Tic hat geschrieben:nö, sehe ich nicht so... mein Pferd legte sich nach der Hufbearbeitung hin und wollte nicht mehr aufstehen. Und ja, ich hab ihn postwendend in die Klinik gefahren. Und mir war auch ganz egal was es kostet und haftbar gemacht hab ich auch keinen, diese Rechnung ist bei mir geblieben!
Der Schmied, der hier einen Fehler gemacht hatte, war fast 10 Jahre lang mein Schmied - ein guter Schmied - und es war das erste Mal etwas geschehen. Da schrei ich auch nicht gleich nach nem Anwalt, aber TRIVIAL fand ich das damals ganz und gar gar NICHT - überhaupt nicht ...
Gelinde gesagt finde ich es erstaunlich, wie ihr über eure Kunden - und damit meine ich die Pferde (!) denkt... und auch, dass hier wirklich oft auf den Schmiedestand geschimpft wird, bei eigenen Fehlern aber nicht wenigstens gesagt wird : Ich habe einen Fehler gemacht (ein Entschuldigung gehört glaub ich auch dazu) und ja, glücklicherweise hat weder mein Kunde (diesmal meine ich den Besitzer) NOCH ich einen finanziellen Schaden dadurch tragen müssen. Gut das es eine Versicherung dafür gibt.
Einen Haftungsausschluß vereinbaren ist natürlich entsprechend einfacher und billiger... ich frage mich, was geschieht wenn es hart auf hart kommt und tatsächlich eine schuldhaftes Verhalten vorliegt... ich wünsche mir - für die Pferde - das es nie soweit kommt!
Hmm, wie denken wir denn über unsere Kunden und damit über die Pferde?

Es ist so schade, dass wir so verallgemeinert werden.
Ich bearbeite schon jahrelang Pferde, bekomme andauernd die echt austherapierten Fälle, an die sich kein Schmied mehr herantraut (da hält jetzt wirklich nichts mehr, Pferd liegt trotz mehrfachem Spezialbeschlag, u.v.m. oder eben Tierärzte ratlos sind und den Abdecker anraten) und die Pferde bekommen eine Barhufbehandlung, die natürlich nicht zaubern kann, aber eben durch Krankenschuhe im Auto, Casts, Polstervarianten usw. als Möglichkeiten immer die Möglichkeiten, gut gehen zu können, zutreten zu mögen usw.Und ich hatte (*aufHolzklopf*) noch nicht einen Fall, der sich so entwickelt hat.
Natürlich ist man nie davor gefeit, einen Fehler zu machen - genau aus der Angst davor heraus mache ich Bilder zur Selbstkontrolle, führe Kundenkarteikarten, auf denen aufgeschrieben wird, was ich gemacht habe und was ich erwarte, beim nächsten Mal zu sehen, um eine permanente Erfolgskontrolle und Fehlerkontrolle zu haben usw. Und arbeite da mit den Pferdebesitzern zusammen, denn ein Feedback ist gaaanz gaaanz wichtig.

Gedankenlesen kann kein Hufbearbeiter und auch kein Schmied, Huftechniker und was es sonst noch alles gibt. Man braucht eine Benachrichtigung. Und auch die Erklärung, wie das Pferd unmittelbar nach der Bearbeitung gegangen ist und die ganze Zeit, bis zum nächsten Termin. Sehr unsicher werde ich bei Erstterminen ganz häufig gefragt, wann das Pferd wieder geritten werden kann und ich bin dann immer sehr erstaunt, bei normalen (nicht extremen Problemfällen, die sonst in die Wurst sollen) Terminen, dass es anscheinend ungewöhnlich zu sein scheint, dass man nach dem Bearbeiten losreiten kann...

Das schafft immer totale Verwunderung.
Wenn aber eine Verschlechterung eintritt, hey, dann möchte ich das sofort wissen, damit ich darauf reagieren kann, und das weiß der jeweilige Kunde auch. Wenn ein Pferd nach meiner Behandlung sich hinlegt und nicht mehr aufsteht - hey, was ist denn da falsch gemacht worden???

