Röntgenbilder lesen

Thorsten

Röntgenbilder lesen

Beitrag von Thorsten » Do 13. Sep 2012, 08:17

Als ich eben in Russland war...

Ok, war ich nicht, aber in einem Forum dort. Da hab ich einen alten Thread mit diesem x-ray gefunden.
Bild

Was da jetzt dazu geschrieben wurde lass ich mal außen vor. Das Bild ist aber ein toller Fall zum selbst üben.

Die Thread-Starterin hat folgendes geschrieben:
I do not know how to read XR so if anyone is able to read them I would like to have your opinion on this image.

The Vet told the owner there is nothing to do with the problem except given her anti-inflammatory.

So please if anyone can see the problem in this picture and explain to me what the problem is I would be very grateful. Also they suggested to put on her special pads between the iron shoes because they told her her horse has a short leg so they have to lever her with this pads. I think it is just crazy and that she would be better off without any shoes but I cannot say more if I don't understand the actual problem.
Wie gesagt ein toller Fall um selbst zu üben und zu überlegen was man mit diesem Pferd machen kann.

Viel Spass dabei!

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SilentDee
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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von SilentDee » So 16. Sep 2012, 02:29

Mag nicht mal Jemand versuchen? ;)

Wenigstens mal das ganz Offensichtliche?

Jetzt könnt Ihr alle zeigen, dass Ihr mehr erkennt als der dortige Tierarzt... :lol:

(Ich halte mich zurück, will ja nicht vorsagen... Ist aber doch bestimmt spannend, sich mal nach und nach diverse Röbis zu erarbeiten. Ich stelle dann das nächste ein, wenn wir dieses genug auseinandergenommen haben...)

Je heller, desto dichter ist die Substanz, also hell = Knochen , schwarz= Luft

Lieben Gruß

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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von Puschel » So 16. Sep 2012, 08:43

Soll ich mal? Ich sehe eine Rotation zwischen Hufbein und Hufwand und würde vermutezn, dass die Hufwand wegrotiert ist. Die Form des Hufes ist desolat, aber dafür benötigt man keine Röntgenbild. Der Huf muss von diesem Megahebel an der Zehe befreit werden, dann würde sich die Rotation wahrscheinlich wieder reversieren. Insgesamt ist der Huf samt Hufbein zu flacht, die Weiße Linie sicherlich gezerrt. Dann vermute ich dass der Ballenberich gestaucht ist, da bin ich mir aber nicht so sicher. Die Trachten scheinen nicht untergeschoben. Ich stelle mir da so einen Tellerhuf vor, also eher keine eingerollten Trachten, aber das ist nur eine Vermutung. Was man noch konkret machen kann, außer die Zeheverändern und damit die ganze Hufform weiß ich nicht (bin ja noch Anfänger).

LG
Katja
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Thorsten

Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von Thorsten » So 16. Sep 2012, 09:21

Das ist schon mehr als andere im russischen Forum erkannt haben. Ein guter Anfang.

Wenn man ein x-ray betrachtet und den Originalhuf nicht da hat ist es hilfreich alles zu notieren was man sieht.

Kleiner Hinweis: Hufeisen; und überlegt mal was das nach dem 3. Nagel sein könnte.

Du bist auf dem richtigen Weg Katja, aber da steckt noch eine ganze Menge mehr drin. So ein Huf wäre für mich ein klassisches Prüfungsthema für Hufpfleger, weil man das ständig findet und so wie von diesem TA immerzu falsch behandelt wird.

Noch ein Hinweis wer sich mit dem Vorstellungsvermögen etwas schwierig tut, sollte das Bild runterladen und Linien einzeichnen. Dann wird es vielleicht noch etwas offensichtlicher.

Keine Angst vor Fehlern! Schlimmer als der TA es in dem Fall gemacht hat kann es nicht werden.

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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von Pat » So 16. Sep 2012, 09:35

Bild

saskia
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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von saskia » So 16. Sep 2012, 09:45

Ich hatte das gleiche wie Puschel gesehen, und gedacht, das lohnt nicht, es zu schreiben, weil das ja jeder sieht. Mit Eisen kenne ich mich nicht aus, wo da was sitzt oder zu sitzen hat, ob da vielleicht noch ein Steg drin ist, Polster drunter oder ob die eine Markierung an die Strahlspitze gepappt haben..... Und mit der restlichen Skelettbeurteilung kenne ich mich noch nicht weiter aus. Hufbeinspitze sieht jedenfalls noch gut aus, noch nicht verbogen oder aufgelöst. Soviel erkenne ich grad noch.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von Heike4 » So 16. Sep 2012, 14:36

Ich hab mal mit den Röntgenbildern meiner beiden Rehepferde verglichen und die sehen anders aus.
Ich denke, dies ist ein Huf mit einer Hufbeinrotation nach vorne, evtl. immer beschlagen gewesen, zumindest stelle ich mir so ein Rö von einem dauerhaft beschlagenen Pferd so vor, denn in meiner Pferdegruppe steht so ein Pferd, zu dem dies Rö passen täte. Untergeschobene Trachten, lange Zehe, fühlig, kann ohne Beschlag nicht laufen, älteres Pferd, .
Mich stört noch die Position des Strahlbeines und ich finde die Rö nicht so schön scharf, wie die von meinen Rehekandidaten. Ist das Rö evtl. nicht ganz von der Seite sondern etwas verschoben aufgenommen worden? und sieht deshalb die Strahlbeinposition so anders auf als auf den drei Bildern der mir vorliegenden drei Rehe-Kandidaten?

