Hufgeschwüre, Blutergüsse und Co

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radieschen
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Re: Hufgeschwüre, Blutergüsse und Co

Beitrag von radieschen » So 17. Feb 2013, 19:40

soo, patient lebt noch.

geradeaus leicht eirig, in Wendungen, egal welche Richtung schon sehr deutlich lahm. hab mir dann den Aua-Huf geschnappt und sauber gemacht - Bluterguss konnte ich nun keinen finden, habe aber auch nicht groß gegraben, sondern nur mal oberflächlich mtim Messer langgeschabt. Zange in die Hand genommen (noch nichtmal in der Nähe vom huf), da zog er weg. neeeeiiiin, will ich nciht. Huf wieder hoch, Zange aufgemacht, äußeren Schenkel an die Hufwand. neiiiiiiin, will ich nciht. Zange zur Seite, mit den Daumen volles Rohr auf die Sohle gedrückt - vorm Strahl leichte Reaktion.
Frauchen lenkt Pferd vorne ab, Zange dran, leichte Reaktion vor/seitlich des Strahls. Eckstreben Reaktion - keine Reaktion - keine Reaktion - Reaktion...

Grundsätzlich eher "nur" im Zehenbereich, aber auch nciht zuverlässig reproduzierbar, da er mal schon zuckt, wenn man nur die Zange ansetzt und keinerlei Druck ausübt, mal auf Druck fast nicht reagiert. Sehne bissl angelaufen, keine Pulsation, Hufe lauwarm bis kühl.

Ich vermute, er hat dann wirklich den Huf mit Loch entlastet und dadurch hat der andere mehr tragen müssen und war überfordert.
Haben dann mit nem Paar BOAS (meine RX sind wie gesagt grad anderweitig unterm Pferd und die bestellten kommen erst am Dienstag) und Kniekissen experimentiert. der Huf mit Loch war jetzt vier Wochen immer im Hufverband eingewickelt, da bröselte tatsächlich mal ein bisschen was an der sonst immer so dünnen Sohle... grundsätzlich scheint also ein Sohlenpolster bei dem Tierchen nicht verkehrt.
Da haben wir nun ein vollflächiges Sohlenpolster druntergeklebt und in den Schuh gestellt.

der lahme Huf fand vollflächiges Polster doof - hatte ich schon vermutet, also Zehe beim Polster ab. Dann nochmal rumprobiert: doppeltes Polster in Strahl und Trachtenbereich? Strahl/Trachtenpolster plus vollflächiges Polster? letztlich ists beim einfachen Polster im hinteren Hufbereich geblieben. Schuh drüber und er tickerte nur noch in Wendungen ganz leicht.
Besitzerin hat das Kniepolster da behalten und Order, Statusbericht zu erstatten. Samstagabend fahr ich auf dem heimweg nochmal lang und gucke.

Cast fand sie durchaus auch nochmal interessant, aber zum aktuellen Zeitpunkt wollte sie das nicht, falls denn doch noch Geschwürtechnisch irgendwas passiert.

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SilentDee
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Re: Hufgeschwüre, Blutergüsse und Co

Beitrag von SilentDee » So 17. Feb 2013, 20:58

Ist denn das Hufbein anders, als es soll? Die Zehenwand weggezogen?

Gerade auf Reaktionen im Zehenbereich sollte man schon genau analytisch eingehen. Hab schon drei Rehefälle angefragt bekommen...

