Röntgenbilder lesen Teil 3

saskia
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Re: Röntgenbilder lesen Teil 3

Beitrag von saskia » Mi 19. Sep 2012, 09:24

Wie war das auch wieder - welcher Hufbeinwinkel wird als optimal angesehen? (Hab die Grad-Zahl nicht mehr im Kopf).
Selbst wenn ich annehme, das die Unterkante des Röntgenbildes 100% bodenparallel ist, dann finde ich das Hufbein immer noch zu flach. Wie gesagt hab ich da keine Grad-Zahl im Kopf, sondern nur die Bilder, die ich als "gesund" kennengelernt habe, z.B. http://www.go-barhuf.de/bilder/seiten/g ... Bild24.jpg

Die Zahlen für Wandwinkelung an der Zehe hab ich zwar noch im Kopf, da kürzlich noch gelesen, weiss aber nicht wie ich es digital nachmessen könnte (müsste dann schon das Bild ausdrucken und mit Geodreieck rangehen), aber so rein nach Gefühl finde ich die Hufstellung auch noch zu flach.

Das alles muss jetzt nicht zu der gravierenden Lahmheitsursache beigetragen haben, aber das ist halt das was mir persönlich auffällt.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

Thorsten

Re: Röntgenbilder lesen Teil 3

Beitrag von Thorsten » Mi 19. Sep 2012, 10:50

saskia hat geschrieben:...welcher Hufbeinwinkel wird als optimal angesehen? (Hab die Grad-Zahl nicht mehr im Kopf).
Selbst wenn ich annehme, das die Unterkante des Röntgenbildes 100% bodenparallel ist, dann finde ich das Hufbein immer noch zu flach...
Kommt drauf an welcher These man folgt. Nach Ramey 3-8°, allerdings ist 5-9° ein Symptom von Hufrehe Grad 1. Ich halte mich an die Ausarbeitung von Floyd und Mansmann und halte 3-5° für den Referenzbereich.

Der gelbe Bereich lässt mich vermuten, dass hier Umbildungen stattfinden. Die anderen Substanzänderungen hat diala schon eingezeichnet.
Oxspring_datenlos.jpg
Ich hab mal eine Linie eingezeichnet für die Multiplexplatte auf welcher der Huf stand. Den Palmarwinkel hab ich jetzt nicht eingezeichnet, sind aber etwa 2°.
VL_datenlos.jpg
Eine dorsopalmare Aufnahme gibts dazu nicht, oder? Die von mareike angenommen Sidebones sollten sich lateromedial eigentlich auch zeigen, tun es aber nicht, was mich fragen lässt, ob es doch am Hufbein ist und nicht die Knörpel betrifft.

@diala
Woher kommen eigentlich solche Reflektionen?? im Bereich der Holzplatte? Hat das was mit der Platte oder mit dem Aufnahmewinkel etc. zu tun?
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diala
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Re: Röntgenbilder lesen Teil 3

Beitrag von diala » Mi 19. Sep 2012, 13:13

Thorsten hat geschrieben: @diala
Woher kommen eigentlich solche Reflektionen?? im Bereich der Holzplatte? Hat das was mit der Platte oder mit dem Aufnahmewinkel etc. zu tun?
das ist Folge der perspektivischen Verzerrung.

Um den Huf sauber laterolateral darzustellen, also mit genau horizontalem Strahlengang, müsste der Holzklotz, auf das Pferd steht, etwa 20cm dick sein, denn die Röhre hat eine Höhe von etwa 30 cm. Das ist machbar und sieht dann etwa so aus (der Strahl wird Mitte Huf zentriert, blauer Punkt):
Bild

Oft will man aber gleichzeitig eine Übersicht über die Zehengelenke haben, oder man lässt den Huf auf dem Boden stehen, z.B. weil das Pferd zu unruhig ist und nicht sediert werden soll. Dann wird bei horizontalem Strahlengang auf Höhe des Fesselbeins zentriert - tiefer ist ohne Klotz nicht möglich.

