Hilfe, harte Hufe!

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saskia
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Hilfe, harte Hufe!

Beitrag von saskia » Di 22. Mai 2012, 10:47

Heute morgen wollte ich einem meiner Pferde die Hufe raspeln - die Späne die ich abgekriegt habe, hätte man an einer Hand abzählen können *heul* Die Hufe waren steinhart,und mein schöner Hufhobel schien KOMPLETT stumpf zu sein (aber da er mir beim letztenmal noch gute Dienste getan hatte, kann es eigentlich nicht am Hobel liegen. Ich hab den zwar schon ein paar Monate, mache aber nur meine 2 eigenen Pferde damit. Da müsste das Teil doch wesentlich länger scharf bleiben? Und ich lege es auch nie auf Steinboden ab o.ä.)

Ich hab die Aktion dann auch relativ schnell aufgegeben, bevor ich mir unnütz die Handgelenke wieder für etliche Tage ins Aus befördere. Die Pferde sind jetzt erstmal auf der Weide, und wenn sie heute abend nach Hause kommen, wollte ich dem betreffenden Pferd Plastiktüten über die Hufe ziehen und Hufschuhe drüber und mit Wasser angiessen. (Erstmal nur die Vorderhufe, die sind am nötigsten dran).

Jetzt ist die Frage, wie's weitergeht wenn's so trocken bleibt. Hufschuhe habe ich nur für 1 Pferd und nur für vorne. Ich hab da schon Tips gelesen mit Teichfolie und Bändchen einen "Hufschuh" zu basteln, den man angiessen kann, aber das Problem ist, dass meine Pferde alle Beide totale Spielkinder sind und sich sofort an allem zu schaffen machen, und was der Eine nicht erreicht, pflückt ihm der andere runter. Pferd anbinden beim Einweichen? Wie lange müsste sowas einweichen, bis der Huf bearbeitbar ist? Ich mag das Pferd ja auch nicht stundenlang angebunden stehen lassen, der kriegt mir ja einen Rappel. Vor allem wenn er hinterher auch noch beim Bearbeiten stillstehen muss. Einen aufwendigen Hufverband möchte ich auch nicht unbedingt machen und mir das Material dafür lieber für wichtigere Zwecke reservieren, aber wenn's nicht anders geht, muss ich eben ein paar Rollen Panzertape investieren, um alle 8 Hufe einzupacken.

Alternativ hab ich mir überlegt, dass ich eben jeden Tag rangehe, und jeden Tag 3 Flöckchen Späne ist nach 4 Wochen dann auch schon was, - steter Tropfen höhlt den Stein. Wenn meine Gelenke tägliches Raspeln so lange verkraften....

Wie macht ihr das bei Hufen die so hart sind, dass man kaum was abkriegt? Wie macht ihr das bei Kundenpferden, deren Besis vorher vermutlich nicht für euch wässern?
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Re: Hilfe, harte Hufe!

Beitrag von SilentDee » Di 22. Mai 2012, 11:19

Ich hab nen GE Nipper, der macht das! :mrgreen:

Und dann habe ich viele neue Raspeln, die schaffen das dann auch.

Und man übt sich im Messerschärfen, wenn man Steinhufe bearbeiten muss.

Das wichtigste ist aber: Die Messing und die Eisenbürste, damit das Werkzeug nicht so schnell beim Bearbeiten stumpf wird. Je weniger Sand und Steinchen z.B. in den Lamellenschichten hängen, desto langlebiger ist ja das Werkzeug.
Ich habe leider mit Erschrecken feststellen müssen, dass die meisten Pferdebesitzer mir mit der Ankündigung auf schon sauber gemachte Hufe oft Hufe präsentieren, in denen noch extrem viel Mist drin steckt. Ob unten in den seitlichen Strahlfurchen (kein Wunder, wenn es dann seitlich Taschen gibt, wenn die Äppel da drin bleiben) oder in der Lamellenschicht - und der Grund ist, dass sie Angst haben, etwas kaputt zu machen. Oder dem Pferd weh zu tun. :roll: Total süß, aber bei mir gibt es jetzt immer eine Anleitung, wie der Huf echt sauber gemacht wird, und die Erklärung, dass man mit dem Hufkratzer eigentlich nichts kaputt machen kann.

