ertragen, bevor was wirklich schlimm ist und zur Lahmheit führt. :(

LG

Benutzeravatar
Nupur
Beiträge: 431
Registriert: Fr 7. Jun 2013, 00:53
Einzugsgebiet: Region Hannover

Re: Distanzpferd

Beitrag von Nupur » Mo 15. Jul 2013, 23:26

Martin hat geschrieben:Ach ja, was mir noch einfällt. Im Rahmen der Fesselstandstheorien gab es auch die Auffassung, dass die Fessel von dorsal betrachtet in einer Linie mit dem Röhrbein stehen muss. Ich weiß nicht, ob es noch Schmiede gibt, die so arbeiten.
Das ist ja mal Quatsch. Beim ideal stehenden Pferd vielleicht. Ansonsten wird bei der Stellungsbeurteilung Bein- und Zehenstellung differenziert beschrieben, Bsp.: "Bodeneng-zehenweit".


Witzig, was Ihr so über das Respektieren der Stellung schreibt. Nach traditionellem Verständnis macht Jeder, der sich an der Sohlenebene orientiert, schließlich genau das Gegenteil! Und mal ehrlich: Wer von Euch verändert seine Hufbearbeitung, läßt eine Wand länger als die andere, oder die Trachten stehen, wenn die Stellung oder das Laufverhalten dies indizieren würden? Hm?

Martin
Beiträge: 2461
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 10:32
Einzugsgebiet: Nordhessen, Südniedersachsen, auf Anfrage auch bundesweit
Service: Barhufbearbeitung, Hufbeschlag, Klebetechniken, Hufkurse für Jedermann, Spezialgebiet: Sportpferde und barhuf

Re: Distanzpferd

Beitrag von Martin » Di 16. Jul 2013, 09:02

Nupur hat geschrieben:
Martin hat geschrieben:Ach ja, was mir noch einfällt. Im Rahmen der Fesselstandstheorien gab es auch die Auffassung, dass die Fessel von dorsal betrachtet in einer Linie mit dem Röhrbein stehen muss. Ich weiß nicht, ob es noch Schmiede gibt, die so arbeiten.
Das ist ja mal Quatsch. Beim ideal stehenden Pferd vielleicht. Ansonsten wird bei der Stellungsbeurteilung Bein- und Zehenstellung differenziert beschrieben, Bsp.: "Bodeneng-zehenweit".

Witzig, was Ihr so über das Respektieren der Stellung schreibt. Nach traditionellem Verständnis macht Jeder, der sich an der Sohlenebene orientiert, schließlich genau das Gegenteil! Und mal ehrlich: Wer von Euch verändert seine Hufbearbeitung, läßt eine Wand länger als die andere, oder die Trachten stehen, wenn die Stellung oder das Laufverhalten dies indizieren würden? Hm?
Ich konnte es ja selbst nicht glauben, aber war so in den Unterlagen einer Lehrschmiede als anzustrebendes Ideal drin, nicht als
Typ! Ich weiß das so genau, weil ich das ziemlich heftig diskutiert habe und weil in diesem Zusammenhang sogar das Klappen der Hufe innen/außen oder umgekehrt akzeptiert wurde. Es ist aber schon ein paar Jahre her.

Ja klar, die Sohlentheorie, konsequent angewandt, ignoriert die Stellung. Das funktioniert auch relativ gut, weil die Methode nicht so anfällig gegen Fehler ist, wie viele andere. Sie "erledigt" oft so nebenbei eine korrekte Stellung, vorallem wenn man das Pferd barhuf den Rest machen lässt. (Unter Beschlag sieht vieles anders aus, so meine Erfahrung).
Aber man kann bei einigen reinen NHC-lern (insofern man das so sagen kann) auch gut sehen, dass das Arbeiten nach Sohlentheorie nicht bei jedem Pferd funktioniert bzw. ausreicht.

Ich weiß nicht, ob ich Dich richtig verstehe, aber ich lasse eine Wand länger, akzeptiere auch verbogene Wände etc., wenn ich das als guten Kompromiss für das Pferd sehe. Das passiert in der Regel gemäß der Bewegung des Pferdes.
Mich auf höhere Trachten einzulassen, hatte ich noch wenig Grund (sieht man von Arthrosepferden ab). Aber wenn ich ein besseres Laufverhalten sehen würde, wäre auch das akzeptabel.

