Ein Hufkurs und seine Folgen

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TinaH
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Ein Hufkurs und seine Folgen

Beitrag von TinaH » Mi 16. Okt 2013, 12:05

Ein Hufkurs und seine Folgen…

Mitte Oktober trafen wir - eine bunte Gruppe mehr oder weniger weit gereister wissbegieriger Pferdebesitzer – uns zum zweiten Mal zu einem Hufkurs mit Pat Nastoll im mittelhessischen Seenbrücke. Bis auf 2 Teilnehmerinnen hatten wir anderen schon den letzten Kurs im vergangenen Jahr besucht und waren bereits hufiziert, die „Neulinge“ sind es spätestens seit dem Kurs dann sicher auch.

Nach einer kurzen Theorie-Vorbesprechung ging es auch direkt an die Pferde: Beurteilung des gesamten Pferdes, der Hufe von außen und unten und beim Vorführen im Schritt und Trab auf Asphalt. Es wurde gefachsimpelt über Zehen- oder Trachtenlandung, hebelnde Wände, übergelegte Eckstreben, lange Trachten und und und.

Für mich wurde es dann ernst, denn ich wollte das Beschlagen lernen. Ich bearbeite meine Pferde seit Anfang an (1993) schon selber und bin im Grunde meines Herzens ein ziemlich militanter Beschlagsgegner. Mein jüngster Wallach (9 jähriger Rheinisch Deutscher Kaltblüter) scheint mich aber eines Besseren belehren zu wollen, trotz optisch sehr guter Hufsituation läuft er stets mehr oder weniger fühlig (was ggf. stoffwechselbedingt sein könnte, da er homozygoter PSSM-Träger ist). Also soll es wohl so sein, ich muß das Beschlagen lernen, damit ich ausprobieren kann, ob man ihm mit einem Beschlag mehr Komfort verschaffen kann.

Pat erklärt, wie die Hufe für den Beschlag zubereitet werden müssen und ich schreite zur Tat, darin habe ich Übung, das ist für mich ja Alltag. Danach werden die Beschläge (vorne werden es Trotters, hinten bekommt er Duplos mit Seitenkappen) an den Huf angepasst und in den Beschlag Löcher für die Nägel vorgebohrt. Jetzt muß ich üben, mit dem Hufnagel die weiße Linie blind zu erspüren, was auch gar nicht so schwer ist wie gedacht! Dann probieren wir noch aus, wie mein Pferd reagiert, wenn man mit dem Hammer auf den aufgelegten Beschlag schlägt und schon geht’s los: Am ersten Huf schlägt Pat noch die ersten beiden Nägel ein, damit der Beschlag erstmal fixiert ist, dann bin ich dran. Nagel ins Loch, weiße Linie erspüren, Nagel rein hämmern, schnell die Spitze umlegen und weiter mit den Nächsten. Gar nicht so schwer – um nicht zu sagen, viel einfacher, als ich es mir vorgestellt hatte. Das Abknipsen der Nagelspitzen, Nietbett bereiten und Umnieten ist schnell gemacht – fertig ist der Beschlag und ich auch, denn anstrengend ist es irgendwie schon, wenn man ohne Aufhalter zum ersten Mal ein Kaltblut beschlägt…
Dennoch schaffe ich es, meinen Wallach mit 4 Beschlägen zu versehen und bin glücklich, daß das Nageln für mich nun viel von seinem Schrecken verloren hat. Vielen Dank dafür an Pat!
Auch mein Wallach scheint glücklich, denn er läuft mit dem Beschlag sehr locker und unheimlich raumgreifend…

Die restlichen Pferde wurden barhuf bearbeitet und es war wie immer sehr interessant und lehrreich, die unterschiedlichen Pferde zu beurteilen und dann entsprechend zu bearbeiten. Wir konnte uns eine recht große Bandbreite unterschiedlicher Hufe anschauen und beurteilen. Vom Jährling über zeitlebens barhuf laufende Pferde in den besten Jahren bis zum ehemals beschlagenen Pferd in der aktuellen Umstellungsphase. Die meisten Teilnehmer hatten schon Erfahrung in der Hufbearbeitung, einige hatten aber beim Kurs zum ersten Mal eine Raspel oder ein Messer in der Hand.

