Kathy71 hat geschrieben:
Zu den Potenzen: da habe ich verschiedenes gelesen. D6/D12 mehrmals täglich (D12 zB 3x), C30 1x am Tag -- so mach ich's zumindest beim Pferd.
das tönt jetzt vielleicht ein bisschen böse, ist aber keinesfalls so gemeint: Homöopathie ist ein therapeutisches Konzept, kein Kochrezept. Ein paar Anwendungsempfehlungen zu lesen reicht nicht immer, um sie sinnvoll einzusetzen. Ich habe gezögert, diese obige Empfehlung abzugeben, aber ich dachte, in dem Fall kann man nicht viel falsch machen... ich werde mich in Zukunft wieder mehr zurückhalten, versprochen!
Zur Arzneimittelprüfung: Hahnemann hat sich ja seinerzeit an seine Verdünnungen herangetastet; anfangs hat er seine Substanzen durchaus im Milli- oder Mikrogrammbereich eingesetzt. Da Homöopathika in höheren Dosen immer Gifte sind, hat er da durchaus auch unerwünschte Reaktionen bekommen, also Vergiftungserscheinungen (wie sie damals in der Medizin aber gang und gäbe waren). Er hat die entsprechenden Vergiftungs-Reaktionen akribisch aufgezeichnet und so für jede Substanz ein Arzneimittelbild niedergeschrieben, das die Gesamtheit aller beobachteten Symptome bei verschiedenen Personen beinhaltet. Er hat aber ähnliche Reaktionen auch erhalten, wenn er die Substanzen in homöopathischer Zubereitung, also oft ohne im Labor nachweisbaren Gehalt des jeweiligen Giftes, über längere Zeit verabreicht hat - das ist die Arzneimittelprüfung. Genau dies geschieht auch, wenn man ein Mittel unabsichtlich zu lang oder zu häufig einnimmt.
In der Homöopathie behandelt man nicht Fälle oder Krankheiten, sondern Individuen. Wenn man zwei gleich aussehende Krankheitsfälle hat, so stehen dahinter immer zwei Organismen, die einen völlig unterschiedlichen Hintergrund haben können (Alter, Konstitution, frühere Krankheiten, Immunsystem und Reaktionslage, Stoffwechsellage, u.v.a.), und die daher u.U. zwei verschiedene Mittel benötigen können. Eigentlich müsste man in jedem Fall eine saubere Repertorisierung (Mittelfindung) machen, bevor man Homöopathika einsetzt.
Tiefe Potenzen werden bei akuten Störungen eingesetzt, und können z.T. auch einfach nach Symptomen eingesetzt werden, wie z.B. Arnica bei frischen Verletzungen. Je höher die Potenz, desto mehr entfernt sich aber die Wirkung vom äusserlich erkennbaren Symptom; desto mehr geht sie in die Tiefe, zur Umstimmung der Reaktionslage des Organismus hin, und hin zur psychosomatischen und seelischen Ebene. Und je höher die Potenz, desto besser muss das Arzneimittelbild mit der Gesamtheit der aktuellen und der früheren Symptome, mit der Konstitution, der Psyche und den Modalitäten übereinstimmen, und desto eindrücklicher kann die Wirkung eines einzigen Kügelchens sein, wenn's ein Volltreffer, das Simillimum, das Ähnlichste von allen war. Da diese Wirkung aber mit steigender Potenz immer weniger pharmakologisch und immer mehr energetisch wird, muss man dem Körper Zeit geben, zu reagieren. Mit einer zu frühen Wiederholung kann man die Reaktionsfähigkeit des Körpers blockieren.
Faustregel ist: bis D6 kann man ein Mittel ein- oder in Notfällen mehrmals täglich nehmen. D12 sollte man nicht mehr als einmal täglich nehmen; C30 einmal wöchentlich, bei C200 sollte man die meisten Mittel 5 Wochen auswirken lassen, bevor man es wiederholt oder etwas Neues nimmt, und bei C1000 und höher u.U. noch länger. Und alle Mittel sollte man absetzen und fertig wirken lassen, wenn sich am Zustand etwas verändert, was auf die Einnahme zurückgeführt werden kann (Erstverschlimmerung, oder Rückkehr von früheren Symptomen). (Es gibt dann noch schneller und langsamer wirkende Mittel, aber das müsste man dann wirklich dem Therapeuten überlassen, die Intervalle entsprechend anzupassen...)