Ansicht zu Hufen vom "Experten"

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FraukeBF
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Re: Ansicht zu Hufen vom "Experten"

Beitrag von FraukeBF » Fr 30. Mär 2012, 09:16

Martins Statement aus der klassischen Schmeidesicht finde ich auch vollkommen schlüssig und logisch und das daraus resultierend andere Fußungsziel des klassischen Schmiedes.

Die Trachtenlandung beim Barhuf sehe ich weniger als klassische Trachtenlandung mit anschliessendem Klappeffekt der Sohle, eher als minimal schnelleres Auffussen im Trachtenbereich, der dann aber in seiner Funktion als Dämpfungsapparat sich leicht weitet und das Hufinnere somit sanft einsinken lässt wie auf einer Sportmatratze und somit nicht klappt.
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Martin
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Re: Ansicht zu Hufen vom "Experten"

Beitrag von Martin » Fr 30. Mär 2012, 09:24

saskia hat geschrieben:
Denn mit einem Eisen erzeuge ich bei einem Pferd eine relativ harte Klappbewegung des Hufes...
Das ist verständlich, und auch, dass lange Schenkel am Eisen das Problem noch verschlimmern. Zumal das Pferd sich dann wohl auch gern die Eisen abtritt, wenn die Schenkel so lang sind.

Aber bezüglich Klappbewegung hab ich mich eben auch schon gefragt, ob das dem Barhuf so gut tut oder ob eine plane Landung gelenkschonender wäre? Oder wenn schon Trachtenlandung : wieviel? So dass man es auf ebenem Boden mit blossem Auge erkennen kann? Oder so, dass es wie plan wirkt und nur mit highspeed-cams nachgewiesen werden könnte?
Hast Du das neue Buch von Pete Ramey? Da steht im Kapitel I drin, warum nach Prof. Bowker eine Landung auf der Trachte eigentlich logisch ist. Bowker postuliert da, neben der mechanischen, eine hydraulische Stoßdämpfung. Sie würde einiges erklären, was man sich mit den rein mechanisch begründeren Modellen nicht erklären konnte.´Das kann man dann nun glauben oder auch nicht. Andere Modelle erscheinen mir im Moment unlogischer bzw. noch weniger begründet als dieses Modell.

Mit dem Sehen ist das so eine Sache. Bei vielen Pferden sieht man es sofort, bei anderen aber nicht und da hilft tatsächlich erst die Zeitlupe.

Wir hatten mal ein Barhufpferd, bei dem die Schmiedin, der TA und ich uns absolut sicher waren, dass sie mediolateral klappt, was weder Hufschmied, noch Barhufpfleger noch Tierarzt wollen. Die Zeitlupe ergab aber ein absolut korrekt fußendes Pferd, denn im letzten Moment fußte das Tier in dieser Ebene dann doch plan auf. Das Pferd hatte eine etwas komplizierten Bewegungsablauf, den wir mit unseren Augen nicht mehr auflösen konnten.

Martin

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charlsey
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Re: Ansicht zu Hufen vom "Experten"

Beitrag von charlsey » Fr 30. Mär 2012, 11:09

Man kann sich die hydraulische Stoßdämpfung wahrscheinlich ein wenig so vorstellen wie bei der Gabel eines Motorrades beim Bremsvorgang, auch wenn das ein wenig hinkt, da das pferd ja nicht mit seinen Knochen in die Hufkapsel eintaucht :lol: , nur bezogen auf die Blutverteilung (das ging doch durch die Anastomosen, oder?????) Bei der Auffußung mit der Trachte weitet sich der Apparat leicht, die Stoßenergie wird "sanft" abgefangen und schont so entsprechend die darüber liegenden Gelenke. Und durch dieses "Eintauchen" in den Trachten/Hufpolsterbereich verteilt sich der Druck über die Blutverteilung im Gefäßnetz und das Abklappen ist auch nicht so hart, als wenn es ungefiltert über Eisenschenkel kippt. ... Dazu noch die mechanische Dämpfung durch die Konsistenz der Polster.
Viele Grüsse,

Claudia

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Pferdefreund
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Re: Ansicht zu Hufen vom "Experten"