Unsere Gastgeber Andrea und Carlos sorgten Bestens für die nötige Infrastruktur für so einen Kurs und Carlos bekochte uns so gut, daß das Arbeiten nach der Mittagspause doch sehr schwer fiel.

Einige Impressionen vom Kurs [Fotos: C. Austen (7) und T. Heep (4)]:

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Man sieht dem Bild nicht an, daß ich das zum ersten Mal mache

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Der letzten Nagel

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Das Ergebnis

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Meine Wenigkeit, Danny und die Kursleiterin Pat nach dem ersten aufgenagelten Beschlag

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Für hinten hatte ich passende Duplos dabei, mittlerweile gibt es noch größere, die ich beim nächsten Beschlag auch vorn verwenden kann

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Die Hufsituation eines der Teilnehmerpferde wurde vor und nach der Bearbeitung dokumentiert

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Fribi-Huf VOR der Bearbeitung (vorn links von lateral)

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Fribi-Huf VOR der Bearbeitung (vorn links)

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Fribi-Huf NACH der Bearbeitung (vorn links von lateral)

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Fribi-Huf NACH der Bearbeitung (vorn links)
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Re: Ein Hufkurs und seine Folgen

Beitrag von aswat » Mi 16. Okt 2013, 21:40

ach schön! Das deckt sich ja 1 zu 1 mit unserem hufkurs am vergangenen Wochenende mit Martin. Tolles Gefühl nach dem ersten mal erfolgreichen beschlagen gell :dance: :dance:

Lauter Infizierte hier......
Liebe Grüße, Lena


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Re: Ein Hufkurs und seine Folgen

Beitrag von Pommelchen » Do 17. Okt 2013, 08:28

Hallo,
ich bin zwar neu hier, aber kenne Tina und einige der anderen Hufkursteilnehmer schon länger und bearbeite die Hufe meiner Pferde auch ausschließlich selbst.
Bei dem Hufkurs hab ich mitgemacht und bin total begeistert davon, wie gut das mit dem erstmaligen Beschlagen funktioniert hat und bin fest davon überzeugt, es nächstes Jahr auch zu lernen. :)
Ich dachte immer die Nagelei sei ein echtes Hexenwerk, aber ich bin handwerklich recht begabt und nachdem ich gesehen habe, wie gut Tina das hinbekommen hat, glaub ich nicht mehr an ein Hexenwerk. :snooty:

Vielen Dank an dieser Stelle auch nochmal an Pat und Andrea und Carlos für einen rundum gelungenen Kurs! :clap:

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Re: Ein Hufkurs und seine Folgen

Beitrag von TinaH » Do 17. Okt 2013, 08:49

@Lena: Ja, da fühlt man sich schon gut, wenn das alles so toll funktioniert :dance:

@Claudia: Ne, Hexenwerk sicher nicht, aber wie Du schon sagst, gehört ein bißchen handwerkliches Geschick dazu. Wenn jemand noch nie mal nen Nagel in die Wand gehauen oder irgendwelche Sachen aus Holz zusammengezimmert hat, dann fällt es sicher um Einiges schwerer. Ich bin ja schon seit jeher ein Bastler gewesen :lol:

