Laberthread - hier gibts kein off topic *ggg*

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Mascha
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Re: Laberthread - hier gibts kein off topic *ggg*

Beitrag von Mascha » Fr 9. Sep 2016, 14:12

Das ist doch in allen Bereichen so, dass man vieles noch nicht so genau weiß. Dann dürfte man ja nichts mehr lehren. Auch in anderen Bereichen wird immer der aktuelle Wissensstand gelehrt. Wenn man z.B. die Funktion der Laminae nicht genau benennen kann, dann heißt das doch nicht, dass man nicht lehren sollte, dass sie existiert und was die aktuell wissenschaftlich fundiertesten Theorien sind, wozu sie dient.
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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Re: Laberthread - hier gibts kein off topic *ggg*

Beitrag von Kathy71 » Fr 9. Sep 2016, 14:25

Naja, aus meiner Erfahrung zur Schubtragfähigkeit von verschiedenen Materialien, halte ich die Tragwirkung der Laminae und die darauf aufbauende Theorie des "tragenden Randes" mal für weniger zutreffend als die Theorie, dass Strahl(-polster) und Sohle tragen.

Und wenn ich mir Tragrand-Hufe so anschaue, dann sehen die umso gruseliger aus, desto flacher die Wand ist und desto mehr Tragrandüberstand vorhanden ist. Und mittels der (seit Galileo bekannten) Hebelgesetze kann man dann auch ganz leicht erklären, warum Ponys mit steilen Hufen idR keine Probleme selbst bei sehr viel Tragrand bekommen...flache Friesenhufe hingegen massive.

Die Gesetze der Mechanik sind seit Jahrhunderten sehr genau bekannt und gelten auch für diejenigen, die sie nicht kennen... :lol:

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Re: Laberthread - hier gibts kein off topic *ggg*

Beitrag von Annette » Fr 9. Sep 2016, 14:39

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Re: Laberthread - hier gibts kein off topic *ggg*

Beitrag von Ursula » Fr 9. Sep 2016, 16:48

Annette, meine grundlegende Frage: Wie kommt dieser Elefant auf den Baum? :lol:

kelte
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Re: Laberthread - hier gibts kein off topic *ggg*

Beitrag von kelte » Fr 9. Sep 2016, 17:26

@ Mascha

Na klar kann man lehren, daß die Laminae existiert, aber wenn man offenbar noch nicht weis, wozu sie wirklich fähig ist, dann kann man daraus keine Bearbeitungsstrategie lehren. Würde sie wirklich das Pferd tragen können, dann gehört der Tragrand her, kann sie aber nicht tragen, dann gehört der Tragrand auf Sohlenniveau. Wie also soll man diese zwei absolut widersetzlichen Theorien lehren? Sagt man einmal das Eine ist richtig und dannn wieder das Andere? Stimmt eine Theorie, dann muß die andere zwangsläufig falsch sein.
Ist es da nicht besser, wenn "Jünger" der jeweiligen Theorie unabhängig voneinander weiter forschen und beobachten, bis mans wirklich herausgefunden hat? Wenn ja, dann brauchts keine Prüfung/Lehre/Ausbildung in eine bestimmte Richtung, bis man sich sicher ist.

Und die Laminae war ja nur EIN Bereich innerhalb der divergierenden Theorien.

Grüße

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Re: Laberthread - hier gibts kein off topic *ggg*

Beitrag von Martin » Fr 9. Sep 2016, 20:03

kelte hat geschrieben:@ Mascha

Na klar kann man lehren, daß die Laminae existiert, aber wenn man offenbar noch nicht weis, wozu sie wirklich fähig ist, dann kann man daraus keine Bearbeitungsstrategie lehren. Würde sie wirklich das Pferd tragen können, dann gehört der Tragrand her, kann sie aber nicht tragen, dann gehört der Tragrand auf Sohlenniveau. Wie also soll man diese zwei absolut widersetzlichen Theorien lehren? Sagt man einmal das Eine ist richtig und dannn wieder das Andere? Stimmt eine Theorie, dann muß die andere zwangsläufig falsch sein.
Ist es da nicht besser, wenn "Jünger" der jeweiligen Theorie unabhängig voneinander weiter forschen und beobachten, bis mans wirklich herausgefunden hat? Wenn ja, dann brauchts keine Prüfung/Lehre/Ausbildung in eine bestimmte Richtung, bis man sich sicher ist.

