Als profi "schlecht/gut" beurteilt werden

Alles, was sonst nirgendwo reinpasst
Benutzeravatar
Grisouillus
Beiträge: 34
Registriert: Mo 18. Nov 2013, 06:46
Einzugsgebiet: Freising - Region München
Service: Hufpflegerin nach NHC
Wohnort: Freising
Kontaktdaten:

Als profi "schlecht/gut" beurteilt werden

Beitrag von Grisouillus » Do 8. Mai 2014, 15:50

Guten Tag an alle,

Ich bin fast fertig mit meiner Ausbildung zum Hufpfleger und seit einige Monate fange ich langsam eine Kundschaft aufzubauen.
Es ist ja wichtig die Kunden glücklich zu halten - mit einer qualtitativ hochwertiger Leistung - wenn möglich, schon klar.
Aber...
Macht es sinn, nach der erste Hufpflegetermin, einen Hufbearbeiter als schlecht oder gut zu bezeichnen?
Macht es sinn, 3 Monate nach der Umstellung von Beschlag auf Barhuf, einen Hufbearbeiter als schlecht zu bezeichnen, weil das Pferd immer noch fühlig läuft?
Habt Ihr auch erlebt dass, einige Osteopathe, systematisch den Hufpfleger kritisieren ?
Bin ich zu empfindlich? Brauche ich nur ein dickes Fell?

Ihre Meinung nach ?

VLG, Murielle

aniwa
Beiträge: 53
Registriert: Do 27. Jun 2013, 16:48
Einzugsgebiet: DEG, PA, FRG, REG, CHA
Service: gewerbliche Hufpflege
Wohnort: 945 - in den Tiefen Niederbayerns

Re: Als profi "schlecht/gut" beurteilt werden

Beitrag von aniwa » Do 8. Mai 2014, 16:15

Dickeres Fell zulegen. ;-)

Natürlich ist es nicht toll, nach einer Bearbeitung eine vollumfängliche Beurteilung (durch einen Laien) zu erfahren. Und solange man nicht totalen Mist gebaut hat, ist das m.E. auch nicht möglich.
Ändern wirst du es aber nicht können. Gerade in Zeiten des I-nets, wenn die Leute sofort nach der Bearbeitung Fotos in diversen Foren zeigen, tausend andere Meinungen auf den PB eingehen oder sogar sofort nach Bearbeiterwechsel geschriehen wird, weil die Arbeit ja doch so katastrophal sei. Da wird die Meinung des PB schnell gebildet. Und kein PB will ja etwas falsch machen. und wenn alle anderen (ganz egal ob im Internet oder im Stall) sagen, der macht schlechte Arbeit, dann ist da wenig Spielraum für eine eigene (andere) Meinung [! Vorsicht. Hier wurde verallgemeinert!]

Genauso wenig wirst du verhindern können, dass andere Fachrichtungen sich ein Urteil über die Hufe bilden bzw. dies kundtun.

Ich denke das Beste ist, dem PB die eigene Arbeit zu erklären. wieso mache ich was. Wenn er das versteht, dann kann er es nachvollziehen und (weitere) Kritik vlt. besser beurteilen.
Wenn nicht - naja, man kann nicht jeden Kunden glücklich machen

Benutzeravatar
Feuerhuf
Beiträge: 603
Registriert: Fr 13. Dez 2013, 20:17
Service: Funktionelle Barhufbearbeitung, Hufschuhe, Klebebeschläge, Thermografie, "schwierige Pferde", Lehrgänge mit und ohne Bearbeitung