Was Thorsten mit der Position des 3. Hufnagels meint, weiß ich nicht. Mit Eisen kenne ich mich so gar nicht aus. Ich finde es immer nur erstaunlich, dass nur vorne so wenige Nägel das Eisen an seiner Stelle halten, da müssen doch ganz schöne Kräfte auf diesen wenigen Nägeln zerren.

Ich bin aber auch nur Pferdehalter mit Hufinteresse.....
finde aber gerade die Röntgenbeurteilung superspannend.
Geht nicht, gibt es nicht.

Diana
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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von Diana » So 16. Sep 2012, 21:00

Das Strahlbein schaut aufgefasert aus (bei der Beugesehne), das gefällt mir nicht von der Struktur. Und durch die nach hinten gebrochene Achse schiebt es sich ein Stück in's Hufgelenk. Oberhalb des Strahlbeins scheint das Kronbein auch etwas aufgefasert zu sein.
Das Hufbein ist bodenparallel.
Ich vermute schwer, daß die Trachten komplett untergeschoben sind. Daher der Versuch des Schmieds, das Pferd hi. höher zu bekommen - das ist dann das dunkle zw. Huf und Eisen (nach dem 3. Nagel).
Falls der Schmied gleichmässig genagelt hat, dann könnte man an der unterschiedl. Höhe der Nägel noch davon ausgehen, daß eine Seite steiler und die andere flacher ist (durch die unterschiedl. Austrittshöhe). Auf der flacheren Seite ist wahrsch. auch der 4.Nagel knapp am Aufzug vorne?
Der Aufzug verlängert die Zehe nochmals künstlich, also das Pferd kommt da nochmals schwerer drüber..
Die Hufbeinspitze scheint sich etwas aufzulösen, ist auch nicht klar von der Struktur.
Was ist mit der Hufwand dorsal, im oberen Drittel? Sieht auch nicht gesund aus; evtl sehr borkige Struktur? Oder Dreck?

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Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von saskia » So 16. Sep 2012, 23:52

Heike4 hat geschrieben: ...
Was Thorsten mit der Position des 3. Hufnagels meint, weiß ich nicht. ....
Er sagte "NACH dem 3. Nagel". Ich dachte er meint das hier : (Bildanhang)
Ich dachte, das wär 'ne Markierung der Strahlspitze oder so. Wenn es keine Markierung ist, steckt da evtl (schon länger) ein anderer Fremdkörper in der Sohle/Strahl?
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Thorsten

Re: Röntgenbilder lesen

Beitrag von Thorsten » Mo 17. Sep 2012, 07:14

Ich häng dieses Bild mal noch mit an. Vielleicht wird es dann deutlicher.
Francesca2.jpg
Pat der Querstrich ist sicher auf das obere Ende des Hufbeins bezogen. Deutlicher wäre es evtl. den Kronrand zu markieren und einen Vergleichsstrich am Hufbein zu machen.
Obere grüne Linie markiert die dorsale Grenze des Kronsaums. Im Ausgangsbild ist die Wachstumsschicht schön zu erkennen.

Also vielleicht wird es jetzt deutlicher. Die eine oder andere Zahl muss evtl. von der anderen abgezogen werden. Ich bin mir sicher das findet ihr selbst raus. Denkt mal drüber nach was die Folge ist. Z. B. was passiert wenn der Keil draussen ist...

Nach dem 3. Nagel beginnt eine klassische Behandlungsmethode. Hier wurde ein Keil untergenagelt.

Saskia du bist mit der Markierung, wobei ich glaube, dass das ein Artefakt vom Eisen ist gar nicht so weit weg. Das Rotationszentrum hab ich hier absichtlich nicht eingezeichnet.

Diana du bist auf dem richtigen Weg. Denk das weiter. Korrigier den Anhaltspunkt von wegen Bodenparallel. Röntgenapparate sind selten 100% rechtwinkelig ausgerichtet. An Pedal Osteitis glaube ich hier aber nicht. Den Gedanken mit dem Strahlbein würde ich mal weiterverfolgen.

Mal als Frage formuliert - Fällt euch ein Grund ein warum eigentlich weiches Gewebe sich auf einem x-ray zeigen würde? Diese Ringe auf der Hufwand, die Diana angedeutet hat sind die Folge der Aufzüge bzw. des einen Zehenaufzugs. Genagelt ist das echt gut. So gerade Nägel sieht man selten. Nägel dürfen hinten nicht nur sein, sondern sind aufgrund der Beschaffenheit und Befestigungsart der Nägel hinten nicht notwendig.

Das Eisen ist übrigens für diesen Huf komplett falsch. Ich mach jede Wette, dass es sich bei dem Besitzer um einen Dressurreiter handelt. Bei einem Springreiter würde das Hufbein etwas anders aussehen. Beschlagtechnisch gehört hier eine Kombination aus Eggbar-/Full Rocker und Frogsupport drunter.

Vielleicht hilft es noch zu erwähnen, dass dieses Pferd mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Zehenfussung haben wird.

Wie gesagt hier steckt unheimlich viel drin und wer diesen Huf richtig bearbeiten kann, der hat mit den meisten Hufen in Deutschland keine Probleme.
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