Aber wie oben geschrieben, das sind Erfahrungen für Distanzpferde. Ob das auf andere Pferde so übertragbar ist, weiß ich nicht so genau.

Martin

Andrea&Atila
Beiträge: 241
Registriert: Mi 7. Sep 2011, 11:42

Re: Distanzpferd

Beitrag von Andrea&Atila » Di 16. Jul 2013, 09:05

Wer von Euch verändert seine Hufbearbeitung, läßt eine Wand länger als die andere, oder die Trachten stehen, wenn die Stellung oder das Laufverhalten dies indizieren würden? Hm?
Ich. Ist das grundsätzlich falsch?
Prüfen Sie hier getätigte Hinweise zu Bildern vor dem Ansetzen des Werkzeuges genauestens vor Ort oder fragen Sie einen fähigen Hufmenschen.

Benutzeravatar
Mascha
Beiträge: 1950
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 08:35
Einzugsgebiet: Düsseldorfer Norden und Ratingen
Service: Beratung bei Hufproblemen - Hilfe zur Huf-Selbsthilfe - Selbstraspler-Anleitung - Beurteilung von Hufen - nicht gewerblich

Re: Distanzpferd

Beitrag von Mascha » Di 16. Jul 2013, 09:40

Nupur hat geschrieben:Und mal ehrlich: Wer von Euch verändert seine Hufbearbeitung, läßt eine Wand länger als die andere, oder die Trachten stehen, wenn die Stellung oder das Laufverhalten dies indizieren würden? Hm?
Ich würde gar nicht auf die Idee kommen, die Wände bei einem Huf anzugleichen, wenn nicht irgendwelche Verbiegungen bestehen, die das indizieren. Ich finde, es ist ein kapitaler Fehler die Wände einfach pauschal gleich lang zu machen und fast alle Pferde, deren Besitzer bei mir Hilfe suchen sind auf solche Weise verstellt worden. :evil:
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

Benutzeravatar
Laddie
Beiträge: 1670
Registriert: Mo 2. Apr 2012, 08:59
Einzugsgebiet: Ruhrgebiet, Münsterland, Radius ca. 60 km um Recklinghausen
Service: Hufbearbeitung für Pferde, Ponies, Esel; Schulung für Kunden.
Wohnort: Recklinghausen
Kontaktdaten:

Re: Distanzpferd

Beitrag von Laddie » Di 16. Jul 2013, 10:37

Nupur hat geschrieben:Und mal ehrlich: Wer von Euch verändert seine Hufbearbeitung, läßt eine Wand länger als die andere, oder die Trachten stehen, wenn die Stellung oder das Laufverhalten dies indizieren würden? Hm?
Ich auch. Das beste Studienobjekt ist mein eigener QH Wallach. Leicht zeheneng, rechts etwas mehr. Wenn ich da die innere Wand runternahm und damit der äußeren anglich fing er an seitlich zu klappen. Also hab ich mich schon vor Jahren entschlossen ihm die innere Wand länger zu lassen (was übrigens auch die Sohle vorgab).
Viele Grüße, Ariane

Yvonne
Beiträge: 365
Registriert: Di 29. Jan 2013, 17:07
Einzugsgebiet: Göppingen/Stuttgart +/- 50km
Service: Barhufbearbeitung, Huftherapie gewerblich für Pferde, Esel und Ponys
Wohnort: Göppingen

Re: Distanzpferd

Beitrag von Yvonne » Di 16. Jul 2013, 11:23

Laddie hat geschrieben:
Nupur hat geschrieben:Und mal ehrlich: Wer von Euch verändert seine Hufbearbeitung, läßt eine Wand länger als die andere, oder die Trachten stehen, wenn die Stellung oder das Laufverhalten dies indizieren würden? Hm?
Ich auch. Das beste Studienobjekt ist mein eigener QH Wallach. Leicht zeheneng, rechts etwas mehr. Wenn ich da die innere Wand runternahm und damit der äußeren anglich fing er an seitlich zu klappen. Also hab ich mich schon vor Jahren entschlossen ihm die innere Wand länger zu lassen (was übrigens auch die Sohle vorgab).
Meine Erfahrung ist auch das Pferde dir wirklich schiefe Gelenke haben sich ihren Huf so "hinbauen" das man sich trotzdem an der Sohle orientieren kann ;)