Re: Als profi "schlecht/gut" beurteilt werden

Beitrag von Feuerhuf » Do 8. Mai 2014, 20:28

Lass es mich mal so sagen:
Hufbearbeitung bedeutet Psychotherapie fürs Pferd und für den Besitzer besser Besitzerin.
ich nehme z.B. keine Kunden an die nicht gewillt sind zu verstehen warum ich etwas tue und die nichts lernen wollen. Jede meiner Hufbearbeitungen ist eine kommentierte Lernstunde für den Besitzer. Wer nur jemand zum Ausschneiden sucht hat die freie Auswahl auf dem Markt und wird auch nie die Qualität zu schätzen wissen.
Wenn Du erst von den ersten Schmieden auf Kundenwunsch Pferde übernommen hast weil es manchmal sogar dem uninformiertesten Kunden auffällt das irgendetwas nicht ganz stimmt wirst Du sowieso zerrissen und mies gemacht. Wir Hufpfleger haben ja noch nicht mal eine richtige Ausbildung und tummeln uns nur so unter ferner liefen.
Wenn Du gut bist und fundiert anatomisch und von der Bearbeitung allgemein verständlich berichten kannst, Deine Prognosen eintreffen und das kann sehr wohl auch der Verweis auf eine temporäre Fühligkeit sein, wird Dein Name innerhalb eines Jahres als Geheimtipp gehandelt werden.
An einem Satz den Du als Motto nehmen kannst, sollst du Dich immer messen lassen. Ein Pferd muss nach der Bearbeitung gleich gut oder besser laufen können.

Benutzeravatar
Laddie
Beiträge: 1670
Registriert: Mo 2. Apr 2012, 08:59
Einzugsgebiet: Ruhrgebiet, Münsterland, Radius ca. 60 km um Recklinghausen
Service: Hufbearbeitung für Pferde, Ponies, Esel; Schulung für Kunden.
Wohnort: Recklinghausen
Kontaktdaten:

Re: Als profi "schlecht/gut" beurteilt werden

Beitrag von Laddie » Fr 9. Mai 2014, 08:55

Ob ich je ein dickes Fell bekommen werde weiß ich nicht. In den Jahren, in denen ich das Ganze in größerem Rahmen betreibe, ist mir wenig "Böses" passiert. Vielleicht knapse ich deshalb noch dran, wenn es dann mal passiert. Irgendwie treffen tut es mich immer, die Frage ist nur wie stark oder mit welchen Ängsten das dann für mich verbunden ist. Manches kann ich sehr schnell abhaken, manches nicht, wenn ich z.B. direkt angegangen oder ungerecht behandelt werde. Ich setze mich halt 100% für das ein, was ich tue.

Was mich schon mal nervt bzw. ich unmöglich finde, aber mich nicht sonderlich trifft, ist, wenn ich höre, daß jemand, der es nun wirklich nicht beurteilen kann, über meine Arbeit pauschal negativ spricht (oder in meinen Worten dumm rumlabert). Ich würde mir das ungefragt nicht erlauben weil ich finde, daß sich das nicht gehört. Und dabei bleibe ich auch.
Wenn die Leute mir dann auch noch bekannt sind und mich persönlich kennen (und lustigerweise wohl nicht vermuten, daß das bis zu mir durchdringt), finde ich das noch unmöglicher. Gerade unlängst geschehen :mrgreen:

Aber ich denke auch, daß man mit den Jahren Sicherheit gewinnt, wenn man in der Lage ist, aus Fehlern zu lernen und ansonsten gute Arbeit zu leisten. Idioten wird man leider immer begegnen; ich sehe das als Übung ;)
Zuletzt geändert von Laddie am Fr 9. Mai 2014, 13:45, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße, Ariane

Benutzeravatar
Grisouillus
Beiträge: 34
Registriert: Mo 18. Nov 2013, 06:46
Einzugsgebiet: Freising - Region München
Service: Hufpflegerin nach NHC
Wohnort: Freising
Kontaktdaten:

Re: Als profi "schlecht/gut" beurteilt werden

Beitrag von Grisouillus » Fr 9. Mai 2014, 09:13

Ich stimme zu. Danke an alle :) Alles was ich gelesen habe mich beruhigt .