LG

radieschen
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Re: Hufgeschwüre, Blutergüsse und Co

Beitrag von radieschen » So 17. Feb 2013, 21:14

nein, null. Weiße Linie geschlossen, keinerlei Verbiegung, plus die Wahnsinnswölbung. sicher 2,5cm vor der Zehe, aber eben keine Strahlfurche und Sohle schon immer leicht eindrückbar, bei nässe mehr als bei trockenem Wetter. Druck fand er dort auch immer doof, von anfang an.

da er aber in Rente ist und eben max auf Wiesenwegen spazieren geht und weich steht, habe ich bislang nciht auf Schuhe bestanden. nun kriegt er ja welche. und wenn ich mir anschau, was sich da an Horn im Hufverband-Huf gebildet hat, wag ich mal zu hoffen, dass ihm irgendwie der Reiz fehlte, da was zu produzieren. hätte ich wohl vermehrt hinterher sein sollen.

radieschen
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Re: Hufgeschwüre, Blutergüsse und Co

Beitrag von radieschen » Mo 25. Feb 2013, 13:50

einmal kurzes Update:
Pferdchen war mit BOA- Schuhen und Kniepolster unterm Huf ab dem nächsten Tag sehr mobil, bein nicht mehr angelaufen, nur noch minimales Tickern in der Wendung.
Seit Mittwoch hatte er dann seine eigenen Schuhe an (Equine Fusions).
Samstag nachmittag rief die Besitzerin an, vorn an der Zehe, auf ca 14 uhr würd es suppen. Bin dann nach dem letzten Pferdchen hin, da vorn kont man ein ca 1€ großes Hornläppchen aufklappen - des Rätsels Lösung 8-)

Wegen der dünnen Sohlen (und der Abszesshöhle) bleibt er jetzt erstmal beschuht und hat da ein Polsterchen drin. beim nächsten Termin wollen wir evtl mal mit Rehepolster arbeiten, je nachdem, was die Sohle jetzt so macht, vllt genügen ihr ja auch die Kniepolster, um man ins Wachsen zu kommen

Katsumi87
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Re: Hufgeschwüre, Blutergüsse und Co

Beitrag von Katsumi87 » Mi 27. Feb 2013, 12:04

Es freut mich, dass ihr des Rätsels Lösung gefunden habt und wünsche dem Pferdchen weiterhin gute Besserung.
Bei deinen Ausführungen bin ich allerdings über die Aussage: "dünne Sohle mit viel Sohlenwölbung" gestoßen.
Bisher dachte ich, dass eine gute Sohlenwölbung immer einer dickere Sohle zur Folge hat. Hintergrund (ganz simpel): Der Abstand zwischen Strahlspitze und inneren Strukturen ist immer gleich. Somit müsste der senkrechte Abstand zwischen Strahlspitze und Hufwand (=Sohlenwölbung) der Dicke der Sohle entsprechen.
Leider habe ich das Buch von Pete Ramey nicht, mich wüde aber brennend interssieren was er herausgefunden hat und wie ich mir das vorstellen kann. (vlt. ein kleines Bild) Wäre super, wenn jemand 5 Minuten opfern könnte. :pray:

LG Christin

radieschen
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Re: Hufgeschwüre, Blutergüsse und Co

Beitrag von radieschen » Mi 27. Feb 2013, 12:21

ich hab versucht, das zu fotografieren, da es aber im unterstand auf der weide und mitm Handy war, erkennt man nicht viel.

Ramey schreibt ja, dass von der tiefsten Stelle der Strahlfurchen bis zum Hufbein ca 1,2cm liegen. also, wenn man in der Strahlfurche nach innen bohren würde.
wenn nun viel Gewölbe da ist, ist zumindest der Abstand Boden-Hufbein mal größer, es sagt aber noch nix über die Sohlenstärke aus.

mal als Versuch:
Unbenannt.jpg
Der Hartbodenhuf hat zwar vom tiefsten Punkt der Strahlfurche bis zum Hufbein ~1,2 cm Abstand, aber eine insgesamt flachere Wölbung, weil er sich gegen den harten Boden durch eine insgesamt dickere Hornschicht schützt.
Der Weichbodenhuf hat ebenfalls ~1,2cm zwischen Strahlfurche und Hufbein, aber insgesamt betrachtet eine etwas dünnere (aber dennoch gesunde) Sohle und mehr Wölbung.
Der abgesunkene Huf hat kaum/keine Wölbung, weil das Hufbein zu tief sitzt. wenn noch strahlfurche erkennbar ist (beim Rehepferd manchmal nicht mehr der Fall), ist der Abstand zwischen Furche und Hufbein ebenfalls ~1,2 cm - ansonsten eben noch weniger.

