Hufrehebearbeitung im Vergleich der Huftheorien

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SilentDee
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Hufrehebearbeitung im Vergleich der Huftheorien

Beitrag von SilentDee » Mo 28. Mai 2012, 02:38

Hallihallo,

auch wenn ich noch nicht überall meinen Senf zu gegeben habe, möchte ich doch die Gelegenheit nutzen, dass wir ein weiteres, sehr spannendes und sehr aktuelles und brisantes Thema erörtern, nämlich, wie man Rehehufe bearbeitet.

Da die Hufrehe ja nun ein sehr vielschichtiges Krankheitsbild ist, und die diversen Huftheorien alle teilweise gravierende Unterschiede im anatomischen Verständnis haben und dadurch natürlich eine völlig konträre Herangehensweise an Hufrehe haben müssten, würde mich genau zu diesem Thema mal interessieren, wie ihr so herangeht, wenn ihr zu einem Rehehuf gerufen werdet.

Das ist bei mir momentan leider trauriger Alltag, der einen ganz schön einschränkt in seinem normalen Alltag, denn so ein Ersttermin dauert manchmal schon 2-3 Stunden, denn ich nehme mir viel Zeit, dem Besitzer erst mal ordentlich Infos zur Dramatik einer Hufrehe zu geben, dann auf Röntgenbilder zu pochen, die auch aussagekräftig sind, weswegen ich gern dabei bin, denn viele Tierärzte wissen anscheinend leider gar nicht, wie man aussagekräftige und für die Hufbearbeitung sinnvolle Röntgenbilder macht, und dann ist so eine Erstbearbeitung auch kräftezehrend, weil die Pferde manchmal nicht gerade gut stehen können, geschweige denn, einen Huf heben können vor Schmerzen. :shock: Und dann dauert es natürlich auch länger, zumal dann ein Rehepolsterverband oder so ja auch noch sinnvoll sind, wenn nicht irgendwo kalter, nasser Sand aufgefahren werden kann. Und dann muss man natürlich ständig wieder hin in kurzen Abständen, neben den eh schon alltäglichen Terminen ist es echt stressig, manchmal wünsche ich mir, alle meine akuten rehefälle auf'm Hof zu haben, damit ich nicht in alle Himmelrichtungen fahren muss, um ein paar Raspelstriche an der Trachte und der zehenwand machen zu müssen... :?

Für mich ist existentiell wichtig, dass ich wirklich weiß, wo sich aktuell die Hufbeinspitze befindet. dazu wird der Huf markiert für's RöBi.

Und dann werden die Wandhebel entfernt, die Zehenwand geht ganz weg im unteren cm, und dann gibt es ein Rehepolster, um dem Pferd a) die Schmerzen zu nehmen, b) die Entzündung zu beruhigen und c) dadurch eine Gesundungsphase schnell zu erreichen. Aber ganz wichtig ist natürlich auch, das Hufbein am weiter rotieren zu hindern durch die richtig angebrachte Unterstützung.

Kühlen sollte nach Möglichkeit noch möglich sein, das ist gerade in der Anfangsphase unglaublich wichtig, ebenso wie die Aufrechterhaltung der Durchblutung am Huf, weswegen ich gern auch mit Blutegeln arbeite am Rehehuf.

Ich versuche also, den Huf in seiner Hufbeinstellung möglichst gesund auszurichten, und dann so zu polstern... Zehe schwebt erst mal.

Bei meinem letzten Fall habe ich übrigens wirklich mein Polster eher kugelig gebastelt, damit das Pferd selbst entscheiden kann, ob es sich steiler stellen möchte (ohne dass die Zehe den Boden berührt), oder doch flacher oder eben gerade. Mal schauen, wie sich das nun im Vergleich entwickelt.

Ein Aderlass, vom TA durchgeführt, kann auch Wunder wirken, denn die Giftstoffe aus dem Blut werden verdünnt.

Eine Hufrehe ist ein lebensbedrohender Zustand.

Je schneller angemessen reagiert wird, desto weniger Gewebe werden u.U. geschädigt.

Wie geht ihr da ran? In der Akutphase? Danach? Wann endet bei Euch welche Phase? Womit arbeitet Ihr? Habt Ihr Fotos von Rehebearbeitungen am Huf?

Ich such meine morgen raus, versprochen!

