chronischer Rehehuf

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Andrea&Atila
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chronischer Rehehuf

Beitrag von Andrea&Atila » Mo 2. Apr 2012, 11:51

Hallo,
ich habe mir gestern einen Isi mit chronischen Rehehufen angeschaut. grusel

Der derzeitige Schmied hat's vermurkst und ein wahres Wunderwerk an Beschlag direkt unter die extrem schnabelnde Zehe gezaubert. Ich bin echt beeindruckt was die so an der Schule lernen. :roll: Das Pony weniger, es läuft nicht mehr.

Der einzige Schmied hier in der Gegend, dem ich es zutrauen würde das zu reparieren, ist in Rente. :cry:
Die guten Schmiede nehmen keine Pferde mehr hinzu. Die schlechten braucht das Pony nicht.

Wie sieht nun ein Entlastungsbekleb auf solchen Hufen aus?

Polster? Ja oder nein? Womit?

Reicht evtl. ein zurückgesetzter Duplo, um das Pony wieder zum Laufen zu bekommen?
Wo kann ich mich in das Thema einlesen?

Ich hoffe, ich muß da nicht ran, aber wenn sich niemand kompetentes findet, werde ich es für das Pony tun müssen. Verschlechtern kann ich da nichts mehr. :roll:

Bilder mache ich, wenn ich das nächste Mal an die Kamera denke. Aber vll. kann mir schonmal jemand gute Literaturtipps geben.
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Lesley
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von Lesley » Mo 2. Apr 2012, 11:57

Fotos wären gut. Gibt es Röntgenbilder?

Ansonsten gibt es von Duplo auch einen Rehebeschlag.
http://www.die-hufschule.de/entwicklungduplo.htm

Ich habe wenig Erfahrung mit Rehe, aber SilentDee meldet sich bestimmt noch. ;)
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von charlsey » Mo 2. Apr 2012, 12:02

ich glaube das kann dir niemand so genau beantworten bevor wir keine fotos gesehen haben. gibts röntgenbilder? wann kannst du an fotos kommen?
Viele Grüsse,

Claudia

Andrea&Atila
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von Andrea&Atila » Mo 2. Apr 2012, 12:05

TA kommt heute, ich hoffe, es gibt dann aktuelle Röntgenbilder.
Dann auch Fotos.

Den Rehebeschlag von Duplo habe ich mir schon angeschaut, wäre evtl. eine gute und einfache Variante.

Welches Polstermaterial, wäre da noch interessant.

Ich würde das ungern selbst machen, aber mit genug Wissen könnte ich dann wenigstens beurteilen, ob das was dann gemacht wird, so auch halbwegs ok für das Pony ist.
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von SilentDee » Mo 2. Apr 2012, 12:47

Ich würde grundsätzlich den Schnabel komplett weg machen, dann kann sich der Huf beruhigen.

Man sollte bei einem Rehehuf nicht in erster Linie daran denken, dass das Pferd möglichst schnell wieder läuft, als wenn nichts wäre (hätten die Besitzer immer gerne, ist ja klar), sondern klar machen, dass das Pferd schwer krank ist und erst mal vorher gesund werden muss.

Dazu muss die Ursache der Rehe gefunden und absolut beseitigt werden, sonst beginnt mit der Hufbearbeitung eine Odyssee an immer wiederkehrenden Reheschüben und dadurch Schmerzen. "Nur" eine Hufkapsel wieder gesund zu machen, reicht da leider nicht.

Gerade bei chronischen Rehehufen würde ich keinen Duplo kleben, denn damit hat die Sohle und der Strahl keinen richtigen und für die Gesundung wichtigen Bodenkontakt.

Röntgenbilder sind wichtig, Du kannst nur erahnen, wo das Hufbein genau sitzt. Es rotiert ja nicht nur die Wand weg von der Hufbeinkontur, sondern manchmal auch das Hufbein weg von der Wand nach hinten, dann ist die Beinachse gestört. das sieht man nicht unbedingt von außen.

Ich lasse einen Sandpaddock unter Wasser setzen, wenn da noch Entzündung ist, der Sand massiert und entlastet, das Wasser kühlt langfristig. (Ist noch Entzündung? gerade ein Schub? Pulsation?)
Der Schnabel wird komplett entfernt. Das bringt massive Erleichterung. Wasser und Futter in diesem Sandpaddockbereich, das Pony muss nicht zur Bewegung gezwungen werden, wenn es nicht mag. Kein, abolut kein, Kraftfutter, kein Mineral, nur Heu, wenn es um Kohlenhydrate gehen kann, in der Akutphase sogar gewässertes Heu, was pinibel auf Giftpflanzen untersucht wird.

Dann schaue ich, ob eine Strahlpolsterung angenehm oder unangenehm empfunden wird, oft reicht der nasse, tiefe Sand und ein Krankenschuh ist in der akuten Phase oft noch zu warm... Ansonsten nehme ich die Last komplett weg von den Wänden, die Trachten werden zurückgesetzt, der Huf unter ein massives Strahlpolster gesetzt. Das versucht das Pferd ja mit der Entlastungshaltung auch, zu erreichen.

Aber es hängt immer von der individuellen Situation ab. Manche Pferde finden den nassen sand am besten, manche wollen mehr Polsterung, manche brauchen anfangs die schwebende Zehe (Polster- Panzertape-Geschichte) andere eben gar nicht. Die Schwiele unter'm Hufbein wird nur bei weichem Bodenkontakt gebildet. Ohne Gegendruck bricht es oft durch.