Beitrag von Pferdefreund » Fr 30. Mär 2012, 22:14

ich glaube ein grosser Teil des Problems ist dass keine der Studien wirklich absolut gesunde Hufe verwenden. Denn die sind heutzutage Mangelware. Wer das neue Pete Ramey Buch hat hat vielleicht gesehen dass selbst bei den aeusserlich gesund aussehenden Hufen bei den Brumbys in Australien (besonders die die viel auf hartem Boden unterwegs sind), Hinweise fuer chronische Lamitis zu finden sind, obwohl der Huf ausserlich genau so aussieht wie die NHC Menschen den gerne als Modell vorstellen. Diese Pferde leben zwar wild, aber das Wuestenhabitat ist eigentlich nicht fuer sie gemacht.
Ich kann aus meiner Beobachtung folgendes sagen. Mein Wallach landet im zuegigem Schritt 100% auf seinen Trachten und Strahl. Es sieht sogar mit blossem Auge so aus als ob die Zehe bis hin zu den Quarters irgendwie aktive gehoben wird, bevor sie den Boden beruehrt, so wie das manche Dressurpferde machen im Starken Trab, falls ihr wisst was ich meine. Ich muss mal ein Filmchen machen, in echt und in Zeitlupe wuerde mich selber interessieren. Denn meine Stute hat eine total andere Landung, seitlich ueber die lateralen Hufwaende und dann erst hinten in die Trachten. Ich habe auch meine Nachbar's Pferde (10 an der Zahl) beobachtet, da landet keiner so wie mein Wallach, aber auch jedes einzelne Pferd hat irgendein Problem mit den Hufen. Ich glaube es gibt hier in der Umgebung kein Pferd das so gesunde Hufe hat wie er, nie lahm, ueber Stock und Stein, nie Eisen, nie Boxenhaltung, immer gutes und ausreichend Futter. An einem solchen Pferd muesste man mal studieren, glaube ich.

saskia
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Re: Ansicht zu Hufen vom "Experten"

Beitrag von saskia » Fr 30. Mär 2012, 23:38

dass keine der Studien wirklich absolut gesunde Hufe verwenden
Da ist wieder die Frage : WAS ist "gesund"? Wer legt das fest, was gesund ist und wann etwas krankhaft ist? Genausogut könnte man sagen : der moderne Mensch hat keine gesunden Füsse mehr. Unphysiologische Schuhe, viel zu wenig Laufbewegung, zuviel Stillsitzen usw, - folglich sind alle unsere Füsse krank, weil wenn wir einen strammen Tagesmarsch machen müssten über schwieriges Gelände, könnten wir am nächsten Tag keinen Schritt mehr gehen. ABER wir laufen alle. Wir könne das Laufpensum in unserem Alltag schmerzfrei schaffen, notfalls mit angepassten Schuhen/weichen Socken, was auch immer.

Und genauso könnte man sagen : wenn unsere Pferde schmerzfrei (lahmfrei) auf Weichboden laufen und wir für Hartboden eben Hufschuhe anziehen, mit oder ohne Polster, dann ist der Huf "gesund", weil er für das was er leisten muss, ausreicht.

Und wenn die Wildpferde einen äusserlich gesunden Huf haben, sich damit in ihrem Lebensraum lahmfrei bewegen können, dann ist das doch prima? Nach welchen Kriterien wird da ein "kranker" Huf diagnostiziert? Und wer hat diese Kriterien festgelegt? Mit welcher Begründung?
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Re: Ansicht zu Hufen vom "Experten"

Beitrag von Pat » Sa 31. Mär 2012, 09:12

Deshalb spricht man auch von einer "relativen Gesundheit" und nicht von einer "absoluten Gesundheit". ;)

Diese chronische Laminitis bei den Brumbys der Wüstengegend wurde auch erst nach deren Tod beim Sezieren gesehen. Ihr hartes Leben (Wasser nur alle 2-4 Tage, tägliche Märsche bis zu 55km) haben die schon gut gewuppt und waren recht gut angepasst, hinterließen aber ihre Spuren.

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Re: Ansicht zu Hufen vom "Experten"

Beitrag von SilentDee » So 1. Apr 2012, 01:17

Genau diesen Gedanken zur Wasserversorgung bei den Brumbys hatte ich auch.
Wasser beeinflusst Blutwerte, Säure-Basen-Haushalt, alles mögliche... Ich vermute, dass die Zerreissungen in den Lamellen vielleicht sogar daher kommen.

Zu dem Trachtenhorn beim Rehehuf:
Ich versuche, die Entzündung möglichst schnell zu beruhigen, damit dann rundum wieder gutes Horn (Qualität) nachwachsen kann, denn während des akuten Schubes rotiert ja meist das Hufbein (und/oder sinkt ab), d.h. die Lamellenschicht trennt sich. Also ist es für die Heilung existentiell wichtig, neues Horn ab dem Schub mit intakter Lamellenschichtverbindung von oben (Kronlederhaut) gebildet zu bekommen. Das alte Horn ist ja "kaputt in seiner Hufbeinaufhängung".

