Also, ich bezeichne mich und meine Bearbeitung nicht als NHC, aber wenn man mich in Deutschland in eine Schublade einsortieren müsste, käme es dieser am nächsten. Also antworte ich mal auch hier.
Muss aber dazu schreiben, dass es nicht NHC als ein schema F gibt, das hat sich ja schon in diverse Richtungen entwickelt, gemeinsam ist, meine ich, die Orientierung an dem Naturhuf. Ob das nun Mustangs in der Wüste Nevada sind, Brumbies in Australien, Hanauer oder Dülmener Weichboden-"Wildpferde"

oder sonst wie auf der Welt.
Nur in Deutschland muss man wieder DAS eine Schema irgendwie kategorisieren... das finde ich sehr schade, aber leider typisch deutsch, denn wie sollten wir denn bloß ohne ein festgefahrenes Schema die nächsten 50 Jahre krampfhaft daran festhalten...
Also, da ich mich nun auch an Naturhufen (so es sie denn tatsächlich gibt) orientiere, und die Anatomie, Physiologie usw. zu kennen meine, bin ich im Vergleich zu den in Deutschland geführten Schemata am ehesten NHC zuzuordnen.
Also, wie bearbeite ich?
Ich schneide nie in lebende Sohle, nur um sie zu glätten. Warum sollte eine lebende Sohle umbedingt geglättet werden? Erschliesst sich mir gar nicht. Entweder, die Sohle baut festes Material, weil es das gerade benötigt, oder es ist Bröselhorn und wartet nur auf Abrieb oder nassen Boden... um dann allein abzufallen.
Ich unterscheide nicht mal zwischen lebender und toter Sohle, weil beides aus Horn besteht, und daher entweder hartes, noch frisches Horn, oder Horn im Zerfallsprozess ist. Ich rede bei meinen Haaren ja auch nicht von toten und lebenden Haaren, je nachdem, ob ich meinen Ansatz oder die Spitzen mit dem Spliss meine.
Ich versuche die Hufe so zu bearbeiten, dass sie ihre Pathologien verlieren (leider weisen eigentlich 99% aller mir neu vorgestellter Hufe Pathologien auf), und das meist durch Imitation von Abrieb. Da die meisten Pferde leider weich wohnen, oft sehr bewegungsarm, wir Menschen aber verlangen, dass das Pferd den Schönwetter-Wochenendausritt über harten Schotter und so ohne Probleme bewältigen kann (ganz schön fies, wir Menschen

) imitiere ich den Abrieb, den der Huf auf hartem Boden erfahren würde, um eine Mischform zu bekommen, nicht den reinen Weichbodenhuf.
Dazu gehört Abrieb, Abrieb, Bewegung und im Idealfall auch noch entsprechender Bodengegendruck und abriebintensiver Boden.
Die meisten Pferde werden hufkrank, weil sie zu wenig Abrieb haben und nur weich leben. Und weil der Irrglaube herrscht, dass ein Pferd nur auf langen Wänden laufen kann, weil ja die Sohle so dünn und platt ist. Diese langen Wände hebeln und in diese auseinandergezerrte Lamellenschicht wandern Bakterien und Pilze ein und fühlen sich sauwohl. Und vermehren sich, es droht WLD in diversen Ausprägungen. Und natürlich versuchen diese Hufe sich zu kürzen und in ein Gleichgewicht zwischen (zu wenig) Abrieb und Hornproduktion zu bringen.
Oft reicht es, wenn man sie Sohle in Ruhe lässt, die Wandhebel entfernt, die Hufe ausbalanciert zur individuellen Beinachse und dem Körperbau des Pferdes usw.
Dann lasse ich auch Sohlenwülste stehen, denn die bilden sich als Fundament unter'm Hufbein bei dünnen, platten Sohlen usw.
Wenn nun aber übergelegte Eckstreben auf das Sohlenhorn drücken, und dieses deswegen gegenschiebt, nehme ich nicht nur die übergelegte Eckstrebe zurück, sondern entferne dann auch diese Schwiele so, dass sie nicht aktiv drücken kann, weil ich ja auch die Wände kürze.
Ist die Sohle dick, aber nach vorne rausgezogen, gehe ich auch mal in den Sohlencallus hinein, z.B. bei Toe Rocker, um den krassen Druck da wegzunehmen, denn in der Natur auf abriebintensivem Boden läuft sich das Pferd auch nicht nur die Wand weg, sondern die Sohle dort in dem Bereich.
Und wenn ich einen rotierten Rehehuf oder Bockhuf habe, nehme ich auch die Sohle im Trachtenwinkel mal etwas weg.
Manchmal bröselt sie dann auch, wenn Pferde z.B. wegen Sehnenverletzungen lange in Boxenknst stehen ohne Bewegung, in ihrem Urin und Mist, komprimiert auch das eigentliche Zerfallshorn, und es erscheint wie feste "lebende" Sohle, ist aber nur komprimiertes Horn, darunter ist echtes weiches Zerfallshorn und eine zweite "lebende" Sohle. Nach einem Sohlengeschwür allerdings gebe ich dem Huf die Zeit, die er braucht, oft lasse ich die Besitzer schmirgeln... denn die Sohle bekäme auch im artgerechten Haltungssystem mehr Abrieb als in den meisten Ställen in Deutschland ermöglicht.
Bei hufrehertationen lasse ich die Sohle in Frieden und hoffe auf schnell gebaute Sohlenschwielen, denn die sind gaaanz wichtig für die Stabilisierung des Hufbeins, da nehme ich die Trachte so weit runter in Keilform, dass die Zehe dann schweben kann, weil das Hufbein wieder in gesunder Position steht.
Man muss also ganz individuell gucken. Und beurteilen.
LG