extrem abgelaufene Zehe

Bearbeitungstechniken
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Lesley
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extrem abgelaufene Zehe

Beitrag von Lesley » Di 6. Sep 2011, 13:40

Wir haben ein Pferd (5 J.) im Stall, das sich hinten die Zehe extrem abschrabbt, weil es echt schlurfig läuft. Ich habe ihm letztens die (verbogenen) Eisen runtergemacht und das ist wirklich krass. Hab ich noch nie so schlimm gesehen.

Nun ist er hinten beschlagen und läuft damit auch "besser" im Sinne von etwas weniger schlurfig. Aber - der Schmied hat so Einlagen unter die Eisen gebastelt und zwar solche, die nur von den Trachten bis zur Hälfte des Hufes reichen. Leider habe ich versäumt, davon Fotos zu machen, aber es war dann so, dass der Kronrand anfing, sich nach oben zu verbiegen und das kann mMn nicht sinnvoll sein.

Die Hufe sind so lala. Ich werde nachher mal Fotos von vor einigen Monaten rauskramen.

Aber - was mich stört:
1. abriebtechnisch braucht er keinen Beschlag
2. schon als 5 jähriger beschlagen
3. der hochgebogene Kronrand

Was für Ursachen - außer mangelhafte Hufbearbeitung - kämen denn noch in Frage?
Ich kann anhand der Fotos schon sagen, was an den Hufen schief läuft - bin natürlich für weitere Meinungen offen.

Aber kann man das Schlurfen nur mit korrekter Bearbeitung abstellen, wenn es wirklich so krasse Formen annimmt?
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Re: extrem abgelaufene Zehe

Beitrag von ghariba » Di 6. Sep 2011, 17:27

hinten, abgelaufene zehen,

verdacht auf spat, nur röntgenbilder bringen richtige klarheit darüber. bitte kein lahmheitstest machen. auch jüngere pferde können spat bekommen, da es lt. meiner osteo sich um ein evolutionsprozess bei pferden handel, da pferde dies angelbich so nicht mehr benötigen.

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Re: extrem abgelaufene Zehe

Beitrag von Pat » Di 6. Sep 2011, 17:37

Was benötigen sie nicht mehr? ich verstehe diesen Satz nicht richtig... :?

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Re: extrem abgelaufene Zehe

Beitrag von diala » Di 6. Sep 2011, 19:09

Zehenschlurfen hinten heisst, dass das Pferd seine oberen Gelenke nicht biegen will, entspricht also einer (beidseitigen) Hangbeinlahmheit. Spat ist nicht ganz auszuschliessen, aber meiner Erfahrung nach sitzt das Problem meist im Bereich des ISG oder der LWS. In diesem Fall zeigt sich das Schlurfen besonders stark bergab, weil das Pferd das Becken nicht abkippen will/kann. Die hochgestellten Trachten entlasten die hintere Linie (lange Sitzbeinmuskulatur bis Zehenbeuger) und erleichtern somit das untertreten. Ob's aber langfristig nützt... ?

Hüftgelenk, Knie und Sprunggelenk würden eher einseitige Symptome hervorbringen, da selten beide Seiten gleich schlimm erkrankt sind.

Zur Vorabklärung betr. Spat kann man versuchen, die Gelenkspalten der Innenseite zu ertasten, während man den aufgehobenen Fuss auf und ab bewegt. Sind sie frei, liegt zumindest nicht die proliferative (verknöchernde) Form vor.

Spat als Evolutionsprozess - hm. Ich meinte eher, Folge von Überbelastung ohne entsprechend darauf vorbereiteten Bänderapparat. Die kleine Gelenke haben sehr wohl noch eine Funktion, nämlich die der Stossdämpfung. Welche Wichtigkeit das hat, merkst du, wenn du auf Teer die Hand auf's ISG legst, da sind die Schläge massiv härter, als auf einem Wiesenweg.

