Prüfungen für Hufbearbeiter?

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myriell
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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von myriell » Mo 26. Aug 2013, 14:56

Ach naja, auch mustergültigen Menschen können Unfälle passieren, jeder Mensch kann mal einen Fehler machen.
Dennoch ist das Führerscheinbeispiel kein schlechtes.. sobald man das Ding einmal hat und nicht ausreichend auffällig wird, um irgendwelche Nachschulungen besuchen zu müssen, wird man nie wieder geprüft. Wieso muss man vor dem Führerschein einen Sehtest machen und danach nie wieder? Das Auto muss doch auch regelmäßig zum TÜV. Man darf erst ab 18 einen Führerschein machen, weil der Körper erst in diesem Alter (theoretisch) in seinen Sinnen und Fähigkeiten ausgetüftelt genug ist, um diese Aufgabe sicher meistern zu können, aber dass diese Sinne und Fähigkeiten mit dem Alter wieder nachlassen, ist bisher kaum von Bedeutung. Und auch im Straßenverkehr gibt es von Zeit zu Zeit Neuerungen, die an so manchem Autofahrer vorbei gehen. Kürzlich erst habe ich wieder jemandem im Kreisverkehr links blinken sehen. Und Nebelrückschlussleuchtennutzer bei Sichtweiten über 50m sehe ich leider regelmäßig.

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Annette
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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von Annette » Mo 26. Aug 2013, 15:15

Wenn das hier: http://keinhorn.de/phpBB-3/phpBB3/viewt ... =11&t=1355 von einem gelernten/geprüften Profi produziert wird, dann würde ich sagen: Schlechter hätt ichs auch nicht gemacht. Und das sogar ganz ohne Prüfung.
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myriell
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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von myriell » Mo 26. Aug 2013, 15:23

Von EINEM? Da war doch eine ganze Mannschaft Profis am Werk, die den Hufen nicht helfen konnte.
Wenn's nur einer gewesen wäre, würd ich fast sagen "shit happens", aber so?

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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von Annette » Mo 26. Aug 2013, 15:56

Genau. und wenn ich das jetzt nicht verwechsle, dann machts jetzt eine Ungeprüfte, die Hilfe von einem Ungeprüften hatte. Beide auch noch ohne "Ausbildung". Bleibt abzuwarten, wie es sich auf lange Sicht entwickelt. Aussehen tut es auf jeden Fall besser und wenn das Pferd auch der Meinung ist, dann verstehe ich nicht, warum Laien, oder nennen wir sie lieber Quereinsteiger, nicht auch selbst Hand anlegen könnensollendürfen.

Prüfer sollten Pferde sein...
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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von Mascha » Mo 26. Aug 2013, 16:00

Um übrigens die Analogie mit dem Straßenverkehr nochmal zu bemühen: Ich war diesen Sommer drei Wochen in Albanien unterwegs. Die Leute dort befolgen keine Verkehrsregeln. In der Stadt fehlen ganz plötzlich Gullideckel. Es gibt Hauseinfahrten an der Autobahn. Es gibt fußballplatzgroße Kreuzungen mitten in der Stadt ohne Ampeln oder Fahrbahnmarkierungen. Es kommen einem Eselskarren auf der Autobahn entgegen. Die Leute wenden und halten wo sie wollen, auch mal auf der Mittelspur der Autobahn. Fußgänger stellen Leitern an die Betonwände und die Mittelleitplanke, wenn eine Autobahn in der Stadt "tiefergelegt" verläuft, damit sie die Straße überqueren können. Esel, Schweine und Pferde gehen und liegen auf den Straßen, wo es ihnen passt. Durch Baustellen fährt man einfach mitten zwischen den Baggern durch. Baustellen oder Erdrutsche sind, wenn überhaupt mit dem "abgesichert", was man grad gefunden hat; Steinbrocken, ein Brett, Müllsäcke oder eben nichts. Und noch vieles mehr, wo ein Deutscher die Hände über dem Kopf zusammenschlägt.

Ich muss sagen, ich habe noch nie so einen entspannten, rücksichtsvollen und auf permanenter freundlicher Verständigung untereinander basierenden Straßenverkehr gesehen wie in Albanien. Und das ganz ohne dass irgendwelche Regeln befolgt werden. Nur mal so zum Nachdenken. Es geht auch im Straßenverkehr anders als wir es uns vorstellen. Wir sollten uns also vielleicht generell nicht zu sehr in unserer Reglementierungswut verlieren.
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von Lesley » Mo 26. Aug 2013, 16:24

Barhufzentrum hat geschrieben:Wer kontrolliert die Beschlagschulen?
Sieht man ja wie gut das funktioniert.
"Experience is the hardest kind of teacher. It gives you the test first and the lesson afterward." ~Oscar Wilde

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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von saskia » Mo 26. Aug 2013, 16:58

Mascha hat geschrieben:Um übrigens die Analogie mit dem Straßenverkehr nochmal zu bemühen: Ich war diesen Sommer drei Wochen in Albanien unterwegs. Die Leute dort befolgen keine Verkehrsregeln. ...
Sowas in der Art hatte ich bei meiner Aussage vor Augen.