Lieben Gruß

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Re: Hufrehebearbeitung im Vergleich der Huftheorien

Beitrag von Heike4 » Mo 28. Mai 2012, 12:18

DAS ist nun ein sehr spannendes Thema und interessiert mich brennend. Eben auch, weil ich schon das zweite Rehe-Pferd habe, wobei nur eine Rehe durch mich verursacht ist und ich das andere wissend gekauft habe.
Und nun bin ich gespannt wie die verschiedenen Bearbeitungsrichtungen doch wohl unterschiedlich arbeiten.
Vielleicht wäre es für den Nicht-Fachmann auch interessant nach welcher Bearbeitungsrichtung oder Mix aus welchen, der jeweilig Beschreibende so arbeitet.
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Re: Hufrehebearbeitung im Vergleich der Huftheorien

Beitrag von Jouna » Do 31. Mai 2012, 16:41

Marina, aus was hast du dein kugeliges Polster in diesem Fall gemacht ? Hast du dieses Bisico genommen oder gibts da einen anderen Tip ? Und über dem Kugelpolster einen Hufverband ? Oder wie bist du da vorgegangen ?

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Re: Hufrehebearbeitung im Vergleich der Huftheorien

Beitrag von Heike4 » Do 31. Mai 2012, 16:52

Juhu, hier schreibt noch jemand weiter, ich wollte gerade schupsen, denn ich bin gespannt, ob die unterschiedlichen Bearbeiter hier, gerade unterschiedlicher Richtungen auch unterschiedlich die Hufreheproblematik bearbeiten.
Und??
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Re: Hufrehebearbeitung im Vergleich der Huftheorien

Beitrag von Annette » Fr 1. Jun 2012, 08:25

Vom "Kugelpolster" hätte ich auch gerne genauere Infos und vielleicht sogar ein Foto?
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Re: Hufrehebearbeitung im Vergleich der Huftheorien

Beitrag von Jouna » Fr 1. Jun 2012, 08:57

Also, ich kann nur schreiben, was ich grob tue. Die meisten Perde hatten eher chronische Rehehufe und/oder wiederholte Schübe, zu denen ich gerufen wurde. Da ist meistens das Problem , daß die Wand vorne hebelnd auf den Boden kommt und ein neues, verbundenes Wachstum der Hufwand verhindert. Das Ganze habe ich in Verbindung mit niedrigen, untergeschobenen Trachten sowie auch mit extrem hohen Trachten. In beiden Fällen setze ich die Trachten zurück, bei hohen Trachten mache ich sie sehr deutlich kürzer. Die Zehenwand wird komplett aus der Last genommen und zwar auch noch ein Stück " um die Kurve rum ", nicht nur vorne so eine Gerade ( das habe ich gerade bei einem akuten Rehefall gesehen mit gleichzeitigem nicht Bearbeiten der untergeschobenen Trachten ) . Ich denke, es entstehen sonst sehr starke Punktbelastungen auf den stehengelassenen " Ecken ", vor allem in Wendungen. Die Zehenwand raspele ich so weit weg, daß sie im unteren Zentimeter nicht auf den Boden kommt. Und ich wiederhole das mindestens am Anfang alle zwei Wochen. Bei sehr starken Schmerzen und eher engen , steilen Hufen habe ich die Eckstreben komplett auf Sohlenniveau rausgenommen.

Hier ein akuter Fall von letzter Woche mit Rehe eigentlich im letzten Herbst. Röbis zeigen Rotation. Pferd lief wohl zwischendurch schon ganz o.k., jetzt aber gar nicht mehr. Es war kaum 10 m zu bewegen.
078 - Kopie.JPG
075 - Kopie.JPG
Von unten Eisen mit Steg ziemlich weit vorne und mit Silikon ausgegossen. Schon das Abmachen der Eisen tat einem bei dem Schmerzzustand in der Seele weh. Ich habe die Trachten bestimmt zwei Zentimeter gekürzt und die Ecksteben komplett rausgeschnitten. Bearbeiten war nur auf der Wiese und mit zusätzlicher Unterpolsterung des nicht aufgenommenen Beines möglich. Danach Hufverband mit Polsterung angelegt. Die Verbände werden täglich erneuert. Hufschuhe sind bestellt. Ich konnte leider keine Fotos vom Nachher-Zustand machen, weil ich dem Pferd das Stehen auf Beton ohne Polsterung nicht zumuten wollte. Die hoffe ich beim nächsten Mal machen zu können.
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Re: Hufrehebearbeitung im Vergleich der Huftheorien

Beitrag von SilentDee » Sa 2. Jun 2012, 01:09

Wow, es geht los! :D Jippieh! Ist es doch gerade ein Saison-Thema!

