Prüfungen für Hufbearbeiter?

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TinaH
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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von TinaH » Di 20. Aug 2013, 22:07

Also ich persönlich beobachte im Bekanntenkreis eigentlich durchweg gute Arbeit von Schmieden an Barhufpferden (wohingegen ich oftmals schon ziemlich abschreckende Beschläge gesehen habe). Ich interessiere mich seit jeher für die Hufe fremder Pferde und guck da einfach automatisch drauf, deswegen hab ich einen recht guten Überblick.

Was ich aber ganz eindeutig feststellen kann, ist, daß die die Qualität der Bearbeitung mit der Länge der Intervalle steht und fällt. Wobei ich im Bekanntenkreis verschiedene "Varianten" habe. Bei den einen sind es die Schmiede selber, die stetig beteuern "das geht noch"/"der braucht noch nicht", bei den anderen sind es die Besitzer, die die Pferde barhuf laufen lassen weil "man dann den Schmied nicht so oft braucht".

Von meiner Pferdezahnärztin (sie ist 1 bis 2x im Jahr bei mir) hab ich selber schon mal ein nettes postives Feedback bekommen. Sie fragte, ob ich die Hufe meiner Pferde selber machen täte. Der Grund, warum sie das annahm war, weil die Hufe immer "schön" waren, also jedes Mal wenn sie bei mir war. Bei anderen Kunden sind die Hufe oftmals "überständig".
Genau das fällt mir bei einigen Pferden in meinem Umfeld auch auf. Dafür kann ja dann in der Regel (ausser er will so lange Intervalle) der Schmied auch nix.
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Nupur
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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von Nupur » Di 20. Aug 2013, 23:15

Ich kann mich bloß wiederholen: Es gibt nur gute oder schlechte Arbeit am Huf. Egal, ob barhuf oder beschlagen.
Die Kollegen, mit deren Barhufpflege ich nicht konform gehe, die beschlagen auch nicht besser. Weil der Fehler ja seltenst im nicht sauber gerichteten und genagelten Beschlag liegt, sondern meistens in den Grundlagen. Einen Schmied, der also erstklassig beschlägt, aber Barhuf nicht beherrscht, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Dem Aspekt der regelmäßigen Intervalle kann ich zustimmen. Ein durchschnittlicher Hufbearbeiter kann völlig ausreichend sein, wenn er nur regelmäßig genug kommt.

Martin
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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von Martin » Di 20. Aug 2013, 23:18

Ich glaube, ehrlich gesagt nicht, dass den Hufpflegerschulen primär das Pferd wichtig ist und sie deshalb eine staatliche Prüfung wollen. Aus meiner Sicht sind es ausschließlich politische Gründe und damit verhalten sie sich auch nicht anders als die Hufschmiede, die die reinen Hufpflegeschulen austrocknen wollten.

Das BVG-Urteil war ein grandioser Sieg über die Politik der Hufschmiedeverbände. Aber im Urteil steckte eine ziemlich dicke Kröte, die nun geschluckt werden muss. Diese Kröte heißt für die Hufpflegerschulen: "Es geht auch ohne Ausbildung." Und in dieser Folge ist auch klar, dass das der Abschluss an einer privaten Schule, ohne jede staatliche Anerkennung, schlichtweg nichts wert ist, egal wie gut die eigentliche Ausbildung auch im Einzelfall sein mag.

Das ist ein politisch/wirtschaftlich kritischer Zustand, den einige Schulen jetzt gerne abschaffen wollen. Also behauptet man mal, dass Autodidakten gar nicht gut sein können, es unverantwortlich ist, sie an Pferde zu lassen und gar umfängliche anatomische Kenntnisse notwendig seien um einen Barhuf zu beraspeln.
Beweise für diese Theorien? Keine. Weder können Hufpflegeschulen nachweisen, dass sie besonders erfolgreich sind, noch können sie nachweisen, dass Autodidakten besonders schlecht sind. Es gibt weder aussagefähige Statistiken noch irgendwelche nennenswerte Formen des Qualitätsmanagements.


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Nupur
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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von Nupur » Di 20. Aug 2013, 23:57

Martin hat geschrieben: die Hufschmiede, die die reinen Hufpflegeschulen austrocknen wollten.
Das wollte wir gar nicht! Wir wollten bloß eine Rechtsgrundlage gegen die beschlagenden Hufpfleger, welche unserer Überzeugung nach auch unter dem alten HufBeschlG schon illegal arbeiteten. Die Verschärfung des strittigen Paragraphen auf die Barhufpflege kam aus einer völlig anderen Ecke - Du wirst es nicht erraten.

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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von Martin » Mi 21. Aug 2013, 00:13

Nupur hat geschrieben:
Martin hat geschrieben: die Hufschmiede, die die reinen Hufpflegeschulen austrocknen wollten.
Das wollte wir gar nicht! Wir wollten bloß eine Rechtsgrundlage gegen die beschlagenden Hufpfleger, welche unserer Überzeugung nach auch unter dem alten HufBeschlG schon illegal arbeiteten. Die Verschärfung des strittigen Paragraphen auf die Barhufpflege kam aus einer völlig anderen Ecke - Du wirst es nicht erraten.
Klärst Du mich/uns auf oder geht das öffentlich nicht? :D

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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von SilentDee » Mi 21. Aug 2013, 20:51

Macht man denn eigentlich schon was gegen mit Metall beschlagende "Kaltbeschlager"? Oder wird alles toleriert? Ist Kaltbeschlag nur mit Eisen als Werkstoff offiziell verboten? Andere Metalle erlaubt?

