Röntgenbilder lesen Teil 8

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SilentDee
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Röntgenbilder lesen Teil 8

Beitrag von SilentDee » Mi 26. Sep 2012, 01:17

So, weil es gerade so schön ist, hier nochmal einen anderen Fall.

Was seht Ihr?

Ihr könnt ja auch sagen, was Euch auffällt, also entweder "hellerer Bereich an Stelle xy" (immer, wenn etwas heller erscheint, wird es Verschattung genannt ;) )
oder "dunklerer Bereich an Stelle xy" wird dann selbstverständlich Aufhellung genannt. :lol:

Aufhellungen, also dunkle Bereiche, sind Bereiche, in denen weniger Dichte vorhanden ist. Ganz schwarz ist meist Luft. Zum beispiel auch an tellen, wo Knochen abgebaut, dünner eine Zyste, eine Bruchstelle oder so ist. Aber auch Flüssigkeiten, wie z.B. Aszesse können so dunkel erscheinen. Und auch Bereiche, wo eine Ader durch den Knochen zieht... ist ja auch ein Loch, oder Kanal, und kann normal sein, aber auch pathologisch...

Verschattungen sind ja hellere Bereiche, z.B. kann Sand und Dreck am Huf dafür sorgen, dass er dort eine höhere Dichte aufweist, also heller erscheint. Quarzkies ist halt sehr dicht. Knochen hat dann ein gewisses Muster. Knöcherne Zubildungen, Verknöcherungen im allgemeinen, usw. können solche Verschattungen bilden.

Je mehr Röbis man sieht, desto mehr bekommt man einen Eindruck davon, was gut und was schlecht ist. ;)
Also, nicht entmutigen lassen. Schaut auf gleichmäßige Spalten, gerade, glatte Ränder usw.

und schreibt ruhig, was ihr seht, wir können dann ja gemeinsam schauen, ob das nun da hingehört, oder nicht! Wir sind doch hier unter uns! :mrgreen:

Also, was fällt auf?

Bild

Dieser Fall ist wieder mal ganz deutlich, dass da etwas auffällt... Der vorige Fall war ja nun sehr schwierig, weil sehr wenig zu erkennen war, hier springt einen manches gleich an, oder?

Mehrfachnennungen sind auch erwünscht, vielleicht spekuliert ihr auch gleich, was das sein könnte... Mehr als daneben liegen kann man doch nicht! ;)

LG

Puschel
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Re: Röntgenbilder lesen Teil 8

Beitrag von Puschel » Mi 26. Sep 2012, 05:27

Ich versuche mal mein Glück.
Ich sehe schief sitzende Knochen, der Gelenkspalt des Fesselgelenks ist außen enger, das Hufbein sitzt schief in der Hufkapsel.

Das Hufbein ist stark aufgelöst, vor allem die laterale Hälfte, dort scheint kaum noch Materieal zu sein. Dieser senkrechte Keil in der Mitte des Hufbeins könnte eine Verkalkung der Sehne sein oder Reste vom ursprünglichen Hufbein oder Zubildungen am Hufbein? Außerdem sehe ich noch beidseitige Hufknorpelverknöcherung, allerdings auch so löchrig, entweder grad im Entstehen oder dabei sich wieder aufzulösen, wie der Rest vom Hufbein.

Die Hufkapsel sieht sehr deformiert aus, ich bild mir ein, ich sehe divergierende Ringe, also ein Hufrehepatient. Diese senkrechte Verschattung an der Hufkapsel kann ich nicht zuordnen. Diese riesen Löcher in der Hufsohle passen zu dem aufgelösten Hufbein, da ist vermutlich die Durchblutung der Sohlenlederhaut unterbrochen und es wird kein neues Sohlenhorn gebildet. Der Ballenbereich ist außen lateral heller als medial, genau wie das Hufbein, es schient dass der Huf sich vor allem halbseitig auflöst.

Die Haut im Ballen und Fesselbereich sieht strukturiert aus, also entweder stark vernarbt oder noch krank. Ich könnte mir auch eine jahrelang vernarbte Maukeerkrankung vorstellen, die schon den Saum stark angegriffen hat und damit auch den Huf verändert. Ich hab mal so ein Präparat gesehen, da war auch nicht mehr viel vom Huf übrig.