Und wenn dann das Horn, was seit dem Schub nachwächst, im Trachtenbereich den Boden berührt, dann ist im Trachtenbereich die Lamellenschicht unten wieder komplett zu, und ab dann geht auch das abgesunkene Hufbein wieder hoch. Die Rotation bekämpft man ja schon vorher...
Und ab dem Moment ist das Pferd aus dem doofen Gehen spätestens raus. Weil es wieder echten Halt hat mit dem Hufbein... Und das alte Horn von vor dem Schub, was ja die entzündete Lamellenschicht hatte, ist dann im hinteren (stoßdämpfenden Bereich) schon mal weg. Und eigentlich hat man dann gewonnen, denn die Zehe rund halten ist ja dann keine Anstrengung mehr.


Ich imitiere Hartbodenabrieb, um möglichst hartes Horn zu bekommen. Ich will ja erreichen, dass der Huf mit harten und auch abriebintensiven Böden klar kommt.

Ob da nun Blutgefäße abgedrückt werden, kommt auf die individuelle Situation an. Wenn einseitig belastet wird, meist eher nicht. ;) Alle Pferde, die mir mit einer extremen einseitigen Belastung vorgestellt werden, haben an der mehrbelasteten Seite eher hochgedrückte Kronränder mit steilen Wänden, die aus härterem Horn bestehen... Das mekrt man beim Raspeln und schneiden. Bei Hufbeinabsenkung evtl., da kann es schon zu Druckatrophien kommen.


Lieben Gruß

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Re: Ansicht zu Hufen vom "Experten"

Beitrag von saskia » So 1. Apr 2012, 12:08

Und wenn dann das Horn, was seit dem Schub nachwächst, im Trachtenbereich den Boden berührt, dann ist im Trachtenbereich die Lamellenschicht unten wieder komplett zu
Ich dachte bisher, dass meist im Trachtenbereich gar keine Trennung der Lamellenschicht vorkäme, d.h. WENN sie sich auch da trennt, wäre ja ein Ausschuhen zwangsläufige Folge? Meist trennt sie sich doch nur an der Zehe/vordere Seitenwandbereiche, weshalb es zur "Rotation" kommt, weil's hinten eben noch "festhängt" und sich vorne gelöst hat? Andererseits - bei 'ne Absenkung trennt sie sich wahrscheinlich doch rundum. Dann wäre die Verschlimmerung der vorderen Ablösung, wenn's hinten noch festhängt > Hufbeindruchbruch, und bei 'ner Absenkung mit rundum ablösen > Ausschuhen? Oder was sind die "Voraussetzungen" zum Ausschuhen?
Ich imitiere Hartbodenabrieb, um möglichst hartes Horn zu bekommen. Ich will ja erreichen, dass der Huf mit harten und auch abriebintensiven Böden klar kommt.
Das hab ich auch so gehört, aber je mehr ich drüber nachdenke : funktioniert das eigentlich wenn das Pferd weiterhin auf Weichboden steht? Denn der Huf braucht zum Umbau ja nicht nur Abrieb, sondern auch Druck, und den bekommt es beim Weichboden nicht so extrem. Ich hab gelesen, dass kleine abgerundete Hartbodenhufe mit kurzer Zehe sogar schlechter mit Weichboden zurechtkommen, weil der Huf mit der kurzen Zehe vorne zu tief einsinkt und somit die Hufrollenregion mehr oder weniger gequetscht würde, und das Laufen wär mühsamer (und evtl dann Sehnenschäden). Daher baut sich der Huf von Hartbodenpferden dann wohl auch schnell um (grössere Auflagefläche zum Boden), wenn sie dauerhaft auf Weichboden stehen. Wenn man nun aber diesen Umbau ständig durch nachraspeln verhindert...?

Sorry für's Löcher in den Bauch fragen, aber das ist alles so kompliziert, und man möchte es gern optimal machen, aber auch wieder nicht über's Ziel hinausschiessen und dem Pferd schaden....
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Re: Ansicht zu Hufen vom "Experten"

Beitrag von SilentDee » So 1. Apr 2012, 17:57

Ich denke, es kommt darauf an, was man eigentlich als Ziel hat.

Ein Weichbodenhuf, der im Gelände Hufschutz benötigt, oder eine Mischform, die mit beidem leidlich klar kommt, oder echten Hartbodenhuf.

Ich baue lieber den Wohnort um, als nur weichen Boden zu haben. Wir haben einen Offenstall mit verschiedenen harten und weichen Böden. Da bauen die Hufe sich eh zu einer Mischform von selbst, der Abrieb, der imitiert wird, macht den Huf dann Hartboden-ähnlicher. Und unsere laufen über jeden Boden, auch lange Ausritte...

Ich finde sehr weiche und tiefe Böden als nicht pferdegerecht. Denn weiche und tiefe Böden belasten die Sehnen ja schon sehr...

Beim Ausschuhen ist die Lamellenschicht derart entzündet, dass sie sich ablöst. Bei den Absenkungen und Rotationen ist sie auseinander gezerrt...

