Vernachlässigung auf einem Gnadenhof

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ka.ori
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Vernachlässigung auf einem Gnadenhof

Beitrag von ka.ori » Do 28. Feb 2013, 15:37

Ich war letztes Jahr auf einem Gnadenhof, da hat mein Stiefvater auch die alten Zuchtstuten meiner Mutter nach deren Tod abgeladen :cry: . Dort leben ca 40 Pferde, Pony´s u Esel und alle sind mehr oder weniger verwahrlost... werden nicht gepflegt, die Hufe werden selten bis GAR NICHT gemacht. Die Pony´s hatten Zehen bis zum Himmel, ziemlich sicher Rehe. Die Pferde, fast ausschließlich Araber ganz schreckliche lange, rillige, flache Hufe. Der Pfleger meinte, die Pferde wären teils nicht händelbar und das Geld fehle auch, ab u zu mache er ein bisschen was :o . Ich hatte mit der Frau des GH geredet u ihr auch meine Hilfe angeboten, aber es kam nur ein dummer Spruch.

Der Gnadenhof war schon öfters kurz vor dem Aus, was wohl eigentlich das beste wäre. Es kann doch nicht sein, dass es für sowas keine Richtlinien bzw auch mal Kontrollen gibt..... nur Futter, bisschen Koppel und man darf einen Gnadenhof betreiben? Ich denke oft an die Stuten meiner Mutter, da aber das Verhältnis zu meinem Stiefvater extrem schwierig geworden ist u mit viel Hetzerei u Lügerei geschmückt worden ist, trau ich mich schon gar nicht mehr weiter handeln :? .

Ich habe einen BEkannten vom unserem Veterinäramt gefragt, ob man da nicht was machen kann, der meinte, solange die PFerde genügend zum Fressen bekommen, Auslauf u einen Unterstand haben, würde sicher nichts gemacht werden :x .
Gott hat den Menschen erschaffen, weil er vom Affen enttäuscht war. Danach hat er auf weitere Experimente verzichtet. (Mark Twain)

saskia
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Re: Vernachlässigung auf einem Gnadenhof

Beitrag von saskia » Do 28. Feb 2013, 16:29

Ich hab auch schon öfter den Eindruck gehabt, dass Gnadenhofbetreiber eher verkappte Tiersammler sind. Wenn man bedenkt, was der Unterhalt eines einzigen gesunden Pferdes kostet, kann man ermessen, welche Summen mehrere Pferde auf einem Gnadenhof verschlingen, die oft dazu noch alt u/o krank sind und besondere Kosten verursachen. Woher soll soviel Geld kommen? Die Betreiber haben neben all der Arbeit mit den Tieren sicher kaum noch Zeit für einen anspruchsvollen Vollzeitjob, um all das Geld zu verdienen. Und wer tatsächlich finanziell derat gut situiert ist, wird sicher nicht all sein Geld verbraten für anderer Leute Tiere (ausser man nimmt eins oder zwei als seine eigenen privaten Pferde an). Die Beträge die - wenn überhaupt - über "Spenden" zusammenkommen, sind lächerlich (und ich habe zumindest in einem Fall (vor vielen Jahren) den Verdacht, dass die Spendengelder für Privatanschaffungen der Betreiber verwendet wurden, nicht für die Tiere. Möglicherweise kein Einzelfall.

Vielleicht haben all diese Höfe irgendwann mal mit besten Absichten begonnen, sind aber irgendwann an der Realität gescheitert und weigern sich, sich dies einzugestehen. Die Betreiber sehen sich weiterhin durch die rosarote Brille als rettende Engel, nehmen immer mehr Tiere auf, betteln um Spenden, schimpfen auf die böse Welt die das Geld nicht in reichlichem Masse rausrückt, "retten" weiter.....

Ich fürchte, dass Gnadenhöfe juristisch nicht anders gehandhabt werden als private Tierhaltung. Und da reichen unsere heutigen Gesetze eben leider nicht aus, dem Tier ein würdiges Dasein zu sichern.