Ich komme gerade von meinem neuesten Rehepferdchen, wir haben heute das erste Polster mit Hufschuh in einen vorübergehenden Rehecast mit Polster gewandelt, weil die Schuhe immer etwas blöde gedreht haben (hatten nur eine Nummer zu groß greifbar...) und meine Speicherkarte ist noch im Fotoapparat im Auto, hab aber brav mein Bildchen geknipst... (Hätte ich fast wieder vergessen.)

Ich habe das Luwex Laminitis-Polster zum Kneten gewählt!

Ich möchte aber lieber vorne systematisch anfangen.

Werde ich zu einem Rehefall gerufen, gibt es erst mal viele Fragen zu klären, ganz wichtig die Frage der Ursache! Die Ursache MUSS gefunden und konsequent zukünftig abgestellt werden. Sonst verursacht die nicht abgestellte Ursache immer mal wieder einen neuen Reheschub - und das ist echt Quälerei für das Pferd, dann hausgemacht! oft leider aus falsch verstandener Tierliebe. ("Es bekommt Diät, ganz konsequent, kein Gras, 2 x täglich 3 kg Heu, ach, und seit es wieder gesund ist, 1 kg Müsli, weil wir ja wieder reiten... Ach, und ich klickere jetzt und hab dafür Kekse für's Pony..." :shock: Hört man öfters mal, aber man muss danach fragen, sonst hört man nur Weide und Heu-Angaben!)
Blutwerte auf Insulin usw. sind schon wichtig, man muss auch EMS (Equines Metabolisches Syndrom), ECS (Equines Cushing Syndrom), Borreliose, usw. ausschliessen oder eben darauf testen. Fettdepots sind immer verdächtig, gerade, wenn sie an speziellen Stellen auftreten (seitlich der Schweifrübe, um den Schlauchsack herum, Schulterplatte, und das Mähnenkammfett u.a.), denn in manchen Fettzellen wird Insulin gebildet! Und Insulin löst schneller Hufrehe aus als Fruktane (von der Menge her!)
Hat das Pferd Durchfall? Was hat es gefressen? Weidezeiten? Heuqualität? Medikamenöse Behandlung (Viele Medikamente stehen im Verdacht (oder sind erwiesen als) Hufreheauslösen) anderer Erkrankungen (Pneumonien, Entzündungen mit Cortisonbehandlung der Muskeln/ Nerven...), Vergiftungen möglich über Pflanzen, z.B. Farbe im Stall, vergammelte Futterreste, Wasser, hat die Stute gefohlt (Nachgeburtsrehe) oder oder oder...

Meist ist es angebracht, das Pferd im Stoffwechsel erst mal zu nullen, also gar kein Kraftfutter, gar kein Mineralfutter (Trägerstoffe können schädlich sein), Heu am besten tauchen, um die Kohlenhydrate auszuschwemmen anfangs, denn Hufrehe ist KEINE Huferkrankung, sondern in fast allen Fällen (außer mechanisch herbeigeführter Hufrehe) eine Stoffwechselkrankheit! Man sieht sie nur so dratsisch an den Hufen, weil doch Entzündungen im Kapillargewebe (Lederhaut) auftreten, die sich hier innerhalb einer starren Hornkapsel befinden, und DAS tut schlimmer weh als Abszesse in Kieferhöhlen, weil das Pferd ja auch noch mit seinem ganzen Körpergewicht drauf stehen muss.

Röntgenbilder sind auch existentiell wichtig, wenn man dem Pferd die möglichst ideal angebrachte Erleichterung bringen möchte, denn ich als Hufbearbeiter versuche anfangs, den Schmerz zu lindern, damit sich die Entzündung beruhigen kann und vor allem (und das ist existentiell wichtig!) die Durchblutung in allen Bereichen des Hufs zu gewährleisten. Dazu ist es wichtig, genau zu wissen, wo sich das Hufbein zum aktuellen Zeitpunkt befindet!

Dazu reichen i.d.R. die normalen Hufrehe-Röntgenbilder nicht aus!

