Ich musste schon letzen Winter energisch werden, weil er - Geschäftsmann - seine drei Pferd aus Zeitmangel verfetten liess, und ausserdem noch die Termine sehr grosszügig handhabte (ich reite ja nicht, und die Eisen halten doch noch...). Zwei der drei Stuten waren zu dem Zeitpunkt bereits "foundered", und sie wiesen die klassischen EMS-Fettpolster auf. Ich warnte ihn vor dem, was zu erwarten war, gab ihm das Hufrehe-Buch von Rasch zu lesen, und machte ihn mit der Idee des Paddock Paradise bekannt. Im Lauf des Sommers besserte es etwas, aber heute waren die beiden wieder so miserabel dran... die eine hat einen manifesten Rehhuf gemacht, und die andere ist ebenfalls lahm, dazu sehen sie wieder aus wie Halter Class-Sieger. Und das waren mal Leistungspferde, die wohl zu den hundert best konditionierten Pferden in der Schweiz gehörten... mir standen wirklich die Tränen zuvorderst.
Leider ist der Typ weitgehend beratungsresistent. Er ist Späteinsteiger, und hat sich so weit ausgebildet, dass er seinem Hobby nachgehen kann. Mehr nicht, obwohl er seine Pferde von Herzen zu lieben meint. Die ganzen Zusammenhänge von EMS und Hufrehe versteht er nicht... ich habe schon überlegt, ob ich die Eisen abnehmen und ihm die Hufe ein, zwei Jahre machen soll, aber das bringe ich zeitlich nicht auch noch hin, und er wird keinesfalls akzeptieren, dass im Moment alle zwei Wochen ein Hufpfleger her sollte (so es denn einen brauchbaren in der Nähe gäbe -er wohnt recht abseits vom Schuss). Ausserdem ist die eine Stute recht rückenmordend (kein Wunder, wenn ihr die Füsse weh tun), und er wird sich auch nicht mit Schuhen abmühen wollen. Zu allem Elend interessiert sich seine Lebenspartnerin keinen Dreck für Pferde, und raubt ihm auch sonst eine Menge Energie. Daran scheitert auch das Paddock Paradise: er weiss nicht, ob er nach der Trennung das Haus aufgeben und umziehen will, also will er nichts mehr investieren. Klassischer Fall von "erfüllte Träume (Haus allein in der schönen Natur) werden manchmal zu Alpträumen".
Nun habe ich die Wahl: Druck machen, in Aussicht stellen, dass ich ihm die Freundschaft kündige, wenn er nicht massiv was ändert, und die Bemerkung fallen lassen, dass der Zustand bereits tierschutzrelevant sei (das funktioniert bei ihm gar nicht, da würde er vollständig blockieren);
oder erklären, erklären, erklären (kommt IQ-mässig nicht an) und die Hufbeschlagstermine jedesmal anmahnen (funktioniert halbwegs, aber scheitert zum Teil auch an den Schneeverhältnissen);
oder ihn und die Pferde fallen lassen und hoffen, dass man irgendmal in naher Zukunft einen Strich unter die Pferdehaltung machen kann (das schaffe ich nicht).
Ich bin echt verzweifelt, denn ich habe die Pferde früher auch reiten dürfen und viele schöne Erlebnisse mit ihnen gehabt. Ich weiss, dass ihr mir nicht helfen könnt, aber es tat gut, einmal Druck abzulassen... danke für's zuhören!