Man stelle ich mal vor: 500 kg Pferd galoppieren im Galopp über Schotterwege, das sollen die Hufe abkönnen. (bei kranken Hufen ist das ja trotzdem mein langfristiges Ziel, irgendwie, ob erreichbar hängt natürlich von dem Boden ab, auf dem das Pferd lebt) Da kann dann der 70 kg-mensch mit dem stumpfen Hufkratzer nicht wirklich viel kaputt machen. Alles, was dabei rauskommt, hätte wohl auch rausgewollt... (Zerfallshorn)

Und wenn der Besi brav immer das Zerfallshorn mit dem Kratzer rausrubbelt, dann kann es auch gar nicht so sehr komprimieren... ;)

Aber zurück zum Thema: Ohne Nipper könnte ich den Job nicht machen. Man hat ja manchmal echt viel zu entfernen... und doch einige Pferde hintereinander...

Lieben Gruß,

Marina

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Re: Hilfe, harte Hufe!

Beitrag von Silke & Abai » Di 22. Mai 2012, 11:21

Saskia, ich bin seit meinem Geburtstag stolze Besitzerin einer Makita Akkuflex, eines 18V Lithium-Ionen-Akkus und eines Schnellladegerätes, welches besagten Akku tatsächlich von komplett leer in komplett voll in 15min!!! (kein Schreibfehler) lädt. Ich bearbeite nur ein Pferd (und meine Hufschuhe und meine Kunststoffbeschläge und diverse Holzsachen, die mir unter die Finger kommen) also mit Werkzeug für knapp 400,- Euro (Makita+Akku+Ladegerät+Koffer+Schleifaufsatz). Dekadent ja, aber ich möchte es nie wieder missen!!!!!!!!!!!! Gerade die kraftraubendste Arbeit, nämlich das senkrecht von außen raspeln und das anschrägen von unten geht damit in Sekunden. Eine teure Lösung, aber vielleicht ist es deine Gesundheit dir ja wert? Es gibt auch billigere Akkuflex, ob die dann aber taugen, kann ich nicht sagen.
Viele Grüße

Silke

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Re: Hilfe, harte Hufe!

Beitrag von Mascha » Di 22. Mai 2012, 11:23

Ich reite einfach mehr Schotter, wenn die Hufe zu lang werden. Da spart man sich eine Menge Arbeit. ;)
Bei den eigenen Pferden hat man es ja in der Hand, wie viel man Raspeln muss, weil man das Reitpensum ja selber bestimmt.
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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Re: Hilfe, harte Hufe!

Beitrag von Silke & Abai » Di 22. Mai 2012, 11:29

Mascha, es gibt tatsächlich auch Pferde mit harten, schnell wachsenden Hufen, die nicht über Schotter laufen mögen. Abai versuche ich ja auch gerade über "mehr Abrieb" zum Anlaufen einer für ihn angenehmen Hufstellung zu bringen, aber dazu muss ich z.B. auf Asphalt führen, weil er unterm Reiter auf den Randstreifen drängelt. Ohne Reiter ist er brav bereit, auf dem Asphalt zu bleiben. Da über den Hufen auch noch (in unserem Fall 24-jahre-alte) Gelenke sitzen, ist ein "Schreddern über harten Boden" auch nicht die Nonplusultralösung für alle und jeden. ;)
Viele Grüße

Silke

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Re: Hilfe, harte Hufe!

Beitrag von Vita » Di 22. Mai 2012, 11:37

Stell die Pferde vor der Bearbeitung ne halbe Stunde in den Schlamm, kannst du dir nicht eine Ecke in der Wiese abstecken und wässern?

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Re: Hilfe, harte Hufe!

Beitrag von Scheckenfan » Di 22. Mai 2012, 13:06

Ich hab mal als Tipp gehört, dass man dem Pferd einfach nasse, vollgesogene Glocken drummacht. Eben nicht die Plastikdinger sondern welche mit Stoff/Neopren/weißichwas. Soll wohl gut helfen, auch wenn's ja eigentlich nur die Wand berührt :think:
Aber wenn du zufällig solche Glocken hast kann man's ja mal probieren.

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Re: Hilfe, harte Hufe!

Beitrag von Pat » Di 22. Mai 2012, 13:23

Für die kleineren Kundenpferde habe ich einen "Gummistiefel" (Easy Boot Soaker), der kommt an einen Huf, bisschen Wasser rein, ein paar Minuten reichen schon um die Arbeit angenehmer zu machen. Denn kann man ein bissen "antüdeln",damit er nicht gleich wegfliegt, wenn die Pferde mit dem Huf strampeln.
Wenn ich dann einen Huf fertig habe wird getauscht.

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Re: Hilfe, harte Hufe!