Man markiere mit z.B. mit aufgeklebtem Draht (kein metallisches Klebeband benutzen) den Kronrand und den Zehenwandverlauf (Krankrand ist wichtig um den Grad der Absenkung zu finden) und in der Sohlenansicht zwischen Strahlspitze und Lamellenschicht die Sohle. (damit man wirklich die Sohlendicke unter der Hufbeinspitze und die Lokalisierung der Hufbeinspitze an der Sohlenunterseite bestimmen kann).
Dazu sollte das Pferd nach Möglichkeit mit beiden Vorderbeinen gleichzeitig auf einem Klotz stehen, damit man die Beinasche beurteilen kann. Meist wird nur das eine Bein auf den Klotz gestellt...

Wenn ich weiß, wo genau die Hufbeinspitze drückt, kann ich mein Polster kurz davor auslaufen lassen, um die Durchblutung nicht zu beeinträchtigen.
Und das Hufbein zu stabilisieren, während ich gleichzeitig das komplette Gewicht von der Wand und der Hufbeinspitze nehme!
Da festgestellt wurde, dass Pferde sich in nassem Sand ein paar tage lang erst mal steiler stellen (machen sie übrigens immer im Sand auch ohne Rehe) habe ich nun ein Polster gebaut, das dem Pferd die Möglichkeit gibt, sich steiler oder flacher hinzustellen (Gewicht zu verlagern), ohne dass die Wand mitträgt. (Ja, Fotos folgen! :D ) Ist nicht wirklich kugelig, nur an den Rändern quasi gerockt. ;)

Am idealsten ist in der akuten Phase, das Pferd in tiefen, nassen, kalten Sand zu stellen... Denn Kühlen wirkt natürlich der Schwellung bei der Entzündung entgegen und dadurch dem Grad der Schädigung in der Lamellenschicht.

Wenn das nicht geht, kann man diese Polsterkonstruktion ankleben (Panzertape) und in einen Hufverband wickeln, ich nehme lieber einen Krankenschuh, denn der kann immer locker und schnell ausgezogen werden, um die Hufe im Eimer zu kühlen! Es gibt auch Kühlgamaschen, die man noch zusätzlich nutzen kann.
Um die Entzündung zu stoppen, steh ich auf Blutegeltherapien, die haben da sehr tolle Erfolge bei Hufrehe sogar in einer in Deutschland durchgeführten Studie festgestellt! Und die kann ich aus eigener Erfahrung an Kundenpferden nur bestätigen! Wenn keine zur Hand sind, bin ich kurzfristig für Entzündungshemmer und Blutverdünner, mag aber lieber die Blutegel, denn manche Entzündunghemmer stehen wiederum im Verdacht, Hufrehe verursachen zu können... :? Und Blutegel wirken nur dort, wo sie gebraucht werden am Huf.

Dann kann man auch einen Rehecast machen, das ist ein Anbringen eines Kunststoff-Gipses, der bei mir immer mit dem besagten Polster kombiniert wird, denn sonst lassen sich Druckspitzen schlecht verhindern, finde ich.
Bevor ich den anbringe, desinfiziere ich den Huf von innen, denn unter solchen Dingen fühlen sich Bakterien sehr wohl...

Pulsation wird regelmäßig kontrolliert, Hufabdrückzange sollte jeder Hufbearbeiter haben zur regelmäßigen Kontrolle, und das Pferd sollte sofort besser laufen nach Abbringung solcher entlastender Maßnahmen. Sonst drückt da noch was. Besser laufen heisst natürlich nicht, dass alles perfekt ist!

Die Zehenwand wird komplett aus der Last genommen. Ich habe spontan ein Foto gefunden, allerdings ohne Malerei, aber es ist zu spät zum malen, bin müde! Bild
Die Trachten werden zurückgesetzt, um das Hufbein möglichst wieder in seine physiologische Stellung zu bekommen, damit die Spitze nicht mehr so steil nach unten drückt... Und schlußendlich kann man die getrennte Hornkapsel eh nicht wieder rankleben, das Hufbein braucht seine Stellung, damit dann das neue Horn ohne Hebel und ohne Reizung möglichst mit intakter Lederhautdurchblutung einfach neu wachsen kann mit gesunder Lamellenschichtanbindung.