LG
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Sturkopf
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Re: Röntgenbilder lesen Teil 8

Beitrag von Sturkopf » Mi 26. Sep 2012, 16:37

Oh je, schon während meiner Ausbildung war ich eine Niete beim Röntgen :lol: . Was sehe ich als Hufleihe :think: . Löcher in der Sohle, wie bei einem Schweizer Käse und irgend ein wichtiger Teil (Hufbein?) sieht so aus als ob er sich auflösen wollte oder ist dieses so Pusteblumen ähnliche was anderes? Oh je, in Hufanatomie bin ich eine echte Niete :oops: Es scheint wohl ein Zwanghuf zu sein und nicht gerade der geradeste. Also wie miserabel bin ich? :lol:

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Re: Röntgenbilder lesen Teil 8

Beitrag von Heike4 » Mi 26. Sep 2012, 18:58

Nachdem wir ja bei den auffälligen Eselfohlenhufen schon so rumgerätselt haben und dies Rö auch sehr merkwürdig aussieht, die Frage, ob es sich überhaupt um Pferdehufe handelt??

Ansonsten sind mir die vielen dunklen Stellen suspekt, Abzesshöhlen? Zersetzt sich der Knochen?? Auch oben sieht das Rö komisch aus, Schwellungen von Mauke oder Schwellungen überhaupt?
Ich rätsele nur.....
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Re: Röntgenbilder lesen Teil 8

Beitrag von saskia » Mi 26. Sep 2012, 19:24

Die Löcher am Sohlenrand erinnern mich an die regelmässig angeordneten Löcher, die Pferdefreund neulich (in wesentlich kleinerer Ausprägung) eingestellt hatte. Die sollten durch gequetschte Blutgefässe entstanden sein, die dadurch kein Horn produzierten. Da muss also enormer Druck auf der Zehe sein. Das Hufbein, das Sturkopf so passend "Pusteblume" genannt hatte, hat diese Struktur wohl auch durch zuviel Druck bekommen. Angesichts dieses enormen Drucks dachte ich zuerst, das könnte der Huf von dem Cola-Dosenshetty sein. Aber auf den zweiten Blick müsste es sicher das Gegenteil sein, und statt riesig hoher Trachten eine riesig weit nach vorne flüchtende Zehe haben. Wenn ich mir das angucke, was ich rechts im Bild für den Trachtenwinkel und die Trachtenendkante halte, dann müssten die Trachten stark untergeschoben sein oder vielleicht sogar ganz platt am Boden liegen.

Was mir sonst noch auffällt, aber was ich nicht verstehe, ist dass dieses Stück, das vermeintlich die kollabierte Trachte ist, rechts im Bild als heller kompaket Block erscheint, aber links nicht zu sehen ist. Bzw höchstens zu erahnen. Vielleicht (?) könnte es sein, dass die linke Trachte sich stark nach innen eingerollt hat. Wenn ich die Umrisse der Hufkapsel richtig deute, scheint die Kapsel irgendwie schief am Hufbein zu sitzen : Umrisse des Tragrandes in hellblau, Knochenachse roter Pfeil, Kapselrichtung gelber Pfeil. Wie ein zu grosser Hufschuh, der sich am Huf gedreht hat. Kann aber auch an der Perspektive liegen, oder an meiner Phantasie (in Kombi mit mangelnden Anatomiekenntnissen).....
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Re: Röntgenbilder lesen Teil 8

Beitrag von Evolution » Mi 26. Sep 2012, 21:25

Ist rate mal:
hochgradiger Schnabelhuf? Irgendwas von ungefähr diesem Kaliber? Ob Esel oder Pferd...
Ich könnte mir vorstellen, daß die Verschattungen, die Saskia hellblau umrandet hat, einfach Hufwände sind, die quasi in U-Form wieder "hochwachsen"
Und dazu eine massive Mauke, vermutlich noch persistierend und mit extrem dicken Krusten behaftet.

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Re: Röntgenbilder lesen Teil 8

Beitrag von SilentDee » Mi 26. Sep 2012, 23:42

Ok, Ihr seid nicht schlecht, wirklich nicht. :clap:

Also, ich sage mal noch nichts, sondern reiche ein weiteres Bild vom gleichen Huf nach. Hab dann sogar noch ein drittes, und dann löse ich auf mit Huffoto.