Auf jeden Fall erst mal Eisen ab, Zehe ab, gucken, wie es steht und geht, Röntgenbilder, Ursache erkunden, nach dem Röbi Trachten runter, dann Strahlpolster (Gips, Rehepolster, nassen Sand, Krankenschuh mit Polsterung... je nach Situation) und Fütterung auf Mindestmaß mit den KH.

Fotos, bevor Du irendwas machst, Fotos direkt danach, evtl. Blutegel, usw. Die Entzündung muss sich beruhigen, das ist das wichtigste vorerst neben der Schmerzentlastung.
Da jedes Rehepferd anders auf die Polstergeschichten reagiert, muss man das individuell entscheiden. Hufuntersuchzange ist Pflicht! dann weisst Du, wo es drückt und schmerzt.

Lieben Gruß,

Marina

Andrea&Atila
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von Andrea&Atila » Mo 2. Apr 2012, 13:15

Hallo Marina,
das ist super interessant was Du da geschrieben hast.

Ich warte jetzt erstmal auf den TA Bericht von heute und bespreche dann mit der Besitzerin was wir machen können. Was ich dann konkret mache (falls ich was mache) hier und in Rücksprache mit TA.

Ob es ein akuter Schub ist etc., wird die TA heute sicher klären können.

Das Pony ist auf jeden Fall seit heute Morgen von der Wiese runter. Ein kleiner Anfang.

Meine diagnostikfreie Einschätzung (ich hab das Pony letztes Jahr schon mit ewwwwig langen Hufen gesehen) ist eine Kombi aus vernachlässigten Huf und Verfettung, also insulinbedingt und Belastungsrehe durch Vernachlässigung der Hufpflege.

Die schlechte Hufpflege hatte ich schon letztes Jahr bemängelt und mich angeboten, das zu übernehmen. Aber das wollten sie nicht. Nunja, jetzt ist die Kacke am dampfen... :roll:

Vielen Dank schonmal, das regt mein Hirn an....
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von FraukeBF » Mo 2. Apr 2012, 13:25

Hallo Andrea,


Marinas Tipps ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen:)

Mit einem Bekleb mit einem normalen Duplo wäre ich auch vorsichtig in dieser Situation und würde es ohne Röbis schon mal gar nicht machen. Der Duplo bietet was ja gut ist eine relativ breite Auflage für den Huf, dadurch kannst du aber sehr schnell bei einer Senkung oder Rotation in den Bereich kommen, wo zuwenig Sohle unter dem Hufbein ist, dann bekommst du durch punktuellen Druck der Hufbeinspitze auf den Duplo noch eine Belastungsrehe.

Auf jeden Fall muss die Besi und natürlich der SB einsehen, dass wahrscheinlich die komplette Haltung/Fütterung geändert werden muss. Nur so könnt ihr einen Erfolg erzielen. Notfalls heißt das dann halt wie bei einem Pony einer Freundin nie wieder Wiese........ aber die Tatsache, dass das Pony seit der Umstellung läuft wie die Pest und besser als je zeigt, wie wichtig diese Konsequenz ist.
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von Andrea&Atila » Mo 2. Apr 2012, 19:34

mist, jetzt hat es meine Antwort zerhauen...

TA war da. Hat akute Rehe festgestellt, keine Röbis gemacht. Entzündungshemmer und 1 Woche abwarten. :roll:

Was mach ich nu?

Nehm ich die Eisen runter, entlaste die Zehe und nehm die Trachten soweit runter das der Strahl mittragen kann und stell es in den Sandpaddock?

Oder warte ich nun auch ab, mache nix und lass die Besitzerin nach einem kompetenten Schmied suchen?

Bilder kann ich erst Mittwoch machen.

lg
Andrea
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von FraukeBF » Mo 2. Apr 2012, 19:52

Bei einer akuten Rehe sollten auf jeden Fall die Eisen runter, Entzündungshemmer, danach Egel, Pony auf weichen Untergrund, nasser Sand und/oder Tiefeinstreu, Hufe kühlen mit Eiswasser, notfalls rund um die Uhr mit kurzen Pausen, damit der Huf nicht zu sehr aufquillt und ausschließlich Heu füttern, sonst nix.

Aber: Alles in Absprache mit der Besi und dem TA. Du begibst dich rechtlich in eine sehr gefährliche Situation, wenn du in einem solchen Fall etwas machst ohne entsprechende Lizenzen und es ist ohnehin fraglich, ob die Eisen überhaupt ohne Sedierung abgenommen werden können.

Wenn der akute Schub überlebt ist, kann man immer noch überlegen, wer wie weiter macht.

Bei einem derart kritischen Fall, wo die Besi ja laut deiner Aussage bisher resistent gegenüber deinen Vorschlägen war würde ich persönlich mich was Taten angeht raushalten und die Sache dem TA und Schmied überlassen.
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von Andrea&Atila » Mo 2. Apr 2012, 21:23

@frauke

Du sprichst mir aus der Seele. Auch wenn mir das Pony sehr leid tut, irgendwie trau ich mich da jetzt nicht ran. Das ist mir zu heiß.
Wenn es meins wäre, wäre das was anderes, aber so........

Die Besitzerin ist inzwischen sehr verzweifelt und würde jetzt alles tun, naja, nun ist das Kind leider bereits in den Brunnen gefallen...

hmmmm.....
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