Das sieht dann so aus (bei gleichem Film-Fokus-Abstand), die Hufbeinäste (gelb) scheinen auf ungleicher Höhe zu liegen:
Bild

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Re: Röntgenbilder lesen Teil 3

Beitrag von Pat » Mi 19. Sep 2012, 21:20

Für diese Aufnahme hast du ja genau das richtige Buch verwendet... :mrgreen:

Danke für die genauen Erklärungen!

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Re: Röntgenbilder lesen Teil 3

Beitrag von SilentDee » Do 20. Sep 2012, 01:09

Und schwupps, noch mal eine andere Perspektive... da sieht man das Strahlbein auch, und vor allem die anderen Gelenkflächen... Man muss ja auch immer bestimmen können, ob da nun Zysten oder Umbauten im Knochen vonstatten gehen, und ob die schon die Oberfläche (also die Gelenkfläche oder den Sehnen-/Bandansatz betreffen).
Nicht jede Veränderung macht schon Irritation mit Lahmheit.

Deswegen sage ich mal ganz provokant, dass ganz viele Hufrollediagnosen bei Lahmheit falsche Diagnosen sind, nur weil da ein Röntgenbefund zu sehen ist. Mein Tierarzt ist übrigens der gleichen Meinung, er kuriert ganz viele Hufrollepatienten, weil er beim Zweitmeinung abgeben mal leitungsanästhesiert und dann oft positive Befunde an ganz anderen Orten findet. Die behandelt, und Pferd läuft wieder trotz Strahlbein-Röntgenbefund.

Also, wieder zurück zu diesem Fall:

Bild

Und? ;)

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Re: Röntgenbilder lesen Teil 3

Beitrag von Heike4 » Do 20. Sep 2012, 07:34

Ich frag jetzt ungeniert und bin nun am rätseln wie die Aufnahme nun entstanden ist? Von unten?
Mareike hat am 18.9. um 20.50 Uhr ins Rö eine blaue Markierung eingezeichnet und diese Stelle fand ich dort auch komisch, sieht anders aus als auf den mir vorliegenden Rö-Bildern.
Ich meine es hat zu den blauen Markierungen noch keiner was gesagt? Ist das dort normal?
Geht nicht, gibt es nicht.

diala
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Re: Röntgenbilder lesen Teil 3

Beitrag von diala » Do 20. Sep 2012, 13:06

http://books.google.ch/books?id=GhjJH27 ... gen&f=true Seite 194

Ich würde das Bild mit der blauen Markierung eher als erweiterte Gefässkanäle interpretieren, denn als primären entzündlichen Verlust (Osteitis) der Knochensubstanz, da es generalisiert ist und nicht herdförmig. Das kommt z.B. vor bei einer chronischen Pododermatitis (Huflederhautentzündung).

Thorsten

Re: Röntgenbilder lesen Teil 3

Beitrag von Thorsten » Do 20. Sep 2012, 13:43

Super Link, danke diala. Da wird sich der Weihnachtsmann dieses Jahr echt ins Zeug legen müssen. Muss glaub meine Preise um 50% erhöhen, damit ich meine Bibliothek ausbauen kann.

Die ganz dunklen Bereiche in den blauen Markierungen, da bin ich voll bei diala und das korrespondiert auch mit der laterolateralen Ansicht. Die DDFT ist auf Dauerzug und hat einen erhöhten Zug auf den Anhang am Hufbein, wodurch sogenannte Gefäßerweiterungen entstehen. Gleiches stellen wir beim Hufrollensyndrom fest, wenn wir dort Gefäßerweiterungen sehen, bilden diese sich zunehmend dunkler ab.

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Re: Röntgenbilder lesen Teil 3

Beitrag von Heike4 » Do 20. Sep 2012, 15:38

Vielen Dank Diala, da ist ja auch genau so eine Aufnahme drin, und ich bin jetzt ein wenig schlauer. :D . Nach dem Buch google ich dann auch mal, vielleicht kann man es ja mal irgendwo "günstig" ergattern.
Geht nicht, gibt es nicht.

Thorsten

Re: Röntgenbilder lesen Teil 3

Beitrag von Thorsten » Do 20. Sep 2012, 15:51

http://kleinanzeigen.ebay.de/anzeigen/s ... d/75163386

Musst nur schneller sein als ich. Nein, ich lass Damen natürlich den Vorrang.

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