Apropos Gesetze : wir hatten uns vor Jahren auch mal an den Tierschutz gewandt, weil ein Bauer sein Pony den ganzen Winter 24/7 in einem so engen Verschlag hielt, dass sich das Pony nichtmal umdrehen konnte ohne mit der Brust und Kruppe gegen die Bretterabtrennung zu scheuern. Wir bekamen nur gesagt, dass es für Boxengrösse keine gesetzlich vorgeschriebenen Mindestmasse gäbe, nur Richtlinien, d.h. unverbindliche Empfehlungen. Wie das heute ist, weiss ich nicht.
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Evolution
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Re: Vernachlässigung auf einem Gnadenhof

Beitrag von Evolution » Do 28. Feb 2013, 20:19

Ob da was gemacht wird, hängt sehr vom örtlichen Veterinäramt ab (d. h. ob da jemand engagiertes sitzt oder jemand, der lieber Akten sortiert). Wenn Du was tun willst, dann am ehesten, indem Du noch mal hinfährst, möglichst viele Fotos machst (immer identifizierbar, welche Hufe zu welchem Pferd gehören) und das nach 6 Wochen noch mal wiederholst. Mit der Fotosammlung dann zum Vet-Amt. Damit ist dokumentiert, daß die Hufe über einen längeren Zeitraum gar nicht bearbeitet wurden. Wenn dann von Amts wegen auch noch Rehe diagnostiziert wird, ist das (für mich jedenfalls) eindeutig ein Verstoß gegen das TierSchG, in diesem Fall §2, denn entweder
- hat der Halter die erforderliche Sachkunde nicht, da er das Problem nicht erkannt hat oder
- hat der Halter trotz Erkennens des Problems dem Tier keine Behandlung zukommen lassen.
Ob der Zustand der Pferde in den Augen des AmtsVet einen Handlungsbedarf bedingt, ist halt immer eine Einzelfallentscheidung.

Wenn Du jetzt ohne irgendwas in der Hand versuchst Anzeige zu erstatten, wird man Dich höchstwahrscheinlich wirklich nur mit großen Augen angucken und sagen "ja, wenn Sie letztes Jahr da waren... warum kommen Sie denn dann erst jetzt, wenn's so schlimm ist?".

Die Frage ist: was willst Du erreichen? Die Pferde Deiner Mutter da wieder rausholen? Ein generelles Haltungsverbot für den Betreiber? (schwierig) Regelmäßige Hufpflege für die Pferde? (eher machbar)
Ich hab's jetzt nicht im Kopf - bist Du gewerbliche Hufpflegerin (am besten mit irgendeinem Schein, der gegenüber einer Behörde Kompetenz ausweist) oder Hobbyrasplerin? Für's Vetamt macht das einen großen Unterschied - da stehen schließlich auch immer wieder Leute auf der Matte, die Leute anzeigen, weil die ihre Pferde in 'nem Offenstall halten statt ihnen eine kuschelige Box in einem gut verschlossenen Stall zu gönnen. Wenn Du keinen "Schein" o. ä. hast - kennst Du jemanden mit Schein (TA, Hufschmied oder wenigstens 'n geprüfter Hufpfleger), der mit Dir auf den Hof fahren würde, keine Angst hat, sich die Finger zu verbrennen und mit Dir gemeinsam die Anzeige erstattet?

Das Vetamt kann auch (wenn's will...) die Auflage einer 6wöchigen Hufpflege erlassen und das auch kontrollieren. Das garantiert zwar immer noch keine Qualität, ist aber vermutlich besser als nix. Insgesamt wird da viel vom generellen Zustand der Pferde abhängen und davon, ob die tatsächlich unbehandelte Rehe (= vermeidbare Schmerzen) haben oder nicht.

Will sagen: ob man am Ende real was erreicht, steht immer in den Sternen, sofern die Viecher noch nicht fast tot sind. Aber theoretisch hat das VetAmt die Möglichkeit, auf Grundlagen der §§ 1 und 2 TierSchG bei sichtbarer Vernachlässigung Behandlungs- und/oder Pflegeanordnungen zu erlassen.

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Re: Vernachlässigung auf einem Gnadenhof

Beitrag von ka.ori » Mi 6. Mär 2013, 22:14

Ja, das mit den Fotos ist mir auch in den Sinn gekommen....leider ist der Gnadenhof einige, viele Kilometer von mir entfernt u ich mit kleinem Kind, Job u eigene Tiere..... :?
Wollte ihr mit Hilfe nicht Hilfe beim Hufemachen anbieten, vielmehr wenn sie ihren Hufbearbeiter kommen lässt!!! Der Pfleger meinte ja, dass sogar das Minipony nicht händelbar sei.
Tja, wirklich sehr traurig, wenn das meine Mutter wüsste.... :cry:
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Re: Vernachlässigung auf einem Gnadenhof

Beitrag von Evolution » Do 7. Mär 2013, 18:37

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