Ich stelle sie einzeln ein, damit man nicht erschlagen wird, sondern jedes einzeln genau anschaut, ok? Wir haben ja Zeit!

Ich verrate nur mal, dass es wieder ein Esel ist. ;) Hab kein anderes, dass so eine deutlich sichtbare Mehrfachproblematik hat.

Daher diese derbe, dicke Haut. Da ist nix geschwollen, ist normale Eselhaut bei mittelaltem Großesel. ;) Wenn das ein Pferd gewesen wäre, hätte ich aber auch auf massive Problematik getippt, also seid Ihr echt supi! :dance: Wollte das auch nicht gleich verratenm weil man dann eben anders guckt, und dem Hirn eher mal Pause gönnt, und so eine komische haut regt doch ganz schön zum nachdenken an und erhöht die Spannung, was? :mrgreen:

Außerdem oute ich mich mal als Esel-Fan... wie man merkt.

Dieser Huf sieht übrigens am Tier an allen 4 Hufen so katastrophal aus. Und, der Esel hat ganz leichte kurze Lahmheit gezeigt, war nur mal so angedeutet. War nicht mal sicher, ob er überhaupt wirklich lahm war... kennt man ja, diese Unsicherheit, ob oder ob nicht, wenn es nur ganz leicht ist...

Nach einer Hufbearbeitung war er wieder lahmfrei und zieht seitdem auch Kutsche.

mal so zur Kenntnisnahme. Solche Röntgenbefunde können von den Tieren auch kompensiert werden.

Was bedeutet das für alle Equidenbesitzer?

Wenn ein Pferd lahmt, dass tut da auch wirklich was weh. Sonst würde es das noch wegstecken. Esel sind da noch krasser im Wegstecken!

Und man darf sich von Röntgenbefunden auch nicht verunsichern lassen. Horn, Bindegewebe usw. können ganz viel regenerieren und kompensieren...
Also, nicht gleich in die Wurst wegen Röntgenbefund! Lieber Horn und Bindegewebe gesund machen, dann läuft das Tier häufig wieder schmerzfrei, soweit es einem das zeigt...

So, genug geschwafelt, hier kommt Bild 2:
Bild

Vielleicht kommt Ihr jetzt auf die Ursache der komischen Löcher... ?

PS: ich stelle alle Bilder und Röbis ein, damit Equidenbesitzer aufgeklärt werden und nicht, damit diese Bilder irgendwann woanders als Lehrmaterial gezeigt werden. Ok? ;) da möchte ich drüber gefragt werden. Danke!

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Re: Röntgenbilder lesen Teil 8

Beitrag von Heike4 » Do 27. Sep 2012, 07:37

Haha, ich freu mich, ein Esel...... grins.
Ich hab noch nicht viel Eselhufe in natura gesehen und schon gar nicht in nah.

Insofern fällt mir auf, dass das Horn an der Tragwand dezente Ringe zu haben scheint, mir wäre die Trachte zu hoch, aber ob es bei Eseln die Hufe steiler stehen und trotzdem richtig sind?
Das Hufbein steht mir zu steil zum Boden, ist es rotiert? und die Zehentragwand ist wohl hohl von unten, so wie nach einer durchgemachten Rehe, zumindest denke ich es.

Ich bin gespannt auf Fotos vom Huf und auf die Erklärung.
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Re: Röntgenbilder lesen Teil 8

Beitrag von Puschel » Do 27. Sep 2012, 08:10

Aus der Perspektive sieht es aus, als wäre die Hufwand megamäßig ausgebrochen. Das Hufbein sieht rotiert und abgesenkt aus, die Hufbeinspitze scheint sich aufzulösen.
Aber das die Haut so gehört finde ich krass.
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Re: Röntgenbilder lesen Teil 8

Beitrag von saskia » Do 27. Sep 2012, 09:41

Hm, statt mehr Klarheit herrscht bei mir nun nur noch mehr Verwirrung. Wie kann ein solch steiler Huf im Oxspring als sooo langgezogene Form erscheinen?
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