Hatte heut grad einen netten Bericht über eine kaltbeschlagende Huftante in unserer Gegend. hab Fotos von den Kunstwerken... ist echt gaaanz traurig, was man da sieht. :(

(Die Dame schimpft übrigens auf Barhufmenschen wie mich, angeblich mache ich nur Barhuf, damit ich gaaanz viele Hufschuhe verkaufen kann und steinreich werde! :lol: hach, wäre das schön, wenn die Dame Recht hätte! :lol: )

:lol: LG

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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von Nupur » Do 22. Aug 2013, 00:28

SilentDee hat geschrieben:Macht man denn eigentlich schon was gegen mit Metall beschlagende "Kaltbeschlager"? Oder wird alles toleriert? Ist Kaltbeschlag nur mit Eisen als Werkstoff offiziell verboten? Andere Metalle erlaubt?
Nun, toleriert wird de facto alles. Sonst wären die Zustände ja nie so geworden, wie sie sind. Aber illegal ist es trotzdem, das mit den Eisen - temperaturunabhängig.
(Die Dame schimpft übrigens auf Barhufmenschen wie mich, angeblich mache ich nur Barhuf, damit ich gaaanz viele Hufschuhe verkaufen kann und steinreich werde! :lol: hach, wäre das schön, wenn die Dame Recht hätte! :lol: )
Das ist wie mit den Hufschmieden, die Barhufe so schlecht machen, damit sie beschlagen können - und damit steinreich werden! :evil:



@Martin
Das kam, wenn ich mich recht erinnere, aus dem Tierschutzreferat des BMELV.

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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von Martin » Do 22. Aug 2013, 10:13

Nupur hat geschrieben:


@Martin
Das kam, wenn ich mich recht erinnere, aus dem Tierschutzreferat des BMELV.
Danke! Ja, das kann ich mir gut vorstellen.

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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von Pat » So 25. Aug 2013, 17:11

Nupur hat geschrieben:Ich kann mich bloß wiederholen: Es gibt nur gute oder schlechte Arbeit am Huf. Egal, ob barhuf oder beschlagen.
Dieser schlichte und sehr wahre Satz lässt mich Parallelen zur Reiterei ziehen. Da heißt es auch, es gibt nur gutes und schlechtes Reiten. Wie sieht jedoch die Wirklichkeit aus? Nun, wir wissen das alle.
Meiner Meinung nach findet man die besten Reiter weit abseits der Turniergeschehens (= Prüfungen). Hinrichs, Branderup, Kreinberg, um nur mal die zu nennen, die mir spontan einfielen, sieht man auf keinem Turnier. Aber sicherlich nicht, weil sie es nicht könnten… ;) Wohl eher, weil es ihnen um gutes Reiten geht und nicht darum einem Richter zu gefallen. Jeder, der sich schon mal auf ei Reitturnier vorbereitet hat, weiß, dass es nur darum geht, was ein Richter sehen will. Nicht darum, dass man gut reitet. Traurig genug!
Ebenso der Schüler/Student. Sie lernen nicht fürs Leben, sondern für die Schule/ Uni, für die nächste Arbeit, Abi, Schein. Bedauerlicherweise.

Zurück zu unseren Hufbearbeitern. Jeder der einmal irgendeine Prüfung abgelegt hat, hat speziell für diese Prüfung gelernt und genau das gesagt/geschrieben/gemacht, was der Prüfer hören wollte, wenn er denn bestehen wollte.
Würde ich im Barhufzentrum zur Prüfung gehen, und dort sagen, dass ein Beschlag durchaus kurativ angewandt werden kann, würde ich sicherlich durchfallen. Das Barhufzentrum ist da eben nicht auf dem aktuellen Stand, pflegt lieber Vorurteile. (Mal ganz davon abgesehen, dass mir ein Barhufzentrum genauso zu einseitig wäre wie ein Beschlagszentrum.)
Würde ich bei Mr. Biernat sagen, dass die Sohle sehr gut mittragen kann – tja, leider durchgefallen.

An einer Lehrschmiede (zumindest an einigen bestimmten) würde ich wohl durchfallen, wenn ich sagen würde, dass man viele desolate und pathologische Hufzustände sehr gut barhuf behandeln kann.

Wie könnte da die Lösung aussehen?
Z.B. dass Schmiede, die sowohl bei der Barhufbearbeitung, als auch die Beschlagskunst auf dem neuesten Stand sind, ihr Wissen auch Nichtschmieden zugänglich machen. Gibt’s auch schon ein paar, die das machen.

Oder dass sich Hufbearbeiter aus verschiedenen Richtungen zusammen tun und ein gemeinsames Konzept erarbeiten.
Sowas würde mir gefallen. :dance:

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Re: Prüfungen für Hufbearbeiter?

Beitrag von Nupur » Mo 26. Aug 2013, 00:56

Pat hat geschrieben:Wie könnte da die Lösung aussehen?
Z.B. dass Schmiede, die sowohl bei der Barhufbearbeitung, als auch die Beschlagskunst auf dem neuesten Stand sind, ihr Wissen auch Nichtschmieden zugänglich machen. Gibt’s auch schon ein paar, die das machen.
Richtig. Das Ganze nennt sich Ausbildung.

Ich weiß schon, wie Du es meinst, Pat. Aber meine Ideallösung ist das nicht, eher ein pragmatischer Umgang mit den real existierenden Zuständen.

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