Der hier hat eine extrem dicke Sohle - ist ein Vollhuf mit null wölbung aber dafür mit 2,5cm tiefen Strahlfurchen. Hufbein dürfte also durchaus auf der richtigen Höhe sitzen, das ganze Hornzeugs ist komprimiertes Zerfallshorn oder - wie hier, eine gigantische doppelte Sohle, weil darunter ein Mega-Hufgeschwür wartete.
Unbenannt.jpg
ich versuch mal grad, einen huf mit dünner Sohle und viel Wölbung zu zaubern....
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Zuletzt geändert von radieschen am Do 28. Feb 2013, 21:46, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Hufgeschwüre, Blutergüsse und Co

Beitrag von radieschen » Mi 27. Feb 2013, 12:38

so, jetzt:
also in der theorie schaut es so aus, dass das Pferdchen besonders im Zehenbereich eine ganz massive Wölbung hat - eine "normale" Wölbung geht gleichmäßig von vor der Strahlspitze bis zur Wand. Der "stark gewölbte Dünnsohlenhuf" wölbt sich quasi vor erreichen der Zehenwand nochmal ganz massiv nach oben, odass die Sohle dort insgesamt dünner ist. Diese Pferdchen (ich hab drei davon in der Kundschaft, bei zweien haben wir mit gepolsterten Schuhen schon nen bissl was verbessern können) haben an der Zehe meist Wand, dann eine ganz schmale Zehenschwiele und dann gehts ganz steil in die Wölbung. Die sohle in dem Bereich kann man mit dem Daumen eindrücken.
schematisch so:
Unbenannt.jpg
Ramey schreibt dazu, er hätte Vollblüter mit einer solchen SOhle röntgen lassen und die Sohlen hätten sich als "paperthin" auf dem RöBi gezeigt.
Wär interessant, sowas mal als toten Huf in die Flossen zu bekommen und mal zu graben... Für diese Hypothese spricht aber durchaus, dass die TÄ auf der anderen Seite mit dem hufmesser in die Sohle ging und es laut Besitzerin sofort anfing zu bluten.


Hier nochmal ein sehr unscharfes Bild von besagtem Kundenpferd mit dem Hufgeschwür (ja, die Trachten können auch noch mehr zurückgesetzt werden...):
VL.jpg
hier das gleiche Bild kommentiert - aber wie gesagt, nicht gut zu erkennen...
VL kommentiert.jpg

---

Ich könnte mir nachträglich in den Hintern beißen, dass ich nciht von Anfang an auf Schuhe bestanden habe... Die Sohlenproblematik war mir durch die anderen zwei Kundenpferdchen bekannt... passiert mir hoffentlich nciht nochmal!
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Re: Hufgeschwüre, Blutergüsse und Co

Beitrag von Katsumi87 » Mi 27. Feb 2013, 13:55

Vielen Dank für die super Erklärung, so in die Richtung dachte ich mir das schon. Hast du sehr anschaulich dargestellt :clap:
Es sieht also ähnlich aus wie ein Weichbodenhuf, nur dass bei diesem die Wölbung gleichmäßiger ist.
Zuletzt geändert von Katsumi87 am Mi 27. Feb 2013, 13:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Hufgeschwüre, Blutergüsse und Co

Beitrag von TinaH » Mi 27. Feb 2013, 13:56

Katsumi87 hat geschrieben:Vielen Dank für die super Erklärung. Hast du sehr anschaulich dargestellt :clap:
Jepp!

:clap:
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Re: Hufgeschwüre, Blutergüsse und Co

Beitrag von radieschen » Mi 27. Feb 2013, 13:57

danke für die Nachfrage - ich werd's in meinen nächsten hufkurs integrieren *g*
Ist zwar scheinbar ein selteneres Phänomen, aber da ich ja nun das Bildmaterial habe 8-)

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