Ich glaube, das Problem ist, dass aus Regeln RECHTE abgeleitet werden : ich hab Vorfahrt! Ich DARF hier 100 km/h fahren usw., also beanspruche ich meine Vorfahrt, und fahre ich 100 km/h, egal ob's passt oder nicht - ich DARF ja.

Und um beim Thread-Thema zu bleiben : wenn ein Bearbeiter irgendwo bestimmte "Bearbeitungsregeln" gelernt hat und fortan danach arbeitet, ohne im individuellen Fall flexibel zu sein (und ein Diplom verleitet zu der Annahme "ich KANN das bewiesenermassen" und dann gibt es keinen Anlass, weiter zu lernen, denn was man kann, braucht man ja nicht mehr zu lernen), dann passiert sowas ähnliches wie im Strassenverkehr mit den aus Regeln abgeleiteten Verhaltensweisen. Mein diplomierter (Ex-)HS hielt es ja genauso : "ich bearbeite ALLE Pferde aus die gleiche Weise, und alle laufen ja, bloss deiner nicht. Dann wird es wohl nicht an meiner Arbeit liegen." (Na ja, ob echt ALLE seine Pferde super liefen, kann ich nicht beurteilen, da ich sie nicht kenne. Aber ich denke mal, bei denjenigen die nicht gut liefen, wird es dann auch wieder geheissen haben, dass sie irgendeine mysteriöse Krankheit haben und es gaaar nicht an der Bearbeitung lag. Seit ich meine Pferde selber mache (seit über 2 Jahren), laufen sie. Aber das ist natürlich nur Zufall und hat gaaar nichts mit meiner Bearbeitung zu tun.... hmmmm....?
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von Martin » Mo 26. Aug 2013, 21:38

Ich denke die Sache mit der Ausbildung müssen wir differenzierter sehen.

Das sehr umfängliche, staatlich legitimierte Ausbildungssystem in Deutschland führt zu sehr vielen positiven Aspekten für unser tägliches Leben.
Geht man heute in D zu einem Handwerker, dann werden 60 % die Arbeit korrekt ausführen, 20% erstklassig und 20% mit Mängeln.
Eine ähnliche Verteilung der Qualität der Arbeit finden wir auch in der Industrie.
Um diese Quoten beneidet uns die Welt.
Speziell der Mittelbau, diese "korrekten 60 %" sind Folge der guten Ausbildung und wichtige Basis für den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands.

Geht man in Länder ohne ein so umfassendes Ausbildungssystem, dann fallen einem die vielen unqualifizierten Beschäftigten auf.
Was man aber auch dort findet, sind die 20 % erstklassigen. Diese Gruppe wird sich immer darum bemühen erstklassig zu werden und/oder zu bleiben, egal ob ein Ausbildungssystem besteht oder nicht. Und weil sie insgesamt in einem freieren System agieren, sind sie oft sogar besser als die 20 % Besten in Deutschland. Das deutsche System kann eben auch dazu führen, dass kreative und leistungsorientierte Menschen in ihre Entwicklung behindert werden, weil man sich dem Standard, sprich Mittelmaß beugen muss.

Deutschland produziert also einen breiten Mittelbau an gut ausgebildeten Menschen und das ist in der Mehrzahl der Anforderungen völlig ausreichend und wirklich gut.

Leider hat das bei den Hufschmieden aus diversen Gründen nicht funktioniert. Übrigens auch nicht bei den Bereitern im Rahmen der Berufsreiterausbildung.
Hier gibt es eben keinen breiten gut arbeitenden Mittelbau. Hier gibt es einen breiten schlecht, allenfalls mäßig arbeitenden Mittelbau und natürlich wieder ein kleine Gruppe sehr gut arbeitender Leute, weil es die eben immer gibt.

Das Problem sind gar nicht die paar Selbstraspler ohne Ausbildung, das Problem sind die vielen Menschen mit der schlechten Ausbildung, völlig egal ob ich da bei Hufschmieden oder Hufpflegern schaue.
Staatliche Ausbildungen und Prüfungen garantieren also noch lange keine Qualitätsverbesserung. Es müssen viele Faktoren stimmen, damit ein guter Mittelbau entsteht.