Ich Erkläre wie ich arbeite und nach der Hufbearbeitung, lasse ich immer das Pferd laufen - auf allen Boden Art wenn möglich - und der Besitzer/in gibt sein Gefühl. Ich habe noch kein Pferd lahm oder fühlig gemacht.
Die selbsichereit wird wahrscheinlich mit der Zeit kommen.

Ich habe aber schon leider die Verleumdung erlebt und von Leuten die ich jeden Tag im Stall treffe :(
Letzte Woche gab es Gerüchte, ein Pferd Eisen gebraucht hat weil ich seine Hufe so schlecht bearbeiten hätte :(.
Das Pferd hat ausschließlich gebraucht weil er vor der Kutsche geht und seiner Besitzer hat mir seine 4 anderen Pferdchen gegeben :D und damit total zufrieden ist.
Es sind einfach zickig und der Schaden ist da!

Puschel
Beiträge: 343
Registriert: So 5. Aug 2012, 19:19
Einzugsgebiet: Raum Ingolstadt - Eichstätt - Neuburg a.d.Donau - Neustadt a.d.Donau - Pfaffenhofen
Service: gewerbliche Hufpflege
Wohnort: Ingolstadt

Re: Als profi "schlecht/gut" beurteilt werden

Beitrag von Puschel » Fr 9. Mai 2014, 10:59

Mir als Anfänger und noch nicht ganz fertig ausgebildeter Hufpflegerin geht Kritik auch erstmal nahe, immerhin hängt da ja was dran und Fehler können auch unangenehme Konsequenzen für Pferd und Besitzer haben. Wenn allerdings quasi ungesehen gekrittelt wird und die Arbeitsweise als solche in Frage gestellt wird, denke ich muss man einfach darüber stehen, wenn man denn von seiner Arbeit überzeugt ist. Das wichtigste Kriterium sind dabei das Vertrauen des Besitzers und das Ergebnis am Pferd. Ich denke wenn man sich diese zwei Faktoren vor Augen hält und dabei selbstkritisch die eigene Arbeit betrachtet, kann man mit Kritik auch gut umgehen. Sollte allerdings einer der Faktoren nicht mehr gegeben sein, muss man wohl auf lange Sicht entweder seine Arbeit verbessern und/oder (je nach Situation) sich vom Kunden trennen. Ein Kunde, der kein Vertrauen hat und sich immer wieder von anderen Negativstimmen verunsichern lässt, ist dann vielleicht woanders besser aufgehoben.

Aber prinzipiell hoffe ich, mein Fell wird mit der Zeit auch dicker und man kann irgendwann trotz Kritik gut schlafen ;)
Akkreditiertes Mitglied der Wolf-Gang

aniwa
Beiträge: 53
Registriert: Do 27. Jun 2013, 16:48
Einzugsgebiet: DEG, PA, FRG, REG, CHA
Service: gewerbliche Hufpflege
Wohnort: 945 - in den Tiefen Niederbayerns

Re: Als profi "schlecht/gut" beurteilt werden

Beitrag von aniwa » Fr 9. Mai 2014, 11:03

Kein Mensch wird gerne kritisiert.
Es kommt allerdings drauf an, wie man mit Kritik umgeht - und auch wie sie rübergebracht wird.

Konstruktive Kritik, wie es so schön heißt, hilft den meisten vernünftigen, lernwilligen Menschen, sich weiter zu entwickeln.

"Lästern" hinter vorgehaltener Hand bringt nichts.

Ich halte zB gar nichts davon, die Arbeit meines Vorgängers schlecht zu machen. Selbst wenn ich durch die Momentaufnahmen, die sich mir vor Ort zeigt, der Meinung bin, der vorherige Bearbeiter hat Mist gebaut. Das sage ich nicht vor dem Kunden! Den Vorgänger kritisieren ist absolut unprofessionell. genau, wie die Arbeit andere Fachrichtungen zu kritisieren.