Wie kann man denn da wegfahren??? Ich hätte schaflose Nächte, wenn mir so was passieren würde.
Und bei dünnen, platten Sohlen (die mein Alltag leider sind, meist bekomme ich den Kunden nach den ständigen Sohlengeschwüren bei Ausschuhgefahr usw.), die ja nun echt das Risiko laufen, eine Lederhautentzündung zu erleiden, da läuft das Pferd anfangs immer lederhautgeschützt gepolstert.
Was und wie denken "wir" denn nun über unsere Kunden? Erstaunlich finden das wirklich meine Kunden meist... das kennen sie so gar nicht. Aber eigentlich eher im Positiven Sinne.
Wobei ich nun aber wirklich sagen muss, dass man den Fehlermachenden doch auf seinen Fehler hinweisen sollte, und nicht erst, wenn es um Kohle geht, sondern zwecks Fehlerbeseitigung. Vernagelte Beschläge müssen sofort abgenommen und versorgt werden! Da muss man dann evtl. auch mal ne Tour umbauen für! (so denke ich

, beschlage aber nicht, weil ich an die Gesundheit der Pferde denke)
Und "zu kurz gemachte Hufe", die ja meist eher zu dünn gemachte Sohlen sind, müssen eben mit Polsterungen versehen werden, evtl. einen Entzündunghemmer bekommen, gekühlt und dann evtl. beklebt werden. Das hat der Schmied damals machen müssen, als mein erstes eigenes Pferd durch den Schmied eine Lederhautentzündung an allen 4 Hufen erlitten hat, so dass er nicht mal auf der weichen Koppel gehen konnte... Natürlich geht es gar nicht, dass ein fehlermachender Bearbeiter/Schmied erst tage später kommen will in so einem Fall - das geht gar nicht: Pferd hat Schmerzen, also müssen sie jetzt sofort bekämpft werden, sonst logisch TA!!!
In die Klinik fahre ich persönlich mein Pferd nur, wenn es verladefähig ist, wozu stehen und gehen können zählt, denn beim Transport müssen sie stehen und sich auch noch massiv ausbalancieren... Und in der Klinik laufen sie Gefahr, sich andere Infektionen zu holen, also denke ich da immer einmal mehr drüber nach und versuche es, grundsätzlich zu vermeiden. Latente Herpes oder Hustenkeimbestände herrschen da einfach vor... Leider, aber ist so. Deswegen habe ich als Bearbeiter zur Hufrehesaison echt Stress, weil ich ständig überall hinfahre für ein paar Raspelstriche... wäre schon einfacher, alle Rehepferde an einen ort zu holen... aber ist absolute Quälerei für das lederhautentzündete Pferd wegen dem Transport!
Da ich viele Tierärzte kenne, weiß ich aber auch, dass es eine sehr einfache Unterhaltung ist, ob ein Eingriff ein Versicherungsfall wird, oder eben nicht...

Außerdem kann der TA verschiedene Sätze abrechnen... je nachdem, wie er es gerade machen kann, damit er einen Handlungsspielraum hat, wenn da der Besitzer vielleicht sehr nett ist, nicht so flüssig oder ein sehr guter Kunde ist, oder eben eine Versicherung der Geldgeber ist... da wird dann gern mal 2-3facher Satz abgerechnet. Und täglich 2-3 Mal ein neuer TA-gewickelter Hufverband angelegt, der pro Verband inkl. Material schnell 20 - 30 Euro kostet, und das über Tage. Der Hufmensch hat evtl. einen viel sinnvolleren, besser gedämpften Kranklenschuh da, der besser sitzt und dem Pferd ein Verweilen in seiner natürlichen Herdenumgebung ermöglicht...
Und ich habe schon mit ganz vielen Tierärzten zusammen Pferde mit Sohlenlederhautentzündung (und auch generellen Lederhautentzündungen, nämlich Hufrehe) behandelt, und da ist sich die Fachriege dann sehr sicher, dass kühlen, weiche Polsterung meist ausreichen, evtl. ein paar Tage leichte Entzündungshemmer, aber die haben oft so schlimme Nebenwirkungen, dass man das lieber mit Hufpackungen aus dem Hufbeschlaghandel machen kann, der belastet den Organismus nicht so sehr. Manche Entzündungshemmer/ Schmerzmittel können ja sogar Hufrehe auslösen. Es gibt entzündungsherausziehende Pasten, die man in die entzündete Sohle rein"matscht" und dann in die Polsterung packt, da ist die Sohlenlederhaut ganz schnell beruhigt! Klappt ganz toll, wissen und kennen aber nur medizinisch interessierte Hufmenschen, denn die Pasten kosten auch sehr viel Geld, und die legt sich nicht jeder mal eben ins Lager!
Du siehst also, ich glaube, Du hast falsch verstanden, was ich z.B. damit meine, wenn ich sage, dass es extrem ungewöhnlich ist, für eine "simple" Lederhautentzündung der Sohlenlederhaut ca 1000,- € Tierarztkosten zu haben, dafür (die Summe) geht das Pferd ins MRT, Lederhautentzündungen bekommt man viel schonender für's Pferd und viel günstiger weg.