Solange aber dieser starke Mittelbau nicht in Sicht ist, weil die Ausbildungssysteme das gar nicht leisten können, lehne ich weitere staatliche Reglementierungen ab, egal ob im Hufschmiedebereich oder den privaten Pflegerausbildungen. Sie würden nicht das bringen was unsere Pferde brauchen.


Martin

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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von SilentDee » Mo 26. Aug 2013, 22:16

Zumal man dann durch Versicherungen in der Weiterentwicklung behindert werden würde.

Tierärzte z.B. haben oft echt Sorgen, mal was Alternatives zu versuchen. Beispiel Rehehuf. Die sind echt platt, wenn das Pferd nach einem Jahr wieder voll genesene Hufe hat. Ohne Rehebeschlag...
Das Pferd wird geritten, ist noch nie so gut gelaufen (oft sind das ja die Pferde, die vorher immer fühlig liefen) und hat super Röntgenbilder, ohne da von außen zu rapseln. Sie fragen: hey, wie hat das funktioniert.

Man erklärt es, und dann grübeln sie, und beim nächsten Rehepferd denken sie einmal kurz darüber nach... aber dann wissen sie, dass sie, wenn es nicht klappt, ein Problem mit der Versicherung haben, denn die wird fragen, warum nicht nach der allgemeingültigen schulmedizinischen Herangehensweise gearbeitet wurde.

Haben wir Mindestanforderungen in der Barhufbearbeitung, die garantiert nicht gerade sehr anspruchsvollen Hufproblemen helfen kann, so haben die Versicherungen natürlich endlich eine Grundlage, sich aus allem herauszuziehen. Und schwupps, die Hufmenschen, die einen oder zwei Versicherungsfälle hatten, würden sich aus Angst nur noch an diese Mindestanforderungen halten, um die Versicherungsbedingungen zu erfüllen...

Ob das sehr pferdefreundlich ist... :cry:

Ich habe diese Problematik irgendwie nicht, aber ich weiß, dass gerade bei schwierigen Fällen viele Bearbeiter keinen Mut haben, wo man auch mal invasiver rangehen muss...

:(

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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von Evolution » Mi 4. Sep 2013, 09:53

Sehr interessante Diskussion!
Ich möchte einen weiteren Aspekt einwerfen, den irgendwer schon hat anklingen lassen: die deutsche Mentalität von "nur wer einen Schein hat, kann das". Ich habe ausreichend lange in der deutschen Wissenschafts- und Verwaltungslandschaft meine Brötchen verdient, um zu wissen, wie DAS läuft.
Für mich war eines also klar: ich unterziehe mich irgendeiner Prüfung. Nicht Strasser, nicht Biernat, aber irgendeiner. Um einen Schein vorweisen zu können, wenn irgendwer irgendwann (und ich bin mir ziemlich sicher, daß der Tag kommen wird - das wünschen sich ja sogar hier eine Menge Leute) irgendwelche Regularien vorlegt. Gut möglich nämlich, daß dann alle, die noch keinen Schein haben, eine "Nachprüfung" machen müssen und eben nicht ein einfacher Bestandsschutz greift. Weil auf allen Seiten das Jammern und Klagen über mangelhafte Qualität groß ist (und das TierSchG es verbietet, einem Tier unnötiges Leid zuzufügen).
SilentDee hat es schön geschrieben: aufgrund ihrer veterinärmedizinischen Vorbildung erkennt sie pathologische Zustände und kann sie beheben. Die so behandelten Tiere laufen gut. Aber, SD, bist Du sicher, daß Du mal eben so "ad hoc" eine von oben verordnete Prüfung bestehen würdest, die evtl. auf völlig anderen Herangehensweisen fußt? Die auf einem relativ starren theoretischen System aufgebaut ist, das nicht berücksichtigt, daß ein Pferd / ein Huf ein lebendes, anpassungs- und regenerationsfähiges System ist? Ich könnte diese Frage für mich nicht frohgemut mit "Ja!" beantworten...

Oder, um's anders zu sagen:
die Mathematik war aufgrund ihrer Abstraktheit immer eine Wissenschaft.
Die Physik hat einen Galilei und einen Newton gebraucht, um eine zu werden.
Die Chemie brauchte noch länger, um sich von der Alchemie zu lösen.
Die Biologie ist erst im Laufe dieses Jahrhunderts zu einer Wissenschaft geworden.
Die (angewandte) Medizin ist noch auf dem Weg dahin.
Und Hufpflege/Hufbeschlag sind immer noch Handwerk.