Leider machen das mehr als genug Leute und man kann selber nicht mehr machen, als sich korrekt verhalten, seine Arbeit gut ausführen und ein gute Verhältnis zu Besitzer und Pferd zu pflegen

Benutzeravatar
Wurzl
Beiträge: 1517
Registriert: Fr 21. Okt 2011, 07:18
Service: Planungsaufträge für Häuser und Ställe. Holzbau.
Wohnort: Rot an der Rot

Re: Als profi "schlecht/gut" beurteilt werden

Beitrag von Wurzl » Fr 9. Mai 2014, 21:17

Es kommt bei mir auch drauf an, von wem und wie die Kritik kommt. Meist ja im Zusammenhang mit ex- oder bald ex-Kunden.
Manchmal ist es mir völlig wurscht und ich denk mir eher "gut, dass ich da nicht mehr hin muss", es gibt genug zufriedene Kunden.
Manchmal fürchte ich um meinen schlechten ;) Ruf.

Und manchmal - wie unlängst geschehen - bekomm ich Dinge geschrieben, die ich frech und ungerecht(fertigt) finde. Das kann mir schon mal nahe gehen. Wenn man z.B. nicht ausreichend Infos bekommt, was und wo die Pferde arbeiten werden. Ob sie Hufschuhe haben. Wie sie beim letzten Mal liefen, ob sich was ändern soll ... Dann Email 2-3 Wochen später: "dies Pferd lief fast gar nicht mehr, das Pferd schlecht ... ". Da fragt man sich doch, wieso die nicht gleich anrufen und sich beschweren, sondern erst die (halbe) Wahrheit rausrücken, wenn ich penetrant nachfrage ...

Benutzeravatar
Grisouillus
Beiträge: 34
Registriert: Mo 18. Nov 2013, 06:46
Einzugsgebiet: Freising - Region München
Service: Hufpflegerin nach NHC
Wohnort: Freising
Kontaktdaten:

Re: Als profi "schlecht/gut" beurteilt werden

Beitrag von Grisouillus » So 11. Mai 2014, 07:50

Es wäre mir völlig Wurscht wenn ich eine grosse Kundschaft hätte.
Aber wie schnell man 100 Kunden gewinnt ? :?
Wenn ein Kunden entscheidet, man nicht fähig ist, nur weil "der Osteopathe/Tiearazt hat gesagt ... ", beeinflusst er alle herum. Es nervt.
Z.b ein Shetty hat sehrrrrrr schiefe Hinterhufe (innenseite ist steil, aussenseite weghebelt). Wenn ich raspele mehr als 2mm von der weghebelende Seitenwände, läuft der Shetty schon auf der Sohle. Sollte ich den Huf gerade machen nur weil "der Osteopathe/Tierarzt hat gesagt..."?

Benutzeravatar
Feuerhuf
Beiträge: 603
Registriert: Fr 13. Dez 2013, 20:17
Service: Funktionelle Barhufbearbeitung, Hufschuhe, Klebebeschläge, Thermografie, "schwierige Pferde", Lehrgänge mit und ohne Bearbeitung

Re: Als profi "schlecht/gut" beurteilt werden

Beitrag von Feuerhuf » So 11. Mai 2014, 08:56

Ein Osteopath besitzt rudimentäres und teils falsches Wissen über Hufe, ein Tierarzt in der Regel ein gutes anatomisches, jedoch was die Möglichkeiten betrifft ein sehr schmiedelastiges Wissen.
Wenn Du mit einem Tierarzt qualifiziert sprechen möchtest und nebenbei das Barhufwissen mit einfliessen läßt, solltest Du perfekt in der anatomischen Propädeutik der lateinischen Strukturbezeichungen und -Funktionen sein, sowie die Grenzen und Anwendung der tierärztlichen Diagnoseverfahren kennen, denn sonst wirst Du an die Wand gespielt. Du bist dann nur ein Barhufschnitzer der sehr weit unter dem Niveau eines Arztes und erst recht unter dem eines Schmiedes steht. Lieder ist der Schmied immer noch derjenige, der Pferde verdammt schnell, wenn oft auch nur temporär, zum Laufen bringt.

Antworten