Bild
Ich möchte keinen Bockhuf zurückbehalten!!! Bei dem die Hufbeinspitze dann ja (echter Bochhuf) zu spitz und rotiert in der Beinachse stehen geblieben ist)

Und dann heisst es, konsequent bleiben, ganz kurze Bearbeitungsintervalle, damit nie auch nur der kleinste Hebel den Boden berühren und wieder entstehen und neu reizen kann (kein dünner Wandbereich darf dazu stehen bleiben, das war ein extremer Unterschied zwischen meiner Art und der JB-Art von einem sehr netten und kommunikativen JB-HO, den ich kennenlernen durfte, wie wir feststellten beim Durchsprechen von Fallbeispielen). Und natürlich die Ursache immer abgestellt lassen!
Tragrandüberstand ist m.E. ein No-Go bei einem Rehehuf!

Je nachdem, wie die Hufform war/ist, und ob es Absenkung gab oder "nur" Rotation, bearbeite ich mal die Eckstreben, mal gar nicht! Sohlenschwielen bleiben unangetastet! Die bröckeln weg, sobald der Huf sie nicht mehr braucht! Ich möchte nämlich keinen Hufbeindurchbruch! Den könnte ich durch ntfernen der Sohlenschwiele unter der Hufbeinspitze provozieren. Und dann kann man das Hufbein in der Kontur irgendwann schon durchschimmern sehen und die Einblutungen in der Sohle. Kann man hier sehen (mal mit dem Mauszeiger über das Vorletzte Bild gehen, dann zeigt sich der eingemalte Hufbeinschatten) http://www.healthy-hoof-care.de/sohlenprobleme.htm

Hmm, so, das war nun das, was mir eingefallen ist zu meiner Art der Bearbeitung.

Wichtig finde ich, dass der Hufbearbeiter sich in der Materie wirklich gut auskennt! Und beratend auch als Ansprechpartner in allen Fragen rund um Hufrehe fungieren kann, denn Hufrehe ist in den meisten Fällen eben keine Hufkrankheit, sondern "nur" ein extrem sichtbares und beeinträchtigendes Syptom einer Systemerkrankung!


Bitte, schreibt mal auch aus Eurem Alltag, wie ihr ran geht! (Andere Bearbeitungen usw.) Vielleicht könnten wir auch Links zu den Rehefällen einstellen, die wir schon haben, damit alles zum Thema schnell gefunden werden kann...

Pat, Du hattest da auch ganz tolle Fotos... ;)


Lieben Gruß

Marina

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Re: Hufrehebearbeitung im Vergleich der Huftheorien

Beitrag von Jouna » So 3. Jun 2012, 09:25

Jetzt habe ich eine Idee wie du das kugelige Polster meinst. Sowas gibt es ja auch bei Eisen ( z.B. Rock´n Roll -Eisen, oder so Spezialeisen aus der Schweiz von Wehrli ). Aber Foto wäre trotzdem toll. Bei meinem aktuellen Fall gibt es ja auch Röbis, aber ohne Markierungen. Da kann ich zwar die Rotation sehen, aber für genauere Infos fehlen die Markierungen.

Ich werde mir jetzt mal 2 passende Holzplatten mit Metalleinlagen bauen, die man beim Röntgen unter die Hufe machen kann, damit man schon mal eine passende Grundlinie hat und dann muß ich noch mal über diese röntgendichte Paste nachdenken. Und dann hoffe ich die Besitzer in ein paar Wochen mal zu neuen Bildern veranlassen zu können.

Mein aktueller Fall läuft jetzt schon nach einer Woche ohne Eisen wieder besser. Bei ihr ist die Ursache Cushing und sie bekommt Pergolid. Sie hat schon seit letztem Jahr Weideverbot.

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Re: Hufrehebearbeitung im Vergleich der Huftheorien

Beitrag von saskia » So 3. Jun 2012, 12:22

SilentDee hat geschrieben:
Am idealsten ist in der akuten Phase, das Pferd in tiefen, nassen, kalten Sand zu stellen... Denn Kühlen wirkt natürlich der Schwellung bei der Entzündung entgegen und dadurch dem Grad der Schädigung in der Lamellenschicht.
Man liest neuerdings immer öfter, dass Kühlen bei Rehe nicht so unbedingt nützlich ist, bzw nur in der Phase BEVOR die eigentliche Rehe entsteht. Da man die Rehe aber fast immer erst dann bemerkt wenn es Pferd deutliche Schmerzen zeigt, ist man dann mit dem Kühlen eigentlich zu spät.