Es macht keinen Sinn, diese Realität zu verleugnen - in der gesellschaftlichen, politischen und administrativen Wahrnehmung ist das so und das wird sich auch nicht morgen ändern. Es ist schon in der Medizin schwierig, Standards zu entwickeln, weil Technik auf Individuen trifft. Und da geht's um Menschen, die dem Menschen näher sind als ein Tier. Noch schwieriger wird es in einem Bereich, wo es letztendlich darum geht, ein Tier nutzbar für den Menschen zu machen, weil nicht nur Technik und Individuum zusammentreffen, sondern auch noch Eigeninteressen des Eigners UND die Interessenspolitik verschiedener Verbände eine Rolle spielen.

Ich sähe Hufpflege und Hufbeschlag gerne einem unabhängigen wissenschaftlichen Prozeß unterzogen, dessen Ergebnisse dann auch in der Praxis umgesetzt werden - aber ich kann nicht erkennen, daß dies in näherer Zukunft der Fall sein wird (auch wenn es mittlerweile einige wenige Leute gibt, die sich wissenschaftlich mit dem Pferdehuf befassen). Jedenfalls nicht, BEVOR die deutsche Regulierungswut greift.

Eine (zentral regulierte) staatliche Prüfung hat alle Nachteile, die hier schon aufgeführt wurden und wenige Vorteile. Sie würde lediglich die _zum Zeitpunkt der Prüfung_ besonders schlechten Leute rausfiltern. Da hierzulande ein "Schein" aber lebenslänglich gilt, könnte jeder, der mit 20 so eine Prüfung macht, auch mit 80 noch praktizieren (wenn die Knochen noch mitspielen :mrgreen: ), auch wenn das Wissen sich unendlich weiterentwickelt hätte.
Ein "Schein" hat also lediglich ein administrative Wirkung. Und Administration ist das zentrale Hobby der Deutschen...

Ich würde mir mehr "über den Tellerrand gucken" und "um die Ecke denken" wünschen, weil nur das den Wissenspool erweitert. Aber das ist eine Illusion und von den meisten Leuten nicht erwünscht, weil's anstrengend ist. Ändern wird sich, wenn überhaupt, nur durch den praktischen Nachweis etwas. Wenn SD viele Rehepferde wieder zum laufen bringt und viele TÄs das sehen, Martins meistens-barhuf-Pferde die Distanzen gewinnen und viele Pferdebesitzer feststellen, daß ihr "der muß immer Eisen haben"-Pferd DOCH barfuß gehen kann. Denn erst, wenn die Besitzer hinterfragen, was da eigentlich mit den Füßen ihres Pferdes passiert, wird qualitativ hochwertige Arbeit auch nachgefragt werden.

Ergo: WENN (sinnvolle) Prüfung, dann müßte die so hoch aufgehängt werden, daß man sie ohne zumindest halbes Vet- oder Biostudium kaum schaffen könnte. Das widerspräche der Tatsache, daß es auch gute Bearbeiter ohne diese Vorbildung gibt und es auch vor 'n paar 100 Jahren schon Leute gab, die Pferdehufe sinnvoll bearbeiten konnten. Oder zur Zulassung werden 10 Falldokumentationen über einen Zeitraum von mind. 1 Jahr verlangt. Dafür müßten aber erst mal vernünftige Ausbilder her - wenn ich mir angucke, wie mühselig es ist, überhaupt einen guten Platz für ein Mitfahrpraktikum zu bekommen ("ja klar kannste mal 'n Tag mitkommen und zugucken" - äh... ja. Eigentlich wollt' ich ja nachhaltig was lernen und nicht nur mal einen Tag danebenstehen. Da kann derjenige so gut sein, wie er will, aber lernen tut man in diesem Bereich einfach nur über die Menge an gesehenen, erklärten und irgendwann selbstgemachten Dingen - ich rede hier nicht von reinem Erhaltungstrim, sondern von komplexeren Korrekturen, die ja schon an Heilbehandlungen grenzen), sehe ich das auch nicht.

Insgesamt sehe ich die Hufpflege an dieser Stelle also in einer Art Sackgasse - sie wird (auf Betreiben verschiedener Interessensverbände) irgendwann reguliert werden, aber dies wird auf einer Handwerksgrundlage unter Berücksichtigung des TierSchG geschehen, nicht auf einer wissenschaftlichen. An dem Tag will ich den "Schein" über meine Handwerksgrundlage schon in der Hand halten, damit ich einfach weitermachen kann - und wenn ich es schaffe, dann schon an dem Punkt zu sein, wo ich sagen kann "ich kann Rehepferde wieder auf die Füße bringen", wird mich keiner daran hindern können, das auch zu tun.

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