LG

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Re: Ansicht zu Hufen vom "Experten"

Beitrag von saskia » Di 3. Apr 2012, 12:45

Um mal wieder zum Thread-Thema zu kommen : mir fiel heute morgen eine Geschichte ein....
Anfang letzten Jahres schrieb jemand in einem Forum, dass zu niedrige Trachten Probleme weiter oben im Bewegungsapparat auslösen können. Ich hatte zu der Zeit bereits viel über NHC gelesen und wie wichtig kurze Trachten wären, und war nun etwas beunruhigt : wann sind Trachten ZU kurz? Per PN und dann per mail unterhielt ich mich mit der Betreffenden weiter. Sie erzählte mir von einem Buch, geschrieben von einer Osteopathin, die darin beschreibt, wie zu kurze Trachten verhindern dass die Röhrbeine beim Ruhen senkrecht gestellt werden können, die "Einrast-funktion" in den Gelenken nicht mehr gegeben ist und das Pferd mit rückständigen Beinen unter Muskelanspannung stehen muss und welche Folgeprobleme daraus entstehen. Letztlich war das Forenmitglied so nett, mir die entsprechenden Buchseiten zu scannen und per mail zukommen zu lassen (leider weiss ich nicht mehr, welches Buch/Autor, da ich nach dem Lesen die Sachen als nicht-aufbewahrenswert gelöscht hatte. War ein ziemlich teures Buch, glaub ich, weswegen ich es mir auch nicht selbst gekauft hätte und daher sehr froh war über die 2-3 Seiten scans.)

Die betreffenden Seiten erklärten alles sehr genau und ausführlich, versehen mit deutlichen Skizzen, alles gut verständlich und einleuchtend, nur..... die Skizzen zeigten deutlich zu lange, untergeschobene Trachten...... und da lag der Hase im Pfeffer, denn daraus resultiert ja tatsächlich die Kettenreaktion der Probleme. Im Text war aber ständig die Rede von "zu kurzen" Trachten. Ich find's schon traurig, dass in solchen - ansonsten sicher hochwertigen und kompetenten - Fachbüchern von Profiautoren solche Fehler stehen. Wer sich so ein teures Buch kauft, hat sicher ernsthaftes Interesse an der Gesundheit seines Pferdes bzw seiner Kundenpferde, denn evtl werden sich auch Profis (THP, Hufpfleger o.ä.) mit sowas weiterbilden wollen. Und wenn den Lesern dann eingebleut wird, sie hätten die untergeschobenen Trachten mit allen Mitteln NOCH höher zu kriegen.....

Wenn ich so drüber nachdenke, ist das mit der "Trachtenhöhe" wohl auch mal ein Missverständnis bei meinem Schmied gewesen. Nachdem ich mir einige Kenntnisse angelesen hatte, hab ich das diskutieren angefangen, d.h. ich wollte ihm natürlich nicht sagen was er zu tun hat, sondern hab versucht, ihn durch interessierte Fragen ("warum macht man das so, und was passiert, wenn man es anders machen würde...") zum Nachdenken und Umdenken anzustubsen. Eines Tages hatte ich das Gefühl, er hätte sich zu NHC schlau gemacht, denn er hat - völlig gegen seine sonstige Methode - dem Pferd den Wandüberstand rundum auf Null runtergeraspelt. Beim nächsten Termin musste ich ihm leider sagen, dass mein Pferd tagelang extrem rückständig gestanden hätte nach der vorigen Bearbeitung (wie ich später lernte, wahrscheinlich durch zu plötzliche Belastung der Strahlregion). Da hat er vermutlich gedacht, 'siehste, NHC ist Mist, Pferd steht schlechter', und hat fortan wieder ca 1 cm (!) Wandüberstand an der Trachte gelassen.... wie es dann knapp vor der nächsten Bearbeitung aussah, daran wage ich gar nicht mehr zu denken. Ich hatte die Intervalle mit Not und Mühe auf 7 Wochen runterdiskutieren können, und um NOCH öfter zu kommen, dazu war er nicht zu bewegen. (Daher werde ich auch immer sauer, wenn in Foren den Leuten pauschal vorgeworfen wird, sie würden aus Geiz den Bearbeiter zu selten kommen lassen und der Bearbeiter sollte die Leute überzeugen, dass kürzere Intervalle nötig sind, und sich notfalls weigern, das Pferd weiter zu bearbeiten wenn der Besi nicht häufiger bearbeiten lassen will. Bei uns war's andersrum, und ich weiss von einigen Fällen, wo es genauso war, dass der HS sich weigert, "nur wegen einem Pony/Freizeitpferd" öfter als alle x-Monate zu kommen.
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