Der Grund (soweit ich das in Erinnerung hab, - habe keinen Originaltext vorliegen) : Kälte verlangsamt die Durchblutung. Wenn an der Lederhaut eine Entzündung entsteht, kann man mit Kälte die Durchblutung runterfahren und so verhindern, dass sich die Entzündungskeime im ganzen Huf verteilen bis in die kleinsten Gefässe. Dazu muss man aber bis weit über die Hufkapsel hinauf kühlen, - es gab im alten WZP-Forum das Thema, inwieweit die Hufkapsel temperatur-isolierend wirkt (ich weiss nicht mehr in welchem Zusammenhang das diskutiert wurde), und da sagte Jemand (ich glaub es war fuexjen), dass Huf kühlen gar nichts bringt, denn immerhin können Pferde bei minus 15 Grad im Schnee stehen, ohne dass sie kalte Füsse kriegen, da die Hufkapsel super gut gegen Kälte isoliert. Wenn man schon kühlen wollte, müsste man "das Bein bis zum Ellenbogen ins Wasser stellen" (das war so ziemlich Originalzitat, da kann ich mich noch gut dran erinnern. Kann's leider nicht mehr raussuchen, weil's das Forum nicht mehr gibt.).

Ist die Entzündung aber schon voll im Gange, verhindert Kälte durch Runterfahren der Durchblutung, dass die Entzündungskeime möglichst schnell abtransportiert werden können.

Wenn man dem Pferd Kühlmöglichkeit geben will, sollte man es wohl am besten so machen, dass das Pferd Alternativen hat und sich aussuchen kann wo es stehen möchte. In Hufreheforen hab ich immer wieder gelesen, dass die Pferde in eine Box mit nassem Sand gepackt werden oder in einen Mini-Paddock mit nassem Sand, damit es es keine Alternative hat als unbedingt im Feuchten zu stehen, und da frage ich mich, ob man dem Pferd wirklich einen Gefallen tut : vielleicht möchte es sich wegen der Schmerzen lieber hinlegen, und vielleicht würde es zum Hinlegen trockenen Sand oder Stroh vorziehen. Vielleicht bleibt es trotz Schmerzen lieber stehen, wenn es nichts als kalten nassen Sand hat?
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

Ponyschubser
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Re: Hufrehebearbeitung im Vergleich der Huftheorien

Beitrag von Ponyschubser » So 3. Jun 2012, 13:04

SilentDee hat geschrieben:Wichtig finde ich, dass der Hufbearbeiter sich in der Materie wirklich gut auskennt! Und beratend auch als Ansprechpartner in allen Fragen rund um Hufrehe fungieren kann, denn Hufrehe ist in den meisten Fällen eben keine Hufkrankheit, sondern "nur" ein extrem sichtbares und beeinträchtigendes Syptom einer Systemerkrankung!
Da stimme ich dir absulut zu. Und das ist mein Problem. Ich war noch nie bei einer Bearbeitung in Natura dabei. Leider konnte ich da noch nie bei jem. zuschauen. Natürlich haben wir in der Ausbildung bei der BESW den Rehehuf besprochen aber nur in der Theorie.
Meine Stute hatte ja letztes Jahr eine Belastungsrehe. Da bin ich mit der Hufbearbeitung permanet dran geblieben, sodas sich der Huf gar nicht so verformt hat. Die ersten 2 Wochen hatte ich mit Happy Horse beklebt.
Schwierig finde ich daher einen chron. verformten Rehehuf zu bearbeiten. Ich habe da echte Hemmungen, weil mir die Erfahrungen fehlen.
Vor ein paar Wochen kam eine neue Kundin mit einem Shetty mit diesen typischen Entenfüßen. Lange untergeschoben Trachten und lange Zehen. Der kleine lief sehr schlecht, trotz RX-Krankenschuhe. Das Hufhorn war steinhart un kaum zu bearbeiten. Das der ganze Huf gekürzt werden musste war klar. Aber ich war unsicher wie weit. Bevor ich mir zu der weiteren Vorgehensweise Gedanken machen konnte, hatte es sich schon wieder erledigt, da die Dame das Pony beschlagen lassen wollte.
Wie sammelt ihr eure Erfahrungen? Wahrscheinlich sind dann wohl die ersten Rehepferde die eigenen"Testkanidaten"? Oder hattet ihr Hilfe live dabei? Ich bin da alleingestellt und habe Angst dem Pferd durch meine unwissenheit zu schaden..Eure Beschreibungen und Fotos sind übrigens toll und helfen schon. Dankeschön :)
LG Tanja

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