Und die Laminae war ja nur EIN Bereich innerhalb der divergierenden Theorien.

Grüße
Das Problem der aktuellen Hufbearbeitung ist keineswegs die Einschränkung auf 3 oder meinetwegen 5 Theorien, so wie es in der Wissenschaft völlig üblich ist. Das Problem der Hufbearbeitung ist, dass völlig überholte Techniken und Theorien nicht als solche gekennzeichnet werden. Wir haben rund 30 Theorien und Bearbeitungsformen, oder anders gezählt, sogar mehr als 50. Wir bemühen uns gar nicht erst zur Konsolidierung, weil jeder so weiterarbeiten will, wie er es gelernt hat oder meint es zu wissen.

Dabei könnten wir mal locker 80 % aller Behauptungen rund um Hufe einfach als das markieren was sie sind, überholt oder sogar Blödsinn.

Es gibt namhafte Beispiele:

Es wäre an der Zeit zu erklären, dass die Fesselstandstheorie, so wie sie gelehrt wird, allein anatomisch nicht belegbar ist. Die wichtigste Grundannahme, dass P1 bis P3 strikt linear laufen, wird durch keine einzige Röntgenreihenuntersuchung bestätigt. Alle die das versucht haben, kommen zu einem anderen Ergebnis. Wenn aber eine wichtige Grundannahme einer Theorie nicht belegbar ist, gar wiederlegt wird, ist die Theorie als unzureichend einzustufen. Aber das passiert nicht.

Nehmen wir ein anderes Beispiel: Mal angenommen Anz hätte mit der Definition der idealen individuellen Trachtenlänge Recht. Dann erübrigen sich ganz viele andere Theorien. In der Wissenschaft würden sich jetzt Experten daran machen um die Theorie zu widerlegen oder eben zu beweisen. Würde bewiesen, dass Anz Recht hat, wären die anderen Theorien erstmal weg vom Fenster bzw. müssten sich in diesem Punkt anpassen. Aber das passiert nicht, weil zu viele Richtungen kein Interesse an der Änderung ihrer Vorgehensweise haben.

Kathy hat schöne Beispiele dafür genannt, dass Hufleute sich weigern mal rechts und links über den Tellerrand zu schauen. Statisch betrachtet, sind eben viele Behauptungen schlichtweg Blödsinn oder zumindest sehr unwahrscheinlich. Interessiert aber keinen. Biologisch schmunzel ich auch oft genug, wenn ganze Systeme als nicht relevant angesehen werden, stattdessen das Pferd auf Knochen, Bänder und Sehnen reduziert wird. In der Mißachtung von Erkenntnissen sind wir in der Hufbearbeitung ganz besonders gut!

Diese Art der Freiheit in Theorie und Bearbeitung führt primär zu Chaos und nur zufällig zur Erkenntniss. Wir wären viel weiter, würden wir anders agieren.

Martin

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Re: Laberthread - hier gibts kein off topic *ggg*

Beitrag von kelte » Sa 10. Sep 2016, 07:24

Servus Martin!

Das markieren, bzw entlarven von falschen Theorien ist wirklich eine gute Idee, wenngleich ich wie du glaube, daß es schwer werden wird.
Man sieht das ja schon im ganz Kleinen. Obwohl z.B. seit Jahrzehnten bekannt ist, daß die Hufwand keine Feuchtigkeit von Außen aufnehmen kann, wird gewässert, gepinselt und geschmiert.

Auch ich bin nicht wirklich überzeugt, daß die derzeitige vollkommen ungeregelte Situation besonders gut ist, ich empfinde sie nur als die einzig Mögliche. Irgendwann wird eine Bearbeitungsrichtlinie so gute Erfolge erzielen, daß sie ganz von selbst die Anderen verdrängt.
Würde man aber jetzt schon einer bestimmten Theorie den Vorzug durch irgend eine Art von Prüfung geben, dann wäre die freie Weiterentwicklung sicher gehemmt.

Grüße

Martin
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Re: Laberthread - hier gibts kein off topic *ggg*

Beitrag von Martin » Sa 10. Sep 2016, 08:18

kelte hat geschrieben:Servus Martin!