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Re: extrem abgelaufene Zehe

Beitrag von ghariba » Mi 7. Sep 2011, 08:53

was nicht mehr benötigt wird, die einzelnen gelenke im sprunggelenk*g*

diala, isg?? diese abkürzung kenne ich nicht.

ja aber man sollte dabei bedenken, woher dieses problem isg?? oder lendenwirbelbereich her kommt- dies kann evlt. auf das schlechte reiten, nicht entsprechende anpassung auf das pferd und seiner indivieuellen biomechanik, unpassende sättel, nicht individuelle ausbildung bei pferd und reiter, zu schnelles anreiten ohne wärmephase und noch vieles mehr, zurück zuführen zu sein. es gibt mittlerweile mehr junge pferde die an spat erkrankt sind, da warscheinlich dort bei den meisten dieser schwachpunkt eher vorhanden ist als wo anderst.

du hast recht, das über das ganze pferd die belastung aufgenommen wird und auch nicht nur in richtung spat gedacht oder untersucht werden sollte, vor allem bei einem jungem pferd. das leidige thema kenne ich zugenüge, das selbst ta sich nur auf ein problem versteifen und es nur dort behandeln und alles andere außer acht lassen.*seufs* also opliegt es dem besitzer (der auch die veranwortung hat) in diesen richtungen zu denken und entsprechend zu behandeln. meine erfahrungen sind eher mehr so, das dass sprunkgelenk durch falsche bearbeitung des hufes schon eine vorbelastung auf das erst oder zweite gelenk hat. kommen die anderen sachen noch dazu, dies zu degenerative Problemen führt.

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Re: extrem abgelaufene Zehe

Beitrag von Lesley » Mi 7. Sep 2011, 09:09

ISG = Iliosacralgelenk (Kreuz-Darmbein-Gelenk)

Bild

Bild

Die Fotos sind von März und zu dem Zeitpunkt länger unbearbeitet. Damals hat das Pferd wenig bis gar nicht gearbeitet, aber die Zehe war trotzdem "weg". Inzwischen tut es mehr und die Zehe ist wirklich noch deutlicher kurz geschrabbt.
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Re: extrem abgelaufene Zehe

Beitrag von FraukeBF » Mi 7. Sep 2011, 09:10

Ich würde die Ursache auch eher im Bereich ISG/LWS suchen und einen guten Osteo oder Chiropraktiker holen. Natürlich kommt Spat auch bei jungen Pferden vor, häufiger sind die Ursachen aber m.M. in einer Überlastung des Rückens zu suchen oder Folge eines Weideunfalls, was gerade bei jungen Pferden, die viel spielen nicht ungewöhnlich ist.

Das schließt eine Aufnahme des Gelenkes aus Sicherheitsgründen ja nicht aus.
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Re: extrem abgelaufene Zehe

Beitrag von charlsey » Mi 7. Sep 2011, 09:40

bei solchen symptomatiken finde ich eine gute seitenaufnahme des gesamten pferdes sehr interessant. in einem anderen thread hatte ich bereits mal erwähnt, dass sich manche pferde mit einem sehr ungünstigen exterieur schwer tun "vernünftig" zu laufen und es bedarf der permanenten einflußnahme (gute gymnastizierung, evtl. vermehrtes vorwärtsreiten etc. etc.), um ein pferd mit "handicap" dazu zu bewegen, die hinterbeine mehr zu heben, eben weil es dem besagten pferd schwer fällt und mühselig ist.

ein beispiel, welches ich mit einer solchen zehe kenne: überbaut, steile schulter, kaum winkelung der hinterhand, sehr schwer gebaut. die eisen an seinen hinterhufen haben ihn bewogen, die hinterbeine zu heben, was jedoch kaum die lösung sein kann. dieses pferd hat lt. TA übrigens keinerlei spat-anzeichen, wir muskulär immer wieder gelockert, da er stark zu verspannungen neigt. Lt. 2 osteos liegen keine primären blockaden des isg vor.
Viele Grüsse,

Claudia

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Re: extrem abgelaufene Zehe

Beitrag von Lesley » Mi 7. Sep 2011, 09:50

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Re: extrem abgelaufene Zehe

Beitrag von Jolly » Mi 7. Sep 2011, 10:40

Zehe abschlurfen kenne ich von meinem auch, bei ihm spielen mehrere Dinge eine Rolle, ein Zusammenhang ISG besteht eindeutig, wenn hier Einschränkungen sind, ist es schlimmer. Auch wenn er angestrengt/müde ist, wird es stärker. Reite ich viel bzw. schnell, dann schiebt er im Trab vermehrt und hat dann wird auch das Schlurfen stärker. Seitdem er recht regelmäßig von einer guten Physiotherapeutin behandelt wird, verändert sich das Bild aber zum positiven.
Ich finde, dass auch das Bild für eine ISG-Problematik spricht, die Kruppenmuskulatur ist wenig ausgeprägt, was nicht so recht zu dem restlichen Pferd passt (ist bei meinem übrigens auch so).

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