Allerdings muß ich auch sagen, daß für mich persönlich auch das Vertrauen in denjenigen da sein muß, der es einem beibringt. Ich war vor vielen, vielen Jahren mal auf einem Hufkurs mit dem Armin Kaspar, da wurde auch das Beschlagen gezeigt. Es ist zu lange her, ich kann mich nicht mehr so genau erinnern ob wir alle ohne Pferde da waren und welches Pferd beschlagen wurde. Der Kurs fand auf dem Wanderreithof vom Herbert Fischer statt. Es wurde jedenfalls mindestens ein Pferd beschlagen, aber ich stand dem Ganzen sehr skeptisch gegenüber (dem Beschlagen schonmal per se) und hätte es auch aktuell nicht gewagt, wenn ich Pat jetzt nicht schon vorher kennen gelernt hätte und nicht drauf hätte vertrauen können, daß sie mich von grob fahrlässigen Dingen abhält :whistle: So war ich zwar im Vorfeld aufgeregt, aber beim Kurs selber überhaupt garnicht.
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Re: Ein Hufkurs und seine Folgen

Beitrag von AndreaT. » Do 17. Okt 2013, 12:33

Ein bisschen handwerkliches Interesse muss schon auch einfach vorhanden sein, selbst wenn man nicht gleich beschlagen will.
Zupacken muss man können und mit Messern umgehen können. Aber ich denk mal, anders geartete Leute würden auch erst gar nicht auf so einen Kurs gehen.
Pat vermittelt obendrein immer noch das Gefühl: es kann gar nix passieren und: "klar kannst Du das" auch wenn man sich mal dappich anstellt :D
Darfs ein Sprickel mehr sein ?

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Re: Ein Hufkurs und seine Folgen

Beitrag von TinaH » Fr 18. Okt 2013, 08:12

Gestern hab ich ein Paket voll Duplos bekommen :dance: jetzt fehlt nur noch das Werkzeug und das nächste Übungsopfer (meine Stute) muß herhalten :mrgreen:


Naja, ich finde schon, daß der Umgang mit einem Hufmesser oder einer Raspel mit keiner anderen "handwerklichen" Tätigkeit vergleichbar ist. Die Handhabung und die Art, wie man es bedient ist ja grad beim Hufmesser eher kontrovers zum Umgang mit Messern bei anderen Tätigkeiten (man schneidet auf sich zu, nimmt es "in die Faust" etc.), von daher geht das eigentlich auch völlig ohne handwerkliche Vorbelastung. Man muß halt bereit sein, es lernen zu wollen.
Beim Nageln ist aber aber doch so, daß man durch die Art des Draufschlagens schon Einfluß auf den Nagel hat, das ist nicht anders, als wenn man einen Nagel in Holz einschlägt. Und wenn man das Gefühl für den Nagel (wie muß man ihn treffen, daß er nicht schief wird, wie lenkt man ihn in eine Richtung) noch nicht so hat, dann sollte man das vielleicht nicht grad am Huf, sondern erst mal an einem Stück Holz üben 8-)

Aber ich glaube schon auch, daß sich die allermeisten da schon sehr gut selber einschätzen. Ich hatte auch keine Angst vor dem Nageln ansicht, sondern davor, wie man die richtige Stelle in der weißen Linie trifft und, daß der Nagel auch aus der Wand wieder raus kommt :whistle:
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Re: Ein Hufkurs und seine Folgen

Beitrag von TinaH » Fr 18. Okt 2013, 10:26

Grade ist mein Werkzeug angekommen :banana-wrench: :happy-jumpeveryone:
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Re: Ein Hufkurs und seine Folgen

Beitrag von Martin » Fr 18. Okt 2013, 10:36

TinaH hat geschrieben:Grade ist mein Werkzeug angekommen :banana-wrench: :happy-jumpeveryone:
Es ist so einfach Frauen glücklich zu machen. :lol: :lol: ;)

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Re: Ein Hufkurs und seine Folgen

Beitrag von TinaH » Fr 18. Okt 2013, 11:11

Genau, Mann muß sie nur Werkzeug kaufen lassen :lol:
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Re: Ein Hufkurs und seine Folgen

Beitrag von TinaH » Do 21. Nov 2013, 09:47

So, da ich selber es immer schade finde, wenn irgendwelche Geschichten nicht weiter erzählt werden, will ich Euch mal auf dem Laufenden halten :mrgreen:

Da ich ja üben wollte, hatte ich meine Stute auch gleich beschlagen, als ich die Duplos und das Werkzeug beisammen hatte. Sie ist ein Kaltblutmix, 25 und schon seit einiger Zeit wegen wiederkehrender, nicht zu klärender Lahmheit berentet (vom Exterieur und der Stellung ist sie ne Katastrophe und als ich sie mit 4,5 kaufte hatte sie schon etliche Vorbesitzer, sodaß ich ihre "Problemchen" auf ihr Exterieur und ihre ersten, schlechten Jahre zurückführe und ihre hochgradige HKV).

Bei mir war sie zeitlebens barhuf (bis auf 2x Eisen jeweils für einen Wanderritt und einmal Trotters nach einem großen HG, wo die TÄ zum Schutz des Kraters zum Beschlag riet) und ich habe sie schon immer selber bearbeitet. Es gab dann nochmal einen Versuch der Lehrschmiede, ihre Berentung zu verhindern. Sie hat versuchsweise NBS-Eisen mit Luwex Platte und weichem Polster drunter bekommen. Damit lief sie auch gut, so für 2 bis 3 Wochen zumindest und ich glaube, die haben mit in der Lehrschmiede für bekloppt erklärt, als ich nach 5 Wochen einen Termin zum Umbeschlagen ausgemacht hatte. Die zweiten NBS hab ich dann selber nach 4 Wochen runter genommen.

Mit den Duplos lief sie sofort super, regelrecht fluffig und ich hab schon gescherzt, daß sie vielleicht mit 25 wieder reitbar wird :lol:
Ich habe die Duplos vor nach 4 Wochen umbeschlagen und hinten abgelassen, da ich dort wegen Gammel lieber öfters an die Strahlfurchen kommen wollte.
Das hier ist der zweite Beschlag bei ihr, wobei es schlecht fotografiert ist, sie ist am Fressen (Ausfallschritt) und durch das Kopfsteinpflaster verwinden sich die Duplos etwas:

Bild

Bild

Meinen Wallach hatte ich ja beim Kurs beschlagen, dem habe ich nach 4 Wochen auch die Beschläge abgenommen und erstmal ab gelassen. Ich bin maximal irritiert, wie gut die Hufe (trotz des Beschlags) ausschauen. Ich mag es mir einbilden, aber er scheint etwas mehr Sohlenwölbung bekommen zu haben (evlt. durch den vermehrten Gegendruck vom Steg auf den Strahl?), der Strahl ist fester geworden und hat auch keinen Gammel bekommen. Grund für den Beschlag war bei ihm, daß er trotz (wie ich finde) superschönen Hufen sehr, sehr fühlig ist. Ggf. zurückzuführen auf sein PSSM :?: Bekleb ist wegen der Größe und des Gewichts nicht so befriedigend gewesen (ich bin vor lauter Nachkleben nicht mehr zum Reiten gekommen), Schuhe dito, da wegen der Größe keine Auswahl bleibt und die EBs nicht zuverlässig halten.

Direkt nach dem Abnehmen vom Beschlag fand er es auf dem Kopfsteinpflaster (mein Offenstall Zuhause besteht aus Gummimatten, Stroh, Sand, nackten Paddockplatten und eben Kopfsteinpflaster) ziemlich beschissen, man sah förmlich die Fragezeigen über seinem Kopf. Das gab sich aber am 2ten oder dritten Tag und ich habe ihn jetzt erst mal "unten ohne" gelassen und beobachte, wie er läuft. Es ist jetzt fast 2 Wochen her und gestern hatte ich schon den Eindruck, daß er vom glatten Aspahlt auf den Randstreifen zieht, beobachte das aber weiter. Wenn er wieder vermehrt fühlig läuft, dann kommen wieder Duplos drauf. Ich glaube, damit könnte ich ganz gut leben, daß er immer mal wieder 4 Wochen Turnschuhe trägt und dann ne Barhufphase hat.
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