Beitrag von bayersab » Di 22. Mai 2012, 15:36

ich habe meinem Pferd beigebracht die Hufe einzeln in Eimer zu stellen - diese werden dann ca. halbvoll mit Wasser befüllt.
ca. 15min bevor der Hufbearbeiter kommt, oder ich selbst ran will, reichen völlig.

Alternativ bzw. bevor mein Pony das konnte, habe ich an solchen Tagen unsere "Badewanne" (= Tränke) saubergemacht. Das Wasser da draus habe ich ausgekippt und dann während des neu befüllens das Pony in der Wasserlache bzw. Matschpfütze stehen lassen. Auch das reicht eigentlich ganz gut.

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Re: Hilfe, harte Hufe!

Beitrag von saskia » Di 22. Mai 2012, 16:22

Hui, sooviele Antworten, danke!

Mal der Reihe nach :

@Silent Dee : über 'nen Nipper denke ich auch schon nach, aber lohnt sich der für 3-4 mm die runtermüssen? Ich mach ja recht regelmässig, und da entstehen erst gar keine Riesenüberstände. Allerdings bin ich mir auch nicht sicher, ob das Zudrücken beim Nipper nicht auch auf meine Gelenke geht. Ist zwar nur kurzer Druck, aber dafür vermutlich relativ kräftig? Bzw auch wiederholter "kurzer" Druck bis man ganz rum ist. Aber probieren könnte ich's ja mal. Wie gesagt ist nur die Frage, ob das für die paar mm praktikabel ist?

Hufe "vorsichtig" auskratzen hab ich noch nie gehört. Nur habe ich früher nur gelernt dass man die seitlichen Furchen auskratzen soll. Na ja, gezerrte weisse Linie oder deutlich tiefe Mittefurche hatten wir damals ja nicht. Jetzt schon. Aber seit ich mich mit Hufthemen befasse, mache ich eh alles fest und gründlich. Und vor'm Bearbeiten wasche ich zusätzlich noch die Hufe (Wasser und kräftige Wurzelbürste plus Hufpick mit Drahtbürste im Wechsel), damit man bloss alles gaaanz genau sieht wo man was machen muss. Und was Sand und Steinchen der Raspel antun, habe ich auch gleich gelernt (aus irgendeinem Buch, glaub ich), bevor ich zur Praxis geschritten bin. Werde mir wohl dennoch mal einen neuen Hobel leisten müssen, um einen in Reserve zu haben, und dann kann man auch vergleichen, ob der alte echt stumpf ist.

@Silke : ja da werd ich definitiv drauf sparen. Noch schaff ich es ja (meistens), aber irgendwann wird's nicht mehr per Hand gehen, und dann brauch ich auf alle Fälle sowas. Das Geld muss es mir wert sein.

@Mascha : es gibt Gründe warum man nicht soviel reiten kann wie es huftechnisch nötig wäre... (z.B. Ausbildungsstand des Pferdes bzw mangelnde Muskulatur, weil man nicht SO regelmässig SO intensiv trainieren kann um derartige Ritte ohne Schaden für's Pferd zu absolvieren. Will ja nicht den Hufen zuliebe Schäden an anderen Stellen im Pferd verursachen. Z.B. Alter des Pferdes (noch zu jung um intensiv zu reiten). Z.B. Zeitmangel und gelegentliche gesundheitliche Ausfälle des Reiters, usw usw.) Also trotz eigener Pferde hat man es nicht wirklich "selber in der Hand", sondern hängt es auch von nicht-beeinflussbaren Faktoren ab. Ach ja, und Schotter haben wir hier auch nicht bzw nur ein "paar Meter", - hab ich glaub ich schonmal an anderer Stelle erwähnt.

@Vita : Schlamm.... alle klagen immer wieder mal über Schlamm, wir haben nichtmal zu Regenzeiten welchen. Der Sandboden ist extrem durchlässig und alle Feuchtigkeit ist gleich wieder weg. Ist normalerweise ideal für Pferdehaltung, nur nicht dann wenn man echt mal schlamm bräuchte....

@Scheckenfan : ich hab im ersten Anlauf "Socken" gelesen statt Glocken. Glocken hab ich nicht, aber Socken.... Danke für den Tip, das müsste realisierbar sein.

@Pat und Bayersab : danke für die Info mit den "paar Minuten" bzw "15 Minuten". Wenn das schon reicht, könnte es mit den Socken klappen, wenn ich den Pferden dann ein frisches Heunetz hinhänge, könnten sie es schaffen, die Socken die paar Minuten in Ruhe zu lassen. Oder eben die paar Minuten anbinden. Das ist dann zeitlich ja noch zumutbar.
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