Übrigens auch mein eigener ist so ein Kandidat der teilweise innen etwas höhere Wände hat (sobald man dann bis in die Sohle geht/Senken macht um das Auszugleichen läuft er schauerlich lahm) so lange man ganz brav sich an der Sohle orientiert hat er trotzdem eine augenscheinlich etwas höhere Wand innen, ohne Wandüberstand ;) , das Bedeutet die ganze Kapsel hat sich dieser Stellung angepasst und in solchen Fällen akzeptiere ich das auch.

Solange ich mich an die Sohle halte hatte ich noch nie das Problem das ein Bein nicht in der natürlichen Stellung war...
Zeheneng bleibt Zeheneng...usw...

Andrea&Atila
Beiträge: 241
Registriert: Mi 7. Sep 2011, 11:42

Re: Distanzpferd

Beitrag von Andrea&Atila » Di 16. Jul 2013, 12:01

Nupur meinte aber, sich gegen die Vorgaben der Sohle anhand des Laufverhaltens zu orientieren. Das würde dann bedeuten, bewußt einseitig einen Wandüberstand zu belassen oder einseitig die Trachte länger zu lassen.

Ich mache das bei meinem derzeit so und arbeite bewußt im mm-Bereich gegen die Vorgaben der Sohle.

Ob das richtig ist, mache ich am Laufgefühl fest, da ist deutlich weniger stolperei und er läuft flott und flüssig, ob das nun daran liegt, kann ich aber auch nicht belegen. :lol: Früher ist er oft hinten weg geknickt und war plötzlich 30 cm kleiner, jetzt hat er schiefe Hinterhufe (äußere Wand kürzer als innen), entsprechend dem Abrieb am Kusto, und die letzten größeren Ritte in dieser Saison war diese Umknickerei weg.
Prüfen Sie hier getätigte Hinweise zu Bildern vor dem Ansetzen des Werkzeuges genauestens vor Ort oder fragen Sie einen fähigen Hufmenschen.

Benutzeravatar
Mascha
Beiträge: 1950
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 08:35
Einzugsgebiet: Düsseldorfer Norden und Ratingen
Service: Beratung bei Hufproblemen - Hilfe zur Huf-Selbsthilfe - Selbstraspler-Anleitung - Beurteilung von Hufen - nicht gewerblich

Re: Distanzpferd

Beitrag von Mascha » Di 16. Jul 2013, 12:11

Ich konnte bislang nicht die Erfahrung machen, dass sich die Sohle an die schiefen Beine anpasst. Auch die Sohlentheorie ist nur eine Verallgemeinerung, die zugegeben häufig funktioniert, aber natürlich nicht das Allheilmittel ist. Deshalb arbeite ich auch nicht nach irgendeiner Theorie, sondern betrachte jeden Huf als Einzelfall.
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

Benutzeravatar
Nupur
Beiträge: 431
Registriert: Fr 7. Jun 2013, 00:53
Einzugsgebiet: Region Hannover

Re: Distanzpferd

Beitrag von Nupur » Di 16. Jul 2013, 23:36

Andrea&Atila hat geschrieben:Nupur meinte aber, sich gegen die Vorgaben der Sohle anhand des Laufverhaltens zu orientieren. Das würde dann bedeuten, bewußt einseitig einen Wandüberstand zu belassen oder einseitig die Trachte länger zu lassen.
Genau. Nicht "Wandlänge", sondern eigentlich den Tragerandüberstand meinte ich.

Viele Bearbeiter, die sich an der Sohle bzw. anderen Referenzpunkten des Hufes orientieren, schauen sich das Pferd im Stand und in der Bewegung an, machen ein wichtiges Gesicht - und bearbeiten den Huf stumpf nach ihrem Schema. Darunter große Namen wie Ovnicek, Hampson und Anz.
Sie weichen damit eigentlich vom Grundsatz der Hufschmiede ab, "das ganze Pferd zu beschlagen", und beschlagen bloß den Huf.

Antworten