Das markieren, bzw entlarven von falschen Theorien ist wirklich eine gute Idee, wenngleich ich wie du glaube, daß es schwer werden wird.
Man sieht das ja schon im ganz Kleinen. Obwohl z.B. seit Jahrzehnten bekannt ist, daß die Hufwand keine Feuchtigkeit von Außen aufnehmen kann, wird gewässert, gepinselt und geschmiert.

Auch ich bin nicht wirklich überzeugt, daß die derzeitige vollkommen ungeregelte Situation besonders gut ist, ich empfinde sie nur als die einzig Mögliche. Irgendwann wird eine Bearbeitungsrichtlinie so gute Erfolge erzielen, daß sie ganz von selbst die Anderen verdrängt.
Würde man aber jetzt schon einer bestimmten Theorie den Vorzug durch irgend eine Art von Prüfung geben, dann wäre die freie Weiterentwicklung sicher gehemmt.

Grüße
Es kommt immer darauf an, ob man Theorien als Dogmen versteht oder eben als Schritt zum nächsten Erkenntnisprozess. Das Problem hat die Wissenschaft auch.
Wegner wurde z.B. von vielen verlacht, als er seine Theorie der Kontinentalverschiebung veröffentlichte und Barbara McClintock bekam erst 50 Jähre später den Nobelpreis, weil sie mit ihren Erkenntnissen der Zeit weit voraus war, sie gar nicht verstanden wurde. In diesem Fällen wurde die damalige Erkentnis zum Dogma erklärt, was immer schädlich ist.

Aber alle diese Risiken eine strukturierten Entwicklung rechtfertigen meines Erachtens nicht das Chaos in den Huftheorien und in der Ausbildung.

Martin

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Re: Laberthread - hier gibts kein off topic *ggg*

Beitrag von Mascha » Sa 10. Sep 2016, 10:31

kelte hat geschrieben: Na klar kann man lehren, daß die Laminae existiert, aber wenn man offenbar noch nicht weis, wozu sie wirklich fähig ist, dann kann man daraus keine Bearbeitungsstrategie lehren. Würde sie wirklich das Pferd tragen können, dann gehört der Tragrand her, kann sie aber nicht tragen, dann gehört der Tragrand auf Sohlenniveau. Wie also soll man diese zwei absolut widersetzlichen Theorien lehren? Sagt man einmal das Eine ist richtig und dannn wieder das Andere? Stimmt eine Theorie, dann muß die andere zwangsläufig falsch sein.
Ist es da nicht besser, wenn "Jünger" der jeweiligen Theorie unabhängig voneinander weiter forschen und beobachten, bis mans wirklich herausgefunden hat? Wenn ja, dann brauchts keine Prüfung/Lehre/Ausbildung in eine bestimmte Richtung, bis man sich sicher ist.

Und die Laminae war ja nur EIN Bereich innerhalb der divergierenden Theorien.
Ja, ich finde, man sollte beliebig viele Theorien zu beliebig vielen Themen gleichzeitig lehren, wenn noch nicht abschließend geklärt ist, wie etwas wirklich funktioniert. Nur weil man eine Theorie erläutert, bedeutet das ja nicht, dass man von der Richtigkeit überzeugt ist. Welche Theorie jeder für die wahrscheinlichste hält, oder ob er eine eigene entwickelt, ist jedem selber überlassen. Aber durch das Lehren der bislang gesicherten Fakten und der daraus bereits abgeleiteten Theorien, wird immerhin für einen einheitlichen Wissensstand gesorgt, sodass es weniger passiert, dass Theorien und daraus Praktiken entwickelt werden, die die aktuelle Faktenlage völlig ignorieren.
Viele Grüße, Mascha
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Beitrag von kelte » Sa 10. Sep 2016, 15:03

@ Mascha

Ich bin nicht sehr zuversichtlich, daß ein halbwegs "einheitlicher Wissensstand" es auch nur ansatzweise verhindern kann, daß sich immer wieder Jemand findet, der bereits erwiesene Fakten ignoriert. Wie anders könnten sich sonst so viele Kamellen in der Hufbearbeitung (und in der gesamten Pferdewelt) halten.

Aber wie schon geschrieben, ich denke, daß sich mit etwas Eigenverantwortung und gezielter Auswahl der Pferdebesitzer die Hufbearbeitungen durchsetzen werden, die die besten Erfolge bringen. Auch wenns noch etwas dauern wird.

Grüße

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