und meist auch langfristiger, denn wenn der Huf gesundet, bekomm er keine Lederhautentzündungen mehr.
Aber wie gesagt, ich habe meine Versicherung zum Glück noch nie benutzen müssen...
Würde aber Kunden, die mir nicht mal Bescheid sagen würden, wenn der Fall eintreten sollte, dass ich mit meiner Bearbeitung dem Pferd geschadet habe, damit ich die Gelegenheit bekomme, meinen Fehler schnell zu bekämpfen und dem Pferd ganz schnell wieder Huf-Wellness ermöglichen zu können (Wellnessbringer habe ich zuhause in allen Größen liegen für diesen Fall

und für alle riskanten Problemfälle), diese Kunden nach so einem Fall nicht mehr im Kundenkreis behalten würden, denn es geht auch um ein Vertrauensverhältnis zueinander. Und das wäre dadurch meinerseits gestört. Ich möchte nämlich meine Fehler selbst ausbügeln können, wobei ich immer eher diejenige bin, die doch mal zu einem Tierarzt rät, als der Besitzer das möchte...
Mit der Berufshaftpflicht schütze ich also eher mich vor Kunden, die sich mir gegenüber irgendwie merkwürdig verhalten.
Das klingt jetzt vielleicht echt komisch und blasiert und kann falsch verstanden werden, aber ist wirklich so, dass ich den Pferdebesitzern vor der Bearbeitung quasi alle Variationen der möglichen Problematiken (bei Barhufumstellungen z.B. auch) mitteile (sind lange, sehr beratungsintensive Termine

) und eben gegen solche Risiken gleich Krankenschuhe für sicherheitshalber da lasse... Meist bin ich eher für die Polsterung als der Besi, einfach weil ich gar kein klammes Gehen möchte, das Pferd soll sich immer super locker und gerne bewegen wollen. Und gerade, wenn man so extreme Problemfälle übernimmt, können die Pferde das meist eben nicht ohne Polsterung.
"Wir" sind nicht alle gleich, wie "Ihr" ja auch alle individuell seid.

Und das ist auch gut so!
Ich finde eine Berufshaftpflicht ganz wichtig, damit man eben den einen schlimmen Fall, der sich kostenintensiv entwickelt, niemals im Regen stehen lassen muss, denn genau dafür versichert man sich. Und bei Selbstständigkeit verzichte ich ja nicht auf die eine Versicherung, die man auch privat unbedingt haben sollte!
Allerdings gibt es nun mal auch bearbeitungsarten, die einfach viel häufiger mit solchen Problemen zu kämpfen haben, als andere Bearbeitungsmethoden.
Und genau die Methode zu finden, die dem Pferd am angenehmsten und natürlichsten ist, dafür gibt es die IG Huf und dieses Forum! Austausch, voneinander lernen, Fehler analysieren, um sie zukünftig zu vermeiden , aus Fehlern der anderen lernen, Selbstkritik, nicht betriebsblind werden usw.
Denn davor ist kein Mensch gefeit!
So, ich beende meinen Roman, wollte nur mal den Unterschied eines Hufbearbeiters und seine Herangehensweise anhand von mir und meiner Einstellung zum Pferd, den Pferdebesitzern und meiner Arbeit und dem damit behafteten Riskio erklären, um zu zeigen, dass alle anders sind.
Lieben Gruß